Borussia Fulda - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1998/1999

1:3 (0:1)

Termin: 23.01.1999
Zuschauer: 4000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Christoph Westerthaler 16.), 0:2 Christoph Westerthaler (59.), 1:2 Fladung (65.), 1:3 Olaf Janßen (90.)

 

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Borussia Fulda Eintracht Frankfurt

u.a. im Kader:

  • Cesar Thier
  • Marco Fladung
  • Olivier Djappa
  • Jürgen Kreß
  • Kai-Uwe Börner
  • Andreas Wischermann

 

 

 

Wechsel

Wechsel

Trainer

  • Klaus Dörner

Trainer

 

Benefiz, aber kein Mehrwert

Übel sieht es aus beim Tabellenvorletzten der Regionalliga Süd, der im Vorjahr sogar kurz von einem Aufstieg in die Zweite Liga träumen durfte. Drei Millionen Mark Schulden drücken den Verein und nur die Bürgschaftsübernahme durch private “Paten“ der Borussia verhinderten bislang, dass die Banken den Geldhahn vollends zudrehen und der Verein Konkurs anmelden muss. Da trifft es sich gut, dass nicht nur 1860 München in der Vorwoche ohne Gage im Stadion Johannisau antrat, sondern auch die Eintracht ihre Freiluftvorbereitung kurzfristig mit einem Benefizspiel gegen die Borussia eröffnet, um bereits am nächsten Tag in Mannheim aufzulaufen.

Denn noch ahnen sie nicht, dass der Borussia ebenso wie den Waldhöfern im Februar lautstark geholfen wird. Michael Kölmel, Vorstandschef des Verleihers Kinowelt, wird dem Regionalligisten über die Kinowelt-Tochter “Sportwelt Beteiligungsgesellschaft mbH“ einen Kredit gewähren und so die Zahlungsunfähigkeit abwenden. Natürlich nicht ganz uneigennützig, denn die geplante dritte Liga soll nach Kölmels Vorstellungen zur “Sportwelt“-Liga mutieren, was dem DFB überhaupt nicht behagt. Die Idee scheitert zum Glück, rund 120 Millionen Mark werden es sein, die Sportwelt investierte und sich damit den Titel "größte Geldvernichtungsmaschine im deutschen Fußball" redlich verdienen.

Doch zurück in die Johannesau, wo sich über 4.000 Zuschauer einfinden, um für 50.000 Mark in den klammen Kassen zu sorgen und die Eintracht mit einer wild zusammen gewürfelten Truppe zu sehen. Denn neben dem in Basel operierten Weber bleiben gleich neun angeschlagene oder grippekranke Spieler in Frankfurt. “Pärchenbildung“ scheint Trumpf zu sein beim neuen Trainer, denn im Sturm spielen Westerthaler und Stojak, auf links Sobotzik sowie dahinter der bei Horst Ehrmantraut ausgemusterte Gerster und auf der rechten Seite Zampach und Glöckner, während in der Mitte Janßen gemeinsam mit Bernd Schneider die Fäden ziehen soll. "Jeder soll sich präsentieren, jeder soll Spielpraxis bekommen, damit ich mir ein Bild machen kann", begründet dies Reinhold Fanz.

Das unscharf bleiben wird… Bieder ziehen die Frankfurter ihre Angriffe auf, Pedersen bleibt als Libero stoisch hinter den beiden Manndeckern, die ebenfalls kaum aufrücken, wenn die Eintracht in Ballbesitz ist. Immerhin zeigt sich Gerster in Spiellaune und bringt die linke Abwehrseite der Borussen im Zusammenspiel mit Sobotzik immer wieder ins Schwimmen. Kein Wunder, dass er die Vorlage gibt, die Westerthaler mit dem Kopf zur 1:0-Führung nutzt (16.). Weiter überlässt der vor Ehrfurcht scheinbar erstarrte Regionalligist den Frankfurtern das Mittelfeld, doch viel kommt dabei nicht heraus. Janßen spielt zwar ordentlich, aber von der rechten Seite mit Zampach und Glöckner ist ebenso wenig zu sehen wie von Stojak, der im Sturmzentrum mit seinen Ballverlusten nicht eben positiv auf sich aufmerksam macht. Dafür traut sich Jürgen Kreß nach gut 35 Minuten endlich doch einmal, kann aber Torhüter Schmitt mit seinem Schuss nicht ernsthaft in Verlegenheit bringen.

Zur zweiten Halbzeit kommt bei der Eintracht Chen Yang für Glöckner, der sich einen Zehenbruch zugezogen hat, so dass sich der 24-jährige Chinese als Rechtsaußen versuchen soll. Bei der Borussia kommt unter anderem Olivier Djappa und neuer Mut, der sie das Spiel offen gestalten lässt. Aber wieder einmal setzt sich Gerster schön auf der linken Außenbahn durch und flankt scharf in den Strafraum, wo erneut Westerthaler mit dem Kopf zur Stelle ist und auf 2:0 erhöht (59.). Sechs Minuten später zeigt Djappa, warum er 2001 Torschützenkönig in der Zweiten Liga bei Reutlingen werden wird. Mit zwei schnellen Haken tankt er sich auf halbrechts in den Strafraum und legt das Leder quer zu Fladung, der es aus kurzer Distanz nur noch zum Anschlusstreffer einschieben muss. Danach schleppt sich das Spiel mehr oder weniger dem Ende entgegen, bis Olaf Janßen kurz vor dem Schlusspfiff noch den dritten Treffer für die Eintracht erzielen kann. "Das wichtigste war, dass sich keiner verletzt hat. Wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns", resümiert Reinhold Fanz.


Zumindest im Internet ist die Eintracht Vizemeister

Seit gut einem Jahr gibt es bei der Eintracht eine offizielle Homepage, die - wie könnte es anders sein - auf Privatinitiative entstanden ist. “Ich bin auf den Verein zugekommen und habe gesagt: ‘Ihr müsst da was machen. Das gehört sich für einen modernen Traditionsverein, der die Eintracht ja sein will!", erzählt Mathias Scheurer der Wochenzeitung “Sunday“, aus der die folgenden Auszüge sind:

“Das Ganze sollte kostenlos sein, weil der Verein damals in finanziellen Schwierigkeiten war", erklärt Scheurer, der in der Folgezeit sämtliche Frankfurter Internet-Provider abklapperte, bis er dann auf die Firma „Mails + More" stieß. Deren Geschäftsführer stellte sich im Gespräch als Vorsitzender des Eintracht-Fanclubs Bad Vilbel heraus - die Sache war für Mathias Scheurer gebongt. Zusammen mit den Mails + More - Leuten stampfte er innerhalb von einem halben Jahr die erste offizielle Eintracht-Homepage aus dem Boden. (…) Eines der Herzstücke der Homepage ist die von Andy Klünder eingerichtete Spieler-Datenbank. Klünder, der auch für das Eintracht-Archiv zuständig ist, hat dort alle Pflichtspiele der Eintracht verewigt, inklusive Ergebnissen, Torschützen und ähnlichen Fakten. (…) Bis auf Hansa Rostock haben alle Erstligaclubs inzwischen Webseiten. Die Eintracht-Homepage ist laut einer Bewertung von Computer-Bild die zweitbeste aller Vereine hinter der von Borussia Dortmund.“ (tr)

 

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