Eintracht Frankfurt - Bayer Leverkusen

Bundesliga 1999/2000 - 16. Spieltag

1:2 (1:0)

Termin: Mi 15.12.1999 20:00
Zuschauer: 21.000
Schiedsrichter: Dr. Fleischer (Ulm)
Tore: 1:0 Jan-Aage Fjörtoft (20.), 1:1 Stefan Beinlich (49.), 1:2 Stefan Beinlich (88.)

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Eintracht Frankfurt Bayer Leverkusen

 

     

  • Adam Matysek
  • Jörg Reeb
  • Jens Nowotny
  • Robson Ponte
  • Robert Kovac
  • Zé Roberto
  • Bernd Schneider
  • Ulf Kirsten
  • Emerson
  • Michael Ballack
  • Stefan Beinlich

 

Wechsel

Wechsel

  • Oliver Neuville für Bernd Schneider (56.)
  • Zoran Mamic (80.) für Michael Ballack (70.)
  • Thomas Brdaric für Robson Ponte (81.)

Trainer

Trainer

  • Christoph Daum

“Eintracht 2000“ nur fernab des Rasens

"Thomas soll unser Spiel tragen, im Mittelfeld Akzente setzen und Verantwortung übernehmen", fordert Trainer Berger, der sehr froh über die Rückkehr von Sobotzik aus Kaiserslautern ist und den 25-Jährigen bereits einen Tag später beim Spiel gegen Leverkusen einsetzen will. Über seine weitere Zukunft macht sich Jörg Berger zumindest öffentlich keine Gedanken: "Ich glaube, dass ich nach wie vor einen guten Draht zur Mannschaft besitze und sie motivieren kann. Die Situation ist jedoch ähnlich schwierig wie bei meinem Start im Frühjahr. Damals hatten wir zwar nur noch sieben Spiele und jetzt noch 19. Doch davon darf sich niemand blenden lassen."

"Leverkusen hat eine auf fast allen Positionen überdurchschnittlich besetzte Mannschaft. Trotzdem müssen wir selbstbewusst beginnen", fordert Trainer Berger, der Salou nach seinen zuletzt so schwachen Leistungen eine Denkpause verordnet hat. Für ihn spielt Fjørtoft neben Yang im Sturm, zudem spielt Sobotzik mit der Trikotnummer 7 anstelle von Falk im zentralen Mittelfeld, Guié-Mien rückt nach Halbrechts. Rasiejewski soll sich um Ballack und Schur um Zé Roberto kümmern.

Dies ist bei Leverkusen nicht nötig, denn mit aktuell 28 Punkten liegen sie fast im Soll des ehrgeizigen Saisonziels, das Trainer Daum vor der Saison gewohnt lauthals verkündet hatte: “Wir wollen den Titel. Dieses Ziel ist klar mit der Mannschaft abgesprochen worden.“ Und dafür haben sie bei der Werkself auch über 20 Millionen Mark für die Neuzugänge Ballack, Neuville, Ponte und Bernd Schneider, der bei der Eintracht so schmerzlich vermisst wird, ausgegeben.

Erst eine Niederlage leistete sich Leverkusen in dieser Saison und auch in Frankfurt soll nach dem 2:2 in Hamburg ein Sieg her. Mit einer auf zwei Positionen geänderten Aufstellung: Emerson und Kirsten rücken nach ihrer Gelbsperre wieder in die Mannschaft, dafür müssen Ramelow und Neuville auf die Bank. “Schnix“ Schneider wird somit gegen die Eintracht von Beginn an spielen.

Es sind nur 21.000 Zuschauer im Waldstadion, zudem sind die Kurve und weite Teile der Gegentribüne leer, da die Fans schweigend vor ihren Blöcken warten, 20 Minuten lang. “Kein Bock mehr“, steht auf dem größten Transparent und einer der Initiatoren ergänzt vor dem Spiel: "Wir geben alles, aber es kommt nichts zurück.“ Trainer Berger hat Verständnis für diese Reaktion der Fans: “Die Aktion ist nicht schlecht, weil sie vielleicht manchen zum zusätzlichen Nachdenken anregt."

Dazu ist bei Spielbeginn jedoch keine Zeit, denn Leverkusen macht von Beginn an mächtig Druck. Schnell läuft der Ball, immer wieder über Ballack und Bernd Schneider auf dem rechten Flügel. Ponte hat gleich in der 3. Spielminute eine gute Torchance, doch Torhüter Nikolov kann klären. Danach jedoch steht die Abwehr um Libero Janßen, Leverkusen spielt schön im Mittelfeld, doch es fehlt die Durchschlagskraft. Kracht hat Kirsten im Griff, und als sich Ponte in der 14. Spielminute gegen Kutschera durchsetzt und abzieht, ist Rasiejewski zur Stelle und kann vor der Linie klären.

Fünf Minuten später wird es laut, die Ränge füllen sich wieder, die Eintracht wird nach vorne gepeitscht. Die Antwort folgt fast postwendend, Sobotzik ist im Mittelfeld am Leder und spielt einen tollen Pass genau in den Lauf von Yang, der das Leder in die Mitte flankt. Fjørtoft steigt hoch und köpft, das Leder trifft die Schulter von Nowotny und wird unhaltbar für Torhüter Matysek ins untere Toreck abgefälscht. Das 1:0 für die Eintracht (20.).

Die Werkself greift nun wütend an, selbst Guié-Mien muss auf der rechten Seite verteidigen, aber die Abwehr und Torhüter Nikolov spielen sicher, Schüsse von Emerson (26.) und Ponte (36.) können abgewehrt werden. Aus der eigenen Hälfte können sich die Adler jedoch kaum noch befreien, auch Sobotzik, der alle Freistöße und Ecken tritt, kann das Spiel nach so wenig Einsatzzeit im letzten halben Jahr nicht ordnen. Zudem steht ihm im Mittelfeld Emerson fast ständig auf den Füssen.

So geht es mit der 1:0-Führung in die Pause. Da Kutschera angeschlagen ist, kommt zur zweiten Halbzeit der fast schon ausgemusterte Uwe Schneider zu seinem ersten Einsatz in der Saison, um sich um Ponte zu kümmern. Und bei Leverkusen drängt sich Manager Calmund in die nun sehr enge Kabine und staucht seine Werkself zusammen: "Ich habe dabei auch in die asoziale Kiste gegriffen. Das versteht jeder, egal ob Brasilianer, Kroate oder Deutscher."

Und dies scheint Wirkung zu zeigen, Leverkusen drückt von Beginn an mit schnellen direkten Angriffen. Diesmal über Emerson, der das Leder Kirsten in den Lauf spielt. Der zögert nicht lange und passt quer auf Beinlich, der das Leder aus 15 Metern trocken ins Netz haut. Der 1:1-Ausgleich in der 48. Spielminute.


Rolf-Christel Guié-Mien

Die Fans schreien die Adler nun fast pausenlos nach vorne, nur, es gibt kein Durchkommen, zu groß ist der Druck. Und schon wieder rollt ein schneller Angriff über Emerson, der diesmal Zé Roberto bedient. Doch Glück für Torhüter Nikolov, dass der Schuss knapp über die Latte streicht (50.). Und so sieht es auch in den nächsten Minuten aus, Emerson, Ballack und der immer wieder nachrückende Zé Roberto haben viel Platz, um ihr schnelles direktes Spiel zu zelebrieren. Die Adler schauen dem fast staunend konsterniert zu.

Dann die 65. Spielminute, es gibt Freistoß für die Eintracht aus dem Halbfeld. Sobotzik spielt einen schönen Heber über die Abwehrreihe und Schur schaltet schnell. Allein läuft er auf Torhüter Matysek zu und schießt, doch der 31jährige Pole reagiert glänzend und kann abwehren. Dennoch kullert der Ball in Richtung Torlinie, aber Beinlich kann das Leder in allerletzter Sekunde wegschlagen. Kurz darauf kommt Salou für den enttäuschenden Yang ins Spiel (66.), auch Trainer Daum hat inzwischen gewechselt, Neuville kam bereits in der 56. Minute für Bernd Schneider.

Nun plätschert das Spiel ein wenig vor sich hin, dabei ist doch der eine Punkt viel zu wenig für die Eintracht. Aber Leverkusen schiebt sich die Kugel souverän im Mittelfeld hin und her, um ständig auf eine Angriffsmöglichkeit zu lauern. Trainer Berger reagiert erneut und bringt Falk für Fjørtoft, der sich nach seinem Tor nicht eine Torchance erspielen konnte (76.). Kurz darauf sind die Adler sogar in Überzahl, denn der für Ballack eingewechselte Mamic schafft es tatsächlich, sich innerhalb von nur 10 Minuten die Gelb-Rote Karte zu erfoulen (80.).

Der nächste Wechsel von Christoph Daum ist erfolgreicher, er bringt Brdaric für Ponte (81.). Der 24-Jährige setzt sich bei einem schnellen Angriff gegen Uwe Schneider durch und flankt scharf in den Strafraum. Beinlich fliegt in die Flanke und köpft das Leder unhaltbar für Oka Nikolov ins Netz. Das 2:1 für Leverkusen (88.).

Kurz darauf pfeift der Ulmer Schiedsrichter Dr. Fleischer ab. Die Eintracht bleibt nach der fünften Niederlage in Folge auf Platz 17. Der Rückstand auf den Tabellenfünfzehnten Ulm beträgt bereits 5 Punkte. Und Präsident Heller muss unter der Woche Stellung nehmen: "Zur Trainerfrage sage ich nichts. Was soll ich mit Berger besprechen, er hat Vertrag bis 30. Juni.“ Rolf Heller räumt selbstkritisch Fehler bei der Zusammenstellung des Teams ein, sagt aber auch: "Die Präsidentenfrage stellt sich nicht, solange die Fans und die Mitglieder hinter mir stehen. Ich werde in dieser schwierigen Situation nicht den Bettel hinwerfen. Ich habe mir überhaupt nichts vorzuwerfen."


Es brodelt weiter im Hintergrund, das Bündnis “Eintracht 2000“ formiert sich

Am 31. Januar ist die Jahreshauptversammlung der Eintracht, Neuwahlen stehen nicht auf dem Programm. Dennoch ist große Unruhe programmiert, denn es formiert sich ein Mitgliederbündnis mit Namen “Eintracht 2000“, das nicht nur weitreichende Satzungsänderungen, sondern auch Personalentscheidungen fordert. So ist die außerplanmäßige Abwahl der Verwaltungsratsmitglieder Ehinger und Maul, die durch gezielte Indiskretionen für den Abgang von Gaetano Patella gesorgt haben sollen, eines der Ziele. Ganz im Sinne von Fußballabteilungsleiter Tschauder, der ebenfalls den Abgang der beiden “faulen Eier“ forderte, dem Bündnis jedoch nicht angehört.

Zudem wird die Offenlegung der Zahlen der Eintracht Marketing GmbH gefordert, zu denen sich Geschäftsführer Dr. Lämmerhirdt und Schatzmeister Leben bislang in finsterstes Schweigen hüllen. Darüber hinaus soll der Verwaltungsrat nur noch ein Vorschlagsrecht bei der Besetzung des Präsidiums bekommen, welches von der Mitgliederversammlung künftig alle 3 Jahre bestätigt und gewählt werden müsse, “um der zunehmenden Entmündigung der Eintracht-Mitglieder Einhalt zu gebieten. Vor allem die nicht mehr erkennbare Trennung von handelnden und überwachenden Organen ist unerträglich", betont der Sprecher des Bündnisses, Guido Derckum. Um die Forderungen auf die Tagesordnung zu bekommen, sind 100 Unterschriften bis zum Ende des Jahres notwendig.

Präsident Heller sieht der Versammlung Ende Januar dennoch relativ gelassen entgegen, weil er in dem Bündnis "keine Krakeeler-Opposition" sieht, sondern "eine Bewegung mit Hand und Fuß, die den Boden der Sachlichkeit nie verlassen hat und sich Gedanken um den Verein macht." (tr)

 

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