1. FC Kaiserslautern - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1999/2000 - 30. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: Sa 15.04.2000 15:30
Zuschauer: 41.500
Schiedsrichter: Dr. Fleischer (Ulm)
Tore: 1:0 Marco Reich (57.)

 

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1. FC Kaiserslautern Eintracht Frankfurt

     

  • Georg Koch
  • Axel Roos
  • Jörgen Pettersson
  • Ciriaco Sforza
  • Michael Schjönberg
  • Marco Reich
  • Mario Basler
  • Slobodan Komljenovic
  • Igli Tare
  • Jeff Strasser
  • Andreas Buck

 

 

Wechsel

  • Olaf Marschall für Igli Tare (34.)
  • Roger Lutz für Jeff Strasser (61.)
  • Miroslav Klose für Jörgen Pettersson (75.)

Wechsel

Trainer

  • Otto Rehhagel

Trainer

 

Fünf Punkte verloren

Am Donnerstag war die Welt noch in Ordnung: "Wir haben nun gute und berechtigte Hoffnungen auf den Klassenerhalt. Und deshalb fahren wir zuversichtlich in die Pfalz", erzählt Felix Magath bei der obligatorischen Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den Tabellensiebten aus Kaiserslautern. Doch 24 Stunden später brodelt es: "Der Lizenzierungsausschuss des DFB hat Eintracht Frankfurt mit einem Punktabzug von zwei Zählern am Ende der laufenden Saison belegt. Der Verein muss zusätzlich eine Geldstrafe in Höhe von 500.000 DM zahlen. Schatzmeister Leben schloss eine Beschwerde gegen die Entscheidung nicht aus, wollte sich vor Erhalt der schriftlichen Begründung aber nicht festlegen. Die Eintracht hätte damit nur noch 30 Punkte und läge wieder auf einem Abstiegsrang", heißt es in der Pressemitteilung der Eintracht am Freitag.

"Das ist, wie wenn ein Kind im Schwimmbad untergetaucht wird, wieder hoch kommt und dann von einem anderen Kind erneut unters Wasser gedrückt wird. So ein zurechtgezimmertes Urteil von Statutenreitern passiert einen Tag vor einem für uns so wichtigen Spiel. Ich würde gerne wissen, wie der DFB reagierte, wenn man einen Tag vor einem wichtigen Länderspiel solche Klöpse raushauen würde", zürnt Felix Magath nicht nur über den DFB, sondern auch über die Konkurrenten aus Rostock, Unterhaching und Ulm, die in den letzten Tagen immer wieder öffentlich Sanktionsforderungen an den DFB stellten: "Meine Spieler müssen sich darauf einstellen, dass manche Vereine mit allen Mitteln versuchen, sich Vorteile zu verschaffen. Nur auf dem Platz ist die Welt noch in Ordnung. Außerhalb des Rasens ist es vorbei mit der Fairness."

Für den Rasen wählt der Trainer die gleiche Aufstellung wie beim 1:0-Sieg gegen Bremen. Vor der Dreierabwehr mit Kutschera, Houbtchev und Kracht spielen somit wieder Schur und Rasiejewski. Lediglich Guié-Mien auf der rechten Außenbahn muss für den defensiveren Schneider weichen. Neben Reichenberger bekommt erneut Yang vor Salou und Fjørtoft den Vorzug als zweite Spitze.

Im Gegensatz zu Magath hat Kaiserslauterns Trainer Rehhagel mit Verletzungssorgen zu kämpfen. Zudem fällt Koch nach seiner fünften Gelben Karte aus. So stellt er vor der Dreierabwehr um Sforza den 22jährigen Reich auf die linke Außenbahn, Roos spielt neben Komljenovic vor der Abwehr und Basler, der sich um Gebhardt kümmern soll, auf Rechts. Im Sturm sollen Pettersson und Tare dafür sorgen, dass "der Betze" nach zuletzt zwei 1:2-Heimniederlagen gegen Stuttgart und Hertha wieder "brennt".

Doch was sich in der ersten Halbzeit auf dem Rasen abspielt, verdient nicht einmal das Attribut "glimmen". Fehlpässe und Stockfehler bestimmen die ersten Minuten in diesem Trauerspiel. Strasser und Komljenovic übertreffen sich hierbei selbst und auch die beiden Stürmer passen diesbezüglich mit traumwandlerischer Sicherheit zueinander. Besser macht es die Eintracht jedoch nicht. Gebhardt ist bei Basler in zu guten Händen, so dass das Spiel der Adler viel zu oft durch die Mitte geht. Anspielstationen für Heldt gibt es jedoch kaum, Reichenberger und Yang versuchen gar nicht erst, sich ohne Ball zu bewegen, und von hinten erhält der Spielmacher kaum Unterstützung.

Es läuft die 15. Spielminute, endlich einmal setzt sich Gebhardt nach feinem Zuspiel von Heldt auf der linken Außenbahn gegen Basler durch. Er passt scharf in den Strafraum, doch Reichenberger und der aufgerückte Schneider verpassen den Ball. Das war es tatsächlich schon an Torchancen für die Eintracht. Dabei wirkt Linksfuß Schjönberg auf der rechten Abwehrseite alles andere als sicher und Strasser auf Links hat ebenfalls einen gebrauchten Tag erwischt. Immerhin, eine Torchance hat auch Kaiserslautern in der 29. Spielminute, als Tare nach einem Missverständnis zwischen Kutschera und Kracht plötzlich freie Bahn hat, den Schuss jedoch kläglich verzieht (29.). Kurz darauf reicht es Rehhagel mit seinem Stürmer, bereits nach 34. Minuten kommt Marschall in die Partie.

Eine indiskutable Leistung bis zur Pause, Trainer Magath bringt nun Salou für Yang, der vom Kicker-Sportmagazin für seine Leistung die Note 6 erhält und Zampach für Schneider, der immerhin eine 5,5 bekommt. Keine Wechsel gibt es bei Kaiserslautern, wohl aber eine Kabinenpredigt, die sich gewaschen hat, denn zur zweiten Halbzeit spielt der Tabellensiebte wesentlich engagierter. Insbesondere Reich hält es nun nicht mehr hinten, immer wieder setzt er zu Sprints auf der linken Außenbahn an. Aber auch Buck und Basler haben nun die Außenbahn für sich entdeckt, die Eintracht muss sich weit in die eigene Hälfte zurückziehen.


Reich zum 1:0 für die Pfälzer

Dann die 57. Spielminute, Basler setzt nach Zuspiel von Buck zu einem Sprint an, verlädt erst Salou und dann Kutschera, bevor er abzieht. Torhüter Heinen kann mit einer tollen Fußabwehr parieren, doch aus dem Hintergrund kommt Reich angerauscht und zimmert das Leder ins Netz zur 1:0-Führung für den 1. FCK. "Wir haben Sch...e gespielt und vor allem die ersten 20 Minuten nach der Pause verpennt", meckert Schur über sich und seine Mitspieler nach dem Spiel.

Von Aufbäumen ist jedoch keine Spur bei der Eintracht. Müde quälen sie das Leder in der eigenen Hälfte quer, die Pässe in die Spitze bleiben zu ungenau oder werden von Reichenberger und Salou leichtfertig vertändelt. Obwohl Kaiserslautern es nicht viel besser macht, sind sie dem 2:0 wesentlich näher als die Eintracht dem Ausgleich. Zum Glück vergeben aber Pettersson und Komljenovic ihre Chancen kläglich.

Dann die 70. Spielminute, einen strammen Schuss von Rasiejewski kann Torhüter Koch nur nach vorne abwehren. Salou setzt nach, kommt aber im Gerangel mit Schjönberg zu Fall. Elfmeter fordern die Adler, doch vergeblich. Zu Recht entscheidet Schiedsrichter Dr. Fleischer, bei dem die Gelben Karten heute nur allzu locker sitzen, auf Weiterspielen. Aber die Eintracht bleibt am Drücker, nur eine Minute später setzt sich Zampach auf der rechten Außenbahn durch und flankt in die Mitte, Salou setzt zum Seitfallzieher an, trifft aber nur das Außennetz (71.).

Doch der Druck der Eintracht währt nur knapp zehn Minuten, danach besinnen sich die Adler wieder auf das Querpassen, so dass es am Ende beim verdienten 1:0-Erfolg der "Roten Teufel" bleibt. Die Eintracht findet sich auf Platz 16 in der Tabelle wieder, mit zwei Punkten Rückstand auf Ulm und Rostock, die jeweils einen Punkt geholt haben.


Stimmen nach dem Spiel zur Entscheidung des DFB

Felix Magath: "Nach dem guten Urteil des DFB am Freitag haben wir heute ein nicht so gutes Spiel hingelegt. Ich hatte auf eine Trotzreaktion gehofft, aber dieses Urteil hat uns gelähmt. Es war eines der schwächeren Spiele unter meiner Leitung. Wir haben kaum Chancen herausgespielt und zu wenige Akteure haben den Ball gefordert. So gesehen hat uns der DFB gleich fünf Punkte abgezogen. Ich bin mir sicher, dass wir ohne die Entscheidung in Kaiserslautern gewonnen hätten."

Horst Heldt: "Ich bin froh, dass wir nicht gewonnen haben, denn sonst hätten die anderen Mannschaften bestimmt protestiert. Diese Bestrafung trifft die Mannschaft nach all dem, was sie in den letzten beiden Monaten erreicht hat, wie ein Genickschlag und wirft uns zurück."

Alexander Schur: "Da ist doch eine Lynchjustiz am Werk."


Stimmen der anderen zur angeblichen "Lex Frankfurt"

Gerd Rehberg, Präsident von Hansa Rostocks: "Wäre Rostock mit den Frankfurter Ausgangswerten gekommen, hätten wir keine Lizenz bekommen. Die Entscheidung ist eine Lachnummer. Was sind das Lizenzierungsverfahren und die Institution DFB noch wert, wenn jeder machen kann, was er will?"

Erich Steer, Manager SSV Ulm: "Für mich ist das keine Bestrafung, sondern eher eine Belohnung. Ich bin davon überzeugt, dass andere Clubs bei gleichen Vergehen härter bestraft worden wären. Aber wir Kleinen zählen ja sowieso nicht so viel. Wenn Ulm, Freiburg oder Unterhaching das gemacht hätten, könnten wir uns verabschieden. Nichts gegen Frankfurt, aber hier geht es ums Prinzip."

Engelbert Kupka, Präsident der SpVgg. Unterhaching über Rainer Leben: "Wildwest-Manieren müssen verhindert werden, die Mentalität von Hasardeuren bringt niemanden weiter."

Richard Golz, Torhüter SC Freiburg: "Das Urteil hat mich nicht überrascht. Das ist das Schlimme. Man erwartet nicht mehr so viel vom DFB."

Wilfried Straub, Liga-Direktor des DFB, ist erbost über die Reaktionen: "Wir sind nicht dazu da, um Vereine platt zu machen. Wir haben uns aber auch nicht durch irgendwelche Einflüsse von außen unter Druck setzen lassen. Das war keine ‘Lex Eintracht‘. Wenn die Rostocker ihre Vergangenheit bemühen, werden sie sehen, dass wir auch ihnen in strittigen Punkten entgegen gekommen sind und in jeder Hinsicht stets eine faire Chance gegeben haben."

Auch Vizepräsident Peter Lämmerhirdt kontert: "Schade, dass einige Konkurrenten nun absolut unsachlich werden. Wie kann ich irgendetwas beurteilen, wenn ich nicht einmal den Sachverhalt kenne."

Felix Magath: "Man muss davon ausgehen, dass die Herren aus Unterhaching und Rostock das absichtlich machen, um Druck auszuüben und Unruhe bei uns zu schaffen. Ich halte das für ausgesprochen unsportlich."


Nachtrag

Fristgerecht hat die Eintracht am 29. April beim DFB Beschwerde gegen den Abzug von zwei Punkten und einer Geldstrafe in Höhe von 500.000 Mark wegen angeblicher Verstöße gegen Lizenzierungsauflagen eingereicht.

Nachdem die Beschwerde vier Tage später abgelehnt wird, bestätigt der DFB-Beschwerdeausschuss am 20. Mai den Punktabzug sowie die Geldstrafe, da ein "schuldhafter, zumindest aber grob fahrlässiger Verstoß" vorgelegen habe, der von der Eintracht selbst eingeräumt worden sei. Durch Spielerkäufe in der Winterpause sei das Budgetdefizit um weitere 3,6 Millionen Mark überschritten worden. Strafverschärfend, so der Vorsitzende Karl Schmidt, sei zudem, dass die Eintracht Wiederholungstäter sei und schon einmal gegen Vorgaben des DFB beim Lizenzierungsverfahren verstoßen hatte. "Wir sind aufgerufen, durch eine gleichmäßige Behandlung aller Vereine den Wettbewerb zu sichern." (tr)


 

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