Eintracht Frankfurt - Hansa Rostock

Bundesliga 2000/2001 - 3. Spieltag

4:0 (0:0)

Termin: Mi 06.09.2000 20:15
Zuschauer: 20.500
Schiedsrichter: Michael Weiner (Hildesheim)
Tore: 1:0 Thomas Reichenberger (60.), 2:0 Horst Heldt (65., Foulelfmeter), 3:0 Horst Heldt (79., Foulelfmeter), 4:0 Thomas Reichenberger (81.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Hansa Rostock

 

     

  • Martin Pieckenhagen
  • Sven Benken (74.)
  • Andreas Jakobsson
  • Rayk Schröder
  • Timo Lange
  • Peter Wibran
  • Marcus Lantz
  • Mohamed Emara
  • Kreso Kovacec
  • Radwan Yasser
  • Victor Agali

 

Wechsel

Wechsel

  • Magnus Arvidsson für Timo Lange (63.)
  • Christian Brand für Mohamed Emara (71.)

Trainer

Trainer

  • Andreas Zachhuber

 

 

Ein glücklicher Kantersieg

Grippewelle in Frankfurt. "Ich muss bis Mittwoch warten, ehe ich weiß, auf wen ich zurückgreifen kann", sagt ein ebenfalls verschnupfter Felix Magath, der jedoch verspricht: "Egal, wer spielt, die Zuschauer werden eine Mannschaft auf dem Feld sehen, die von der ersten Minute an fightet und gewinnen will." Dies ist nach den zuletzt so blamablen Leistungen auch geboten, zudem, wenn es gegen den bislang sieg- und torlosen Tabellensiebzehnten aus Rostock geht.

Erneut wirft Felix Magath die Startaufstellung mächtig durcheinander. Das Tor hütet heute wieder Heinen anstatt Nikolov, in der Abwehr spielt Kutschera für Bulut und im Mittelfeld sind es Alexander Rosen auf der rechten Außenbahn sowie Wimmer auf Links, der für Preuß spielt. Schur rückt für den rotgesperrten Lösch vor die Abwehr und Reichenberger sowie Ciric ersetzen Fjørtoft und Salou im Sturm.

Zwei Niederlagen und ein Torverhältnis von 0:5 Toren, den Saisonauftakt hatte sich Trainer Zachhuber ganz anders vorgestellt. Genau wie die Fans, die nach der 0:4-Heimpleite gegen Schalke in der letzten Woche den Kopf des Trainers forderten. Zudem fehlt es an einem Spielgestalter, der von Präsident Rehberg erst für den Herbst versprochen wird. Wibran, Brand und Neuzugang Rydlewicz aus Bielefeld konnten die Erwartungen bislang jedenfalls nicht erfüllen. Zudem konnte bislang auch der 2,4 Millionen Mark teure schwedische Nationalspieler Jacobsson keine Ordnung in die Abwehr der Hanseaten bringen. Dennoch ist mindestens ein Punkt Pflicht gegen die Frankfurter, die unter Trainer Magath bislang noch kein Heimspiel verloren haben. So ersetzt der Trainer Zallmann und Oswald durch Benken und Schröder, die neben Jacobsson in der Dreierabwehr spielen. Lange und Yasser stehen statt Brand und Rydlewicz im Mittelfeld und Agali beginnt im Sturm neben Kovacec.

Lediglich 20.500 Zuschauer sehen zu Beginn eine verkrampft wirkende Eintracht. Ängstlich schieben sich die Adler das Leder im Mittelfeld zu, Fehlervermeidung steht im Vordergrund. Ganz anders der Tabellenfünfzehnte der Vorsaison, der sich nicht versteckt und die Kugel schnell und direkt laufen lässt. Vielleicht zu schnell, denn Agali versucht sich in der 7. Spielminute mit einem Rückpass, der genau bei Ciric landet. Der 32Jährige sprintet allein in den Strafraum, um aus elf Metern abzuziehen, scheitert mit seinem unplatzierten Schuss jedoch am schnell reagierenden Torhüter Pieckenhagen.

Danach spielt weiter nur Rostock, immer wieder angetrieben vom fünf Monate verletzten Ägypter Yasser, mit dem Schur seine Probleme hat. So in der 15. Spielminute, als er sich gegen Alex durchsetzt und zu Wibran im Strafraum flankt. Doch zum Glück trifft der 31-jährige Schwede mit seinem Volleyschuss nur das Außennetz. Nur zwei Minuten später ist es erneut Wibran, der sich nach einer Flanke von Emara gegen Kutschera im Kopfballduell durchsetzt, aber nur die Latte trifft. Von Gegenwehr keine Spur, immer wieder bringen leichte Ballverluste Rostock ins Spiel, zudem hat Wimmer große Probleme mit dem schnellen Offensivverteidiger Emara auf der linken Seite. Gut, dass Torhüter Heinen auf der Hut ist und erst einen Schuss von Agali abwehren kann und kurz darauf bei einem Kopfball von Kovacec nicht eingreifen muss (23.).

Derweil fehlt es der Eintracht an Ideen im Mittelfeld, Rosen beschränkt sich darauf, Lange in den Griff zu bekommen, so dass Heldt eine Anspielstation auf Links fehlt. Zudem hat Guié-Mien einen gebrauchten Tag erwischt, kaum ein Zuspiel gelingt ihm und auch im Zweikampf ist er meist zweiter Sieger, so dass Reichenberger und Ciric ziemlich in der Luft hängen.

Dann die 43. Spielminute, erneut ist Guié-Mien im verbissenen Zweikampf mit Yasser. Der Ägypter klammert und Guié-Mien reißt sich gewaltsam los, während sich Yasser theatralisch an den Kopf greift. Schiedsrichter Weiner reagiert sofort und zeigt dem 22-jährigen Kongolesen die Rote Karte wegen Tätlichkeit. "Nicht Rolf, sondern sein Gegenspieler hat sich falsch verhalten, indem er Rolf festgehalten hat. Er hat sich losgerissen, aber nie und nimmer versucht, eine Tätlichkeit zu begehen", ärgert sich Felix Magath über Schiedsrichter Weiner, der bei seinem Pausenpfiff kurz darauf mit einem gellenden Pfeifkonzert bedacht wird.

Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit, in der es zunächst mit viel Ballgeschiebe weitergeht. Dann aber die 60. Spielminute, die Eintracht ist mit Reichenberger im Angriff, der im Halbfeld einen flachen Pass auf die rechte Außenbahn spielt. Genau in den Lauf des startenden Wimmer, der nur halbherzig bedrängt wird und den Ball ebenfalls flach und scharf in den Strafraum flankt. Ciric und Schröder verpassen, nicht aber Reichenberger, der das Leder aus acht Metern unbedrängt unter die Latte haut. Zum 1:0 für die Eintracht.

Rostock reagiert mit wütenden Angriffen, doch ein überhasteter Schuss von Agali wird abgefangen und Torhüter Heinen wirft das Leder sofort nach vorne zu Heldt, der umgehend zu Reichenberger spielt. Der legt das Leder in den Lauf des in den Strafraum startenden Ciric. Jacobsson setzt nach und will klären, trifft jedoch von hinten nur die Beine des Ex-Berliners. Den fälligen Elfmeter führt Heldt aus und trifft, aber Schiedsrichter Weiner lässt den Strafstoß wiederholen, da Ciric zu früh in den Strafraum gelaufen ist. Aber auch im zweiten Versuch bleibt Heldt eiskalt und haut das Leder flach ins rechte Toreck zum 2:0 für die Eintracht (65.). Der Spielverlauf ist auf den Kopf gestellt, doch dies interessiert nicht nur die jubelnden Fans wenig.

Aber auch Rostock interessiert der Rückstand nicht, mit dem Mut der Verzweiflung werfen sie alles nach vorne und die in Unterzahl spielende Eintracht hat Glück, dass erst Kovacec und dann der eingewechselte Arvidsson jeweils nur den Pfosten treffen (70.). Dann aber übertreibt es Benken mit dem Einsatz und fliegt in der 74. Spielminute wegen wiederholtem Foulspiel mit Gelbrot vom Platz.

Sechs Minuten später gibt es wieder einen schnellen Konter der Adler, der Ball kommt zu Reichenberger am rechten Strafraumrand. Er kann sich bedrängt von Brand und Lanz durchwuseln, wird dann aber von Lanz einfach zu Boden gerissen. Klare Sache selbst für Schiedsrichter Weiner, es gibt Elfmeter. Erneut läuft Heldt an und wieder haut er das Leder unhaltbar für Torhüter Pieckenhagen ins rechte Toreck. Zum 3:0 für die Eintracht (79.).

Rostock versucht es noch einmal halbherzig, doch wieder wird ein Angriff abgefangen und die Frankfurter kontern über den für Ciric eingewechselten Mutzel. Der 20-Jährige sieht, dass Reichenberger startet und spielt ihm das Leder aus dem Halbfeld in den Lauf. Reichenberger sprintet in den Strafraum und schlenzt das Leder vorbei an Pieckenhagen ins rechte Toreck zum 4:0 (81.).

Danach ist das Spiel gelaufen und Trainer Zachhuber bedient: "In der ersten Halbzeit haben wir hervorragend Fußball gespielt und hätten 2:0 führen können. Was dann passierte, tut mir sehr leid. Ich bin sprachlos und maßlos enttäuscht. So haben wir in der Bundesliga nichts zu suchen." Am gleichen Abend noch wird er entlassen und Assistenztrainer Schlünz übernimmt das Training, bis am 18. September Friedhelm Funkel als Nachfolger vorgestellt wird. (tr)


Stimmen zum Spiel

Felix Magath: "Wir haben gezeigt, dass wir in der Ersten Liga bleiben wollen. Meine Hochachtung für die Mannschaft, wie sie in Unterzahl Rostock klar beherrscht hat. Man hat gesehen, was das Team leisten kann, wenn der Druck weg ist."

Horst Heldt: "Man hat gesehen, dass wir Moral besitzen. Nach dem blamablen 1:6 war das die richtige Antwort der Mannschaft. In der Halbzeit hätte doch niemand mehr einen Pfifferling auf uns gesetzt."

Alexander Kutschera: "In Unterzahl haben wir gezeigt, dass der Mannschaftsgeist intakt ist. Darauf können wir aufbauen."


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