Eintracht Frankfurt - Borussia Dortmund

Bundesliga 2000/2001 - 7. Spieltag

1:1 (1:0)

Termin: Fr 29.09.2000 20:15
Zuschauer: 38.500
Schiedsrichter: Albrecht (Kaufbeuren)
Tore: 1:0 Gerd Wimmer (21.), 1:1 Fredi Bobic (71.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Borussia Dortmund

 

     

  • Jens Lehmann
  • Jürgen Kohler
  • Alfred Nijhuis
  • Christoph Metzelder
  • Evanilson
  • Miroslav Stevic
  • Sunday Oliseh
  • Dédé
  • Otto Addo
  • Fredi Bobic
  • Victor Ikpeba

 

Wechsel

Wechsel

  • Lars Ricken für Miroslav Stevic (64.)
  • Billy Reina für Victor Ikpeba (65.)

Trainer

Trainer

  • Matthias Sammer

 

 

Trotz Schiedsrichter ein Unentschieden erkämpft

"Die Schmerzen in der Leiste sind weg und im Knie habe ich auch kaum noch Probleme", freut sich Gebhardt nach seiner Behandlung in Freiburg, doch nach dem Mittwochstraining humpelt er mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Platz. Diesmal ist es das linke Knie, das ihm Probleme macht, so dass er genau wie Sobotzik und der rotgesperrte Houbtchev im Heimspiel gegen Dortmund fehlen wird. Ebenfalls nicht im Kader sind die grippegeschwächten Rosen und Schmitt sowie der am Knie verletzte Salou. Dennoch steht Bulut nicht zur Disposition und wird gar zu den Amateuren verbannt, was dieser nur kopfschüttelnd kommentiert: "Ich weiß nicht, warum. Der Trainer hat dazu auch nichts gesagt, aber er redet ja sowieso lieber mit Journalisten als mit Spielern."

Dies lässt Felix Magath jedoch kalt, beeindruckt zeigt er sich hingegen vom Tabellendritten aus Dortmund, der seine letzten drei Auswärtsspiele gewinnen konnte: "Es ist klar, dass wir gegen diese Ansammlung von Stars klarer Außenseiter sind, denn die Borussia hat auf fremden Platz gezeigt, welche Stabilität Matthias Sammer schon in die Mannschaft bekommen hat. Nur mit einer außergewöhnlichen Leistung können es wieder drei Punkte werden." Es wäre der neunte Heimsieg in Folge. Für dieses Ziel wählt er eine Dreierabwehr mit Schur, Kutschera und Lösch, hinter der Kracht diesmal als Ausputzer spielen soll. Mutzel, Guié-Mien, Heldt und Wimmer bilden das Mittelfeld hinter den beiden Spitzen Reichenberger und Yang, der überraschend anstelle von Ciric spielt.

"Borussia Dortmund möchte den Fußball in Deutschland und Europa nicht nur in den nächsten zwei oder drei Jahren, sondern in den nächsten 15 Jahren mitprägen", verkündet BVB-Präsident Niebaum vor der Saison vollmundig und investierte nach dem enttäuschenden elften Tabellenplatz über 55 Millionen Mark in neue Spieler. Alleine Rosicky (Sparta Prag), Oliseh (Juventus Turin) und Jörg Heinrich von Florenz waren Dortmund über 50 Millionen Mark wert. Bislang mit Erfolg, Platz 3 mit 12 Punkten lassen sich für den in fünf Wochen stattfindenden Börsengang der Borussia sehen. Zufrieden ist auch Stürmer Heiko Herrlich, der bereits sechs Treffer erzielte, heute jedoch wegen einer Grippe ausfällt: "Die Mannschaft spielt offensiver als letztes Jahr und mehr über die Flügel, das ist gut für einen Stürmer wie mich."

Doch zuletzt gab es ausgerechnet gegen Schalke eine 0:4-Heimklatsche. "Die Mannschaft hat scheinbar immer noch die katastrophale letzte Saison im Hinterkopf und spielt aus Angst vor Kontern zuhause defensiver", ärgert sich Niebaum genau wie Trainer Sammer: "Das war eine Schande, ich kann das Entsetzen der Fans verstehen." Zur Wiedergutmachung stellt der Trainer mit Nijhuis, Metzelder und Kohler die Abwehr komplett um. Im Sturm spielen Addo und Ikpeba auf den Flügeln und Bobic im Zentrum hinter dem Vierermittelfeld um Oliseh und Stevic.

Offiziell auf Rechts spielt heute vor 38500 Zuschauern im Waldstadion keiner der Spieler, denn beide Mannschaften wollen auf Initiative einer Zeitschrift ein Zeichen gegen Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit setzen. Dennoch oder gerade deswegen ist es von Beginn an ein schwungvolles Spiel, mit schnellen Kombinationen im Mittelfeld. Bereits nach zwei Minuten verfehlt Wimmer nach einer Ecke aus 16 Metern nur knapp das Dortmunder Tor und im Gegenzug haut Dédé den ersten Schuss für die Borussen ins Außennetz.

Dortmund versucht es weiter mit viel Druck, doch die Fehlpässe häufen sich nun, so dass die Eintracht viel Platz zum Kontern gegen die nicht eben sicher wirkende Abwehr der Gelbschwarzen hat. So in der 12. Spielminute, als Guié-Mien einen missratenen Abschlag von Torhüter Lehmann bekommt und sich auf der rechten Außenbahn durchsetzen kann. Schade nur, dass kein Stürmer nachrückt, um seine scharfen Flanke zu bekommen. Überhaupt klaffen bei den Adlern große Lücken zwischen der Abwehr und dem Sturmzentrum, da weder Mutzel noch Wimmer konsequent nachrücken.

Dann aber die 21. Spielminute, die Eintracht ist im Angriff mit Horst Heldt im Halbfeld. Er schaut kurz und schnickt plötzlich einen Uwe-Bein-Gedächnispass durch die gesamte Abwehr genau zu Wimmer am Strafraumrand, der sich von Evanilson fort geschlichen hatte. Ohne zu zögern, schiebt der 23-jährige Österreicher das Leder aus 13 Metern ins linke Toreck zum 1:0 für die Eintracht. Ein tolles Tor, meint auch Wimmer: "Horst Heldt hatte die Situation sehr gut erkannt. Ich war von links gestartet, er hat mich steil angespielt. Erst habe ich noch gezögert, wollte ins lange Eck spielen, habe mich aber dann doch für das kurze entschieden."

Während die Frankfurter sich noch feiern, legt Dortmund bereits los. Oliseh kommt im Halbfeld an das Leder und zimmert es direkt auf den Kasten, aber Torhüter Heinen kann den platzierten Schuss nach vorne abklatschen. Den Nachschuss verwandelt Kohler, doch die Fahne des Linienrichters ist längst oben, da Ikpeba im Abseits stand (22.). Dortmund verstärkt weiter den Druck, aber die Abwehr der Adler steht gut und geht bereits im Mittelfeld energisch in jeden Zweikampf. Dafür sind Guié-Mien und Heldt im Spiel nach vorne weitgehend auf sich alleine gestellt, so dass sie sich ein ums andere Mal im Spiel durch die Mitte verzetteln. Nicht aber in der 39. Spielminute, als Mutzel bei einem Konter schnell nach vorne rückt. Heldt sieht ihn sich freilaufen und spielt Mutzel das Leder genau in den Lauf. Mit einem schnellen Haken an Dédé vorbei rückt er ans linke Strafraumeck, scheitert aber freistehend an seinen Nerven und am schnell hinaus stürzenden Torhüter Lehmann. So geht es mit dem 1:0 in die Pause.


Schur stoppt Bobic

Zur zweiten Halbzeit bringt Felix Magath Rasiejewski für Mutzel, um die Abwehr zu verstärken, während Dortmund ohne Wechsel mit unverändert druckvollem Spiel startet. Aber erneut haben die Adler die nächste Chance, als Schur bei einem Konter zu Guié-Mien vor den Strafraum flankt. Der setzt sich mit einem schnellen Haken gegen einen Bremer durch, doch sein Schuss wird in letzter Sekunde abgeblockt (55.). Kurz darauf erwischt es jedoch den Antreiber der Eintracht. Humpelnd muss Heldt den Platz verlassen und Deißenberger kommt zu seinem ersten (und gleichzeitig letzten) Bundesligaeinsatz (58.). Ohne ihren Spielmacher ziehen sich die Frankfurter in die eigene Hälfte zurück und harren nun eines Freistoßes aus zentraler Position. Oliseh nimmt Anlauf und hämmert das Leder auf den Kasten, doch Torhüter Heinen pariert klasse (62.). Noch immer gibt es kein Durchkommen für den Tabellendritten, so dass Trainer Sammer in der 65. Spielminute mit Reina sowie Ricken für Stevic und Ikpeba zwei zusätzliche Offensivspieler bringt.

Zwei Minuten später kontert die Eintracht erneut, diesmal ist es Yang, der sich im Halbfeld in den Strafraum aufmacht. Doch mit heftigem Einsatz grätscht ihn Metzelder von den Beinen. Eine klare Notbremse, nur Schiedsrichter Albrecht will dies nicht gesehen haben und gibt weder noch Rot noch einen Freistoß, während selbst der Foulende einräumt: "Ich bin sicher, dass ich den Ball getroffen habe, ich bin aber Chen Yang sehr hart angegangen. Da könnte man sich nicht beschweren, wenn man die Rote Karte bekäme."

Nun ist es richtig laut im Waldstadion, auch der nächste Angriff der Borussia über Reina auf der linken Außenbahn wird mit einem Pfeifkonzert bedacht. Doch es nützt nichts, Reina passt das Leder zu Addo am linken Strafraumrand, der Lösch mit einem kurzen Haken ganz alt aussehen lässt. Der 25-Jährige passt quer, Rasiejewski fälscht das Leder unglücklich mit der Ferse ab und Bobic am langen Pfosten bedankt sich. Aus drei Metern muss er den Ball nur noch zum 1:1-Ausgleich über die Linie schieben (71.).

Nun will Dortmund den Sieg und wirft alles nach vorne. Schwerstarbeit für die vielbeinige Abwehr um den klasse kämpfenden Libero Kracht, der immer wieder zur Stelle ist, wenn sich doch einmal einer der Angreifer durchsetzt. Entlastung gibt es längst keine mehr für die Adler, da Deißenberger die Rolle von Heldt um einige Nummern zu groß ist. Es läuft bereits die Schlussminute, diesmal schnappt sich Guié-Mien das Leder und stürmt nach vorne, um den für Yang gekommenen Ciric in Szene zu setzen. Der aber zimmert den Ball überhastet über den Kasten von Jens Lehmann, so dass es am Ende beim 1:1 bleibt. Immerhin bleiben die Adler im Jahr 2000 weiterhin zuhause ungeschlagen und liegen nun auf Rang 6 mit 11 Punkten. (tr)


Stimmen zum Spiel

Felix Magath: "Ohne Schiedsrichter wäre ein 1:1 ok gewesen, mit Schiedsrichter hätten wir gewinnen müssen. Aber wer gegen eine Mannschaft wie die Borussia so dagegenhält, der hat sich ein großes Lob sicher verdient."

Kracht: "Der Punkt ist mehr als verdient. Wir sind zwar unter Druck geraten und die Borussia war häufiger im Ballbesitz als wir, aber Riesenchancen hatte Dortmund eigentlich nicht."



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