1860 München - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2000/2001 - 22. Spieltag

2:2 (0:1)

Termin: Fr 16.02.2001 20:15
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Michael Weiner (Hildesheim)
Tore: 0:1 Chen Yang (22.), 0:2 Pawel Kryszalowicz (59.), 1:2 Martin Max (72.), 2:2 Thomas Häßler (81., Handelfmeter)

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1860 München Eintracht Frankfurt

     

  • Simon Jentzsch
  • Marco Kurz
  • Ned Zelic
  • Achim Pfuderer
  • Harald Cerny
  • Daniel Borimirov
  • Martin Stranzl
  • Daniel Bierofka
  • Thomas Häßler
  • Martin Max
  • Markus Schroth

 

 

Wechsel

  • Roman Tyce für Marco Kurz (10.)
  • Uwe Ehlers für Achim Pfuderer (45.)
  • Paul Agostino für Harald Cerny (65.)

Wechsel

Trainer

Trainer

 

 

Die Hand Schurs verhindert den Sieg

"Man sollte nie ‘nie‘ sagen. Vorerst machen Armin Kraaz und ich bis 19. Mai unsere Arbeit, dann sehen wir weiter", bestätigt Rolf Dohmen, nachdem ihm der Vorstand ebenso wie der Spielerrat zwei Tage nach der Absage von Lothar Matthäus das Vertrauen ausgesprochen hat. Optimistisch gibt sich der Übungsleiter für das bereits am Freitag stattfindende Spiel beim aktuellen Tabellenelften, der seine letzten drei Heimspiele jeweils gewonnen hat: "Die Mannschaft hat das Theater der letzten Tage und Wochen gut weggesteckt, mit den zwei Siegen haben wir das Endziel aber noch nicht erreicht. Grundsätzlich stecke ich mir jetzt nur ein Ziel, und das ist ein Erfolg gegen 1860 München. Da wollen wir erfolgreich spielen und womöglich nicht verlieren."

Und zwar mit Dirk Heinen im Tor, der trotz der zuletzt guten Leistungen von Oka Nikolov den Vorzug erhält. "Das war eine menschlich schwere Entscheidung, aber ich glaube sie war richtig", erklärt der Trainer, um im Mittelfeld Preuß den Vorzug vor Guié-Mien zu geben, weil dieser "im defensiven Bereich stärker ist" und sich so auch um den quirligen Bierofka, den Linksaußen der Löwen, kümmern kann. Zudem spielt Schur anstelle von Lösch mit Mutzel vor der Abwehr, Kracht rückt nach seiner Sperre wieder für Bindewald in die Dreierkette und Yang, der ebenfalls gesperrt war, stürmt für Fjørtoft. Nicht dabei sind der angeschlagene Sobotzik sowie Houbtchev, der nach einem gemeinsamen Gespräch mit Rolf Dohmen wieder bei den Amateuren spielt, um seinen Trainerschein zu machen. "Man darf Petr nicht zumuten, die Nummer 18 oder 19 im Kader zu sein", erklärt der Trainer.

Überhaupt nicht rund läuft es bei 1860 München, das nach Rang 4 im Vorjahr nun im Mittelfeld der Liga rumkrebst und zudem bereits aus dem UEFA-Cup und DFB-Pokal rausgeflogen ist. "Wir werden immer an der optimalen letzten Saison gemessen. Doch jeder vergisst, dass wir da fast keine Verletzten hatten und in diesem Jahr unheimlich viel wechseln müssen", meint Kapitän Kurz. So wird das aktuelle Saisonziel auch von Präsident Wildmoser korrigiert: "Möglichst schnell 40 Punkte machen, hoffentlich nicht erst am letzten Spieltag." Für Trainer Lorant zählt daher auch nur ein Sieg: "Meine Mannschaft hat in dieser Woche aggressiv trainiert und so werden wir auch gegen Frankfurt spielen." Und zwar mit zwei Änderungen gegenüber der 0:2-Niederlage auf Schalke. Für den rotgesperrten Riseth spielt Borimirov neben Häßler im Mittelfeld und Schroth stürmt anstelle von Agostino mit Martin Max, dem Torschützenkönig der Vorsaison, der bislang 5 Treffer erzielte.

Mit dem Anpfiff durch Schiedsrichter Weiner übernehmen die Löwen in den ersten Minuten das Spielgeschehen, während die Eintracht in der eigenen Hälfte auf Konter lauert. Und die Frankfurter stehen gut, es gibt zunächst kein Durchkommen für die behäbig spielenden Münchener, vor allem weil Mutzel - wie schon im Hinspiel - Häßler konsequent auf den Füßen steht. Dann ein Schock für 1860, bereits nach zehn Minuten muss Kapitän Kurz ausscheiden, nachdem er sich bei einem Zweikampf mit Yang einen Innenbandanriss zuzieht. Für ihn kommt Tyce in die Partie, der sich nun um Heldt kümmern soll, während Stranzl in die Abwehr rutscht. Nachdem Max kurz darauf zu einer ersten Torchance kommt, sind es die Frankfurter, die mit ihren schnellen Kontern vor allem über die linke Seite für Gefahr sorgen. So verfehlt Yang mit seinem Drehschuss in der 19. Spielminute nach Vorlage von Kryszalowicz das Tor nur um Zentimeter, um keine Minute später ebenfalls nach Flanke von Kryszalowicz mit seinem Kopfball an Torhüter Jentzsch zu scheitern.

Dann die 22. Spielminute, einmal mehr wird ein Angriff der Löwen abgefangen und Torhüter Heinen schlägt den Ball weit in die Hälfte der Münchener. Kryszalowicz setzt sich locker gegen Pfuderer durch, um den Abschlag mit dem Kopf auf Yang zurückzulegen. Der 27-jährige Chinese zögert nicht lange, sondern zimmert das Leder volley aus über 25 Metern ins linke Toreck - zum 1:0 für die Eintracht. "Ich war nach den Trainingseindrücken der letzten Tage schon vor dem Spiel überzeugt davon, dass Chen ein Tor macht", freut sich Rolf Dohmen.

Die Löwen bemühen sich weiter, gefährlich vor das Tor zu kommen, aber Kracht hat Max bislang gut im Griff und Rada steht inmitten der Abwehr sehr sicher. Zudem findet Häßler noch immer kein Mittel gegen Mutzel und beklagt sich: "Allein kann ich kein Spiel machen, da müssen auch mal andere das Spiel an sich reißen." Dies gelingt zunächst nur einmal, als Cerny nach Doppelpass mit Tyce plötzlich frei vorm Tor abziehen kann, jedoch genau wie Max kurz zuvor am glänzend aufgelegten Torhüter Heinen scheitert (34.). Gefährlich bleibt die Eintracht hingegen bei ihren Kontern. So in der 45. Spielminute, als Yang auf einmal freie Bahn hat und aus spitzem Winkel abzieht. Doch auch Jentzsch reagiert blitzschnell und lenkt das Leder um den Pfosten.

Zur zweiten Halbzeit bringt Werner Lorant Ehlers für Pfuderer, der in der ersten Halbzeit konsequent von Kryszalowicz vorgeführt wurde, doch am Spiel ändert sich wenig. Die Löwen versuchen, das Spiel in den Griff zu bekommen, erarbeiten sich jedoch bis auf einen Schuss von Max (48.) und von Schroth (57.) kaum Torgelegenheiten, während die Eintracht mit ihren Kontern gefährlich bleibt. Die 59. Spielminute, Heinen schlägt das Leder weit in die Hälfte der Löwen und diesmal ist es Yang, der auf der rechten Außenbahn den Ball aufnimmt und Kryszalowicz auf die Reise schickt. Der 26-Jährige ist schneller als zwei Löwen und schiebt das Leder aus elf Metern links vorbei an Torhüter Jentzsch. 2:0 für die Eintracht.

Nachdem bei den Frankfurtern bereits Preuß für Wimmer kam (59.), reagiert Werner Lorant nun erneut und bringt mit Agostino für Cerny einen weiteren Angreifer, um den sich Schur kümmern soll. Zudem schaltet sich Tyce immer mehr in die Angriffe ein und Max bekommt gegen Kracht langsam Oberwasser. So in der 69. Spielminute, als er sich gegen den 33-Jährigen durchsetzt, sein Schuss jedoch an die Unterseite der Latte klatscht. Drei Minuten später gibt es Ecke für 1860 von der rechten Seite. Häßler schlenzt das Leder in den Strafraum, Agostino setzt sich gegen Schur durch und verlängert mit dem Kopf zum völlig freistehenden Max, der den Ball aus vier Metern mit einem Flugkopfball ins linke Toreck zimmert. Es steht nur noch 1:2.

Dies bringt die Adler offensichtlich aus dem Konzept, während die Löwen den Druck weiter erhöhen. Nun zeigen sich erste Löcher in der Abwehr, das sichere Zusammenspiel im Mittelfeld ist dahin. Nur Torhüter Heinen bleibt eiskalt und lenkt einen gefährlichen Freistoß von Häßler über die Latte (79.). Zwei Minuten später drängen die Münchener erneut in den Strafraum, ein kurzer Pass und Schur geht mit der Hand zum Ball. Keine Frage, Schiedsrichter Weiner hat es gesehen und deutet sofort auf den Elfmeterpunkt. Häßler führt aus und haut das Leder unhaltbar für Heinen zum 2:2 ins rechte Toreck (82.), während Schur untröstlich ist: "Es tut mir leid, vor allem, weil die Mannschaft so toll gekämpft hat. Es war einfach ein Reflex, erklären kann ich mir diese Reaktion auch nicht. Schon am ersten Tor der Münchner war ich beteiligt, ich war heute einfach die unglückliche Figur und wegen dieser Fehler haben wir zwei Punkte verschenkt."

Schade, denn so bleibt die Eintracht mit 27 Punkten auf Rang 12 mit vier Zählern Vorsprung vor dem Tabellensechzehnten Cottbus. (tr)


Stimmen zum Spiel

Rolf Dohmen: "Unser Ziel ist der Klassenerhalt, und dem sind wir heute wieder einen kleinen Schritt näher gerückt. Das mit Alex kann man nicht erklären. So einen Blackout hatte ich selbst schon. Niemand macht ihm einen Vorwurf."

Steven Jedlicki: "Die Mannschaft hat richtig schön und diszipliniert gespielt. Drei Punkte sind besser als einer. Das wäre schön gewesen, aber ein Punkt ist auch besser als null Punkte."

Dirk Heinen: "Ich hatte vor dem Spiel ein mulmiges Gefühl, weil ich nicht wusste, woran ich nach der längeren Pause war. Aber ich denke, ich habe meine Sache gut gemacht und freue mich auf das nächste Spiel."

Oka Nikolov: "Ich bin maßlos enttäuscht. Ich sehe im Moment für mich nur wenig Perspektiven in diesem Verein. Ich habe immer gedacht, wenn ich ordentlich spiele, bleibe ich im Tor. Aber so ist es nicht, die Entscheidung wurde gegen mich getroffen. Das war ein klares Zeichen, dass ich die Nummer Zwei bin und so will ich nicht weitermachen."

Rolf Dohmen hierzu: "Nikolov hat noch einen bis 2002 laufenden Vertrag, deshalb verschwende ich keinen Gedanken daran, dass er uns verlassen wird. Wir brauchen zwei herausragende Torleute. Ein Wechsel ist kein Thema."


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