Eintracht Frankfurt - Werder Bremen

Bundesliga 2000/2001 - 23. Spieltag

1:2 (0:1)

Termin: Sa 24.02.2001 20:15
Zuschauer: 21.000
Schiedsrichter: Jürgen Aust (Köln)
Tore: 0:1 Ailton (21.), 0:2 Claudio Pizarro (90.), 1:2 Frank Baumann (90., Eigentor)

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Eintracht Frankfurt Werder Bremen

 

     

  • Frank Rost
  • Frank Baumann
  • Frank Verlaat
  • Mladen Krstajic
  • Torsten Frings
  • Fabian Ernst
  • Dieter Eilts
  • Marco Bode
  • Andreas Herzog
  • Claudio Pizarro
  • Ailton

 

Wechsel

Wechsel

  • Bernhard Trares für Andreas Herzog (71.)
  • Paul Stalteri für Ailton (74.)

Trainer

Trainer

  • Thomas Schaaf

 

 

Achtung, Rada-Kontrolle

"Wir haben noch nichts erreicht, bis zum 40. Punkt haben wir nur noch Schicksalsspiele", warnt Interimstrainer Dohmen seine Mannschaft und wohl auch das Umfeld eindringlich, nach zuletzt sieben Punkten aus drei Spielen keine Zufriedenheit aufkommen zu lassen. Zumal der aktuelle Tabellenneunte aus Bremen zuletzt zu alter Stärke zurück gefunden hat. Ein Verdienst auch der beiden Stürmer Pizarro und Ailton, die bislang 19 der 30 Bremer Treffer erzielt haben. "Das sind zwei Raketen, die jede Sekunde für ein Tor gut sind, selbst wenn sich Ailton mal für zehn Minuten versteckt, um ein Brot zu essen", ergänzt Rolf Dohmen. So hofft nicht nur er, dass Rada seinen Fauxpas aus dem Köln-Spiel inzwischen mental verarbeitet hat und für Bremen das wird, was die Spielplakate ankündigen: "Achtung Rada-Kontrolle!"

Neben Rada im Abwehrzentrum setzt der Trainer seine Hoffnung auf Bindewald, der Ailton in Manndeckung nehmen soll, und auf Kracht, der sich um Pizarro kümmern wird. Im zentralen Mittelfeld spielt heute bei frostigen Temperaturen Sobotzik anstelle von Preuß neben Heldt im zentralen Mittelfeld und auf den Außenpositionen Mutzel und Gebhardt.

Für Bremen ist es bislang eine einigermaßen verkorkste Saison, auch wenn sie es sich nach fünf Spielen ohne Niederlage und zuletzt sechs Heimsiegen in Folge inzwischen im Mittelfeld gemütlich gemacht haben. Aber Auswärts hapert es noch bei den Hanseaten, zuletzt haben sie am 7.Spieltag in Freiburg gewonnen und danach nur noch drei magere Pünktchen in der Ferne geholt. Immerhin hat Trainer Schaaf auf die unverhohlene Kritik aus dem Umfeld reagiert und seine Taktik mit Viererabwehrkette aufgegeben. Seitdem spielen mit Eilts und Ernst wieder zwei defensive Ausputzer vor der Dreierabwehr mit Krstajic, Verlaat und Baumann. Zudem kommt heute wieder der zuletzt verletzte Bode für Stalteri ins Team und spielt auf der linken Außenbahn neben Regisseur Herzog und Frings.

Vom Anpfiff weg scheint es so, dass die Frankfurter die Ansprache von Rolf Dohmen schnell verdrängt haben. Bremen ist die engagiertere und aggressivere Mannschaft, so dass die Abwehr mit den ständig die Positionen wechselnden Ailton und Pizarro viel mehr zu tun hat, als ihr recht ist. Aber an Entlastung im Mittelfeld ist kaum zu denken, Sobotzik trabt nur locker mit und Gebhardt ist scheinbar noch in der Kabine, während Heldt sich in Alibipässen übt. So hat Eilts vor der Abwehr leichtes Spiel, um sich immer wieder nach vorne zu orientieren.

Es läuft bereits die 21. Spielminute, während Kracht Pizarro ehrfurchtsvoll begleitet, schlägt der aus dem Halbfeld eine Flanke vor den Strafraum. Rada verschätzt sich beim Kopfball und tippt das Leder nach seinem Klärungsversuch auch noch mit der Fußspitze an, so dass es genau bei Ailton landet, der schneller als Bindewald reagiert und den Ball aus elf Metern Torhüter Heinen durch die Beine schiebt. Zum 1:0 für Bremen.

Mit hängenden Schultern versuchen die Adler nun, den Ausgleich zu erzielen. Doch Sobotzik und Mutzel auf der rechten Seite wetteifern nur um die Krone des Fehlpasskönigs, so dass sich Heldt in der 25. Spielminute ein Herz nimmt, gegen zwei Bremer Abwehrspieler durchsetzt und in den Strafraum läuft. Doch sein Heber über Torhüter Rost trifft nur die Latte. Schade, aber immerhin die erste gefährliche Aktion, denn ansonsten lahmt das Spiel der Frankfurter weiter fürchterlich. Kaum einmal gelangt ein Pass zu Kryszalowicz oder Yang, die entweder in die Abseitsfalle laufen oder aber bei ihren Bewachern in besten Händen sind. Auch bei Standards sind die Frankfurter nicht gefährlich, im Gegenteil, hier glänzt Sobotzik nur mit völlig missratenen Freistößen. Dafür steht inzwischen die Abwehr, so dass die beiden schnellen Stürmer der Bremer kaum einen Stich gegen Bindewald und Rada machen.

Ein Pfeifkonzert und viele "Pro Daum"-Plakate begleiten die Frankfurter zur Halbzeit in die Kabine. "Ich habe die Plakate nicht gesehen, aber Daum ist kein Thema bei uns", meint Rolf Dohmen sichtlich unzufrieden und ergänzt: "Einige Spieler haben nicht zu ihrer Form gefunden." Wirklich höflich formuliert, denn nicht nur die schwachen Sobotzik und Mutzel, für die Guié-Mien und Wimmer kommen, hätte der ehemalige Marketingdirektor auswechseln können.

Bremen zieht sich zu Beginn der zweiten Halbzeit ein wenig in die eigene Hälfte zurück, so dass vor allem Guié-Mien ein paar schöne Szenen hat, die jedoch nichts einbringen. Dann aber die 51. Spielminute, Kryszalowicz setzt sich gegen seinen Bewacher durch, um in den Strafraum zu flanken und Guié-Mien behakt sich mit Ernst, um plötzlich zu fallen. Schiedsrichter Aust fällt darauf rein und gibt Elfmeter für die Eintracht. Heldt läuft an und schießt den Ball flach ins rechte Eck, trifft aber nur das Aluminium. Ausgerechnet jetzt - zuletzt verschoss er einen Elfmeter im Mai 1997 gegen die Bayern.

Danach wird es übel. Mit planlosen Ballstafetten versuchen die Frankfurter, die tiefstehenden Bremer aus der Reserve zu locken. Heldt mach nun keinen Stich mehr gegen seine Klette Ernst und wird folgerichtig in der 69. Spielminute gegen Fjørtoft ausgewechselt. "Der Horst war platt nach seinen zwei Aluminiumtreffern, auch geistig. Zudem wollte ich einen dritten Stürmer bringen", begründet Rolf Dohmen seine Maßnahme, die jedoch auch nichts bringt. Denn nun warten eben drei Stürmer vor dem Strafraum auf die Pässe, die nicht kommen.

In der 80. Spielminute gibt es Eckball für Bremen von der linken Seite. Trares, der für Herzog in die Partie kam, schlägt das Leder vor den kurzen Pfosten, ein Bremer verlängert mit dem Kopf und Torhüter Heinen segelt am Ball vorbei. Dafür kann Wimmer auf der Linie mit der Hand retten. Irgendwie trifft die Kugel auch die Hand des für Ailton eingewechselten Stalteri, der sie danach im Netz versenkt. Schiedsrichter Aust scheint jedoch in Gedanken schon beim samstäglichen Faschingstreiben zu sein. Weder gibt er Wimmer die rote Karte, noch entscheidet er auf Strafstoß für Bremen, sondern gibt Freistoß für die Eintracht.

Doch auch mit dem Schiedsrichter als zwölftem Mann kommen die Frankfurter zu keinen weiteren Chancen. Es läuft bereits die 90. Spielminute, Trares spielt aus der eigenen Hälfte einen schönen Pass auf Stalteri, der freie Bahn auf der rechten Seite hat und dem hinterher hetzenden Kracht keine Chance lässt. Auf Strafraumhöhe passt der 23-jährige Kanadier quer zum freistehenden Pizzaro, der den Ball am herausstürzenden Heinen vorbei in die untere rechte Ecke schießt. Zum 0:2 für Bremen.

Noch einmal gibt es Anstoß, der Ball wird weit nach vorne zu Fjørtoft geschlagen, der in den Strafraum hechtet. Baumann ist vor ihm, um zu klären, erwischt den Ball jedoch nur mit der Spitze und lupft ihn über den hinausstürmenden Torhüter Rost ins eigene Tor zum 1:2-Anschlußtreffer (90.).

Das war es dann. Mit weiterhin 27 Punkten rutscht die Eintracht auf Rang 14 mit drei Zählern Vorsprung auf den Tabellensechzehnten Unterhaching und muss in der kommenden Woche zum Tabellendritten aus Dortmund.

Stimmen zum Spiel

Rolf Dohmen: "Das Feuer hat gefehlt, vom Anpfiff weg hatten wir eine Blockade im Kopf, die Spieler hatten Angst, den Ball nach vorne zu spielen." Vehement widerspricht er der Unterstellung, der "Magath-Effekt" sei bereits verpufft: "Diese Frage musste ja kommen. Aber dafür sehe ich keine Indizien. Die Spieler haben gezeigt, dass sie wollten. Aber der Motor kam nicht ins Laufen. Ohne Radas Fehler wäre das Spiel 0:0 ausgegangen."

Marco Gebhardt: "Unser Spiel war richtig schlecht, auch meine Leistung. In Dortmund wollen wir uns dafür revanchieren."

Horst Heldt nach der Dopingkontrolle: "Das war das Einzige, was heute bei mir geklappt hat."


Felix Magath bleibt rührig

Nachdem Felix Magath am Dienstag beim Arbeitsgericht Frankfurt Klage eingereicht hat und eine Abfindung von 4,1 Millionen Mark von der Eintracht fordert, trifft er sich am Freitag mit Stuttgarts Manager Rüssmann, der nach dem Abgang von Ralf Rangnick einen Feuerwehrmann für den Tabellensiebzehnten benötigt. Felix Magath sagt zu und einigt sich eine Woche später in einem Schlichtungstermin mit der Eintracht einvernehmlich auf eine Abfindung von 1,9 Millionen Mark. "Damit ist das Kapitel Frankfurt für mich beendet", erklärt Magath, der mit seinen Stuttgartern allerdings am 34. Spieltag noch einmal ins Waldstadion kommen wird. Hoffentlich nicht zu einem Abstiegsendspiel ... (tr)


 

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