Eintracht Frankfurt - FC Bayern München

Bundesliga 2000/2001 - 30. Spieltag

0:2 (0:1)

Termin: Sa 21.04.2001 15:30
Zuschauer: 56.000
Schiedsrichter: Jürgen Jansen (Essen)
Tore: 0:1 Mehmet Scholl (22.), 0:2 Michael Tarnat (90.)

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Eintracht Frankfurt FC Bayern München

 

     

  • Oliver Kahn
  • Samuel Osei Kuffour
  • Patrik Andersson
  • Thomas Linke
  • Hasan Salihamidzic
  • Owen Hargreaves
  • Mehmet Scholl
  • Bixente Lizarazu
  • Alexander Zickler
  • Paulo Sergio
  • Roque Santa Cruz

 

Wechsel

Wechsel

  • Michael Tarnat für Roque Santa Cruz (83.)
  • Antonio di Salvo für Alexander Zickler (90.)

Trainer

  • Friedel Rausch

Trainer

  • Ottmar Hitzfeld

 

 

Hilflos dem Abstieg entgegen

Nach zuletzt drei Niederlagen in Folge und dem Absturz auf Platz 17 wird bei der Eintracht nun auch laut über einen möglichen Abstieg nachgedacht. "Sollten wir den bitteren Weg gehen müssen und in die Zweite Liga absteigen, dann kann es für uns nur ein Ziel geben: Wir müssen sofort wieder hoch", erklärt Sportdirektor Dohmen, während Vorstandschef Jedlicki die Treue von Octagon versichert: "Die werden nicht das Handtuch werfen. Auch beim Einstieg in der letzten Saison war nicht sicher, ob wir die Klasse halten. Zudem hat man sich fünf Jahre Zeit gegeben, um in Frankfurt etwas aufzubauen." Unabhängig vom Ausgang der Saison soll es jedoch einen personellen Schnitt geben, ergänzt Rolf Dohmen: "Wir werden uns von Spielern trennen, die wir nicht mehr für tauglich halten, selbst wenn die AG noch mal bluten muss, selbst wenn sie noch mal Geld in die Hand nehmen muss. Auf der anderen Seite sind wir in der komfortablen Lage, gefragt werden zu müssen, ob ein Spieler gehen darf. Junge, talentierte Spieler sind die Zukunft des Klubs, die geben wir nicht so einfach her."

Ganz andere Sorgen hat Friedel Rausch, der bislang noch keinen Zähler geholt hat, seit er Trainer der Frankfurter ist: "Die Zeit des ’Wenn und Aber’ ist vorbei. Wir müssen endlich punkten, egal, gegen wen wir spielen. Und wir dürfen gegen die keine Fehler machen, auch wenn wir besonders in der Abwehr Probleme haben. Wir müssen im Mittelfeld eng stehen, sonst werden wir ausgekontert." Da Yang mit der Nationalmannschaft in China weilt, stellt der Trainer wie schon in Kaiserslautern nur einen Stürmer mit Kryszalowicz auf, Guié-Mien soll jedoch immer wieder in die Spitze nachrücken. Im Mittelfeld spielen Branco, Guié-Mien, Heldt und Weber sowie Preuß und Schur vor der Abwehr, die Sergio und Scholl auf den Füssen stehen sollen. Anstellen von Rada spielt Berntsen zusammen mit Kracht und Bindewald in der Dreierabwehr.

"Das war wahrlich meisterlich und das meine ich ehrlich", grummelte Hoeness am letzten Wochenende, nachdem Sand den Bayern drei Stück im Olympiastadion einschenkte und Schalke sich erneut die Tabellenspitze holte. Rund läuft es bei den Bayern nur international. Manchester United wurde im Halbfinale der Champions League von der "Brillanz der Bayern zertrümmert", titelte "The Independant", doch in der Liga gerät die Titelverteidigung nach zuletzt zwei Heimniederlagen und einem Unentschieden mal wieder in Gefahr. "Ein Punkt in Frankfurt ist zu wenig, jetzt gilt es, alle Spiele in der Bundesliga zu gewinnen. Es ist noch nichts entschieden, auch wenn wir auf einen Ausrutscher von Schalke hoffen müssen", meint der rotgesperrte Regisseur Effenberg. Doch Trainer Hitzfeld plagen Verletzungssorgen, Elber und Jeremies wurden operiert, Fink, Sforza sowie Jancker sind verletzt und neben Effenberg ist auch Sagniol heute gesperrt, so dass Uli Hoeneß nach dem Spiel zugibt: "Wir hatten eine große, regelrecht panische Angst, hier in Frankfurt zu verlieren." Elf Mann haben sie dann doch zusammen bekommen. Lizarazu, Hargreaves, der Heldt decken soll sowie Salihamidzic bilden die defensive Reihe vor der Dreierabwehr, Scholl, Sergio, Santa Cruz und Zickler die Abteilung Sturm und Drang.

Doch davon ist zu Beginn des Spiels bei heftig einsetzendem Regen nicht viel zu sehen. Die Bayern stehen weit vor dem eigenen Tor, um die Räume für die Frankfurter eng zu machen. Den Adlern fällt hierzu nichts ein, ängstlich und bieder schieben sie sich den Ball im Mittelfeld zu. Abstiegskampf sieht anders aus, aber auch die Bayern machen nicht mehr als unbedingt nötig. So plätschert das Spiel minutenlang um den Mittelkreis, bevor sich Kuffour nach Zuspiel von Scholl dann doch mal entschließt, aus 22 Metern abzuziehen. Zum Glück für Torhüter Heinen streicht der Ball knapp über die Latte (9.). Drei Minuten später wagen sich auch die Frankfurter einmal nach vorne. Über Guié-Mien, Kryszalowicz und Heldt kommt die Kugel zu Preuß, der von der Strafraumgrenze aus abzieht, das Tor jedoch um gut einen halben Meter verfehlt (12.). Kurz darauf hat Kracht nach einer Ecke noch mal eine Möglichkeit, doch sein Kopfball geht ebenfalls am Kasten von Kahn vorbei (13.).


Berntsen, Scholl, Branco, Sergio und Sobotzik

Die Bayern kontrollieren nun das Mittelfeld mit vielen Quer- und Kurzpässen. Artig schauen die Frankfurter dem Treiben zu, an eine Grätsche oder an etwas härteren Körpereinsatz denkt keiner. So kann Sergio einfach mal aus dem rechten Halbfeld flanken, Zickler mit der Brust auf Kuffour ablegen und der 24-Jährige unbedrängt aus 17 Metern abziehen. Aber auch diesmal jagt er den Ball über die Latte (19.). Dann die 22. Spielminute, erneut können die Münchener nach Lust und Laune im Halbfeld kombinieren, während die Eintracht nur staunender Beobachter ist. Sergio passt zu Lizarazu, der urplötzlich den Ball steil in den Lauf von Scholl schiebt. Kracht grätscht vergeblich, als der 28-Jährige das Leder aus halblinker Position ins lange Toreck schiebt. Zum 1:0 für die Bayern.

Dies scheint die Adler nicht zu beeindrucken, weiterhin spielen sie das Spiel der Bayern artig mit, immer einen halben Meter vom Gegenspieler wegstehend und eifrig beobachtend, wie der Titelanwärter sich das Leder zuschiebt, um bei Ballbesitz selbst eine Querpassorgie zu veranstalten. Die Fans sind davon wenig begeistert, es ist eine seltsame Ruhe auf den Rängen, während sie auf dem Rasen eifrig schlummern. So sieht also Abstiegskampf in Frankfurt aus. Immerhin schafft es Wimmer nach 34 Spielminuten, den Ball nach einem energischen Sprint auf der rechten Außenbahn in den Strafraum zu flanken. Doch Torhüter Kahn ist einen Schritt schneller als Guié-Mien und schnappt sich das Leder. Das war es dann mit der Frankfurter Sturmherrlichkeit. Wenigstens eine Chance auf der anderen Seite bekommen die vor sich hin dösenden Zuschauer dann doch noch zu sehen, bevor es in die Pause geht. Hargreaves nimmt einen zu kurz abgewehrten Ball aus 20 Metern volley, die Kugel streicht aber um Zentimeter rechts an Heinens Tor vorbei (40.).


Heldt, Berntsen und
Branco stoppen
'Überflieger' Scholl

"Die abgezockten Bayern haben uns in der ersten Halbzeit eingeschläfert. Wir haben keine Mittel gefunden. Das war zu wenig", ärgert sich Dirk Heinen in der Halbzeit. Auch Friedel Rausch ist nicht angetan von der Leistung seiner Jungs, wechselt aber nur Schur gegen Reichenberger aus. Aber es ändert sich überhaupt nichts auf dem Platz. Die Bayern können fast nach Belieben kombinieren, ohne jedoch Torhüter Heinen ernsthaft zu prüfen. So zieht Zickler nach 52 Minuten einfach mal von der Strafraumlinie ab, nachdem ein Befreiungsschlag von Bindewald zu kurz geraten ist und Sergio verpasst ein paar Minuten später eine Vorlage von Santa Cruz (62.). Von der Eintracht ist hingegen außer einem Schuss von Heldt, den Torhüter Kahn sicher hält, gar nichts zu sehen.

Doch vielleicht jetzt nach einer Ecke für die Eintracht. Bindewald will im Strafraum an den Ball, wird jedoch von Lizarazu unsanft abgedrängt. Ein klarer Elfmeter, doch Schiedsrichter Jansen entscheidet auf weiterspielen. Es gibt keine Diskussionen, kein Spieler reklamiert. Leblos fügen sich die Frankfurter ihrem Schicksal (70.). So bringt Trainer Rausch, nachdem er bereits Sobotzik für Wimmer einwechselte, nun Albert Streit für Berntsen in die Partie. Es ist das Bundesligadebut des 21-Jährigen (73.). Zwei Minuten später muss Torhüter Kahn dann doch einmal eingreifen, nachdem Lizarazu einen Freistoß von Sobotzik zur gefährlichen Bogenlampe abfälscht, aber Hargreaves hat recht, wenn er feststellt: "Dieser Gegner hat uns überhaupt nicht gefordert", während Verteidiger Andersson meint: "Das war heute einfach. Müde bin ich noch vom Mittwoch-Spiel gegen Manchester, aber nicht von dieser Partie heute."

So schleppt sich das Spiel dem Ende zu. Hargreaves spielt steil auf Zickler, der sich gegen Bindewald durchsetzt und aus 13 Metern in halblinker Position abzieht, doch wenigstens Heinen ist noch wach und kann parieren (87.). Dann die 90. Spielminute, Salihamidzic setzt sich auf der rechten Außenbahn im Laufduell mit Branco durch, um das Leder auf Höhe der Strafraumlinie an den Elfmeterpunkt zu flanken. Berntsen und Bindewald beobachten staunend, wie Tarnat sein erstes Kopfballtor für die Bayern erzielt. Zum 2:0-Endstand.

Nach dieser erbärmlichen Leistung bleibt die Eintracht mit 29 Punkten auf Rang 17. Gut nur, dass auch Stuttgart und Unterhaching verloren haben, so dass der Rückstand auf Platz 15 weiterhin zwei Zähler beträgt.


Stimmen zum Spiel

Friedel Rausch: "Das war ein gewaltiger Rückschlag. Heute war hinten nichts, in der Mitte nichts und vorne auch nichts. Einige waren mit der Situation scheinbar nervlich überfordert. Da war kein Leben, kein Feuer im Team, kein Wille und kein Aufbäumen."

Horst Heldt: "Ich fühle mich da angesprochen. Die Bayern waren aber einfach eine Klasse besser als wir, an der fehlenden Leidenschaft hat es jedenfalls nicht gefehlt. Die kam nur leider nicht rüber, weil wir auch sehr viel mit uns selbst und unserem fehlenden Selbstvertrauen zu kämpfen haben."

Reichenberger: "Wir hatten zuletzt zwei, drei ganz gute Spiele gemacht, aber heute war kein Feuer und keine Leidenschaft drin. Da waren elf hilflose Einzelkämpfer auf dem Platz, aber keine Mannschaft. Die cleveren Bayern waren eine Nummer zu groß für uns. Jeder holt unten Punkte, nur wir nicht."

Uwe Bindewald: "Realistisch gesehen haben wir keine Chance mehr und steigen ab."


Lizenzente

"Das ist eine unverständliche Falschmeldung. Wir gehen davon aus, dass wir spätestens am Mittwoch die Lizenz für die kommende Saison haben", widerspricht Mediendirektor Ploog der Meldung des kicker-Sportmagazins, dass der Eintracht mal wieder der Lizenzentzug drohe. Nicht dementiert wird hingegen die Darstellung, dass Octagon seine Beteiligung von ursprünglich knapp über 19 Millionen Mark an der Eintracht AG erhöhen muss, um auf Grund etatübersteigender Ausgaben die Einnahmeseite wieder in den Griff zu bekommen. Dies wiederum ist bereits seit Monaten bekannt, so dass Finanzvorstand Dr. Pröckl sagt: "Wegen unser finanziellen Situation habe ich keine schlaflosen Nächte. Eher schon wegen der sportlichen. Wir befinden uns nach wie vor im Planbereich, viel Geld wurde zur Abdeckung von Anlaufverlusten und Altlasten benötigt."

Tatsächlich erhält die Eintracht ein paar Tage später die Lizenz für die nächste Bundesligasaison ohne Auflagen. Nur im Fall eines Abstieges muss aufgrund der wesentlich geringeren Fernsehgelder eine weitere Bankbürgschaft vorgelegt werden. "Die für die 2. Bundesliga notwendige Kreditlinie ist mit unserer Hausbank besprochen. Wir gehen nach unseren bisherigen Gesprächen davon aus, dass diese Kreditlinie nur eine Formsache ist", erklärt Dr. Pröckl. (tr)

 


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