Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln

DFB-Pokal 2006/07 - Achtelfinale

3:1 n.V. (1:1, 1:1)

Termin: Di., 19.12.2006, 19:30 Uhr
Zuschauer: 50.700
Schiedsrichter: Michael Weiner (Giesen)
Tore: 1:0 Alexander Meier (2.), 1:1 Peter Madsen (18.), 2:1 Naohiro Takahara (95.), 3:1 Sotirios Kyrgiakos (112.)

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Eintracht Frankfurt
1. FC Köln

 


  • Stefan Wessels
  • Bernt Haas
  • Alpay
  • Aleksandar Mitreski
  • Marvin Matip
  • Pekka Lagerblom
  • Baykal
  • Adil Chihi
  • Thomas Broich
  • Fabrice Ehret
  • Peter Madsen

 

Wechsel
Wechsel
  • Matthias Scherz für Thomas Broich (80.)
  • Denis Epstein für Fabrice Ehret (99.)
  • Tobias Nickenig für Adil Chihi (106.)
Trainer Trainer
  • Christoph Daum

Weiter auf dem Weg nach Berlin

Pokalsieger unter sich im Frankfurter Waldstadion: Der viermalige DFB-Pokalsieger Eintracht Frankfurt (1974, 1975, 1981, 1988) trifft auf den 1. FC Köln, der ebenfalls vier Mal den Pott holte. Gern erinnert man sich auch an den 6:3-Sieg der Adler im Oktober 2005. Damals begann der Abstieg der Domstädter, die sich inzwischen im Niemandsland der 2. Liga mit 9 Punkten Abstand auf einen Aufstiegsplatz wiederfinden. Aber jetzt haben sie ihn ja, den Wundertrainer für das „Unternehmen Aufstieg“: Christoph Daum ist seit 3 Wochen Trainer der Geißbockelf.

Dies ist aber kaum Grund genug für die Aufregung der 50.700 Zuschauer (darunter rund 5.000 Kölner), aber es hat sich rumgesprochen: Der Frankfurter Junge Jermaine Jones sitzt - 8 Monate nach seinem Ermüdungsbruch im Schienbein - heute wieder auf der Ersatzbank. Bei Bekanntgabe der Ersatzspieler brandet Riesenjubel auf.

Auch Marko Rehmer und Jan Zimmermann, die zuletzt bei der 0:1-Niederlage in Berlin spielten, sitzen mit Herrn Jones auf der Bank, spielen werden neben Patrick Ochs die Ex-Geißböcke Markus Pröll und Albert Streit. Kölns Trainer Christoph Daum setzt nach dem 2:2 gegen Kaiserslautern diesmal auf Alpay anstelle von Cullmann in der Innenverteidigung, Pekka Lagerblom spielt für Matthias Scherz.

Anpfiff durch Schiedsrichter Michael Weimer, der übrigens nicht, wie viele Kölner und das Fachblatt „Kicker“ vermuten, aus dem hessischen Gießen sondern aus Giesen bei Hildesheim (Niedersachsen) kommt. Die Eintracht, begleitet vom Riesenbeifall der Frankfurter Fans, setzt sich sofort in der Kölner Hälfte fest.

Die 2. Spielminute: Markus Weissenberger ist im Mittelfeld am Ball, macht einen kurzen Schlenker und spielt dann einen perfekten Pass in den Rücken der Kölner Abwehr. Alexander Meier kommt an den Ball, kann ihn mit etwas Mühe unter Kontrolle bringen und schießt aus 11 Metern. Torhüter Stefan Wessels reagiert, aber zu spät. 1:0 für die Eintracht nach 70 Sekunden, was für ein Start!

Leider ist Köln weder wirklich geschockt, noch macht die Eintracht weiter Druck. Im Mittelfeld wird lässiges Kurzpassspiel geübt, die Adler schonen sich für die nahende Winterpause. Nur Friedhelm Funkel ist an der Seite aktiv, aber alles andere als begeistert.

Dann sind die Geißböcke am Ball, Thomas Broich lässt Mounir Chaftar auf der rechten Seite ganz alt aussehen und flankt hoch in den Strafraum. Dort steht Peter Madsen, Sotirios Kyrgiakos und Aleksander Vasoski sind bei ihm. Doch der Däne kann sich zurechtstellen und nimmt die Flanke Volley per Seitfallzieher. Das Leder fliegt ins linke Eck, vorbei an Markus Pröll. Es steht 1:1 nach 18 Minuten.

Lässigkeit ade, die Eintracht spielt wieder konsequenter nach vorne. Die 28. Minute, Ecke von Albert Streit. Der Ex-Kölner schießt den Ball hoch in den Strafraum, Aleksandar Vasoski köpft, aber Markus Wessels kann mit einer Glanzparade klären. Wenig später spielt Alexander Meier zum sich freilaufenden Benjamin Köhler auf die linke Seite, Köhler flankt sofort und Naohiro Takahara nimmt das Leder Volley, aber wieder ist Stefan Wessels zur Stelle (31.).

Bis kurz vor der Pause verzeichnen wir keine nennenswerte Chance mehr. Dann flankt Streit auf Markus Weissenberger. Der Österreicher köpft in Richtung Winkel, Wessels kommt ran, aber das Leder kullert weiter Richtung Netz. Ein weiterer Hechtsprung und Wessels hat den Ball (43.).

Nach dem Seitenwechsel bleibt das Tempo weiterhin hoch, doch es fehlen die Strafraumszenen. Die Kölner igeln sich in der eigenen Hälfte ein und warten auf den einen entscheidenden Konter, der Eintracht fehlen, genau wie zuletzt in Berlin, die zündenden Ideen.

Trainer Friedhelm Funkel bringt Michael Thurk für Markus Weissenberger (61.) und dann Christoph Spycher für den heute sowohl im Spiel nach vorne als auch auf der linken Abwehrseite überforderten Mounir Chaftar (71.). Aber besser wird es nicht. Auch die Ecken und Freistöße aus gefährlicher Entfernung (72. und 82.) bleiben wirkungslos.

In der 87. Minute kommt Meier nach Abspielfehler von Alpay an den Ball. Ein toller Pass in den freien Raum auf Michael Thurk, der freistehend aus knapp 20 Metern schießen kann. Das muss es sein, aber nein, Thurk knallt das Leder genau auf Stefan Wessels, der den Ball festhält.

Wieder ein Pfiff, die reguläre Spielzeit ist vorbei. Trainer Funkel tobt und schreit an der Seitenlinie. Die Fans tun es ihm gleich: „Kämpfen und Siegen“ schallt es durch das Waldstadion. Weiter geht’s.

Die 95. Minute: Alexander Meier flankt auf Benjamin Köhler, der sich auf links durchsetzen kann. Ein hoher Pass in den Strafraum, dort steht Naohiro Takahara. Der Japaner köpft, Stefan Wessels reagiert, aber zu spät. Tor! 2:1 für die Eintracht. „Kämpfen und Siegen!“ Nun kontrollieren die sich zurück ziehenden Adler das Spiel, die Geißböcke sind überfordert. Wieder ein Pfiff, Seitenwechsel für die letzten 15 Minuten.

Auch nach dem Seitenwechsel spielen die Adler mit den Geißböcken Katz und Maus, dann erschallt plötzlich Jubel im Waldstadion. Jermaine Jones zieht sein Trainingsleibchen aus und macht sich wechselbereit. Ohrenbetäubender Lärm und Sprechchöre, alle stehen auf ihren Plätzen und dann betritt Jones in der 110. Spielminute das Grün des Waldstadions. Selten waren standing ovations unberechtigter, aber zu diesem Zeitpunkt wusste noch kein Zuschauer von „nichts als der Wahrheit“ über den Frankfurter Jungen. Man hätte allerdings auch vorsichtiger sein können, schließlich war auch Andreas Möller ein „Frankfurter Junge“.

Köln nun im Angriff, aber lediglich die Kölner Fans interessiert es, weiter „Jermaine Jones“-Sprechchöre, die nur in der 112. Minute unterbrochen werden: Ecke durch Albert Streit auf Sotirios Kyrgiakos. Der Grieche steigt hoch und trifft mit dem Kopf. Ein Knaller, Tor! 3:1 für die Eintracht. Schlusspfiff! Eintracht Frankfurt steht wieder im Viertelfinale um den DFB-Pokal.

Nachtrag: Im Pokalviertelfinale muss die Eintracht am 27. Februar 2007 auf den Berg der Unaussprechlichen.

Vorgriff: In der Winterpause kommen Gerüchte über einen Wechsel von Jermaine Jones zu einem „Topverein“ auf. Genährt werden diese durch die beharrliche Weigerung des „Frankfurter Jungen“, sich mit Heribert Bruchhagen zu den vereinbarten Vertragsverhandlungen zusammenzusetzen. In zahlreichen Interviews und sogar bei einem „persönlichen“ Auftritt im Internet-Forum der Eintracht am 8. Oktober 2006 dementiert Herr Jones die Wechselgerüchte. Er dementiert und dementiert bis es nichts mehr zu dementieren gibt. Darauf hin meldet er sich am 13. März 2007 im Fan-Forum auf eintracht.de erneut zur Wort. Jones verspricht bereits in der Thread-Überschrift „Nichts als die Wahrheit“ und zieht sich schnell zurück, als er feststellen muss, dass seine Definition von „Wahrheit“ bei den Eintrachtfans nicht die von ihm gewünschte Wirkung erzielt. Ein rhetorisches Eigentor – so spektakulär, so überflüssig und so peinlich wie sein echtes am 10. Februar 2007 in Leverkusen. Sein Eigentor auf dem Platz kostet der Eintracht Punkte, sein Eigentor im Internet sein Ansehen und seine Glaubwürdigkeit.

Dpa-Meldung am 24. April 2007: Jermaine Jones, der noch immer verletzte Mittelfeldspieler der Frankfurter Eintracht, wechselt zum Saisonende ablösefrei zu Schalke 04 und erhält einen Vierjahresvertrag. (tr)

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