Eintracht Frankfurt - Borussia Dortmund

Bundesliga 2009/2010 - 4. Spieltag

1:1 (0:0)

Termin: Sa 29.08.2009, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.050
Schiedsrichter: Florian Meyer (Burgdorf)
Tore: 0:1 Mohamed Zidan (62.), 1:1 Ioannis Amanatidis (68.)

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Eintracht Frankfurt Borussia Dortmund

 


  • Roman Weidenfeller
  • Patrick Owomoyela
  • Felipe Santana
  • Neven Subotic
  • Dédé
  • Jakub Blaszczykowski
  • Mats Hummels
  • Nuri Sahin
  • Tamas Hajnal
  • Mohamed Zidan
  • Nelson Valdez

 

Wechsel
Wechsel
  • Kevin Großkreutz für Jakub Blaszczykowski (72.)
  • Lucas Barrios für Nelson Valdez (78.)
  • Markus Feulner für Tamas Hajnal (82.)
Trainer Trainer
  • Jürgen Klopp

 

Und schon wieder ungeschlagen ...

“Es ist eine gestandene, gute Bundesligamannschaft, die schon zu den Topteams der Liga zu zählen ist. An guten Tagen kann der BVB jeden schlagen. Aber an schlechten Tagen kann man auch gegen jeden verlieren – gegen Real, den HSV oder aber gegen Eintracht Frankfurt“, sagt der Experte. Immerhin hat Michael Skibbe in Dortmund 11 Jahre als Trainer gearbeitet, sein Co Boekamp insgesamt sogar über 20 Jahre.


Maik Franz

Beide wissen um die Auswärtsstärke der Borussia und so entscheidet sich Trainer Skibbe für eine im Vergleich zum 0:0 in Köln defensivere Variante. Anstelle des rotgesperrten Ochs agiert nicht Jung, sondern Franz als rechter Außenverteidiger. Nicht dabei ist zudem Fenin, den noch immer Schmerzen nach seiner Leistenoperation plagen. So spielt im Sturm heute wieder Meier neben Amanatidis, Liberopoulos muss für den wiedergenesenen Schwegler auf die Ersatzbank weichen.

Der Anspruch in Dortmund ist nach Platz 6 in der Vorsaison nicht geringer geworden, meint Trainer Klopp: “Wir treten auf, und es muss stauben ohne Ende! Wir wollen uns weiter verbessern und nur wir können uns daran hindern.“ Für dieses Ziel verzichtet er auf Neuzugang “Lucas“ Barrios, der als Ersatz für den nach Basel abgewanderten Alexander Frei geholt wurde, und stellt Zidan, der die letzte Heimniederlage der Adler einleitete, neben Valdez ins Sturmzentrum. Da sich Tinga beim 1:1 gegen Stuttgart verletzt hat, spielt Hummels heute vor der Abwehr, Sahin rückt dafür auf die linke Seite der Raute, die mit Blaszczykowski auf Rechts und Hajnal in der zentralen Position komplettiert wird.

Zu Beginn lässt es Dortmund tatsächlich stauben. Nach einem Freistoß auf Höhe der Mittellinie setzt sich Blaszczykowski auf der rechten Außenbahn durch, Spycher scheint das Leder im Zweikampf mit ihm sicher zu haben, aber “Kuba“ düpiert ihn mit einem Ausfallschritt und flankt hoch in den Strafraum. Der aufgerückte Sahin köpft aber zum Glück am Tor vorbei (1.).

Danach bekommen die Adler das Spiel besser in den Griff und versuchen, es in die Hälfte der Borussen zu verlagern. Dortmund bleibt jedoch mit schnellen Angriffen gefährlich. Die 8. Spielminute, Chris verliert das Leder im Halbfeld und Hajnal spielt einen schnellen Pass in die Gasse auf Zidan, der verfolgt von Franz in den Strafraum rennt, aus spitzem Winkel abzieht, das Tor aber verfehlt. Im direkten Gegenzug spielt Caio zu Schwegler, der den Ball Meier wunderbar in den Lauf legt. Aber Torhüter Weidenfeller kommt blitzschnell heraus und kann den Schuss von Meier mit dem Fuß parieren (9.).

Kurz darauf setzt sich Spycher auf der linken Seite durch und spielt auf Meier, der sich gegen Owomoyela durchsetzt, um flach in den Strafraum zu passen. Amanatidis läuft dem Ball entgegen und knallt das Leder aus der Drehung auf den Kasten. Doch Torhüter Weidenfeller lenkt den Ball mit einer artistischen Armbewegung über die Latte (10.). Vier Minuten später, es gibt Ecke für die Adler von der rechten Seite. Teber schlägt das Leder in den Strafraum, Kopfballabwehr, aber genau zu Schwegler vor dem Strafraum. Der 22jährige Schweizer zieht ab, doch Zidan kann für seinen Torhüter abblocken.

Es bleibt ein schnelles Spiel, immer wieder lässt sich Meier zurückfallen, um - genau wie Teber auf der rechten Außenbahn - blitzschnell nach vorne zu sprinten. Dann aber die 16. Spielminute, Russ verliert an der Mittellinie ein Kopfballduell gegen Valdez, der Ball hoppelt zu Vasoski, der quer zu Spycher passen will. Aber wie schlampig! Er lupft das Leder genau zum heransprintenden Zidan, der in den Strafraum sprintet und ins rechte Toreck schlenzt. Torhüter Nikolov reagiert prächtig und klärt zur Ecke.

Danach verflacht das Spiel ein wenig, die Fehlpässe bei den Adlern mehren sich. Teber wirbelt zwar viel auf der rechten Seite, aber alles wirkt ein wenig überhastet, kaum ein Anspiel findet sein Ziel. Auch Meier rennt sich nun oft fest, ihm fehlt die Unterstützung von Caio, der bislang nicht so recht ins Spiel findet. Gut nur, dass die Abwehr bei den schnellen Angriffen der Borussen alles im Griff hat.

Es läuft die 33. Spielminute, Chris erkämpft sich in der Hälfte der Borussen das Leder, das über Amanatidis zu Caio kommt. Der verliert den Ball leichtfertig, setzt aber nach, grätscht und nimmt Hajnal das Leder wieder ab. Sofort sprintet er nach vorne und spielt das Leder in den Lauf von Amanatidis, der mit einem wunderschönen Heber Torhüter Weidenfeller überwindet. Doch die Fahne des Linienrichters ist oben. Eine falsche Entscheidung, wie die Fernsehbilder beweisen. Doch selbst diese können den sturköpfigen Schiedsrichter Meyer nicht überzeugen: “Es war eine hauchdünne Situation, aber ich habe keine Bilder gesehen, die glasklar belegten, dass es kein Abseits gewesen sei.“ Eine seltsame Regelauslegung, wenn man bedenkt, dass die Schiedsrichter die Anweisung haben, im Zweifel für die angreifende Mannschaft zu entscheiden.

Ohne Wechsel beginnt die zweite Halbzeit wie die erste endete. Die Eintracht spielt überlegen, immer wieder geht es über Schwegler und Meier nach vorne. Und Heribert Bruchhagen ist voll des Lobes für den 22jährigen Schweizer: "Schwegler tut der Systematik unseres Spiels gut. Von ihm gingen alle klaren Aktionen aus.“ Dies gilt auch für Russ, der in prächtiger Form ist, die Abwehr dirigiert und weder Valdez noch Zidan bislang zur Entfaltung kommen lässt.


Diskussionsbedarf:
Chris und Santana

Die 51. Spielminute, Chris ist aufgerückt und spielt auf der rechten Seite einen Doppelpass mit Teber, um in den Strafraum zu sprinten. Kurz vor der Torauslinie will er in die Mitte flanken, wird aber von Santana von den Beinen geholt. Elfmeter!

Nicht jedoch für den sich erneut windenden Florian Meyer: “Beide Spieler hatten Körperkontakt, aber auch Ballberührung. Und wenn ich bei einer Elfmeterentscheidung Zweifel habe, kann ich nicht pfeifen.“ Trainer Skibbe hingegen ist verärgert: "Das war ein klarer Elfmeter und ist sehr ärgerlich, wir hatten von der Bank klare Sicht."

Doch es gibt kein Verzagen bei den Adlern. Fünf Minuten später spielt Spycher aus der eigenen Hälfte einen langen Pass auf Amanatidis, der einmal mehr auf die linke Außenbahn gerückt ist. Er setzt sich im Laufduell erst gegen Owomoyela sowie den wegrutschenden Subotic durch und passt kurz vor der Torauslinie zurück zu Meier. Doch in Rückenlage setzt der das Leder knapp neben das Tor.

Es läuft die 61. Spielminute, Amanatidis verliert auf der rechten Außenbahn das Leder gegen Santana. Der 23jährige Brasilianer sprintet bedrängt vom Griechen die linke Außenbahn entlang, ein Pass auf Hajnal, der zu Zidan in den Strafraum passt, wo Amanatidis – vielleicht zur Verwirrung seiner passiven Kollegen – auftaucht. Ein Stürmer hat im eigenen Strafraum nichts verloren, wurde den Älteren unter uns einst unter Androhung von Strafe gelehrt. Jetzt und hier sieht man, warum. Zweimal dient Amanatidis unfreiwillig als Bande, während der Ägypter ruhig bleibt und die Kugel vorbei an Torhüter Nikolov ins rechte Toreck schiebt. Das 1:0 für Dortmund.

Trainer Skibbe reagiert und bringt mit Liberopoulos für Caio einen weiteren Stürmer (63.) sowie Bajramovic für Selim Teber, der ebenfalls enttäuschte (64.). "Beide müssen mehr Gas geben, da muss bedeutend mehr Feuer rein. Heute war mir das zu wenig", sagt Michael Skibbe und lobt zugleich die beiden Eingewechselten, die "fußballerisch richtig Ruhe in die Partie gebracht" haben. “Eintracht!!“ schallt es nun immer lauter durch das Waldstadion, was Franz sichtlich beeindruckt: “Die Unterstützung kam besonders laut, als wir sie dringend gebraucht haben. Das pusht ungemein!“


Amanatidis zum 1:1

Dies gilt insbesondere für Amanatidis, der ordentlich Wut im Bauch hat. Mit viel Einsatz drängt es ihn nach vorne. Nichts ist zu sehen von nachlassender Kondition, wie noch zuletzt in Köln. Die 68. Spielminute, Franz passt zu Bajramovic auf der rechten Außenbahn, der den Ball in den Strafraum flankt. Subotic klärt viel zu kurz, der Ball trudelt aus dem Strafraum. Amanatidis sieht es, hechtet heran, läuft noch einige Schritte und hämmert das Leder aus 16 Metern ins linke Toreck zum 1:1! “Es war ein Supertor. Das muss man so erst mal machen“, meint Heribert Bruchhagen.

Das Tor bringt den Adern die zweite Luft. Meier läuft, kämpft und verteilt blitzgescheit die Bälle, aber auch Schwegler und Bajramovic sorgen für ordentlich Druck. Nur das Zielwasser beim entscheidenden Pass und beim Abschluss fehlt. Aber auch Dortmund versucht es immer wieder mit schnellen, doch zum Glück überhasteten Angriffen.

Die 78. Spielminute, Chris erobert vor dem eigenen Strafraum den Ball und sprintet in die Dortmunder Hälfte, ohne dass ihn einer aufhalten kann. Ein schöner Pass in die Gasse zu Amanatidis, der sich geschickt gelöst hat und nun - begleitet von Subotic - den herauslaufenden Weidenfeller umkurvt und schießt. Aber der Winkel ist zu spitz, er trifft nur das Außennetz. "Ich hätte mich fallen lassen können, aber ich wollte nicht auf Elfmeter gehen, ich wollte das Tor machen", sagt Amanatidis.

Kurz darauf stoppt Sahin einen Angriff mit der Hand, weil er zuvor ein Foul von Bajramovic gesehen haben will. Franz regt sich auf, was Trainer Klopp an der Seitenlinie einmal mehr in Rage bringt. Halt die Klappe, giftet Franz, der von Schiedsrichter Meyer beruhigt werden muss. Franz aber ist erbost: "Der hat ständig Palaver gemacht und rumgeschrieen. Wir dürfen uns nicht alles gefallen lassen, auch nicht von Jürgen Klopp." Franz redet nicht nur, findet Trainer Skibbe: “Maik hat ein gutes Spiel gemacht, seine Seite war komplett dicht.“

Es läuft die Schlussphase, nach einem Foul von Chris am eingewechselten Großkreutz gibt es Freistoß für Dortmund aus fast 30 Metern. Subotic nimmt Maß, der Ball setzt kurz vor Nikolov auf, aber er kann das Leder zur Seite lenken und Chris klärt vor dem heranstürmenden Dédé (87). Dann die 90. Spielminute, es gibt Einwurf für die Eintracht auf der linken Seite durch Spycher. Er wirft zu Liberopoulos, ein kurzer Doppelpass mit dem Schweizer und dann schlenzt Liberopoulos das Leder butterweich zu Meier vor den Fünfmeterraum. Der „Lange“ steigt hoch und der Ball klatscht von der Unterseite der Latte über den heranstürmenden Amanatidis ins Feld zurück. So bleibt es beim 1:1 in einem packenden Spiel. Das dritte Unentschieden in Folge, doch die Eintracht bleibt ungeschlagen. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Wir waren dem Sieg näher als Dortmund, aber unter dem Strich haben wir das Remis verdient. Ich bin mit dem Spiel meiner Mannschaft über weite Strecken sehr zufrieden. Wir hatten etwas Pech mit den Schiedsrichterentscheidungen. Sechs Punkte aus vier Spielen sind ordentlich, aber nicht prickelnd, weil es doch ein paar Unentschieden zu viel sind."

Ioannis Amanatidis: “Es war ein sehr emotionales, aber auch ein sehr gutes Spiel. Ich denke, wir können mit dem Punkt zufrieden sein, auch wenn mit etwas Glück mehr drin gewesen wäre.“

Heribert Bruchhagen über Jürgen Klopp, der sich über eine Monate zurückliegende schriftliche Reaktion Bruchhagens auf die Dortmunder Beschwerde wegen der Vergabe angeblich sichtbehinderter Sitzplatzkarten an Klopps Kinder mokierte: “Alle Menschen im Geschäft Bundesliga haben irgendein privates Regulativ. Es gibt aber auch Leute, die viel im Fernsehen auftreten, die haben das scheinbar nicht mehr.“

 

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