Eintracht Frankfurt - Hamburger SV

Bundesliga 2009/2010 - 6. Spieltag

1:1 (1:1)

Termin: So 20.09.2009, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)
Tore: 0:1 Zé Roberto (8.), 1:1 Marco Russ (32.)

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Eintracht Frankfurt Hamburger SV

 


  • Frank Rost
  • Guy Demel
  • Jerome Boateng
  • Joris Mathijsen
  • Dennis Aogo
  • Piotr Trochowski
  • David Jarolim
  • Zé Roberto
  • Eljero Elia
  • Marcus Berg
  • Mladen Petric

 

Wechsel
Wechsel
  • Jonathan Pitroipa für Marcus Berg (46.)
  • Robert Tesche für Eljero Elia (64.)
  • Romeo Castelen für Piotr Trochowski (81.)
Trainer Trainer
  • Bruno Labbadia

 

Nicht schön, aber ein Punkt

“Ein Spiel zwischen dem Vierten und dem Ersten, das ist eine sehr schöne Situation. Das hat sich die Mannschaft in den vergangenen Wochen erarbeitet. Und deshalb darf sie auch schon frech auf den Platz gehen“, erzählt Michael Skibbe vor dem Spiel gegen das mit 15 Toren bislang offensivstärkste Team der Liga, um zu ergänzen: “Der HSV spielt schnell und kreativ, wir müssen versuchen, sie daran zu hindern. Und wir wollen schon einen Tick, ein bisschen offensiver spielen als in Freiburg."

Für dieses Ziel stellt der Trainer seine Mannschaft um. Anstelle von Bajramovic im Mittelfeld spielt Liberopoulos als hängende Sturmspitze, Meier und Amanatidis rücken dafür überraschend auf die Außenpositionen vor Teber und Schwegler. Spycher hat seinen unter der Woche erlittenen Hexenschuss zum Glück so weit auskuriert, dass er in der Viererabwehrkette spielen kann.

Dies wird auch nötig sein, denn der HSV hat die letzten vier Bundesligaspiele allesamt gewonnen, jedoch einen empfindlichen Dämpfer bei Rapid Wien am Mittwoch erhalten, als die Norddeutschen ihr erstes Gruppenspiel in der Europa League sang- und klanglos mit 0:3 verloren. So warnt auch Trainer Labbadia seine Mannschaft: “Uns erwartet ein sehr, sehr intensives Spiel. Damit unsere Art Fußball zu spielen erfolgreich ist, muss jedes Rädchen ins Nächste greifen.“ Etwas plastischer drückt dies Hamburgs Rechtsverteidiger Boateng aus: "Jetzt wollen wir nicht hinterher auch noch als Frankfurter Würstchen bezeichnet werden. Wir sind Tabellenführer. Und genau so wollen wir dort auch auftreten."

Boateng rückt gegen die Adler in die Innenverteidigung für den zuletzt schwachen Rozhenal, dafür spielt Demel auf der rechten Abwehrseite. Unverändert lässt Bruno Labbadia die Offensivabteilung, neben Petric stürmt Berg für den verletzten Guerrero, Elia und Trochowski besetzen die Außenbahnen und Zé Roberto sowie Jarolim sollen die Angriffe einleiten.

Dem Spitzenspiel angemessen ist auch der äußere Rahmen: Es herrscht schönes Wetter und das Waldstadion ist ausverkauft. Selbst die Hamburger bieten zu Ehren der Adler eine schöne Choreographie in den Farben “Schwarz-Weiß wie Schnee?“, die dann jedoch schnell in ein schwarz-weiß-blaues Fahnenmeer wechselt. Schnell ist auch der Beginn der Hanseaten, die von Beginn an versuchen, über Zé Roberto und Jarolim das Spiel in den Griff zu bekommen. Immer wieder geht es über Außenpositionen, doch die Adler stehen gut gestaffelt und versuchen ihrerseits, zu ersten Angriffen zu kommen.

Dann die 7. Spielminute, erneut kommt Hamburg über die linke Seite mit Aogo und Elia, der den Ball zu Petric am linken Strafraumeck passt. Russ kommt einen Schritt zu spät und lässt den 28jährigen Kroaten auflaufen, es gibt Freistoß. Trochowski zieht den Freistoß direkt aufs Tor, Nikolov patscht nach vorne ab und Vasoski zögert einen Moment zu lang, anstatt ihn wegzudreschen. Petric kommt an das Leder, köpft ihn quer zu Zé Roberto, der Russ entwischt ist und keine Mühe hat, das Leder aus 6 Metern ins Netz zu köpfen. Das 1:0 für den HSV (8.). Nikolov sucht erst gar nicht nach einer Entschuldigung: “Wenn man den Ball abklatscht, dann zur Seite und nicht nach vorne.“ “Oka weiß, dass er den Ball anders klären muss. Aber es war auch keiner von uns da, um ihm zu helfen“, räumt Russ auch eine Mitschuld von Vasoski und sich ein.

Hamburg zieht sich nun ein wenig zurück, hat aber dennoch im Mittelfeld mehr Ballbesitz. Die Adler hingegen versuchen es ein ums andere Mal, durch die Mitte zu Chancen zu kommen. Meier ist zwar sehr fleißig, dennoch zieht es ihn immer wieder in die zentrale Position, während sich Liberopoulos ein wenig zurückfallen lässt. Doch viel zu selten findet ein Pass von Teber oder Schwegler vorne einen Abnehmer, es gibt kein Durchkommen für die Adler. Und Hamburg bleibt mit weiten Bällen auf die Außenbahnen gefährlich. So in der 20. Spielminute, als Franz vor Elia klären kann und es Eckball gibt. Aogo schlägt das Leder mit viel Drall in den Strafraum, aber Mathijsen verfehlt das Tor mit seinem Kopfball knapp.

Im direkten Gegenzug gibt es nach einem Foul an Meier Freistoß am Mittelkreis. Schwegler schlenzt das Leder in den Strafraum zu Meier, der den Kasten von Torhüter Rost jedoch um gut einen Meter verfehlt (21.). Das Spiel bleibt zäh, Hamburg lässt das Leder in den eigenen Reihen laufen, Teber übt sich erfolglos im genauen Flanken und auch Schwegler fehlt heute eine gehörige Portion Zielwasser. Immer wieder landen seine Flanken bei einer Rothose. Wenigstens steht die Abwehr sicher, Franz liefert sich erbitterte Duelle mit Elia auf der rechten Abwehrseite und auch Russ sowie Vasoski lassen die Stürmer kaum aus den Augen.

Dann die 30. Spielminute, nach einem weiten Einwurf von Franz rutscht Torhüter Rost beim Fangversuch aus, Aogo klärt mit einem weiten Ball nach vorne, den Zé Roberto artistisch unter Kontrolle bekommt, um ihn zu Trochowski zu passen. Trochowski sprintet los, könnte auf die mitgelaufenen Berg und Petric abgeben, entscheidet sich aber zu einem Schuss aus 18 Metern, der rechts am Tor vorbei geht.


Meier legt für Russ auf

Nur eine Minute später wird ein Angriff der Rothosen vor der Mittellinie vom aufgerückten Russ abgefangen, der im Doppelpass mit Spycher nun nach vorne sprintet. Er lässt Jarolim stehen und passt zu Liberopoulos, der im Zusammenspiel mit Franz das Leder mit dem Rücken zum Tor annimmt und aus der Drehung einen wunderschönen Heber auf Meier spielt. Alex lässt die Kugel gefühlvoll direkt zu Russ abtropfen, der den Ball aus 14 Metern volley ins Tor zimmert. Der 1:1-Ausgleich durch Russ (32.), der goldrichtig stand: “Ich habe drauf spekuliert, dass der Alex den Ball ablegt, und da lag ich dann auch ganz richtig.“

Die Eintracht spielt nun druckvoller, doch wie zuvor schafft es kein Adler, Liberopoulos, Amanatidis oder Meier irgendwie in Szene zu setzen. Die letzte Gelegenheit vor der Pause hat auf der anderen Seite Zé Roberto, der sich nach Zuspiel von Elia im Dribbling gegen Russ durchsetzt und aus spitzem Winkel von der linken Seite abzieht. Aber diesmal ist Nikolov zur Stelle und kann mit einer Fußabwehr klären (44.).

Zur zweiten Halbzeit bringt Trainer Labbadia Pitroipa für den schwachen Berg, dem sich die Eintracht leistungsmäßig anzupassen scheint. Nach einem heftigen Regenschauer in der Halbzeit verlieren die Adler ein ums andere Mal den Überblick. So in der 50. Spielminute, als Elia sich auf der linken Seite gegen Teber durchsetzt und flach zu Pitroipa in den Strafraum passt. Vasoski könnte locker klären, verschätzt sich aber und zögert auch beim Nachsetzen, weil Russ dem 23jährigen aus Burkina Faso vergeblich entgegen grätscht. Doch der verfehlt mit seinem Flachschuss zum Glück das Tor, während Russ mit Vasoski wie ein Rohrspatz schimpft.

Hamburg bleibt weiter spielbestimmend und kommt durch Pitroipa (55.) und Trochowski (56.) zu weiteren Chancen, die Nikolov jedoch klären kann. Dann reagiert Trainer Skibbe und bringt Caio für Liberopoulos, von dem bis auf seinen tollen Heber beim Ausgleich nicht viel zu sehen war. Doch es ändert sich zunächst nichts im Spiel, es bleibt bei Frankfurter Versuchen, während Hamburg leichtfüßig das Mittelfeld kontrolliert. Nachdem Trainer Skibbe in der 72. Spielminute Köhler für den schwachen Teber bringt, muss er vier Minuten später erneut wechseln. Amanatidis war beim Versuch, an der Außenlinie einen Ball zu erlaufen, über Teile der Ausrüstung des Kamerateams gestürzt und hat sich eine Zerrung an der Wade zugezogen. Für ihn kommt Korkmaz (76.).


Cajo bleibt weitgehend wirkungslos

Doch auch nach den Wechseln verändert sich nichts. Caio kann das Spiel nach vorne nicht beleben, im Gegenteil, ein ums andere Mal müssen seine Kollegen aushelfen, wenn er das Leder verliert.

“Er hat vieles gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Das hat aber auch daran gelegen, dass wir als Mannschaft überhaupt kein spielerisches Niveau mehr erreicht haben“, beschreibt Michael Skibbe die zweite Halbzeit und Russ ergänzt: “Viel zu viele Zuspiele waren unkonzentriert. Wir verlieren zu Hause die Ruhe, wenn es mal nicht so läuft, wie wir das geplant haben".

Es läuft bereits die 88. Spielminute, Aogo schlägt von der linken Seite einen hohen Pass in den Strafraum, trotz Bedrängnis von Schwegler und Russ kann der eingewechselte Castelen schießen, aber Russ kann das Leder zum Glück mit der Fußspitze zur Ecke klären.

Dann die Schlussminute, nach einem schönen Pass von Meier wird Schwegler am rechten Strafraumrand von Mathijsen von den Beinen geholt. Schwegler schlenzt den Freistoß hoch vor den Fünfmeterraum, Meier schraubt sich trotz Bedrängnis von Mathijsen hoch und köpft - doch der Ball geht um Zentimeter am linken Torpfosten vorbei (90.). Die zweite richtige und gleichzeitig letzte Torchance für die Eintracht, denn kurz darauf ist Schluss. "Für uns ist das ein glückliches Ergebnis, der erste Heimsieg wäre zwar schön, aber nicht verdient gewesen", meint Meier unmittelbar nach Spielschluss.

Die Eintracht bleibt weiterhin ungeschlagen und ist nun mit 10 Punkten Tabellensechster. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: “Ich bin mit der zweiten Halbzeit nicht zufrieden, der HSV war dem Sieg deutlich näher als wir. Wir haben nur noch Fußball gekämpft und nicht mehr Fußball gespielt. Der Punkt war erfreulich, auch kämpferisch war es in Ordnung, über den Rest werden wir reden müssen."

Ioannis Amanatidis: “Es war unser schlechtestes Spiel in dieser Saison, deshalb müssen wir mit dem einen Punkt zufrieden sein. Aber wir müssen besser spielen.“

Mike Franz: “Das war, glaube ich, kein schönes Spiel - auch nicht für die Zuschauer.“

 

 

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