Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach

Bundesliga 2009/2010 - 13. Spieltag

1:2 (0:0)

Termin: Samstag, 21.11.2009, 15:30 Uhr
Zuschauer: 50.000
Schiedsrichter: Peter Sippel (München)
Tore: 0:1 Marco Russ (54., Eigentor), 0:2 Roel Brouwers (65.), 1:2 Pirmin Schwegler (86., Handelfmeter)

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Eintracht Frankfurt Borussia Mönchengladbach

 


  • Logan Bailly
  • Tobias Levels
  • Roel Brouwers
  • Dante
  • Jean-Sebastien Jaures
  • Michael Bradley
  • Thorben Marx
  • Marco Reus
  • Karim Matmour
  • Juan Arango
  • Rob Friend

 

Wechsel Wechsel
  • Marcel Meeuwis für Juan Arango (83.)
  • Thomas Kleine für Marco Reus (90.)
Trainer Trainer
  • Michael Frontzeck

Wiedergutmachung geht anders

Die peinliche Niederlage gegen Leverkusen und die Brandrede von Michael Skibbe zur Geschäftspolitik der Eintracht sind 14 Tage alt. Nun gilt es, den vielen Worten Taten auf dem Platz folgen zu lassen. Gegner ist der Tabellenviertzehnte aus Mönchengladbach, der zuletzt 0:0 gegen den VfB Stuttgart gespielt hat. Und ausgerechnet jetzt stehen Amanatidis und Fenin, der in der kommenden Woche erneut an der Leiste operiert wird, nicht zur Verfügung. Zudem fällt Liberopoulos kurzfristig aus, da er aufgrund des Todes seines Vaters nach Griechenland gereist ist. “Sportlich stellt uns das natürlich vor enorme Probleme. Dennoch war es für uns keine Frage, Nikos den Flug in die Heimat zu genehmigen“, sagt Michael Skibbe, um zu ergänzen: “Dennoch möchten wir dieses Spiel natürlich gewinnen und uns mit drei weiteren Punkten in der Tabelle stabilisieren.“

Für dieses Ziel stellt der Trainer sein Team auf gleich fünf Positionen um. Nikolov kehrt für Fährmann ins Tor zurück, Franz ersetzt den angeschlagenen Vasoski und Ochs spielt nach seinem Rippenbruch wieder als rechter Außenverteidiger. Vor der Abwehr sollen Chris und Schwegler für Ordnung sorgen. In der Spitze ist Meier auf sich allein gestellt, Steinhöfer und Korkmaz auf den Außenpositionen sowie Caio im zentralen Mittelfeld sollen ihn unterstützen.

"Es ist immer mein Anliegen, dass wir Fußball spielen, genau so erwarte ich von der Mannschaft aber, dass sie kompakt steht und die Zweikämpfe gewinnt. Wenn wir das hinkriegen, ist auch in Frankfurt etwas drin. Die sind da, wo wir im nächsten Schritt hinmöchten", erzählt Mönchengladbachs Trainer Frontzeck vor dem Spiel. Da Kapitän Daems und Filip noch immer ausfallen, verändert er seine Mannschaft nicht. Im Sturm sollen Friend und Matmour von den beiden Außen Arango und Reus in Szene gesetzt werden, vor der Viererkette um Dante und Brouwers spielen Marx und Bradley.

Vor dem Beginn des Spiels gibt es zunächst eine Schweigeminute für den verstorbenen Robert Enke sowie für Ute Hering, die langjährige Assistentin des Vereinspräsidiums. Sie ist in der Nacht vom Freitag auf Samstag nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 55 Jahren verstorben.

Vom Anstoß an zeigen die Gäste, dass sie sich nicht verstecken wollen. Die Eintracht hält zwar früh dagegen und versucht, über die Außen zu Angriffen zu kommen, aber die erste Chance hat Gladbach nach einem Ballverlust von Steinhöfer in der eigenen Hälfte. Marx legt für Arango auf, der das Leder aus 20 Metern jedoch weit über das Tor von Nikolov zimmert (6.). Kurz darauf fängt Matmour am Mittelkreis einen Abschlag von Torhüter Nikolov ab, setzt sich gegen Chris und Russ durch, um nach vorne zu sprinten. Dann ein kurzer Pass auf Reus am rechten Strafraumeck, der das Leder quer in die Strafraummitte passt. Gut, dass Arango den Ball um ein paar Zentimeter neben den linken Pfosten setzt, denn die Abwehr der Adler war hier überhaupt nicht im Bilde (7.).


Korkmaz steht erstmals in einem Ligaspiel
unter Skibbe in der Startelf

Die Adler scheinen beeindruckt, ziehen sich nun ein wenig zurück und versuchen, über viele Stationen und Querpässe irgendwie ins Spiel zu kommen. Gladbach hingegen spielt schnell und direkt, immer wieder über Matmour, Arango und Reus, die oft nur durch kleine Fouls im Spielfluss unterbrochen werden können. Doch den entscheidenden Pass in die Spitze versäumen auch die Gladbacher, so dass sich zunächst keine Torchancen mehr ergeben.

Es läuft bereits die 25. Spielminute, nach kurzem Gestochere um den Ball auf der linken Außenbahn setzt sich Korkmaz schön durch und passt zum aufgerückten Chris in der Mitte, der das Leder sofort zu Ochs auf der rechten Außenbahn passt. Paddy flankt den Ball hoch an den Fünfmeterraum, wo Schwegler plötzlich unbedrängt zum Kopfball kommt, das Leder aber knapp am linken Pfosten vorbei setzt. Immerhin, die erste Torchance für die Adler.

Danach wird es wieder langweilig, Ballgeschiebe im Mittelfeld bestimmt das Spiel. Von der versprochenen Wiedergutmachung für das blamable Spiel in Leverkusen ist nichts zu sehen. Also vielleicht mit dem Glück der nicht so Tüchtigen? Levels schießt beim Versuch, den Ball aus dem Strafraum zu schlagen, Dante an. Die Kugel rollt genau zum aufgerückten Korkmaz, der das Leder nach schöner Körpertäuschung gegen Dante jedoch aus 18 Metern nur in die Arme von Torhüter Bailly schlenzt (40.). "Ich war da so aufgeregt", sagt Korkmaz nach seinem ersten Saisonspiel von Anfang an. Dennoch ist der 24jährige einer der wenigen Lichtblicke bei der Eintracht, meint auch Trainer Skibbe: "Ich bin mit seinem läuferischen Engagement und seinen Tempodribblings sehr zufrieden. Auf diese Leistung kann Ümit aufbauen."

Endlich bekommt die Eintracht Oberwasser. Im Zusammenspiel mit Korkmaz läuft Steinhöfer in den Strafraum und flankt quer zu Meier, doch Dante kann in letzter Sekunde klären. Das Leder kommt zu Korkmaz, der es aus spitzem Winkel knapp vor das Tor flankt. Doch Torhüter Bailly reagiert gut und kann zur ersten Ecke für die Eintracht klären (41.). Nachdem die ersten beiden Versuche von Steinhöfer geklärt werden, landet der dritte Streich genau bei Meier, der vom Elfmeterpunkt ins rechte Toreck köpft. Doch Jaures auf der Torlinie kann für seinen geschlagenen Torhüter retten (43.).

Und die Eintracht legt nach, wie entfesselt spielen sie plötzlich, als wollten sie die ersten 40 Minuten vergessen machen. Chris bekommt das Leder am Mittelkreis und spielt zu Steinhöfer, der für Caio ablegt. Der Brasilianer wird gefoult, doch Steinhöfer kommt an den kullernden Ball, sprintet halblinks in den Strafraum, um zurück auf Caio zu spielen. Der Brasilianer narrt mit einer schnellen Drehung Levels und Dante, doch der kann den Schuss zur Ecke klären (44.). Schade, so geht es mit dem 0:0 in die Pause.

Leider ist der Schwung der letzten fünf Minuten schnell vergessen. Erneut bemüht sich die Eintracht umständlich und mit viel zu vielen Querpässen, nach vorne zu kommen. Aber es kommt kein überraschender Pass, Laufen ohne Ball ist sowieso Fehlanzeige. Auf den Rängen ist bei den Klängen von “Pippi Langstrumpf“ mehr Bewegung als auf dem Platz.

Dann die 54. Spielminute, nach einem weiten Abschlag von Torhüter Bailly kommt Matmour vor dem Strafraum an das Leder. Franz bedrängt ihn nur halbherzig, so dass der 24jährige Algerier Fahrt aufnehmen kann, auch Chris stehenlässt und quer zu Levels auf der rechten Außenbahn passt. Spycher ist zu weit weg, so dass der Gladbacher Außenverteidiger scharf in den Fünfmeterraum flankt. Torhüter Nikolov versucht sich vor Friend erfolglos mit einer Fußabwehr, so dass Russ klären muss, die Kugel jedoch Oka ins Gesicht schießt, von wo sie dann ins Netz hüpft. Das glückliche 1:0 für Gladbach (54.). “Ich wollte nach außen klären. Oka läuft mir direkt in den Schuss, und ich treffe ihn im Gesicht. Ich gehe davon aus, dass das ziemlich bescheuert aussah", beschreibt Russ treffend nach dem Spiel.


Zweimal geschlagen:
Oka Nikolov

Die Eintracht versucht nun, den Druck zu erhöhen, doch die Ideen fehlen nach wie vor und der einsame Meier in der Spitze wird meist von zwei Gladbachern gedeckt. In der 64. Spielminute reagiert Trainer Skibbe schließlich und bringt Köhler für Steinhöfer. Aber die nächste Chance hat Friend nach einem schönen Heber von Arango. Torhüter Nikolov reagiert jedoch prima und lenkt den platzierten Kopfball über die Latte (64.). Es gibt die erste Ecke für Gladbach von der rechten Seite. Marx schlägt das Leder vor den Strafraum, wo Arango die Direktabnahme gründlich misslingt. Die Kugel landet bei Matmour, der für Reus am rechten Strafraumeck zurücklegt. Die Flanke kommt hoch in den Strafraum, Meier verschätzt sich und Russ steht viel zu weit weg von Brouwers, der die Kugel mit dem Kopf im linken Toreck versenkt. Das 2:0 für Gladbach (66.).

Kein Aufbäumen bei den Adlern, weiterhin wird die Kugel umständlich quer gespielt. Die Borussia hat so keine Schwierigkeiten, die Angriffsversuche der Eintracht zu unterbinden. In der 72. Spielminute wechselt Trainer Skibbe erneut, aber nicht wie erwartet Tsoumou, sondern Teber kommt für Franz, was von den Zuschauern mit einem Pfeifkonzert belohnt wird. Chris rückt nun in die Innenverteidigung.

Es läuft die 75. Spielminute, scheinbar zur Überraschung aller schlägt Spycher eine weite und exakte Flanke in den Strafraum, Meier setzt sich im Kopfballduell gegen Dante durch und die Kugel knallt gegen den linken Torpfosten. Köhler ist zur Stelle und staubt ab. Doch zu Recht hat der Linienrichter die Fahne oben, bei der Flanke von Spycher stand er bereits im passiven Abseits.


Cajos Freistoß führt zum Elfmeter

Vier Minuten später endlich mal wieder ein direkter Pass von Schwegler in den Lauf von Teber auf der rechten Außenbahn. Eine prima Flanke an den langen Pfosten, Köhler köpft, aber Brouwers kann für den bereits geschlagenen Torhüter Bailly auf der Linie retten. Und wieder bleibt es ein Strohfeuer, mit hängenden Schultern versuchen die Adler, Gladbach und die Zuschauer mit einer Querpassorgie einzuschläfern. Was auch gelingt: In der 85. Spielminute kommt urplötzlich Teber vor dem Strafraum an den Ball, wird aber vom überraschten Marx zu Boden gerissen. Es gibt Freistoß für die Eintracht aus knapp 25 Metern. Caio drischt das Leder knapp über die Mauer, Friend wehrt im Stile eines Torhüters mit der Hand ab und es gibt Elfmeter für die Adler. "Ich habe gesagt, ich schieße", erzählt Schwegler, schnappt sich vor Teber und Caio die Kugel und knallt sie hart und schnörkellos in die Mitte des Gladbacher Tores. Der 1:2-Anschlußtreffer (86.).

Nun reagiert Michael Skibbe und bringt endlich einen Stürmer - für Korkmaz kommt Heller ins Spiel (87.). Doch es nützt alles nichts, die Eintracht kann sich keine weitere Torchance mehr erspielen, Gladbach erzielt ein Abseitstor in der Nachspielzeit und nach dem Abpfiff durch Schiedsrichter Sippel bekommen die Spieler ihr verdientes Pfeifkonzert.

Mit weiterhin 16 Punkten bleibt die Eintracht auf Platz 10 und muss in der kommenden Woche zum von Friedhelm Funkel trainierten Schlusslicht nach Berlin. (tr)

Stimmen zum Spiel

Michael Skibbes Sicht: "Auf diesem Spiel können wir aufbauen. Wir hätten einen Punkt verdient gehabt, denn hinten raus haben wir eine kämpferisch gute Leistung gezeigt, Amanatidis oder Liberopoulos hätten wohl den einen oder anderen rein geschossen."

Heribert Bruchhagen: "Das ist eine Niederlage, die uns hart, die uns empfindlich trifft. Die beiden Gegentore dürfen so nicht passieren.

Pirmin Schwegler: "Es ist ein Abstiegstrend zu sehen, es ist jetzt viel schlechter als am Anfang der Saison. Aber wir dürfen nicht jammern, wir dürfen nicht über die Spieler sprechen, die nicht da sind. Wir müssen die Spieler starkreden, die uns zur Verfügung stehen."

Heribert Bruchhagen zur Tabellensituation: “Ich mache mir jeden Tag zwischen neun und 19 Uhr Gedanken um den Club. Und ich richte den Blick in der Tabelle immer nach unten, das ist permanent so."

Michael Skibbe auf die Frage, ob die Eintracht nun in die Abstiegszone geraten könnte: “Um Gottes Willen, ganz bestimmt nicht. Wir haben ein gutes Polster an Punkten, das wollen wir festigen und ausbauen. Schon in Berlin."

 


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