Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln

Bundesliga 2009/2010 - 20. Spieltag

1:2 (0:0)

Termin: Sa 30.01.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 45.100
Schiedsrichter: Peter Sippel (München)
Tore: 0:1 Maniche (59.), 1:1 Chris (76.), 1:2 Marco Russ (84., Eigentor)

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Eintracht Frankfurt 1. FC Köln

 


  • Faryd Mondragon
  • Miso Brecko
  • Pedro Geromel
  • Youssef Mohamad
  • Pierre Womé
  • Adil Chihi
  • Petit
  • Kevin Pezzoni
  • Maniche
  • Taner Yalcin
  • Sebastian Freis

 

Wechsel
Wechsel
  • Zoran Tosic für Taner Yalcin (54.)
  • Milivoje Novakovic für Sebastian Freis (71.)
  • Kevin McKenna für Maniche (87.)
Trainer Trainer
  • Zvonimir Soldo

 

Einfach eine Scheißwoche

"Es ist vorbei, ich habe alles versucht, aber es hat nicht sollen sein. Ich wollte meinen Traum verlängern und ich habe es geschafft, meinen Traum zu verlängern. Leider war es nur sehr kurz. Mein Traum ist vorüber", erklärt Christoph Preuß in einer bewegenden Pressekonferenz am Donnerstag, bei der er sein Karriereende bekannt gibt. Nach seinem 40minütigen Einsatz in Nürnberg hatte er am Dienstag starke Schmerzen. Die Diagnose ist niederschmettert. Neben einem Meniskuseinriss erlitt er erneut einen Knorpelschaden im rechten Knie. Nicht nur Heribert Bruchhagen ist tief erschüttert, als er seine Worte an ihn richtet: "Das ist sehr tragisch für einen Lizenzspieler, das sportliche Schicksal ist sehr bitter. Es gibt, lieber Christoph, aber weitaus Schlimmeres im Leben."

Der traurige Tiefpunkt einer ereignisreichen Woche bei der Eintracht, nachdem bereits am Montag klar war, dass Schwegler nach seinem Bänderriss im Sprunggelenk zumindest 4-6 Wochen fehlen wird. Zwei Tage später teilt Oka Nikolov dem Vorstandschef mit, “dass er das von uns vorgelegte Angebot nicht annehmen wird. Er würde gerne in die amerikanische Profiliga wechseln.“ Nach 19 Jahren bei der Eintracht zieht es den 35jährigen bereits im März zum Verein des Brause-Milliardärs Mateschitz nach New York. Den neuen Zweijahresvertrag lehnt er daher ab. “Oka hat von mir keine Antwort auf seinen Wunsch erhalten. Wir würden ja die letzten acht Saisonspiele auf Nikolov verzichten müssen“, erklärt Bruchhagen jedoch.

Erfolgreich waren hingegen die lange geheim gebliebenen Verhandlungen um Stürmer Halil Altintop mit Schalke 04. Nachdem Christoph Preuß seinen Rücktritt erklärt hat, wird Minuten später die neue Nr. 19 der Eintracht vorgestellt. Der 27jährige türkische Nationalspieler erhält zunächst einen Vertrag bis zum Saisonende. "In diesen fünf Monaten haben wir Gelegenheit, zu sehen, ob es passt. Es gibt keine Option", erklärt Bruchhagen. Trainer Skibbe ergänzt: "Er ist für uns eine willkommene Ergänzung und wird zum Kader gehören. Ich überlege noch, ob wir wegen Halil unser System abändern können oder wollen“.

Tatsächlich steht Altintop nach erst zwei Trainingstagen bereits als einzige Spitze in der Startelf gegen den Tabellendreizehnten aus Köln. Liberopoulos rückt als hängende Spitze ins Mittelfeld neben Meier, Köhler und Ochs. Teber übernimmt die Position von Schwegler, während Chris nach seiner Gelbsperre wieder in die Innenverteidigung rückt. Jung muss dafür erneut auf die Ersatzbank.

Keinen Grund, seine Mannschaft umzustellen, sieht hingegen Kölns Trainer Soldo nach dem 3:2-Sieg beim VfL Wolfsburg, warnt jedoch: “Die sind viel stärker als Wolfsburg. Die Frankfurter sind eine sehr engagierte Mannschaft, die bis zum Umfallen kämpft. Da müssen wir wieder alles in die Waagschale werfen, um dort zu bestehen. Aufgefallen ist mir eine gewisse Schwierigkeit, das Spiel zu machen. Das wollen wir natürlich ausnutzen.“ Und zwar mit Freis im Sturm sowie Yalcin und Chihi auf den Außenpositionen, die von Maniche im zentralen Mittelfeld mit Flanken versorgt werden sollen. Podolski muss wegen Rückenproblemen pausieren. Für Novakovic und den Neuzugang von Manchester United, Zoran Tosic, bleibt zunächst nur ein Platz auf der Bank.

Vor dem Anpfiff sind zunächst Gänsehaut und feuchte Augen angesagt. Begleitet von tosendem Beifall betritt Christoph Preuß das Spielfeld, um nach ein paar Worten die Mannschaftsaufstellung zu verkünden. "Christoph, unsere Herzen bluten mit dir", steht auf einem Banner in der Westkurve. Eine mehr als treffende Formulierung.

Bei leichtem Schneefall zeigt sich schnell, dass es ein zähes Spiel werden könnte. Köln zieht sich vom Anpfiff weg in die eigene Hälfte zurück, um den ballführenden Spieler sofort in Bedrängnis zu bringen. Die Eintracht versucht mit vielen Pässen in die Breite, eine Lücke zu finden, gleichzeitig aber hinten keinen Raum für die gefürchteten Kölner Konter zuzulassen. Es läuft die 6. Spielminute, am Mittelkreis spielt Teber einen schönen Heber auf die rechte Seite zu Meier, der bedrängt von zwei Kölnern den Ball auf Ochs am rechten Strafraumrand zurücklegt. Paddy kann annehmen und zieht ab. Das Leder jedoch streicht um Zentimeter über das rechte Toreck.

Danach läuft es wieder quer, über viel zu viele Stationen bemühen sich die Adler, zu Chancen zu kommen. Doch die zündende Idee fehlt. Köln hingegen versucht es mit schnellen Pässen, die jedoch allesamt zu ungenau sind. So dümpelt das Spiel munter vor sich hin, bis Maniche in der 16. Spielminute einen langen Pass auf Chihi spielt. Mit einem kurzen Haken lässt der 21jährige die Frankfurter Spycher und Teber stehen, um in die Mitte zu sprinten. Aus gut 20 Metern zieht er ab, trifft jedoch zum Glück den Rücken von Russ, so dass Nikolov keine Probleme hat, das Leder zu fangen.


Halil Altintop

Die nächsten 20 Minuten bestehen wieder aus kompakter Langeweile, die Eintracht hat zwar mehr vom Spiel, macht aber rein gar nichts daraus. Anstatt auf der linken Außenbahn für Druck zu sorgen, zieht es Köhler immer wieder in die Mitte, wo sich bereits Meier und Liberopoulos oft genug im Weg stehen. Altintop hingegen wechselt oft die Positionen, um das Gewühl in der Mitte aufzulösen, doch man merkt ihm die lange Spielpause an. Er wirkt noch wie ein Fremdkörper. So verrinnen die Minuten, die Zuschauer frieren und Heribert Bruchhagen knurrt: "Wir hatten keine Homogenität im Mittelfeld".

Dann vielleicht über einen Standard. In der 37. Spielminute gibt es Ecke von der linken Seite. Köhler schlägt das Leder hoch vor den kurzen Pfosten, Russ gewinnt das Luftduell gegen Geromel, doch sein Kopfball streicht knapp über das rechte Toreck. Nach acht weiteren ereignislosen Minuten pfeift Schiedsrichter Sippel zur Pause.

Ohne Spielerwechsel geht es in die zweite Halbzeit, in der die Eintracht mit einem Kopfball von Russ nach einer Flanke von Altintop zunächst eine kleinere Möglichkeit hat (47.). Doch Köln wird nun stärker und zeigt den Adlern, wie eine kompakte Abwehr zu knacken ist - mit schnellem Flügelspiel. Wieder ist es Maniche, der Freis im rechten Halbfeld das Leder in den Lauf spielt. Aber Torhüter Nikolov hat gut aufgepasst und grätscht ihm das Leder außerhalb des Strafraums von den Füßen (50.). Drei Minuten später zieht Chihi einfach mal aus 25 Metern ab, der Ball setzt gefährlich auf, doch Nikolov bekommt ihn im Nachfassen. Nachdem Yalcin kurz darauf mit einem Weitschuss den Kasten verfehlt, kommt Kölns Neuzugang Tosic für den 19jährigen (54.).

Es läuft die 59. Spielminute, noch immer ist von der Eintracht nichts zu sehen. Womé spielt auf Pezzoni, der das Leder auf die linke Außenbahn zu Freis passt. Der zieht in die Mitte, ohne von Meier und Chris angegriffen zu werden, und spielt flach in die Gasse zu Maniche im Strafraum. Russ grätscht am Ball vorbei, Maniche jedoch steht genau richtig und schiebt ihn ins Netz zum nicht unverdienten 1:0 für die Kölner. "Wenn der Spieler da so frei steht, kann es ja nur mein Fehler gewesen sein", meint Russ angesäuert.

Nun reagiert Trainer Skibbe und bringt Korkmaz für den heute schwachen Köhler (62.). Sekunden später liegt der Österreicher mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Rasen. Bei einem Kopfballduell im Halbfeld hatte ihm Tosic mit einem brutalen Unterarmeinsatz den Jochbeinbogen doppelt gebrochen. Schiedsrichter Sippel findet dies nicht so schlimm und zeigt Tosic nur die Gelbe Karte, was nicht nur Heribert Bruchhagen verärgert: “Das war eine klare Rote Karte. Das muss der Schiedsrichter doch sehen.“ Michael Skibbe ergänzt: “Das war die falsche Karte“, unterstellt Tosic jedoch keine Absicht: "Das ist bei kleinen Spielern ein Selbstschutz für fehlende Klasse im Kopfballspiel." Unglaublich, aber wahr: Korkmaz spielt weiter. Am Montag wird er operiert werden.

Nun endlich verstärkt die Eintracht den Druck, gerade auf der linken Seite sorgt der schwer angeschlagene Korkmaz für Wirbel. Doch noch ergeben sich keine Chancen, so dass Trainer Skibbe erneut wechselt und Caio für Liberopoulos bringt (68.). Bei Köln kommt Novakovic für Freis (71.). Kurz darauf bekommt Caio das Leder und spielt flach zu Altintop am rechten Strafraumrand, der sich gegen Womé durchsetzt, um in die Mitte zu flanken. Meiers Kopfball kann weggeschlagen werden, doch die Adler bleiben am Drücker. Meier legt vor dem Strafraum zurück auf Teber, der aus über 20 Metern abzieht. Torhüter Mondragon reagiert bei dem Flatterball richtig und faustet ihn weg (72.). Endlich setzt die Eintracht nach, “sie haben sich mit Herzblut zurückgekämpft“, stellt Heribert Bruchhagen zufrieden fest.


Cajo köpft ...

Es läuft die 75. Spielminute, Korkmaz treibt das Leder auf der linken Außenbahn nach vorne und spielt zu Caio, der quer auf Meier ablegt. Alex zieht ab, der Ball wird leicht abgefälscht, aber Torhüter Mondragon kann gerade so zur Ecke klären. Ochs schlenzt das Leder hoch vor den Fünfmeterraum, Caio köpft, aber Mondragon kann auf der Linie klären. Der Ball kommt im Getümmel zu Meier, der schießt, aber erneut trudelt der Ball von der Brust von Brecko zurück in den Fünfmeterraum. Genau zu Chris, der die Kugel mit voller Wucht ins Netz knallt. Zum 1:1-Ausgleich (76.)!

Die Adler legen nach über Ochs auf der rechten Seite, der das Leder in den Strafraum flankt. Der Ball wird abgewehrt, kommt jedoch zu Caio, der sofort abzieht. Pezzoni wirft sich in den Schuss und rettet für seinen Torhüter (77.). Zwei Minuten später hat Altintop die Führung auf dem Fuß, verfehlt jedoch die scharfe Freistoßflanke von Ochs um ein paar Zentimeter. Das Schneetreiben nimmt zu und die Adler spielen nun auf Sieg. Erneut gibt es einen Wechsel, der weiße Ball hat ausgedient, sein orange-farbener Bruder kommt zum Einsatz.


Franz und Chris im Schneetreiben

Dann die 84. Spielminute, nach einem harmlosen Zweikampf zwischen Chris und Novakovic im linken Halbfeld entscheidet Schiedsrichter Sippel auf Freistoß für Köln. Petit schlenzt das Leder in den Strafraum, Russ wirft sich vor Pezzoni und Novakovic mit einem Flugkopfball in die Flanke und die Kugel landet im linken Toreck. Das kann doch nicht wahr sein, es steht 2:1 für Köln. "Es hat stark geschneit, der Ball geflattert, er rutscht mir über den Kopf, und dann war er drin. Scheiße gelaufen", fasst Russ die Aktion zusammen.

Eine treffende Umschreibung für das gesamte Spiel und die Woche. Köln verteidigt in den Schlussminuten mit Mann und Maus, doch es bleibt dabei. Mit 2:1 verliert die Eintracht, bleibt aber mit 28 Punkten weiterhin auf Rang 7. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Wir hätten einen Punkt mehr als verdient gehabt, aber wir haben zu schlecht abgeschlossen. Wir hatten zum Schluss so viele Chancen wie schon lange nicht mehr. Insgesamt aber fehlte uns Schnelligkeit und Geradlinigkeit im Mittelfeld. Jetzt müssen wir sehen, dass wir verlorenen Boden wieder gut machen."

Der Trainer über Halil Altintop: “In der ersten Halbzeit hat er in unserer Offensive genauso wenig stattfinden können wie andere Spieler auch. In der zweiten Halbzeit wurde das viel besser. Als Stürmer bist du eben nur dann integriert, wenn du viele gute Zuspiele bekommst, wenn nicht, hängst du in der Luft.“

Halil Altintop über das Spiel und seine Leistung: “Wir hätten das Spiel in der zweiten Halbzeit für uns entscheiden müssen, keine Frage. Die haben nur eine richtige Torchance und machen zwei Tore. Ich denke nicht, dass mir Spielpraxis fehlt. Ich bin schließlich erst zwei Tage hier in Frankfurt.“

 

 

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