Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2009/2010 - 21. Spieltag

2:3 (1:1)

Termin: So 07.02.2010, 17:30 Uhr
Zuschauer: 70.400
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)
Tore: 0:1 Benjamin Köhler (8.), 1:1 Mats Hummels (17.), 2:1 Lucas Barrios (57.), 2:2 Sebastian Jung (65.), 2:3 Alexander Meier (74.)

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Borussia Dortmund Eintracht Frankfurt

  • Marc Ziegler
  • Patrick Owomoyela
  • Neven Subotic
  • Mats Hummels
  • Marcel Schmelzer
  • Damien Le Tallec
  • Nuri Sahin
  • Kevin Großkreutz
  • Nelson Valdez
  • Mohamed Zidan
  • Lucas Barrios

 


 

Wechsel
  • Mario Götze für Damien Le Tallec (77.)
  • Dédé für Nelson Valdez (77.)
  • Felipe Santana für Marcel Schmelzer (88.)
Wechsel
Trainer
  • Jürgen Klopp
Trainer

 

Ein geiler Sieg

Nach der mehr als ärgerlichen Heimniederlage gegen Köln ist Wiedergutmachung angesagt. Ausgerechnet beim Tabellenvierten in Dortmund, der zuletzt am 26. September im Revierderby zu Hause verloren hatte. Der letzte Auswärtssieg der Eintracht beim BVB datiert gar vom 20. April 1991. Dennoch ist Trainer Skibbe guten Mutes: "Wir hatten Köln ja schließlich über weite Strecken im Griff. Wir müssen versuchen, in Dortmund mitzuspielen - genauso wie in Hoffenheim, Berlin und Bremen. Wir müssen uns vom Druck spielerisch befreien."

Und zwar mit einer veränderten taktischen Ausrichtung. Der laut Trainer Skibbe in der Innenverteidigung "unersetzliche" Chris rückt vor die Abwehr, Franz übernimmt stattdessen seine Position. Anstelle von Liberopoulos als hängender Spitze steht Jung in der Startelf, so dass Meier heute mehr Raum im Mittelfeld haben sollte. Altintop als einziger Stürmer soll von Köhler und Ochs auf den Außenbahnen unterstützt werden.

Umstellen muss auch Dortmunds Trainer Klopp nach der heftigen 1:4-Niederlage in Stuttgart. Hummels rückt in die Innenverteidigung neben Subotic, Großkreutz und Sahin spielen vor der Abwehr und im sehr offensiv ausgerichteten Mittelfeld stehen Le Tallec, Zidan und Valdez hinter der einzigen nominellen Spitze Barrios. "Der VfB hatte 60 Minuten lang mehr Zug in seinen Aktionen. Diesen Anspruch wollen wir diesmal wieder für uns erheben. Dazu brauchen wir die Hilfe des Publikums", beschwört Jürgen Klopp Mannschaft und Fans.

Unterstützt von der Lautsprecheranlage ist es auch laut auf den Rängen, als die Mannschaften den arg ramponierten Rasen der riesigen Betonschüssel betreten. Doch dies wird sich schnell ändern, obwohl der Beginn ein schnelles Spiel verspricht. Nach knapp 30 Sekunden verlieren die Adler den Ball im Mittelfeld, Sahin reagiert schnell und spielt in den Lauf von Barrios, der das Leder jedoch kurz vor Torhüter Nikolov nicht unter Kontrolle bekommt. Kurz darauf zieht Russ einen Freistoß von der Mittellinie in den Strafraum, Schmelzer klärt zu kurz, so dass Meier abziehen kann, den Ball jedoch weit über den Kasten von Torhüter Ziegler haut (2.).


Ziegler ist geschlagen: 1:0 für die Eintracht

Danach beruhigt sich das Spiel jedoch zunächst. Die Adler stehen sehr diszipliniert im Mittelfeld und lassen Dortmund nicht zur Entfaltung kommen. Im Gegenteil, bei Ballbesitz geht es schnell und direkt über die rechte Seite nach vorne. Dann die 8. Spielminute: Einen langen Abschlag von Nikolov verlängert Meier mit dem Kopf zu Altintop, der das Leder auf den startenden Ochs spielt. Schmelzer schaut zu, als Paddy maßgenau in den Strafraum flankt und Köhler das Leder in die lange linke Ecke köpft. Das 1:0 für die Eintracht, das erste Heimgegentor für die Borussia seit 606 Minuten!

Dortmund ist nun verunsichert, kurz nach dem Anstoß unterläuft ihnen erneut ein Ballverlust. Russ hebt den Ball aus der eigenen Hälfte in den Lauf von Altintop, der jedoch zu lang zögert, so dass ihm Torhüter Ziegler das Leder in letzter Sekunde vom Fuß wegschlagen kann (10.). Danach bemüht sich die Borussia, Druck aufzubauen. Die Adler jedoch stehen weiter prima in der eigenen Hälfte, so dass der BVB es immer wieder mit hohen Bällen in die Spitze versucht. Ein gefundenes Fressen für Russ, Franz und Chris, die unter der Anfeuerung der mitgereisten Adler jeden Ball klären, während die "gelbe Wand" dem Treiben schweigend und kopfschüttelnd zuschaut.

Es läuft die 17. Spielminute, nachdem Russ nach einem langen Pass von Sahin vor Zidan lenken kann, gibt es Ecke von der rechten Seite. Großkreutz schlägt das Leder in den Strafraum, Chris klärt zu kurz, so dass Zidan aus 20 Metern abzieht. Irgendwie landet der Ball bei Hummels, der ihn nun in aller Seelenruhe an Torhüter Nikolov vorbei ins Netz schieben kann. Der 1:1-Ausgleich.

Während der BVB sich noch selbst feiert, fliegt erneut ein langer Ball in Richtung Dortmunder Strafraum. Köhler kommt ran, kann das Leder aber nicht am herausstürzenden Torhüter Ziegler vorbei ins Netz schieben (18.). Und es bleibt dabei, es gibt kein Durchkommen für die weiter offensiv spielenden Dortmunder, was Trainer Skibbe sehr zufrieden macht: "Der BVB zählt ja darauf, dass der Gegner eingeschüchtert ist, aber wir haben uns auch fußballerisch befreit, das hat uns gleich Respekt verschafft." Zudem bleiben die Adler brandgefährlich mit ihren schnellen Gegenstößen, die von der unsicheren Abwehr der Gelbschwarzen auch noch begünstigt werden. So kann Teber nach einem Fehlpass von Fritz direkt abziehen, der Ball landet jedoch gut zwei Meter neben dem linken Torpfosten. Kurz darauf probiert es Meier per Kopfball nach Flanke von Ochs, leider jedoch genau in die Arme von Torhüter Ziegler (26.).

Nur zwei Minuten später schlägt Franz einen Freistoß vom Mittelkreis einfach einmal an den Strafraum. Mit der Brust nimmt Altintop das Leder an und verlädt Subotic mit einer kurzen Drehung, um das Leder vorbei an Torhüter Ziegler zu spitzeln. Doch mit einer artistischen Einlage kann Hummels den Ball von der Linie kratzen. Dortmund bleibt druckvoll im Mittelfeld, aber weiterhin hat nur die Eintracht die Chancen. Diesmal geht es über Altintop im Zusammenspiel mit Ochs schnell nach vorne. Paddy sprintet bis zum Strafraum und flankt auf den mitgelaufenen Halil, der die Kugel jedoch mit seinem Flugkopfball neben das rechte Toreck setzt (30.). "Er ist agil vorne, kann Bälle halten, ist trotzdem noch selbst torgefährlich und dabei unglaublich laufstark. Das hat uns so oft in Spielen wie in Hoffenheim gefehlt. Da haben wir ganz gefällig gespielt, sind aber nicht in den Sechzehner reingekommen", lobt Trainer Skibbe den Neuzugang in seinem zweiten Spiel für die Eintracht.

Kurz vor der Pause verstärkt Dortmund noch einmal seine Angriffsbemühungen. Nach einem Zufallspass von Subotic hebt Sahin das Leder gekonnt über die Abwehr der Adler. Genau auf Barrios, der jedoch am schnell reagierenden Torhüter Nikolov scheitert (40.). Aber das ist es dann auch schon mit der Dortmunder Herrlichkeit, mit einem für die Gastgeber glücklichen 1:1 geht es in die Pause.

Ohne Wechsel beginnt die zweite Halbzeit, in der zunächst nicht viel passiert. Die Eintracht kontrolliert das Spiel im Mittelfeld. Bis zur 57. Spielminute, dann ist es erneut Sahin, der Owomoyela auf der rechten Seite in Szene setzt. Der 30jährige dribbelt an Spycher vorbei und flankt in den Strafraum, Russ klärt zur Seite, doch wieder kann sich Owomoyela allzu leicht gegen den Schweizer Kapitän durchsetzen und auf Zidan zurücklegen. Der flankt butterweich in Richtung langer Pfosten, Jung verschätzt sich, und Barrios kann im Fünfmeterraum abstauben. Das 2:1 für den BVB und Jung ärgert sich: "Ich mache den Schritt raus. In dem Moment flankt einer rein, und Barrios läuft mir weg. Da war ich zu spät."

Nun muss die Eintracht kommen und die Dortmunder haben erstmals Platz für ihre Angriffe. So in der 60. Spielminute: Nach einem Ballverlust im Mittelfeld spielt Subotic den Ball zu Sahin, der ihn direkt auf den startenden Valdez weiterleitet. Mit einem kurzen Haken geht er an Jung vorbei und schießt aufs linke Toreck, doch Oka Nikolov kann mit einer schnellen Fußabwehr parieren. Zwei Minuten später erneut ein Konter der Gelbschwarzen, aber Franz kann in letzter Sekunde vor dem einköpfbereiten Hummels klären.


Ligatorpremiere für
Sebastian Jung

Selbst diese Möglichkeiten beeindrucken die Adler heute jedoch nicht, sie wollen unbedingt punkten. Altintop, der immer wieder auf die linke Seite ausweicht, holt nach einem schönen Dribbling einen Eckball raus, den Köhler ausführt. Der Ball fliegt in den Strafraum, aber Valdez klärt mit einer Kopfballabwehr. Jung bekommt das Leder vor dem Strafraum unter Kontrolle und zieht einfach ab. Torhüter Ziegler hechtet vergeblich ins rechte Eck, denn der Ball zappelt bereits zum 2:2 im Netz (65.)! "Nach der Ecke muss man einen Abschluss haben. Ich nehme den Ball halt Vollspann, er ist mir etwas über den Schlappen gerutscht. Den zu halten war schwer für den Torwart. Und für mich war es einfach nur traumhaft", meint Jung zu seinem ersten Bundesligator.

Dortmund reagiert sofort mit wütenden Angriffen, aber die Abwehr der Adler steht. Kurz nach dem Ausgleich können Franz und Chris sich in die verzweifelten Schussversuche von Barrios und Valdez werfen (68.). Aber selbst die Zuschauer merken, dass die Eintracht brandgefährlich bleibt und sich mit dem Unentschieden nicht zufriedengeben will. Erneut wird ein Angriff des BVB abgefangen und nun geht es über Chris und Ochs schnell nach vorne. Altintop spielt das Leder von der rechten Seite quer zu Teber, der die Kugel direkt in den Lauf von Meier spielt. Owomoyela verschätzt sich, so dass Alex nun freie Bahn hat. Im Strafraum schlenzt er den Ball eiskalt über den herausstürzenden Torhüter Ziegler ins rechte Toreck. Die 3:2-Führung für die Eintracht (74.)! "Die Ballmitnahme war alles andere als optimal, aber dann wollte ich ihn mit der Seite in die lange Ecke reinschieben, das hat dann ganz gut geklappt", beschreibt Meier sein tolles Tor gewohnt lapidar.

BVB-Trainer Klopp reagiert sofort und bringt Déde sowie den 17jährigen Götze für Valdez und Le Tallec (77.), um den Druck auf die Eintracht zu erhöhen. Doch die Adler können sich immer wieder befreien und lassen die Kugel nun ruhig im Mittelfeld laufen, während Klopp an der Seitenlinie dem HB-Männchen alle Ehre macht. Wieder kommt ein weiter Ball vor den Strafraum der Dortmunder. Ochs verlängert in den Lauf von Meier, aber diesmal kann ihm Owomoyela das Leder in letzter Sekunde von den Füssen wegspitzeln (80.).

Sechs Minuten später dann doch einmal ein schneller Angriff des BVB über die linke Seite. Déde flankt in den Strafraum, Russ kann klären, aber Götze kommt an das Leder. Seinen strammen Schuss verzieht er jedoch. Kurz darauf dann der letzte Konter der Adler über Ochs, Köhler vertändelt den Ball aber im Dortmunder Strafraum.

Die Eintracht kommt nun nicht mehr aus dem eigenen Strafraum heraus, immer wieder versuchen die Borussen, mit hohen weiten Bällen, zu einer Torchance zu kommen. Doch die Zeit verrinnt. Es läuft bereits die 90. Spielminute, Caio kam inzwischen für Altintop. Erneut fliegt ein hoher Ball in den Strafraum der Adler, Santana und Barrios verlängern den Ball mit dem Kopf zu Großkreutz, der sich vor dem rechten Toreck gegen Meier durchsetzt und quer auf den langen Pfosten flankt. Santana steigt hoch, köpft aber knapp über die Latte (90.). Das war es dann, völlig verdient gewinnt die Eintracht gegen den BVB mit 3:2 und bleibt punktgleich mit Werder Bremen auf Rang 7. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Tolle Leistung, ich bin unglaublich zufrieden, das war gut, dominant, mutig, das war einfach nur klasse. Das war unser bestes Saisonspiel. Besonders in der ersten Halbzeit haben wir ganz fantastisch nach vorne gespielt. Das war eine geile Leistung."

Jürgen Klopp: "Über 90 Minuten hat die Eintracht verdient gewonnen. Gerade in der ersten Halbzeit hatten wir große Probleme gegen einen tief stehenden und schnell umschaltenden Gegner."

Heribert Bruchhagen: "Unverhofft kommt oft, das war ein toller Sieg."

Maik Franz: "Geil, einfach nur geil. Überragend, ein geniales Gefühl."

 


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