Eintracht Frankfurt - SC Freiburg

Bundesliga 2010/2011 - 4. Spieltag

0:1 (0:0)

Termin: Fr 17.09.2010, 20:30 Uhr
Zuschauer: 40.600
Schiedsrichter: Günter Perl (Pullach)
Tore: 0:1 Jan Rosenthal (89.)

 

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Eintracht Frankfurt SC Freiburg

 


  • Oliver Baumann
  • Mensur Mujdza
  • Oliver Barth
  • Heiko Butscher
  • Felix Bastians
  • Julian Schuster
  • Yacine Abdessadki
  • Cedric Makiadi
  • Jan Rosenthal
  • Anton Putsilo
  • Papiss Cisse

 

Wechsel
Wechsel
  • Maximilian Nicu für Cedric Makiadi (70.)
  • Ömer Toprak für Yacine Abdessadki (90.)
Trainer Trainer
  • Robin Dutt

 

Die grausame Realität

"Der Rasen hält." Sagt Patrik Meyer, Geschäftsführer der Stadion Frankfurt Management GmbH. Es ist das Hauptthema nach dem tollen 4:0-Auswärtssieg in Mönchengladbach, denn am Samstag boxte Wladimir Klitschko im Waldstadion und der tonnenschwere Boxring sowie die Zuschauertribünen hinterließen tiefe Spuren im Rasen, so dass ein 4.500 Quadratmeter großer Bereich in der Mitte komplett ausgetauscht werden musste. "Vor zwei Jahren, als wir die Absage des Bundesligaspiels gegen den Karlsruher SC hatten, lagen zwischen dem Madonna-Konzert und dem Anstoßtermin nur drei Tage. Diesmal ist die Fläche kleiner und wir haben mehr Zeit. Der Rasen wächst zwar nicht richtig an, aber die Platten sind schwer genug, um nicht zu verrutschen", erklärt Meyer. Und tatsächlich gibt es diesmal bei der Platzbegehung durch Schiedsrichter Günter Perl keinerlei Bedenken, der Rasen hält.

Unterdessen wird erneut Kritik aus der Mannschaft laut, diesmal ist es Pirmin Schwegler, der sich zu Wort meldet, nachdem bereits Halil Altintop mahnte, "gewisse Sachen" abzustellen: "Ich denke, dass sich bei uns Selbstzufriedenheit eingeschlichen hat, einige Spieler fühlen sich einfach zu wohl. Sie wollen nicht entschlossen genug weiter nach vorne kommen. Sie begnügen sich damit, bei einem gut aufgestellten Bundesligaverein wie der Eintracht ein schönes Leben zu haben. Das geht gar nicht. Das darf einfach nicht sein." Trainer Skibbe zeigt sich hiervon zumindest in der Öffentlichkeit unbeeindruckt: "Alle Spieler wissen, dass wir den Sieg in Gladbach nur veredeln können, wenn wir am Freitag drei Punkte holen. Zudem gibt uns der Saisonstart keinerlei Anlass, überheblich in das Spiel gegen Freiburg zu gehen." Entgegen seinen Ankündigungen nimmt er keinerlei Veränderungen im Team vor, so dass der wieder genesene Kapitän Chris zunächst auf der Bank Platz nehmen muss. In der Abwehr spielen Jung, Franz, Russ und Tzavellas, vor der Abwehr soll Schwegler die Angriffe einleiten und Meier sowie Altintop im zentralen Mittelfeld für Schwung sorgen. Auf den Außenbahnen spielen Ochs und Köhler, einzige Sturmspitze ist Gekas.

"Frankfurt ist ein spielerisch starker Gegner, aber wir hoffen, dass wir auf der Leistungsebene wie gegen Stuttgart weiter machen können. Wir haben defensiv große Aufgaben vor uns und werden taktisch und läuferisch enorm gefordert sein", erklärt Freiburgs Trainer Robin Dutt vor dem Freitagsspiel, bei dem sie nach zuletzt zwei Siegen ohne allzu großen Druck antreten können. Entgegen aller Prognosen hat es Freiburg bislang nämlich geschafft, den Weggang des Toptorschützen Idrissou einzig mit Papiss Cissé zu kompensieren, der bislang vier der fünf Tore für den Tabellensiebten erzielte. Auch heute ist der 25-jährige Franzose Alleinunterhalter vor Makiadi und Rosenthal, der für den verletzten Jäger spielt. Neuzugang Putsila, der Reisinger ersetzt, Abdessadki und Schuster vor der Abwehr komplettieren das Mittelfeld. Wie schon beim 2:1-Heimsieg gegen Stuttgart hütet U21-Nationaltorhüter Baumann den Kasten für Pouplin.

Nur 40.600 Zuschauer, davon etwas mehr als 300 aus Freiburg, sehen einen zaghaften Beginn von beiden Mannschaften. Die Eintracht tut sich schwer, gegen die sich geschickt zurückziehenden Breisgauer eine Lücke nach vorne zu finden, während der SC seinerseits bei Ballbesitz schnörkellos nach vorne spielt. Es läuft die 6. Spielminute, über Bastians kommt der Ball zu Abdessadki am Strafraumrand, doch Altintop ist einen Schritt schneller. Statt jedoch den Ball nach vorne zu schlagen, vertändelt er ihn gegen den 29-Jährigen, der sofort auf Cissé ablegt. Cissé zieht aus zwölf Metern ab, aber Torhüter Nikolov kann parieren und Tzavellas das Leder nach vorne schlagen. Kurz darauf gibt es Einwurf für den SC von der rechten Seite. Der Ball kommt zu Cissé, der ihn mit dem Rücken zum Tor vor den Fünfmeterraum schlenzt, Jung verschätzt sich beim Versuch zu klären, so dass Makiadi aus zehn Metern zum Schuss kommt, das Leder aber nicht richtig trifft. Immerhin kann der verunsichert wirkende Nikolov den Kullerball im Nachfassen festhalten (8.).

Die Eintracht reagiert mit einer schnellen Aktion über Ochs, der sich im Mittelfeld gegen drei Mann durchsetzt, um auf Jung zu spielen. Der flankt das Leder in die Mitte, doch Meier trifft die Kugel nicht richtig, so dass sie in Richtung Flughafen segelt (9.). Dies bleibt leider die Ausnahme, denn die Frankfurter spielen ängstlich und umständlich. Schwegler wird immer wieder frühzeitig angegriffen, so dass er das Leder meist kurz abspielen muss und weder Meier noch Altintop verstehen es, sich irgendwie in Szene zu setzen. "Unser Plan war, Pirmin Schwegler aus dem Spiel zu nehmen. Das hat ganz gut geklappt", meint der Freiburger Rosenthal. In der Tat, der Ball läuft viel quer, während die Adler wenig laufen.

Ganz anders Freiburg, nach einem abgefangenen Ball wirft Torhüter Baumann das Leder auf die rechte Seite zu Mujdza, der in aller Ruhe nach vorne sprinten und die Kugel an den Strafraum lupfen kann, wo Rosenthal aus 15 Metern umgehend den Abschluss sucht, das Tor aber um gut zwei Meter verfehlt (16.). Wenn schon nicht aus dem Spiel, dann vielleicht mit einem Standard, denn nach einem Foul von Mujdza an Köhler gibt es Freistoß für die Eintracht von der linken Außenbahn. Tzavellas zirkelt das Leder in den Strafraum, während sich Gekas nach vorne gestohlen hat, um das Leder aus zehn Metern hauchdünn über die Latte zu köpfen (18.).

Es bleibt weiter Stückwerk bei der Eintracht, so dass wieder ein Freistoß für Gefahr sorgt. Diesmal können die Freiburger den Ball nicht kontrolliert klären, Schwegler stoppt ihn mit der Brust, drischt die Kugel aus 19 Meter jedoch knapp über die Latte (24.). Dann die 30. Spielminute, nach einem Foul an Altintop gibt es erneut einen Freistoß von der linken Seite, den Tzavellas scharf in den Strafraum schlenzt. Köhler hat sich nach vorne geschlichen, um aus fünf Metern zu köpfen, aber Torhüter Baumann bekommt mit einem tollen Reflex seine Hand an den Ball und kann so die Führung für die Eintracht verhindern. Fünf Minuten später erneut ein schneller Angriff der Gäste über Makiadi, der das Leder Butscher in den Lauf spielt. Jung zaudert und Butscher könnte nun Cissé oder den völlig frei stehenden Rosenthal anspielen, zieht aber zum Glück aus spitzem Winkel selbst ab, um das rechte Toreck knapp zu verfehlen. Mit Gewalt versucht es kurz darauf auch Ochs aus 33 Metern, doch Torhüter Baumann kann das Leder mit einer schönen Flugeinlage um den rechten Torwinkel lenken (40.).

"Der Gegner hat von Anfang an gut im Raum gestanden, hat sich wunderbar zum Ball verschoben”, meint Heribert Bruchhagen, um die fehlende Offensivkraft der Eintracht zu kritisieren. Ochs hingegen verteidigt seine Mannen: "Wir sind nicht der FC Bayern mit Ribéry, der fünf Mann allein ausspielen kann" und Trainer Skibbe ergänzt: "Es geht nicht nur uns so, dass man dann Mühe hat, sich Chancen zu erspielen. Es liegt vielen mehr, aus einer dicht gestaffelten Defensive schnell nach vorne zu spielen. Auch uns." Dennoch reagiert er zur Pause nicht, um einen weiteren Stürmer zu bringen oder das System zu ändern. Und so ändert sich auch nicht viel am Spiel der Eintracht. Immerhin schafft es Tzavellas, sich auf der linken Seite durchzuwuseln, um in den Strafraum zu flanken. Vor dem linken Fünfmetereck zieht Gekas aus der Drehung ab, doch sein Schuss rauscht gut einen Meter am linken Torpfosten vorbei (50.).

Nachdem das Spiel in den nächsten zehn Minuten vor sich hin dümpelt, bringt Michael Skibbe Caio für den enttäuschenden Meier, während Abdessadki Glück hat, bei einem Handspiel nicht die zweite Gelbe Karte zu kassieren. Caio schnappt sich das Leder, um aus 25 Metern abzuziehen. Der eigentlich harmlose Schuss wird von Makiadi abgefälscht, doch erneut reagiert Torhüter Baumann blitzschnell (61.). Auch Caio kann jedoch nicht für Struktur sorgen, immer wieder wird das Leder unkontrolliert nach vorne geschlagen, auf das der Zufall helfe. Wie bei einem langen Ball von Köhler in den Strafraum, bei dem Butscher Gekas erfolgreich stört, so dass er den Ball aus sieben Metern Volley nur über den Kasten zimmert (68.). Eine Minute später setzt Schuster Cissé in Szene, der Russ mit einer Körpertäuschung stehen lässt und von der rechten Grundlinie zum freistehenden Putsila passt. Dieser hält aus 16 Metern trocken drauf, doch Nikolov ist auf seinem Posten und lenkt das Leder um den rechten Pfosten (69.).

Nachdem Bastians nach einer schnellen Kombination den Ball aus spitzem Winkel knapp rechts vorbei zieht (72.), war es das mit gefährlichen Situationen, nicht nur Freiburg, auch die Frankfurter, denen nun die Spritzigkeit völlig abhanden gekommen zu sein scheint, haben sich mit dem Unentschieden irgendwie arrangiert. So bringt Michael Skibbe in der 81. Spielminute Korkmaz für Köhler, ohne dass sich an der Querpassorgie viel ändert.

Es läuft bereits die 89. Spielminute als Caio das Leder nach einem missglückten Hackentrick in der Hälfte der Freiburger verliert. Von der Strafraumlinie wird der Ball nach vorne geschlagen, am Mittelkreis kann Cissé das Kopfballduell gegen Franz gewinnen und den Ball in den Lauf des bereits gestarteten und somit klar im Abseits stehenden Nicu legen. Doch die Fahne bleibt unten, Nicu ist schneller als Jung und Russ und legt quer nach rechts zu Rosenthal, der den Ball aus 12 Metern locker ins leere Tor einschieben kann. Zum 1:0 für Freiburg (89.). "Da hätte man durchaus auch auf Abseits entscheiden können", meint SC-Trainer Dutt, während Michael Skibbe sich gar nicht mehr beruhigen mag: "So etwas muss man einfach sehen. Diese Entscheidung ist unglaublich ärgerlich." Günter Perl gibt nach der Analyse seinen Fehler zu, wenn auch in dem für deutsche Schiedsrichter typischen Sprachgewand: "Wir lagen knapp falsch, aber ich sage, im Zweifel für den Angreifer. Wir müssen uns nicht entschuldigen."

Kurz nachdem in der Verlängerung noch einmal Chris für Franz in die Partie kommt, pfeift Schiedsrichter Perl die Begegnung ab und die Spieler holen sich ihr wohlverdientes Pfeifkonzert aus der Nordwestkurve ab. Nach der dritten Niederlage im vierten Spiel rutscht die Eintracht auf Rang 15 in der Tabelle und muss bereits am Mittwoch nach Leverkusen, wo es im letzten Jahr die 0:4-Klatsche mit der nachfolgenden Wutrede von Michael Skibbe gab. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Es ist so was von ärgerlich, ein Spiel durch eine solche Fehlentscheidung noch zu verlieren, das eigentlich nach einem 0:0 aussah. Ich weiß nicht, ob man das gegen Eintracht Frankfurt eher macht, aber klar ist: Wenn die Bayern in der 90. Minute so ein Tor gekriegt und deshalb 0:1 verloren hätten, wäre der Uli Hoeneß auf die Barrikaden gegangen und es hätte im Blätterwald aber mal so richtig gerauscht."

Heribert Bruchhagen: "Natürlich hatten wir uns alle nach den ersten Spieltagen mehr erhofft, aber die Niederlage war absolut verdient. Fast alle haben keine gute Form, das hat man doch gesehen. Gut, wenn Benny Köhlers Kopfball rein geht, wenn das Gegentor nicht anerkannt wird, dann kann es anders laufen. Aber wir hatten gerade drei Torchancen in 90 Minuten, das ist zu wenig für unseren Anspruch. Es fehlt die richtige Form, wir haben in der Vorbereitung besser gespielt als in den Punktspielen bisher."

Patrick Ochs zum Pfeifkonzert: "Ganz nachvollziehen kann ich das nicht. Aber trotzdem kann ich verstehen, dass man enttäuscht ist und so seinem Frust freien Lauf lässt."

Heribert Bruchhagen meint hingegen: "Nach Niederlagen sind die Zuschauer sauer. Sprechchöre und Pfiffe sind dafür die Ventile. Die Realität in der Bundesliga ist manchmal grausam."

Benjamin Köhler zum Spiel in Leverkusen: "Wir müssen uns an die eigene Nase packen. Ich hoffe, wir lassen uns da nicht so abschlachten wie im vergangenen Jahr."

 

 

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