VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2010/2011 - 7. Spieltag

1:2 (0:1)

Termin: So 03.10.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 44.000
Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)
Tore: 0:1 Theofanis Gekas (18.), 0:2 Chris (68.), 1:2 Pavel Pogrebnyak (85.)

 

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VfB Stuttgart Eintracht Frankfurt

  • Sven Ulreich
  • Stefano Celozzi
  • Matthieu Delpierre (84.)
  • Serdar Tasci
  • Cristian Molinaro
  • Mamadou Bah
  • Zdravko Kuzmanovic
  • Christian Träsch
  • Christian Gentner
  • Pavel Pogrebnyak
  • Cacau

 


 

Wechsel
  • Arthur Boka für Cristian Molinaro (56.)
  • Martin Harnik für Stefano Celozzi (70.)
  • Ciprian Marica für Christian Gentner (70.)
Wechsel
Trainer
  • Christian Gross
Trainer

 

Verdienter Sieg mit Glück und wehender Fahne

Hochbetrieb auf dem Übungsgelände der Eintracht, endlich kann Michael Skibbe vor dem Spiel gegen den Tabellenletzten aus Stuttgart auf fast die gesamte Mannschaft zurückgreifen. Meier hat seinen Muskelfaserriss auskuriert, Ochs ist nach seiner Gelb-Roten Karte aus dem Leverkusenspiel wieder spielberechtigt und auch Vasoski sowie Amanatidis sind einsatzbereit, auch wenn es bei beiden noch nicht für 90 Minuten reicht. "Ich weiß zwar schon wie, will es aber noch nicht sagen", gibt sich der Trainer zugeknöpft. Offener ist er hinsichtlich der Geldstrafe von 3000 Euro, die das DFB-Schiedsgericht gegen Franz verhängt hatte, nachdem dieser aufgrund des Fouls von Barnetta an ihm gegen den Schiedsrichter gewettert und Betrugsvorwürfe in den Raum stellte, während der Tritt auch nachträglich nicht als "krass sportwidriges Verhalten" geahndet wird: "Maik hat nichts Schlimmes gesagt, es gibt immer wieder mal strittige Schiedsrichterentscheidungen. Deshalb ist es richtig, wenn nun Beschwerde eingelegt wird. Denn manchmal wird der Bock zum Gärtner gemacht."

Während das DFB-Sportgericht eine Berufung ablehnt, wird Chris zwar nicht zum Gärtner, wohl aber zur defensiven Kraft im Mittelfeld neben Schwegler gemacht, so dass Altintop heute wieder als hängende Spitze hinter Gekas agiert und für Meier nur die Ersatzbank bleibt. Ochs und Köhler auf den Außenbahnen sowie Jung, Franz, Russ und Tzavellas komplettieren das Team, "dass das Spiel des VfB in die Spitze unterbinden soll, um vielleicht mit einem Sieg wieder den Anschluss an das Mittelfeld herzustellen", wie Michael Skibbe anmerkt.

Noch viel schlechter als die Eintracht sind die Schwaben in die neue Saison gestartet. Den fünf Niederlagen steht nur der 7:0-Kantersieg gegen Mönchengladbach zu Buche, so dass bereits Kritik an Trainer Groß laut wird, der wiederum den inzwischen abgewanderten Manager Heldt für eine verfehlte Einkaufspolitik verantwortlich macht. Der neue Sportdirektor Bobic fordert hingegen einfach nur: "Wir müssen zuhause ganz anders auftreten. Jetzt helfen nur noch Siege." Was in Frankfurt die Hotel-Lounge, ist beim aktuellen Tabellenschlusslicht die Pizzeria, in der sich die Mannschaft traf, um sich auf die kommenden Aufgaben einzuschwören. Immerhin gelang am Donnerstag die Generalprobe in der Europa-League, als die dänische Mannschaft von Odense BK mit 2:1 besiegt wurde. "Ich hoffe, dass uns das Erfolgserlebnis weiter positiv voranbringt. Wir wollen sehr geschlossen stehen und nicht so weit vorne angreifen, um die dringend benötigten drei Punkte einzufahren", betont der Trainer, der heute wieder auf sein Sturmduo Cacau und Pogrebnyak baut. Träsch spielt für den rotgesperrten Camoranesi auf der rechten Außenbahn und der 22-jährige Mamadou Bah aus Guinea kommt neben Kuzmanovic und Kapitän Gentner zu seinem Bundesligadebüt.

Der VfB legt auf der Stadionbaustelle sofort stürmisch los, aber auch die Eintracht denkt gar nicht daran, sich in der eigenen Hälfte zu verstecken, so dass die Schwaben ungewohnt viel Raum bei ihren ersten Angriffsversuchen haben. Cacau kann ungestört zu Celozzi auf der rechten Außenbahn flanken, der ebenfalls nicht attackiert wird und das Leder in den Strafraum schlägt. Köhler klärt, doch der Ball kommt zu Träsch, der ihn sich seelenruhig zurecht legt und aus gut 25 Metern abzieht. Das Leder knallt gegen die Unterseite der Latte und fällt ins Tor. Nein, es berührt noch die Linie, bevor es sich Torhüter Nikolov schnappen kann. Der Linienrichter hat wirklich Adleraugen, denn er entscheidet auf Weiterspielen (3.). Der VfB setzt nach, während bei den Frankfurtern die Abstimmung zu fehlen scheint. Hier ein Abspielfehler, da zu viel Raum für die Schwaben, es passt einfach nicht. Die 8. Spielminute, mit einer schnellen Drehung lässt Träsch Chris alt aussehen, um flach in den Strafraum zu passen, Pogrebnyak ist schneller als Russ und zieht vom rechten Torraumeck ab, trifft aber nur das Außennetz.


Gekas mit dem Führungstreffer (sk)

Dann die 14. Spielminute, einen Abschlag von Torhüter Ulreich bekommt Chris am Mittelkreis nicht unter Kontrolle. Träsch passt zu Celozzi, der auf der rechten Außenbahn nach vorne sprintet, ohne von Köhler energisch genug gestört zu werden. Dann spielt er flach in den Strafraum, wo Cacau bedrängt von Russ direkt abzieht, seinen Meister aber in Nikolov findet, der mit einem prima Reflex rettet. Nach wie vor sind die Stuttgarter immer einen Schritt schneller als die Frankfurter, die ihrerseits den Ball viel zu umständlich nach vorne spielen. So kann Bah bei einen Angriffsversuch über Franz, Ochs und Jung ohne Probleme dazwischen gehen. Es gibt Einwurf von der rechten Seite auf Höhe der Strafraumlinie, den Chris in Richtung Torraumeck wirft. Vier Schwaben träumen von besseren Zeiten, als der Ball aufsetzt, Bah macht gar artig Platz, damit Gekas ihn ins rechte Toreck köpfen kann. Zum überraschenden 1:0 für die Eintracht (18.).

"Wir haben erst mit dem 1:0 ins Spiel gefunden, danach haben wir aber guten Fußball gespielt", meint Trainer Skibbe, während der Gästeblock Stuttgart lautstark in der Zweiten Liga begrüßt. Und tatsächlich bekommt die Eintracht das Spiel in den Griff, während das spärliche Selbstbewusstsein der Schwaben nun im Bauschutt der abgerissenen Cannstatter Kurve zu liegen scheint. Zwar greifen sie weiterhin an, doch der Spielfluss ist dahin, während die Eintracht den Ball souverän laufen lässt und so das Tempo verschleppt, um es blitzschnell mit direkten Kombinationen über die Außenbahnen wieder anzuziehen. So in der 33. Spielminute, als das Leder über Schwegler und Altintop zu Tzavellas kommt, der es scharf vor den Fünfmeterraum schlägt. Delpierre verschätzt sich, nicht aber Gekas, der seinen Kopfball jedoch um ein paar Zentimeter neben den rechten Torpfosten setzt. Der VfB hat hingegen nur noch eine gute Chance, als Bah nach einem Freistoß von Kuzmanovic den Ball mit dem Kopf knapp über die Latte haut, doch das war es dann in der ersten Halbzeit.

Auch im zweiten Abschnitt bleiben die Adler zunächst spiel- und tempobestimmend. So nach einem Abstoß von Nikolov, den Altintop auf Ochs verlängert. Molinaro ist einen Schritt schneller, klärt jedoch genau zu Köhler, der die Kugel zu Gekas schiebt, der aus 16 Metern abzieht, aber das linke Toreck knapp verfehlt (48.). Fünf Minuten später scheitert Köhler mit einem fein geschlenzten Freistoß nur um Zentimeter und auch ein Distanzschuss von Chris verfehlt den Kasten von Ulreich (56.). Stuttgart hingegen agiert umständlich und braucht schon einen Fehler von Franz, der eine Flanke von Cacau genau vor die Füße von Träsch abwehrt. Der 23-Jährige ballert die Kugel jedoch aus spitzem Winkel am linken Pfosten vorbei (58.).


Chris erzielt das zweite Tor für die Eintracht (sk)

Dann die 66. Spielminute, der VfB bekommt das Leder nicht aus der eigenen Hälfte, so dass Schwegler von links in den Strafraum flankt. Delpierre verlängert ungeschickt zu Ochs, der aus elf Metern direkt abzieht, aber zum Glück für Torhüter Ulreich bekommt Bah seinen Schlappen dazwischen. Der hätte gesessen. Weiter spielt nur die Eintracht, Tzavellas schlägt die nächste Flanke vor den langen Pfosten, Ochs gewinnt das Kopfballduell gegen Bah und Gekas kommt an das Leder, um es mit der Hacke zu Ochs abzulegen. Statt in die Mitte zum freistehenden Köhler zu passen, haut Paddy direkt drauf, doch Torhüter Ulreich kann die Kugel zur Ecke klären. Die führt Tzavellas von der rechten Seite aus, der Ball kommt zu Gekas, der Altintop anköpft. Die Kugel fliegt im hohen Bogen zurück, Chris springt energischer als Kuzmanovic und setzt sie mit Köpfchen genau ins linke Toreck. Zum 2:0 für die Eintracht (68.).

VfB-Trainer Gross reagiert sofort und bringt mit Harnik sowie Marcia zwei neue Stürmer für Celozzi und Gentner, während bei der Eintracht Meier für Franz ins Spiel kommt (70.). Und die Wechsel scheinen zu fruchten, denn Stuttgart erhöht sofort den Druck, während sich bei der Eintracht wieder die Abspielfehler häufen, obwohl doch jetzt der Raum wäre, einen Konter zu setzen. Auch die Abwehr schwimmt, die Schwaben kombinieren nun über rechts und weder Köhler noch Tzavellas greifen ein, als die Kugel zu Marica im Strafraum kommt, der sie völlig freistehend, dafür aber in prima Rückenlage über die Latte schlenzt (75.). Zwei Minuten später hat Torhüter Nikolov Glück, das eine völlig verunglückte Flanke von Harnik über ihn hinweg segelt und von der Latte ins Seitenaus trudelt (77.). Kurz darauf gibt es Freistoß für den VfB nach einem Foul von Tzavellas an Träsch. Aus 22 Metern schlenzt Boka das Leder über Freund und Feind, die Kugel springt am Fünfmeterraum auf und landet am linken Pfosten (81.).


Patrick Ochs (sk)

Nun spätestens sollte die Eintracht aufwachen, doch es wird noch schlimmer. Und das in Überzahl, denn Kapitän Delpierre kassiert völlig zu Recht die Rote Karte, nachdem er Ochs vor dem Frankfurter Strafraum mit einer brutalen Grätsche voll am rechten Knöchel trifft. "Das war heftig. Ich habe noch Glück gehabt. Wenn ich den Fuß auf dem Boden gehabt hätte, hätte er mir alles durchgehauen", meint Ochs, um zusammen mit seinen Mitspielern im Gefühl des sicheren Sieges völlig die Übersicht zu verlieren. Denn die Schwaben drehen noch mehr auf, erneut kann Harnik von rechts in den Strafraum flanken, Jung verliert das Kopfballduell gegen Marcia. Nikolov taucht schnell ab, kann die Kugel aber nur zur Seite abklatschen, wo der allein gelassene Pogrebnyak keine Mühe hat, den Ball zum 2:1 ins Netz zu hauen (85.). "Wir standen mit acht, neun Mann auf einer Linie und viel zu tief", beschreibt Heribert Bruchhagen, was gerade passiert. Ein ums andere Mal fliegt eine hohe Flanke in Richtung Frankfurter Strafraum, während die Adler nur noch versuchen, die Kugel irgendwie weg zu bolzen. Unglaublich wie fahrig Meier, Schwegler und auch Russ agieren, sich jedoch nun in allzu trauriger Gesellschaft befinden. Aber vielleicht kann Kittel noch etwas reißen, der für Ochs ins Spiel kommt (88.).

Währenddessen ist Stuttgart wieder im Angriff, Tasci passt vor den Strafraum, doch Chris kommt an das Leder, spielt es jedoch genau zu Cacau, der den Ball direkt über die Abwehr zu Pogrebnyak lupft, der für Marica ablegt. Nikolov stürzt dem 25-jährigen Rumänen entgegen und pariert, während der Ball nach vorne trudelt. Marica sperrt Jung, Cacau rauscht heran, luchst Nikolov das Leder ab und schiebt es ins leere Tor. Riesenjubel beim 29-Jährigen, doch dann blankes Entsetzen, denn der Mann an der Seitenlinie hatte die Fahne sofort oben. Das Tor zählt nicht (88.). Während Cacau erzählt: "Der Linienrichter hat mir gesagt, er habe gewinkt, weil Nikolov gefoult worden sei. Ich verstehe nicht, warum er das entscheidet, wenn der Schiedsrichter drei Meter daneben steht", zeigen die Fernsehbilder, dass Marica, der im passiven Abseits stand, durch das Sperren von Jung aktiv ins Spielgeschehen eingegriffen hat. Somit zählt der Treffer zu Recht nicht, auch wenn alle Stuttgarter und viele Journalisten lautstark über diese Fehlentscheidung schimpfen. "Dr. Brych pfeift immer das, was er sieht", grinst Heribert Bruchhagen unterdessen.

Hektik auf dem Rasen, da schlägt Schwegler vom Mittelkreis aus einen langen Pass auf Gekas, der vom linken Strafraumeck aus quer zu Altintop flankt. Doch Halil schafft es aus elf Metern, den Ball völlig freistehend übers Tor zu schießen (89.). Schade, doch egal, denn die Eintracht kann das 2:1 über die Zeit zu retten. Mit 9 Punkten und Rang 10 in der Tabelle können die Adler jetzt beruhigt in die Länderspielpause gehen. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Man hat dem VfB in den ersten 25 Minuten nicht angemerkt, dass er so weit unten steht. Wir sind erst mit dem Treffer von Gekas ins Spiel gekommen. Ab da haben wir gut gespielt, den Ball gut laufen lassen und immer wieder Entlastungsangriffe gefahren. Die rote Karte hat das Spiel kippen lassen, mit etwas Pech geht es sogar noch 2:2 aus. Mit unserer Leistung von der 20. bis zur 80. Minute bin ich jedoch total einverstanden."

Heribert Bruchhagen: "Heute hatten wir die nötige Portion Glück. Zum Schluss haben wir wie am Anfang völlig die Linie verloren. Doch zwei Drittel der Partie waren fest in unserer Hand. Deshalb ist dies auch ein toller Sieg für uns."

Marco Russ: "Wir haben es uns zum Ende hin selbst schwer gemacht. Aber wir haben alles dagegen gehalten und mit etwas Glück die Punkte mit nach Hause genommen."

Benjamin Köhler: "Natürlich hätten wir uns in der Schlussphase cleverer anstellen müssen, aber gewonnen ist gewonnen. In zwei Tagen fragt keiner mehr wie."

 

 

 

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