Dynamo Dresden - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2011/2012 - 9. Spieltag

1:4 (1:2)

Termin: Mo 26.09.2011, 20:15 Uhr
Zuschauer: 29.000
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)
Tore: 1:0 Cristian Fiel (31.), 1:1 Theofanis Gekas (35.), 1:2 Theofanis Gekas (40.), 1:3 Mohamadou Idrissou (84.), 1:4 Mohamadou Idrissou (87.)

 

>> Spielbericht <<

Dynamo Dresden
Eintracht Frankfurt

  • Dennis Eilhoff
  • Cheikh Gueye
  • Romain Bregerie
  • Florian Jungwirth
  • Muhamed Subasic
  • Cristian Fiel
  • David Solga
  • Robert Koch
  • Filip Trojan
  • Zlatko Dedic
  • Mickael Poté

 


 

Wechsel
  • Ioannis Papadopoulos für Filip Trojan (68.)
  • Marcel Heller für Cristian Fiel (68.)
  • Marvin Knoll für Zlatko Dedic ( 75.)
Wechsel
Trainer
  • Ralf Loose
Trainer

 

 

Nach Rückstand eine reife Leistung

Ist es Werbung in eigener Sache für die Mitgliederversammlung am 1. Dezember? Peter Fischer, der seit Juli 2000 Präsident des Vereins ist, kritisiert in einem Interview unter anderem die Personalpolitik der Eintracht AG: “In dem Team steckt jetzt nicht so viel Eintracht drin und da stecken auch nicht so viele Ideen drin, die es ja mal gab. Wir brauchen wieder mehr Identität, mehr Eintracht, mehr Fußballer aus unserer Region.“ Das schreit nach einer Reaktion von Sportdirektor Hübner, die prompt folgt: "Man kann über alles streiten. Aber aus meiner Sicht haben wir bestmöglich reagiert, den Umbruch habe doch nicht ich so gewollt, sondern er hat sich aus dem Abstieg ergeben. Wir waren eigentlich auf einem ruhigen, guten Weg. Ich glaube nicht, dass so ein populistisches Interview da hilfreich ist.“

Ungeachtet des Theaterdonners plant Armin Veh für das Montagsspiel beim Tabellendreizehnten aus Dresden mit einem offensiven System: "Wir sind nach vorne schwieriger auszurechnen mit zwei echten Spitzen, allerdings hast du so nach hinten sicher mehr Probleme. Dresden hat eine stark offensiv orientierte Mannschaft und ist zu Hause ja recht erfolgreich. Aber wenn wir unsere Leistung abrufen, sind wir stärker als Dresden." Und tatsächlich rückt Gekas als zweite Spitze neben Idrissou in die Mannschaft, die Raute im Mittelfeld bilden Meier, Rode und Köhler auf den Außenbahnen sowie Schwegler vor der Abwehr, in der heute Djakpa auf links spielt.


Steffen Menze:
1996 bei der Eintracht


René Beuchel: 1995 bis
1997 bei der Eintracht

"Damit kann man die Klasse wohl kaum halten", meint unterdessen der sportliche Leiter des Aufsteigers, Steffen Menze, der ebenso wie Teammanager Beuchel Mitte der Neunziger bei der Eintracht spielte. Denn mit dem niedrigsten Zweitligaetat von 4,1 Millionen Euro mussten 14 Abgänge verkraftet und 17 Neuzugänge integriert werden. Immerhin konnten bislang sieben Heimpunkte eingefahren werden, während es auswärts nur Niederlagen gab. So ist Aufstiegstrainer Loose überzeugt davon, auch heute zu punkten: “Die Eintracht hat lange Kerle vorn drin, gegen die wir gut stehen müssen, um Tore zu verhindern. Aber wenn jeder Spieler seine zugeteilten Aufgaben erfüllt und die taktischen Vorgaben eingehalten werden, können wir bestehen.“ Dafür setzt er auf seinen zuletzt gesperrten Kapitän Fiel im zentralen Mittelfeld sowie auf Poté und Dedic im Sturm, so dass für Marcel Heller, dem Neuzugang von der Eintracht, nur die Bank bleibt.

Es ist eine laute aggressive Stimmung im ausverkauften Stadion. Während der Dresdner Anhang seine neue Blockfahne entrollt, kontern die Frankfurter Fans wenig später mit einem ähnlich gestalteten Banner mit dem Motto “Bomben auf Dynamo“. Rassistische Schreie und Bannerparolen aus dem Block der Gastgeber werden von den Frankfurtern lautstark mit “Nazischweine“ beantwortet. Es brodelt und der Stadionsprecher sieht sich während des Spiels auf Anweisung des Schiedsrichters genötigt, einzugreifen. "Dies ist der Gipfel der Geschmacklosigkeit. Die Initiatoren sind Leute, die den Fußball torpedieren wollen", regt sich nicht nur Heribert Bruchhagen über das “Bomben-Banner“ auf, um erneut an die Selbstreinigungskräfte innerhalb der Fan-Szene zu appellieren und zu ergänzen: "Wenn 1100 Polizisten rund um ein Fußballspiel in Dresden im Einsatz sind, dann ist das Wahnsinn." Das allerdings der DFB nach dem Spiel meint, aufgrund eines Banners ermitteln zu müssen und von der Eintracht eine Stellungnahme fordert, ist ebenfalls Wahnsinn.

Doch zurück zum Spiel, dass die Eintracht in der Anfangsphase mit viel Einsatzfreude und druckvollem Kurzpassspiel bestimmt, dem Dynamo wenig entgegen zu setzen hat. Doch so schön es aussieht, es bleibt bis auf zwei Kopfbälle von Gekas (2./11.) sowie einem von Rode (9.) weitgehend wirkungslos. Zumal nach knapp einer Viertelstunde die Präzision beim entscheidenden Pass fehlt, so dass der Aufsteiger langsam beginnt, ein wenig mutiger nach vorne zu spielen.


Teamwork: Nikolovs Faust und
Schildenfelds Kopf

Plötzlich kann Fiel im Zusammenspiel mit Trojan mit einem einfachen Pass die schlecht gestaffelten Rode und Jung ausspielen und von der Torauslinie auf den kurzen Pfosten flanken, doch Schildenfeld, der ansonsten bislang unsicher wirkt, kann den Schuss von Dedic ebenso zur Ecke klären wie den Versuch von Poté vier Minuten später (17.). Die Eintracht wiederum versucht es jetzt zunehmend mit langen Bällen in den Strafraum, denen es jedoch meist an der Genauigkeit fehlt. Vor allem Djakpa zeichnet sich hier durch eine unglaubliche Streuung aus. Dann endlich wird es wieder flach und schnell im Zusammenspiel zwischen Rode und Köhler, der von der Strafraumgrenze schießt, aber deutlich verzieht (23.). Auf der anderen Seite macht es Bregerie nach einem Freistoß von Fiel nicht besser. Sein Kopfball fliegt hoch über die Latte (24.).

Es läuft die 30. Spielminute, nachdem Gekas am Mittelkreis im Abseits steht, gibt es Freistoß für Dresden, den Bregerie weit nach vorne schlägt. Schildenfeld klärt, doch Poté kommt an den Ball, will abziehen, wird aber von Rode kurz vor der Strafraumlinie zu Fall gebracht, so dass es Freistoß gibt. Fiel zirkelt nicht, er knallt das Leder einfach zwischen die Lücke in der Mauer, die Schildenfeld verursacht, der dazu den Ball so unglücklich abfälscht, dass der überraschte Nikolov zwar noch mit einer Hand rankommt, ihn aber nicht mehr am Einschlag zum 1:0 hindern kann (31.). "Wenn wir zurückliegen, ist das nicht das Riesenproblem. Wir haben die Qualität, um zurückzukommen", meint Armin Veh nur lakonisch. Und tatsächlich, die Eintracht setzt sofort konzentriert nach und drängt auf den Ausgleich.

Nur vier Minuten später gibt es Ecke von der rechten Seite. Die tritt Schwegler an den kurzen Pfosten, wo sich Gekas gegen Jungwirth mit zwei kurzen Schritten nach hinten frei läuft und die Kugel wuchtig ins lange Toreck köpft. Eilhoff kommt zwar noch mit der Hand ran, kann das Leder aber nur an den Innenpfosten lenken, von wo aus es zum 1:1 ins Netz springt. "Das ist schwer zu verteidigen, weil er dem Ball entgegen geht", lobt Trainer Veh seinen Stürmer. Jetzt übernimmt die Eintracht vollends das Kommando. Immer wieder ist es Schwegler, der mit viel Übersicht das Spiel antreibt und die nächsten Angriffe einleitet. Diesmal über Köhler und Rode, der den Ball hoch in den Strafraum flankt. Idrissou legt die Kugel mit dem Kopf quer zu Meier, der jedoch zu lange braucht, um seine Beine zu ordnen, so dass Jungwirth den Schuss blocken kann (39.).

Zwei Minuten später macht er es viel besser, als er am linken Spielfeldrand an den Ball kommt. Hart und präzise schlägt Meier die Kugel auf die rechte Seite in den Lauf von Jung, der ebenso schön in den Strafraum flankt. Gekas kommt trotz zweier Gegenspieler unbedrängt zum Kopfball und haut die Kugel zur 2:1-Führung ins rechte Toreck (40.). “Auf die langen Spieler waren wir eingestellt, auf den kleinen Gekas nicht. Da hat Jungwirth zweimal geschlafen“, schimpft Dynamo-Trainer Loose über die Führung, mit der es in die Pause geht.

Versucht es Dresden jetzt mit wütenden Angriffen? Weit gefehlt, die Eintracht bestimmt das Geschehen auf dem Rasen weiterhin mit sicherem und schnellem Passspiel, dem der Aufsteiger nur wenig entgegen zu setzen hat. Immer wieder wirbeln Rode und Idrissou, der oft auf die rechte Seite ausweicht, die Abwehr durcheinander. Nur den Sack machen sie in dieser Phase nicht zu. So vernascht Schwegler zwei Dresdner, spielt zu Meier, der sofort für Jung ablegt. Doch Idrissou setzt Jungs tolle Flanke knapp neben den linken Pfosten (53.), um nur eine Minute später nach Zuspiel von Rode aus der Drehung knapp neben den rechten Pfosten zu schießen. Danach sind Torchancen allerdings Mangelware, die Eintracht kontrolliert das Spiel kühl und abwartend.


Jimmy Hoffer

Während Armin Veh jetzt Lehmann einwechseln muss, da sich Rode das linke Sprunggelenk verletzt hat, will Loose bei Dynamo für neuen Schwung sorgen und bringt Papadoupolos sowie Heller für Trojan und Fiel (68.), um sieben Minuten später Knoll für Dedic auf den Rasen zu schicken. Währenddessen sorgt Hoffer, der kurz zuvor für den Doppeltorschützen Gekas kam, für eine erste Chance in der Schlussviertelstunde, als er sich gegen zwei Dresdner durchsetzt, seinen Schuss aber weit über die Latte schlenzt. Es läuft bereits die 81. Spielminute und tatsächlich drängt Dresden noch einmal über Knoll und Subasic, dessen Hereingabe von Jung abgefälscht wird. Poté kommt heran gerauscht und Torhüter Nikolov sowie Schildenfeld werden sich nicht einig, so dass die Kugel zwischen beiden vorbei trudelt. Aber zum Glück ist kein Gelber ist in der Nähe, so dass Djakpa klären kann.

Jetzt versucht es der Aufsteiger mit Gewalt, den Ausgleich zu erzielen, so dass sich Räume für die Frankfurter ergeben. Meier fängt einen Angriff in der eigenen Hälfte ab, über Hoffer und Köhler, der die Übersicht behält, kommt die Kugel wieder herrlich auf die linke Seite zum bereits gestarteten Meier. Der sprintet mit großen Schritten in den Strafraum und legt die Kugel, während sich ihm Torhüter Eilhoff entgegen wirft, quer auf den mitgelaufenen Idrissou, der die Kugel aus fünf Metern nur noch zum 3:1 einschieben muss (84.).


Idrissou mit dem 1:4

Drei Minuten später passt Schwegler auf Hoffer, der sich mit einer Drehung gekonnt gegen den ersten Dresdner durchsetzt, vor dem Strafraum kurz aufschaut und die Kugel klasse in den Lauf von Köhler spielt, der links in den Strafraum dringt. Eilhoff bleibt diesmal auf der Linie, doch gegen Köhlers Querpass ist kein Kraut gewachsen. Erneut ist Idrissou zur Stelle und schiebt den Ball im Fünfmeterraum über die Linie. Zum 4:1 für die souverän aufspielende Eintracht (87.). Zu Recht freut sich der Doppeltorschütze: "Ich muss einfach nur lachen. Normalerweise mache ich die Tore mit dem Kopf und Gekas mit dem Fuß. Dieses Mal war es umgekehrt."

Auch nach dem neunten Spieltag bleibt die Eintracht ungeschlagen und rutscht auf Rang Drei in der Tabelle mit zwei bzw. drei Punkten Rückstand auf Düsseldorf sowie Tabellenführer Greuther Fürth. Bereits am Freitag geht es weiter, die Frankfurter empfangen die auswärts noch sieglosen Eisernen aus Berlin. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: "Ab und zu ist es so, dass der Trainer auch mal eine gute Idee hat. Gekas hat sich seinen Einsatz heute nach ordentlichen Trainingsleistungen verdient. Mo Idrissou hat gezeigt, dass er nur schwer müde zu kriegen ist. Besonders in der zweiten Halbzeit waren wir schon sehr souverän und haben gar nichts zugelassen.“

Heribert Bruchhagen: “Das 4:1 heute ist natürlich ein Traumergebnis. Dabei war es auch heute lange ein ausgeglichenes Spiel, aber es zeigt sich immer wieder, dass wir ab der 60. Minute dominieren, weil beim Gegner nach viel Aufwand gegen unser Spiel die Kräfte zunehmend nachlassen. Gekas und Idrissou haben heute gezeigt, warum der Trainer sie aufgestellt hat.“

 

 

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