Eintracht Frankfurt - Union Berlin

2. Bundesliga 2011/2012 - 10. Spieltag

3:1 (2:0)

Termin: Fr 30.09.2011, 18:00 Uhr
Zuschauer: 35.100
Schiedsrichter: Peter Sippel (München)
Tore: 1:0 Theofanis Gekas (30.), 2:0 Alexander Meier (38.), 2:1 Christopher Quiring (75.), 3:1 Erwin Hoffer (90.)


 

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Eintracht Frankfurt
Union Berlin

 


  • Jan Glinker
  • Marc Pfertzel
  • Christian Stuff
  • Christoph Menz
  • Patrick Kohlmann
  • Markus Karl
  • Michael Parensen
  • Patrick Zoundi
  • Torsten Mattuschka
  • Christopher Quiring
  • Simon Terodde

 

Wechsel
Wechsel
  • Chinedu Ede für Patrick Zoundi (61.)
  • Halil Savran für Christian Stuff (88.)
Trainer Trainer
  • Uwe Neuhaus

 

 

Eine Halbzeit lang wie ein Spitzenreiter

“An die Spielzeiten konnte ich mich bisher noch nicht gewöhnen. Ehrlich gesagt möchte ich mich auch nicht daran gewöhnen, samstags um 13 Uhr oder montags um 20.15 Uhr zu spielen.“ Recht hat der Trainer. Denn nur vier Tage nach dem Sieg in Dresden empfängt die Eintracht am späten Freitagnachmittag den aktuellen Tabellenachten aus Berlin, vor dem Armin Veh sein Team eindringlich warnt, aber einen Sieg einplant: "Unsere tolle Auswärtsserie ist fast unnormal. Aber wer aufsteigen will, der muss auch im eigenen Stadion viele Spiele gewinnen." Da Rode und Schildenfeld trotz ihrer Blessuren heute spielen können, verändert er seine Mannschaft nicht. So stürmen Idrissou und Gekas vor einer Mittelfeldraute, die Meier, Rode, Köhler sowie Schwegler bilden.

Während Armin Veh gleich vier Stürmer zur Verfügung stehen, plagen Union-Trainer Neuhaus Sturmprobleme, denn neben Toptorschützen Silvio fällt auch Mosquera aus, so dass Terodde die einzige Spitze vor Quiring, Kapitän Mattuschka und Zoundi bildet. Zudem ersetzt Menz den verletzten Innenverteidiger Madouni. Trotzdem hofft der Trainer, dass endlich der erste Sieg in der Fremde gelingt: "Eintracht Frankfurt ist für mich der Favorit für dieses Spiel und den Aufstieg. Die Mannschaft ist Extraklasse. Frankfurts 4:1-Sieg in Dresden war eine Demonstration. Aber wir haben nichts zu verlieren. Wir werden unsere Chance suchen, genau wie im letzten Jahr gegen die Hertha. Da haben wir uns erfolgreich gewehrt.“

Bei herrlichem Spätsommerwetter dominiert die Eintracht das Spiel von Beginn an mit schnellem und gefälligem Passspiel. Der Tabellenachte zieht sich in die eigene Hälfte zurück und kann dem Wirbel der Frankfurter zunächst nur tatenlos zuschauen. So hat Jung viel Platz, um nach vorne zu laufen und Rode auf rechts zu schicken. Doch dessen scharfe flache Hereingabe wird von Gekas und Idrissou einträchtig verpasst (2.). Die Eintracht kontrolliert Ball und Gegner, nur an der Durchschlagskraft und beim Abschluss hapert es noch. Wie in der 12. Minute, als die Kugel über Schwegler und Köhler zu Meier kommt, der quer für Jung auf rechts auflegt. Unbedrängt kann er vor den linken Pfosten flanken, Meier setzt sich gegen zwei Verteidiger durch, doch sein Kopfball fliegt genau auf Keeper Glinker, der parieren kann. Ein paar Sekunden später erhält er die nächste Chance, nachdem Gekas einen weiten Einwurf von Jung verlängert, doch diesmal geht Meiers Direktabnahme aus halblinker Position nur ans Außennetz.

Weiterhin fehlt bei Schüssen von Idrissou (13.), Köhler (15.) und Meier (19.) das Zielwasser, aber es ist beeindruckend, wie souverän Schwegler und Meier das Spiel antreiben und die Bälle geschickt verteilen, während Rode sowie Köhler oftmals in die Mitte drängen, so dass Djakpa und Jung auf den Außenpositionen Raum zum Nachrücken haben. Kurz darauf ist es der weit aufgerückte Schildenfeld, der zu Djakpa passt, der sofort Meier auf rechts schickt. Alex setzt sich am linken Strafraumrand gegen Pfertzel durch und zieht den Ball scharf nach innen, wo Torhüter Glinker die Flanke abzufangen versucht, aber die Kugel fallen lässt. Idrissou ist im Fünfmeterraum zur Stelle, doch statt ihn irgendwie mit Kopf oder Brust über die Linie zu drücken, fliegt er im Scherenschritt in den Ball, der so über die Latte segelt (21.).


1:0 durch Gekas

25 Minuten sind gespielt, nachdem ein Freistoß von Schwegler abgefangen wird, passt Rode erneut in den Strafraum, wo Gekas aus spitzem Winkel sieben Meter vor dem Keeper frei zum Abschluss kommt, aber an Glinker scheitert. Gekas erhält zwar den Ball zurück, doch sein Rückpass auf den einschussbereiten Meier kann geklärt werden. Zwei Minuten später versucht es Idrissou wieder spektakulär, diesmal mit einem Seitfallzieher nach einer Ecke von Schwegler, doch erneut ist ein Abwehrbein dazwischen. Die Eintracht bleibt am Drücker, diesmal über Schwegler, der nach Doppelpass mit Meier zu Djakpa auf rechts passt. Der Ivorer hat viel Platz und flankt flach in die Mitte. Köhler lässt passieren, Torhüter Glinker und Menz werden sich nicht einig, so dass Gekas der lachende Dritte ist und den Ball aus vier Metern zum hochverdienten 1:0 über die Linie schiebt (30.).

Sofort drückt die Eintracht weiter, Köhler scheitert zunächst mit einem Schuss aus 20 Metern (34.), aber dann ist es endlich wieder soweit. Der heute sehr souverän spielende Schildenfeld nutzt den Freiraum im Mittelfeld und marschiert nach vorne, wo er aus 30 Metern in halblinker Position eine gefühlvolle Flanke in der Strafraum schaufelt, in die Meier im richtigen Moment sprintet, sich gegen Kohlmann durchsetzt und aus neun Metern zum 2:0 ins rechte untere Toreck einköpft (37.). Es ist bereits sein siebter Treffer in dieser Saison.

Die nächsten Minuten bleiben die Gastgeber drückend überlegen, ohne weiter nachzusetzen, so dass die Eisernen froh sind, nur mit zwei Gegentoren in die Pause geschickt zu werden, denkt sich wohl nicht nur Kapitän Mattuschka: „In der ersten Halbzeit haben wir Angst gehabt. Keiner wollte den Ball haben. Und wenn du Frankfurt nur hinterher läufst, wird es sehr, sehr schwer.“ “Wir haben so dominant wie nie gespielt, dominanter kann man nicht spielen. Das war Powerfußball vom Feinsten“, freut sich hingegen Schwegler, während auch Armin Veh hochzufrieden ist: “Das war Fußball, wie ich ihn mir absolut vorstelle. Die erste Halbzeit haben wir klasse gespielt, haben gut kombiniert und sind viel gelaufen."

Doch davon ist im zweiten Abschnitt nichts mehr zu sehen. Im Gefühl der sicheren Führung und der eigenen Überlegenheit lassen die Frankfurter die Zügel schleifen. Sie spielen sich die Kugel weiter souverän zu, doch es fehlt nun jeglicher Druck nach vorne, während Union weiterhin hilflos wirkt und nicht daran denkt, sich mit Angriffen am Spiel zu beteiligen. Nach gut einer Stunde schleicht sich zudem der Schlendrian ein, die Ballverluste bei der Eintracht mehren sich, was Armin Veh sehr ärgert: “Wir haben den Spielbetrieb eingestellt und sind die Wege nicht mehr gegangen. Aber das ist Kopfsache, wir haben uns zu sicher gefühlt, das darf nicht sein.“ Immerhin meldet sich in der 66. Spielminute die Offensive zurück, nachdem Jung von der rechten Außenbahn an den langen Pfosten flankt. Idrissou legt den Ball volley auf Gekas, dessen Kopfball jedoch eine sichere Beute für Torhüter Glinker ist.


Schildenfeld und Anderson

Aber es ist nicht zu übersehen, die Eisernen kommen langsam ein wenig ins Spiel und versuchen jetzt tatsächlich, zu Torchancen zu kommen. Zunächst ist es Ede, der einen ersten Schuss aufs Tor abgibt. Der bislang beschäftigungslose Nikolov lässt die Kugel nach vorne abprallen, wo zum Glück Schildenfeld steht und sie nach vorne spielt (67.). Vier Minuten später versetzt Terodde am linken Strafraumrand Schildenfeld mit einer schnellen Drehung und hat urplötzlich freie Bahn, doch diesmal kann Nikolov seinen Schuss souverän parieren.

Armin Veh am Spielfeldrand ist sichtlich verärgert, aber noch verzichtet er auf eine Auswechslung. Es läuft die 75. Spielminute, der für Zoundi eingewechselte Ede versetzt auf der linken Außenbahn Jung und Anderson, um in die Mitte zu ziehen und auf Mattuschka zu passen. Der Kapitän spielt kurz auf Terodde, der das Leder direkt zu Quiring im Strafraum passt. Djakpa schläft kurz, Quiring springt das Leder, ohne dass dies der Schiedsrichter sehen kann, beim Stoppen an die Hand und haut das Leder zum 1:2-Anschlußtreffer ins linke obere Toreck. “In der zweiten Halbzeit haben wir mehr Mut nach vorne bewiesen. Da haben wir gemerkt: Da sind ja Räume, die wir nutzen können“, freut sich Union-Trainer Neuhaus, während Mattuschka es erst mit einem Distanzschuss und fünf Minuten später Terodde erfolglos mit einem Schuss aus spitzem Winkel versucht (79.).

Doch endlich besinnen sich die Frankfurter wieder ihrer Stärken, stellen sich den Angriffen konsequent entgegen und spielen nun selbst nach vorne. So kann Gekas einen Querpass von Torhüter Glinker am linken Strafraumeck erlaufen und unbedrängt in die Mitte spielen, wo Rode lauert. Doch dessen Schuss aus 14 Metern ist viel zu schwach, um für die Entscheidung zu sorgen (80.). Kurz daraus muss Rode erschöpft vom Feld und Lehmann kommt in die Partie, während die Eintracht die sich gegen die aufrückenden Berliner nun bietenden Konterchancen nicht nutzt. Während die letzten Minuten anbrechen, kommt Hoffer für Gekas und bei Union mit Stuff für Savran ein weiterer Stürmer (88.).


Sebastian Jung

Jetzt drückt Union, doch noch steht die Abwehr. Eine Freistoßflanke von Mattuschka segelt in den Strafraum der Eintracht, der Ball wird abgefangen und über Djakpa zu Idrissou auf den linken Flügel gespielt, der scharf nach innen flankt. Der Pass fliegt in den Rücken Meiers, aber Jung kann das Leder erlaufen. Er wartet, legt sich den Ball zurecht und spielt ihn flach in die Lücke vor dem Strafraum, wo Hoffer ihn annimmt und mit viel Übersicht ins linke Toreck schießt. Zum viel umjubelten 3:1, das gleichzeitig den Endstand bedeutet (90.). “Das Tor tut natürlich gut, ich bin sehr glücklich“, freut sich der Österreicher, während die „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey-hey“-Rufe durch das Stadion schallen und Jung ergänzt: “Jetzt stehen wir da, wo wir hingehören.“

Zumindest bis Sonntagmittag, denn Greuther Fürth holt in Karlsruhe in allerletzter Sekunde einen Punkt und rückt mit einem Zähler Vorsprung vor den Frankfurtern an die Tabellenspitze, die sie dank der Länderspielpause zumindest 12 Tage behalten werden. (tr)

Stimmen zum Spiel

Armin Veh: "In der ersten Halbzeit haben wir ein super Spiel gemacht, so stelle ich mir das vor. Der Gegner stand sehr tief, wir haben auf engstem Raum klasse kombiniert. In der zweiten Halbzeit haben wir den Spielbetrieb ein bisschen eingestellt, den Vorsprung nur noch verwaltet. Das darf natürlich nicht sein. Aber das ist ja auch das Schöne daran, dass wir unser Spiel noch nicht 90 Minuten durchziehen: So können wir immer noch etwas besser machen.“

Heribert Bruchhagen: “Wir haben in der ersten Halbzeit sehr überzeugend gespielt, da war das 2:0 eigentlich zu wenig. Wir haben das Spiel klar dominiert und dabei scheinbar viel Kraft gelassen. Wir sind mit großer Zurückhaltung in die zweite Halbzeit gegangen und dann hat man gesehen, wie schnell ein Spiel kippen kann. Am Ende haben wir uns noch befreit, aber wir haben gesehen, Fußball ist kein Selbstläufer.“

Benjamin Köhler: "Das kann ja nicht immer gut gehen. Klar wissen wir um unsere Stärke, aber wir müssen 90 Minuten konzentriert sein, denn es kommen auch Mannschaften, die ein bisschen besser sind – und dann stehen wir doof da."

 

 

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