FC Ingolstadt - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2011/2012 - 13. Spieltag

1:1 (0:0)

Termin: So 30.10.2011, 13:30 Uhr
Zuschauer: 9.843
Schiedsrichter: Christian Fischer (Hemer)
Tore: 1:0 Stefan Leitl (73.), 1:1 Karim Matmour (90.)



 

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FC Ingolstadt
Eintracht Frankfurt

  • Sascha Kirschstein
  • Andreas Görlitz
  • Marino Biliskov
  • Marvin Matip
  • Tobias Fink
  • Andreas Buchner
  • Moise Bambara
  • Malte Metzelder
  • Stefan Leitl
  • Moritz Hartmann
  • Edson Buddle

 


 

Wechsel
  • Caiuby Francisco da Silva für Edson Buddle (80.)
  • Collin Quaner für Stefan Leitl (90.)
  • David Pisot für Moritz Hartmann (90.)
Wechsel
Trainer
  • Benno Möhlmann
Trainer

 

 

Saft- und kraftlos

Trotz zuletzt fünf Siegen in Folge ist nach der unglücklichen Pokalniederlage gegen Kaiserslautern Wunden lecken angesagt. “So ein Spiel ist nicht so leicht zu verarbeiten, das hat auch im Kopf viel Kraft gekostet. Aber die Niederlage wirft uns nicht aus der Bahn“, erklärt Kapitän Schwegler, der am Mittwoch aufgrund seiner Roten Karten im Achtelfinale bei Alemannia Aachen in der letzen Saison gegen Lautern gesperrt war, aber beim heutigen Auswärtsspiel zur Verfügung steht. Dennoch ist Armin Veh überzeugt davon, dass die Müdigkeit inzwischen verflogen ist und seine Mannschaft bei den seit vier Spielen punktlosen Donaustädtern konzentriert auftreten wird: “Wir müssen ausblenden, dass sie Letzter sind. Ingolstadt hat eine ordentliche Mannschaft, die ich vor der Saison noch auf der Liste der möglichen Überraschungsmannschaften hatte.“

Seine Gedanken macht sich der Trainer zudem über die jüngsten Ausschreitungen und die in den Medien kursierenden Äußerungen zu Auswärtsspielsperren: “Wenn keine Fans mehr mitdürfen, ist das nicht mehr mein Fußball, dann hört es auf. Es ist wichtig, dass die Mannschaft die Unterstützung spürt. Die anderen Pappnasen, die nur Krawall machen wollen, sollen zu Hause bleiben.“

Doch zurück zum Spiel, bei dem Armin Veh gegenüber der Pokalniederlage zwei Änderungen in der Startelf vornimmt. Wie erwartet, spielt Schwegler wieder im Mittelfeld neben Rode, Meier sowie Köhler, vorne stürmt neben Idrissou der wieder genesene Gekas anstelle von Hoffer.

Richtig unruhig ist es unterdessen in Ingolstadt, nachdem nach einer sehr guten Rückrunde in der letzten Saison in der aktuellen Spielzeit so gar nichts zu klappen scheint. Erst einen Sieg konnte der im Jahr 2004 durch eine Fusion der Fußballabteilungen des MTV 1881 und ESV Ingolstadt entstandene Verein in dieser Saison erzielen, kassierte dafür aber bereits 32 Gegentore. "Ich habe nach wie vor Vertrauen in die Mannschaft, auch wenn das nicht grenzenlos ist und nicht zu 100 Prozent zurückgegeben wird. Es geht in dieser schwierigen Situation darum, dass die Mannschaft den Arsch in der Hose hat, das auch umzusetzen. Sie brauchen ja nur Fußball zu spielen. Sie brauchen nur zu laufen. Sie brauchen nur die Dinge auf den Platz zu bringen“, appelliert Trainer Benno Möhlmann nach der 0:6-Pokalklatsche gegen die Bayern lautstark, um diesmal ausschließlich auf Spieler zu setzen, die bereits in der Rückrunde der Vorsaison gespielt haben.


Idrissou

Für gute Stimmung sorgen zu Beginn nur die über 3.000 Frankfurter Fans, denn die Ingolstädter sind bedient von den bisherigen Leistungen und rollen schweigend ein Banner im Fanblock aus: "Wenn Ihr nicht wollt, wollen wir auch nicht mehr.“ Und tatsächlich sieht es so aus, als würden beide Mannschaften genau da weitermachen, wo sie zuletzt in der Liga aufgehört haben. Bereits nach 45 Sekunden schlägt der von Gekas eingesetzte Jung eine Flanke an den Elfmeterpunkt, wo sich Idrissou durchsetzt. Doch sein Kopfballaufsetzer ist zu schwach und landet in den Armen von Torhüter Kirschstein. Kaum zwei Minuten später schlägt Djakpa auf Höhe des eigenen Strafraums einen langen Ball vor den Sechzehner der Ingolstädter. Idrissou kommt nicht heran, verwirrt aber zwei Abwehrspieler, so dass die Kugel aufsetzt und zu Gekas springt. Sein Versuch, Kirschstein zu überlupfen, scheitert aber an den langen Armen des Torhüters.

Der Tabellenletzte lässt sich hiervon allerdings nicht beeindrucken - im Gegenteil. Zwar hat die Eintracht nach wie vor mehr Ballbesitz, aber die Gastgeber decken jetzt effektiver und spielen bei Ballbesitz couragiert nach vorne. Es läuft die 6. Spielminute: Nach einem Foul von Anderson gibt es Freistoß für Ingolstadt, den Leitl aus halblinker Position in den Strafraum schlenzt. Buddle steigt höher als Schildenfeld, setzt seinen Kopfball aus fünf Metern aber um Zentimeter neben den linken Pfosten.

Weiter versuchen die Frankfurter, das Spiel unter Kontrolle zu bekommen, doch sie wirken unkonzentriert. Ein Fehlpass folgt dem nächsten. So nimmt Matip Idrissou den Ball ab, und nach zwei schnellen Stationen sprintet Buddle in den Strafraum, um abzuziehen. Anderson kann zur Ecke blocken, die Leitl in die Mitte schlenzt. Biliskov gewinnt das Kopfballduell gegen Schildenfeld, setzt den Ball aber knapp über die Latte (12.). Fünf Minuten später nutzen die Gastgeber einen Fehlpass von Meier zu einem schnellen Angriff über Hartmann, der die Kugel zwischen drei Frankfurtern hindurch genau zu Leitl spielt. Dessen unplatzierten Schuss von der Strafraumgrenze kann Nikolov aber im Nachfassen parieren.

Danach legt der Tabellenletzte eine Verschnaufpause ein, so dass die Eintracht endlich ein wenig ins Spiel kommt, ohne aber irgendwelche Akzente nach vorne setzen zu können. Zu viel geht durch die Mitte, zudem fehlt es an Ideen und der Präzision beim Pass nach vorne, während die Gastgeber bereits im Mittelfeld die Adler fast in Manndeckung nehmen. Eine der wenige Chancen leitet Rode ein ,der auf Meier spielt. Meier läuft sich auf der rechten Außenbahn frei und flankt scharf an den Fünfmeterraum. Doch mit einer Flugeinlage kann Torhüter Kirschstein vor dem hinter ihm lauernden Gekas retten (28.). Das war es bereits an Sturmdrang. Die Eintracht bestimmt zwar das Spiel, aber es bleibt lethargisch, umständlich und einfallslos, so dass es mit dem 0:0 in die Pause geht.


Rode

Scheinbar fruchtet die Kabinenansprache von Armin Veh, denn die Frankfurter beginnen den zweiten Abschnitt druckvoll und drängen den Tabellenletzten weit in die eigene Hälfte. Doch trotz der Bemühungen von Rode und Jung über die Außenpositionen, es bleibt ungenau und Stückwerk, was sie vor dem Strafraum veranstalten. Lediglich ein Kopfball von Schildenfeld nach Ecke von Schwegler sorgt für ein wenig Gefahr, aber Kirschstein kann den Ball über die Latte lenken (56.).

Kurz darauf verlässt die Eintracht schon wieder der Schwung. Sie haben zwar inzwischen 74 Prozent Ballbesitz, doch schieben sie sich das Leder fast aufreizend lustlos im Mittelfeld zu, während Ingolstadt weiterhin couragiert verteidigt und auf die eine Chance lauert. “Das war eine neue Erfahrung für uns. Aber dieses Konzept ging nur auf, weil wir uns nicht vom Gegner lösen konnten. Wenn du spritziger bist, kommst du da auch weg. Aber man hat schon gesehen, dass wir müde waren“, analysiert Trainer Veh, während Kapitän Schwegler die Kompaktheit der Ingolstädter lobt: “Das haben sie gut gemacht. Man weiß ja inzwischen, wie man gegen uns spielen muss: Tief stehen.“ So gibt es den nächsten Knaller erst wieder in der 65. Spielminute, allerdings einen der üblen Art: Nach einer Ecke der Ingolstädter prallen Anderson und Buddle mit den Köpfen zusammen und müssen beide minutenlang behandelt werden, während das Spiel unterbrochen wird.

Nachdem es weitergeht, reagiert der Veh und bringt Matmour für Köhler, um für neuen Schwung auf der Außenbahn zu sorgen. “Wenn du müde bist, machst du Sachen, die du nicht machen solltest. Da sind dann auch alle taktischen Wechsel für die Katz“, erklärt Veh das, was nun folgt, denn den Schwung haben nur die Gastgeber, die einen langen Ball von Schildenfeld aus der Frankfurter Hälfte abfangen und sofort nach vorne spielen. Schwegler verliert an der Mittellinie den Zweikampf gegen Hartmann, grätscht gegen den angespielten Leitl ins Leere, während Leitl Richtung Strafraum sprintet. Weder Schildenfeld, noch Anderson greifen ein, so dass der 34-jährige Kapitän in aller Ruhe ausholen kann und den Ball in den linken Torwinkel setzt, während Torhüter Nikolov der Kugel fast teilnahmslos hinterher schaut (73.). "Da waren wir zu leichtfertig. Da müssen wir rausrücken", kritisiert Armin Veh im Nachhinein.

Die Eintracht wirkt kurz geschockt, was Hartmann zu einem Schuss von der Strafraumgrenze nutzt, der jedoch einen halben Meter am linken Pfosten vorbei hüpft (76.). Jetzt reagiert Armin Veh erneut und bringt mit Hoffer und Korkmaz für Gekas sowie Rode zwei frische Kräfte. Doch auch dies ändert wenig, auch wenn sich Hoffer am linken Fünfmeterraumeck durchsetzen kann und abzieht, nachdem das Spiel bereits unterbrochen ist. Zudem hat der Schuss auch noch Torhüter Kirschstein im Gesicht getroffen, der sich, um Zeit zu schinden, fast provozierend ausgiebig behandeln lässt (81.). Es brodelt im Frankfurter Block, einige Feuerzeuge fliegen in Richtung des Keepers, und Schiedsrichter Fischer sieht sich genötigt, über den Stadionsprecher mit einem Spielabbruch zu drohen.


Torschütze Matmour
lässt sich feiern

Letztlich geht es aber reibungslos weiter. Für die Eintracht tickt die Uhr erbarmungslos die Sekunden herunter, auch wenn es sechs Minuten Nachspielzeit gibt. Nun nimmt FC-Trainer Möhlmann nach dem Torschützen Leitl auch Hartmann vom Platz, während sich die Gastgeber konsequent vor dem Strafraum einigeln. So laufen offiziell die letzten 30 Sekunden. Noch einmal haut Djakpa den Ball aus der eigenen Hälfte in den Strafraum, erneut wird er geklärt. Doch zu kurz, Schwegler stoppt das Leder vor dem Strafraum mit der Brust und lupft es mit “einer Portion Hoffnung“ zurück. Während die Kugel am Elfmeterpunkt aufspringt, setzt sich Matmour gegen Fink durch und köpft sie direkt vor Kirschstein in den linken Torwinkel zum umjubelten 1:1-Ausgleich in allerletzter Sekunde. “Er hat überhaupt nicht gut gespielt. Aber es scheint so, als sei er ein guter Joker“, kommentiert Armin Veh grinsend.

Direkt danach pfeift Schiedsrichter Fischer ab, die Eintracht bleibt trotz einer schwachen Leistung weiterhin ungeschlagen und auf Rang Zwei in der Tabelle. Neuer Spitzenreiter ist Düsseldorf, da Greuther Fürth überraschend zuhause gegen Braunschweig verliert.


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: “Mir war vorher klar, dass es ein schweres Spiel wird nach den intensiven 120 Minuten gegen Kaiserslautern. Wir hatten zwar das Spiel über weite Strecken im Griff, aber wir haben uns zu wenige Chancen herausgespielt und auch einfach nicht die Frische gehabt. Wenn du dann Sekunden vor Schluss nach einem solchen Spielverlauf den Ausgleich machst, dann ist das natürlich glücklich. Aber es ist wichtig für die Psyche, dass unsere Serie gehalten hat.“

Heribert Bruchhagen: “Wir hatten heute kein Rezept, alles war nur auf Zufall angelegt. Zudem war der Gegner sehr entschlossen und wir haben keine Zweikämpfe gewonnen. Ich gebe zu, ich habe nicht mehr an den Ausgleich geglaubt.“

Oka Nikolov: "Ich habe vorher schon gewusst, dass das ein ganz schweres Spiel wird. Daher bin ich heilfroh, dass wir den einen Punkt noch mitnehmen.“ (tr)

 

 

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