Eintracht Frankfurt - Karlsruher SC

2. Bundesliga 2011/2012 - 17. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: Sa 03.12.2011, 13:00 Uhr
Zuschauer: 37.100
Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)
Tore: 1:0 Theofanis Gekas (1.), 2:0 Theofanis Gekas (66.)

 

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Eintracht Frankfurt
Karlsruher SC

 


  • Luis Robles
  • Sebastian Schiek
  • Niklas Hoheneder
  • Giuseppe Aquaro
  • Dennis Kempe
  • Matthias Cuntz
  • Steffen Haas
  • Gaetan Krebs
  • Alexander Iashvili
  • Delron Buckley
  • Klemen Lavric

 

Wechsel
Wechsel
  • Anton Fink für Steffen Haas (70.)
  • Bogdan Müller für Dennis Kempe (76.)
  • Marco Terrazzino für Gaetan Krebs (86.)
Trainer Trainer

 

 

Nichts anbrennen gelassen

“Jeder erzählt einfach, die Eintracht steigt sowieso auf, wie kommen die eigentlich alle darauf? Das ist doch ein Krampf, die wollen uns nur einlullen“, regt sich Armin Veh über die Sprüche der unmittelbaren Konkurrenten für die Aufstiegsplätze auf, um klarzustellen, dass die jüngste Niederlage bei den Münchener Löwen längst verarbeitet ist und alle Konzentration dem letzten Heimspiel der Hinrunde gilt: “Es wird auf jeden Fall kein leichtes, aber ein brisantes Spiel, immerhin wollen die Karlsruher auch den Anschluss halten. Wir müssen wieder viel abrufen um das Spiel zu gewinnen.“

Für dieses Unterfangen setzt der Trainer mit Gekas und Hoffer auf zwei Sturmspitzen, so dass Lehmann wieder auf die Bank muss. Nicht einmal auf dieser wird Tzavellas sitzen, der Armin Veh unter der Woche offenkundig verärgert hat: “Er wäre auch nicht dabei gewesen, wenn ich keinen anderen Linksfuß gehabt hätte. Wie der im Training rumgeturnt ist, das kann er mit mir nicht machen.“ So wird heute Djakpa auf links in der Viererabwehr beginnen. Zudem rückt Bell für Anderson, der sich eine Knieprellung zugezogen hat, in die Mannschaft und läuft damit erstmals von Beginn an auf. Im Tor ersetzt Kessler den noch an den Folgen seiner Kapseldehnung aus dem Spiel bei den Löwen laborierenden Nikolov.


KSC-Trainer Andersen

“Auch wenn wir klarer Außenseiter sind, wollen wir nicht nach Frankfurt fahren, um den Schwanz einzuziehen. Wir wollen etwas mitzunehmen. Das kann nur gelingen, wenn wir kämpfen, rennen und fighten“, appelliert unterdessen Jørn Andersen an sein Team, dass er erst vor 14 Tagen übernommen hat, nachdem sein Vorgänger Scharinger nach zehn sieglosen Spielen beim Tabellensiebzehnten entlassen wurde. Doch auch der Neue, der von 1988 bis 1994 insgesamt 112 Mal für die Eintracht stürmte, konnte die Verunsicherung bei den Badenern bislang nicht abstellen. So verlor der KSC seine letzten beiden Spiele in Paderborn und zuhause gegen Aachen. Dennoch bleibt Andersen, der seine Mannschaft nur auf einer Position umstellt, hoffnungsfroh: “Wir wollen möglichst lange zu Null spielen.“


Der jubelnde Torschütze

Das Spiel lehrt Andersen dann, dass Wünsche nur selten in Erfüllung gehen. Denn bereits Sekunden nach dem Anstoß durch den KSC macht Haas dem Trainer einen dicken Strich durch die Rechnung, als er sich den Ball im Halbfeld von Rode abnehmen lässt. Rode startet sofort durch und spielt quer vor das linke Strafraumeck zu Meier. Der legt sich das Leder zurecht und schlenzt - eigentlich viel zu schwach. Doch Torhüter Robles fällt wie eine Bahnschranke. Von seinem Oberkörper prallt die Kugel zur Seite, wo Gekas schneller reagiert als Aquaro und sie zum 1:0 ins linke Toreck grätscht (1.). "Das ist seine Qualität. Er antizipiert früh, wie der Ball kommen könnte", lobt Heribert Bruchhagen den 31-jährigen Griechen.

Der KSC wirkt kurz geschockt und leistet sich enorm viele Abspielfehler bereits in der eigenen Hälfte, doch die Frankfurter nutzen diese Phase nicht. Sie spielen sich den Ball ruhig und überlegt zu, aber die letzte Entschlossenheit fehlt. So können sich die Gäste wieder ordnen und den knappen Rückstand mit defensivem Spiel verteidigen. Denn an konstruktive Angriffe denken sie gar nicht. “Wir hatten anfangs keine Sicherheit im Spiel und haben zu wenig auf Ballbesitz gespielt“, meint Anderson und Armin Veh tadelt: “Normal ist ein frühes Tor hilfreich. Das 1:0 hat uns nicht gut getan. Wir waren nicht aggressiv genug, wir haben keinen richtigen Druck ausüben können.“

So wird es erst nach zwanzig belanglosen Minuten wieder schnell, als Rode und der erfreulich offensiv spielende Jung den Ball im Zusammenspiel aus der eigenen Hälfte nach vorne treiben. Nach einem Doppelpass schickt Rode Jung in den Strafraum, der nun auf rechts allein vor Torhüter Robles zurück auf Gekas legen könnte, sich aber für einen Schuss entscheidet, den er über die Latte schlenzt (22.). Es bleibt dabei, bei Frankfurter Ballbesitz versuchen die Gäste stets, alle elf Mann hinter den Ball zu bekommen, um den Gastgebern keinen Raum zum Kombinieren zu geben. Die Eintracht wirkt ratlos, während Trainer Veh am Spiefeldrand mehr Einsatz von seiner Mannschaft fordert. Vom KSC hingegen ist bis auf einen harmlosen Weitschuss, den Kessler problemlos fangen kann, rein gar nichts zu sehen (29.).


Schweglers Freistoß ans Lattenkreuz

Drei Minuten später holt Haas Köhler von den Beinen, so dass es Freistoß vor dem linken Strafraumeck gibt. Ein kurzer Anlauf und ein lauter Knall - Schwegler hat den Ball aus zwanzig Metern gegen das linke Lattenkreuz gezirkelt.

Kurz darauf spielt der KSC nach einem Ballverlust der Gastgeber tatsächlich einmal schnell nach vorne. Iashvili ist es, der den Ball auf die rechte Außenbahn zu Krebs spielt, der ihn zurück zum 34-Jährigen legt. Iashvili behält die Übersicht und spielt erneut in den Lauf von Krebs, der aus spitzem Winkel abziehen will. Doch Torhüter Kessler macht geschickt das rechte Toreck zu und kann den Schuss erfolgreich blocken (35.).

Während auf dem Spielfeld weiterhin nicht viel passiert, gibt es im Fanblock des KSC einen massiven Polizeieinsatz mit Schlagstöcken, bei dem laut Deutschem Roten Kreuz 86 Personen verletzt werden. Denn nachdem in der Anfangsphase ein Ordner einen KSC-Fan vom Zaun geholt hatte und es zu einer Schlägerei kam, während gleichzeitig ein Rauchtopf gezündet wird, stürmt die Polizei den Block und sprüht wahllos mit Pfefferspray in den vollbesetzten Block, kritisiert der Leiter des Karlsruher Fanprojekts. Auch der Leiter des Frankfurter Fanprojekts von Ploetz findet das Verhalten von Ordnern und Polizei “unangemessen“ und ärgert sich darüber, dass "keine Seite zugibt, auch mal einen Fehler gemacht zu haben".

Auf dem Platz passiert hingegen nichts mehr, so dass beide Trainer unzufrieden in die Kabinen gehen. Armin Veh stellt in der Konsequenz auf eine Spitze um, Matmour kommt für den unglücklich agierenden Hoffer. Rode rückt neben Schwegler vor die Abwehr, so dass Meier jetzt als hängende Spitze agiert.


Matmour

Diese Umstellung scheint erfolgreich zu sein, auch wenn der KSC nach wie vor das Mittelfeld verriegelt. Gekas, der heute viel unterwegs ist, läuft Kempe den Ball ab und spielt zu Schwegler, der sofort Matmour auf rechts schickt. Der passt von der rechten Strafraumkante flach in die Mitte, doch Hoheneder kann vor dem einschussbereiten Meier retten (50.). Zwei Minuten später gibt es nach einem Foul von Aquaro an Gekas Freistoß für die Eintracht, den Schwegler vor den linken Pfosten zirkelt. Schildenfeld setzt sich gegen Hoheneder im Kopfballduell durch, aber erneut kann das Aluminium für den nur zuschauenden Torhüter retten.

Unmittelbar nach dieser Möglichkeit schlägt Schiek das Leder weit in die Hälfte der Gastgeber, Schildenfeld ist zur Stelle, aber was macht er? Legt sich die Kugel zu weit vor, so dass der heranstürmende Krebs sie ihm abluchst und von der rechten Außenbahn aus in den Strafraum stürmt. Anstatt querzulegen, versucht er aus spitzem Winkel, Torhüter Kessler zu überlisten. Doch der bleibt ruhig stehen, verkürzt den Winkel und pariert (53.). Kollektives Durchatmen auf den Rängen, während Armin Veh seinen Torhüter lobt: “Thomas war da, als er gebraucht wurde.“

Doch dies ist nur ein Strohfeuer der Gäste. Nach wie vor spielt nur die Eintracht und bedrängt den Strafraum der Karlsruher. Nachdem Rode mit einem Kopfballaufsetzer knapp das 2:0 verpasst, lässt der enorm laufstarke Gekas Hoheneder nach einem Pass von Jung wie einen Schulbuben stehen und rennt in den Strafraum, um das Leder uneigennützig quer auf Meier zu schieben, dessen Schüsschen aus 13 Metern Torhüter Robles allerdings nicht vor Probleme stellt (57.). “Er weiß, bei mir muss er laufen. Nur vorn rumstehen und auf Chancen warten, das geht nicht mehr. Er hat gegen Karlsruhe gut gearbeitet“, kommentiert Armin Veh die heutige Leistung von Gekas.


Das 2:0 durch Gekas

Dann die 66. Spielminute: Nachdem eine zu weite Flanke von Djakpa geklärt werden kann, kommt Schwegler auf der rechten Seite an die Kugel, lässt Buckley mit einem Heber stehen, um sich gegen zwei Karlsruher durchzusetzen und vor den Strafraum zu ziehen. Mit einem kurzen Hackentrick narrt er zwei weitere Verteidiger und setzt Meier am rechten Strafraumeck in Szene, der das Leder perfekt durch die Lücke in die Mitte zu schiebt. Schiek und Robles sind zur Stelle, doch Gekas ist schneller und haut die Kugel zum 2:0 in die Maschen.

Bei Karlsruhe kommt kurz darauf mit Fink für Haas ein weiterer Stürmer, doch dieses Zeichen zum Angriff verpufft. Denn die Eintracht kontrolliert das Spiel souverän und drängt weiter nach vorne. So muss Robles bei einem Distanzschuss von Rode zeigen, dass auch er fliegen kann, um sich sechs Minuten später bei einem verunglückten Befreiungsschlag fast überlisten zu lassen. Meier hält den Schlappen hin, so dass Robles Schuss über ihn hinweg fliegt, doch nach einem beherzten Spurt kann der Torhüter seinen Fehler wieder gutmachen, um Sekunden später einen platzierten Schuss von Matmour zu parieren (74.).

Auch in der Schlussphase lässt die Eintracht nichts mehr anbrennen. Abgeklärt, aber ohne spielerischen Glanz schieben sich die Frankfurter den Ball im Mittelfeld zu und drängen den KSC immer wieder in die eigene Hälfte. Die letzte Chance der Eintracht wird nach Zuspiel von Köhler erneut von Gekas eingeleitet, der den Ball an der Strafraumgrenze geschickt zu Meier auf halbrechts weiterleitet. Doch diesmal ist Robles zur Stelle und kann den Schuss des 28-Jährigen aus neun Metern parieren (84.).

Das war es dann, nach dem fünften Heimsieg in Folge hat die Eintracht 38 von 51 möglichen Zählern ergattert, liegt aber trotz dieser tollen Punktausbeute mit drei Zählern Rückstand hinter Düsseldorf, dass die komplette Hinserie ohne Niederlage beendete, nur auf Rang Zwei der Tabelle.


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: "Bis zur Pause war das zu wenig von uns. Durch den taktischen Wechsel zur zweiten Halbzeit haben wir uns dann besser präsentiert. Das war insgesamt so, wie ich es mir vorstelle. Nun haben wir 38 Punkte in der Hinrunde geholt. Hätte mir das vorher jemand gesagt, hätte ich geantwortet: Du glaubst auch an den Weihnachtsmann. Aber die Konkurrenz steht dicht beisammen und meine These, dass es bis zum Schluss richtig eng bleibt, bestätigt sich mal wieder.“

Heribert Bruchhagen: “Wir haben eine super Vorrunde gespielt. 38 Punkte sind ein tolles Ergebnis.“

Pirmin Schwegler: “Das war heute sicher nicht unser bestes Spiel. Aber, zuletzt bekamen wir immer einige Tore, daher war es gut, heute mal zu Null zu spielen. Unser Gegner hat auch nach dem Rückstand seine Defensive nicht gelockert. Wir haben Ruhe bewahrt und die Partie beendet, ohne etwas anbrennen zu lassen.“

Gästeblock-Sicherheitsleiter laut einer Regionalzeitung zu seinen Mitarbeitern: "Auf geht‘s Jungs, jetzt könnt ihr loslegen. Alles für Frankfurt!"


Peter Fischer bleibt Präsident des Vereins

"Ich werde weiter für die Eintracht leben, kämpfen und mit ihr leiden. Mein Team und ich werden weiter versuchen, vieles richtig zu machen", erklärt Peter Fischer, nachdem sich 282 der 285 stimmberechtigten Mitglieder für seine Wiederwahl ausgesprochen hatten. Der 55-Jährige, der seit August 2000 im Amt ist, bleibt somit drei weitere Jahre Präsident des Vereins: “Angefangen habe ich hier, ohne zu wissen, was auf mich zukommt. Da hat man mich auch angeschwindelt. Ich habe einfach nirgendwo die Gebrauchsanweisung gefunden. Es hat sich bei mir aber schnell eine Leidenschaft entwickelt, obwohl meine Amtszeit mit Leiden angefangen hat, nicht mit Schaffen: Magath, 1:5 gegen Köln, erste Trainerentlassung, die Schwierigkeiten mit Octagon, die Auffassung, Geld spielt keine Rolle: Es war keine einfache Zeit damals.“ (tr)


 

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