FC St. Pauli - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2011/2012 - 19. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: Mo 19.12.2011, 20:15 Uhr
Zuschauer: 24.487
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
Tore: 1:0 Fabio Morena (32.), 2:0 Marius Kruse (68.)

 

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FC St. Pauli
Eintracht Frankfurt

  • Philipp Tschauner
  • Patrick Funk
  • Fabio Morena
  • Markus Thorandt
  • Sebastian Schachten
  • Fabian Boll
  • Dennis Daube
  • Florian Bruns
  • Max Kruse
  • Fin Bartels
  • Marius Ebbers

 


 

Wechsel
  • Kevin Schindler für Florian Bruns (61.)
  • Rouwen Hennings für Fin Bartels (78.)
  • Ralph Gunesch für Marius Ebbers (89.)
Wechsel
Trainer
  • Andre Schubert
Trainer

 

 

Ohne Tor kein Sieg

“Die Schmerzen sind kein Problem, die kann ich aushalten. Es ist nur ein kleines Knöchelchen abgebrochen und schwimmt im Gelenk. Ich freue mich auf ein Spiel, in dem es zur Sache geht.“ So optimistisch wie Idrissou sind nicht alle vor dem letzten Auftritt der langen Halbserie, die von der Mannschaft scheinbar alles abverlangt hat, so dass Armin Veh im Training verstärkt auf Spaß und Lockerheit setzt. “Überall zwickt es und zwackt es, wir haben zwar einen Hänger, aber es ist ganz wichtig, dass wir mit Freude in dieses Spiel gehen. Mit einem Sieg würden wir einen Riesenschritt machen.“ Verzichten muss der Trainer am Millerntor aber auf Hoffer, der eine Mandelendzündung hat sowie den grippekranken Lehmann, der sich auf ein Wiedersehen mit seinen Ex-Kollegen gefreut hatte. Eben so wenig erfreut dürfte Gekas sein, denn er muss beim Auswärtsspiel gegen den Tabellendritten zunächst auf die Bank, da nur Idrissou vor den drei offensiven Mittelfeldspielern Matmour, Meier und Köhler stürmen wird. Rode rückt dafür neben Schwegler vor die Abwehr.

Nachdem Fürth bereits gegen Berlin und Paderborn überraschend in Düsseldorf gewonnen hat, ist es vor dem Montagsspiel noch enger an der Spitze geworden. Daher appelliert St. Paulis Trainer Schubert nach der 0:1-Niederlage in Ingolstadt, noch einmal das letzte herauszuholen: “Es ist ein sehr wichtiges Spiel, in dem wir zeigen müssen, dass wir den Anspruch haben, ganz oben mitzuspielen. Wir müssen ein Zeichen setzen. Wir müssen die Räume eng machen, unbequem sein und mit großer Kampfbereitschaft und Leidenschaft agieren. Wir wollen ein typisches Kampfspiel am Millerntor zeigen.“ Und zwar mit gleich drei Änderungen gegenüber der letzten Partie. Morena und Schachten beginnen anstelle von Gunesch und Kalla in der Abwehr und statt Naki spielt Bartels auf der linken Außenbahn.

AC/DC’s “Hells Bells“ brüllen aus den Boxen, Wunderkerzen auf der einen Seite und bengalische Feuer im Gästeblock schon beim Einlaufen der Mannschaften, es brodelt zu Beginn des letzten Spiels vor der Winterpause. Die Eintracht zeigt sich vom Anpfiff weg von ihrer offensiven Seite und versucht, das Spiel zu bestimmen, während St. Pauli aggressiv im Mittelfeld dagegen hält und offenbar auf überfallartige Konter setzt. So dauert es bis zur 8. Minute, bis sich die erste Chance ergibt. Nach einem Doppelpass mit Köhler im Halbfeld schickt Schwegler Meier am rechten Strafraumrand auf die Reise, der aus spitzem Winkel flach abzieht, aber Torhüter Tschauner kann mit einer schnellen Fußabwehr parieren.

Vier Minuten später spielt Djakpa einen langen Pass vor den Strafraum, der sicher abgefangen wird. Sofort schlägt Daube die Kugel auf die rechte Außenbahn zu Bruns, der den zurück eilenden Ivorer am Strafraum viel zu leicht austänzeln kann und flach in die Mitte passt. Genau zu Bartels, der aus acht Metern zum Glück in Rückenlage gerät und die Kugel nur neben den Kasten schaufelt, wo ihn Schildenfeld unnötigerweise nach vorne köpft, so dass Djakpa überhart vor Funk klären muss. Der revanchiert sich kurz darauf mit einer Grätsche gegen den Ivorer, so dass es Freistoß von der linken Seite auf Höhe des Sechszehners gibt, den Schwegler in die Mitte zirkelt. Schildenfeld verlängert den Ball mit dem Hinterkopf, aber reaktionsschnell kann Tschauner auf der Linie parieren (15.).

Das Spiel bleibt intensiv ohne viele Torszenen. Doch dann wird es ruppig. Nach einem langen Pass erwischt Schachten Matmour im Kopfballduell voll mit dem Ellbogen, so dass der Algerier nach kurzer Behandlung vom Platz muss. Armin Veh zögert und stellt drei Minuten später das System um. Gekas kommt als zweite Spitze und Rode rückt neben Schwegler vor die Abwehr, während der Algerier am Kopf genäht werden muss (24.). Doch irgendwie passt diese Umstellung nicht. Die Eintracht bleibt überlegen, aber sie strahlt keinerlei Torgefahr aus. Zudem wackelt die Abwehr, Djakpa verliert erneut den Ball, Schildenfeld kann nicht klären und Köhler spielt das Leder vor die Füße von Funk, dessen Hereingabe Schwegler zur Ecke blocken kann, die Bruns von rechts ausführt. Schildenfeld unterläuft im Fünfmeterraum den Ball, Nikolov klebt auf der Linie, Anderson schaut und Boll schießt aus elf Metern. Er trifft aber nur Schachten, von dem die Kugel irgendwie zu Morena prallt, der sie aus drei Metern zum 1:0 ins Netz zimmert (32.).

Ein paar Minuten langen wirken sie wie gelähmt, doch dann bestimmt die Eintracht wieder das Spiel. Köhler schnickt die Kugel zu Rode vor den Strafraum, der seinen Gegenspieler mit einer Drehung alt aussehen lässt und flach ins rechte Toreck abzieht. Aber wieder reagiert Tschauner glänzend. Die Kugel kommt zu Meier, der sofort abzieht, doch Schachten kann erfolgreich blocken (38.). Nachdem Meier aus guter Position seinen Schuss genau auf den Torhüter zieht und Nikolov einen Freistoß von Bruns locker pariert, geht es mit der knappen Führung für die Gastgeber in die Pause.

Ohne Wechsel beginnt die zweite Halbzeit, in der die Eintracht sofort wieder das Kommando übernimmt und sich eine Ecke nach der anderen erarbeitet. Doch die Standards bleiben sehr mäßig, zumal die Frankfurter im Strafraum kaum in Bewegung sind und daher ohne Probleme abgedeckt werden können. So landet eine Ecke von Schwegler in den Armen von Tschauner, der die Kugel sofort weit nach vorne wirft. Kruse setzt sich nach einem Pass von Schachten am linken Strafraumrand gegen Anderson durch und passt in die Mitte, wo Djakpa gerade so mit dem langen Bein rettet, ehe der abgefälschte Nachschuss von Boll knapp neben dem linken Pfosten landet (48.).

Während Djakpa im Anschluss an diese Situation behandelt wird, sackt Schwegler plötzlich zusammen. “Es war kein harter Schlag, aber ich war überrascht, weil ich nicht damit gerechnet hatte“, sagt der Kapitän und übergibt dem Schiedsrichter ohne jegliche Theatralik die Kassenrolle, die ihn am Kopf getroffen hatte. “Ich habe keine Lust mehr, die Taten von Verrückten zu kommentieren, ich kann mich nur bei Schwegler entschuldigen“, meint St. Paulis Manager Schulte angefressen, während Schiedsrichter Zwayer mit einem Spielabbruch droht (51.). Die Eintracht antwortet auf diese Aktion mit einem Angriff über Meier und Djakpa, der den Ball scharf und flach vor den Strafraum spielt. Ansatzlos aus der Drehung schlenzt Idrissou die Kugel ins linke Toreck, doch Tschauner kann sie noch um den Pfosten kratzen (52.).

Es spielen nur noch die Frankfurter, die insgesamt 62 % Ballbesitz haben und 56 % der Zweikämpfe für sich entscheiden können. Immer wieder lassen sie den Ball um den Strafraum kreisen, wobei vor allem Schwegler den Takt angibt und auch Meier immer in Bewegung ist. Doch all dies ist brotlose Kunst, weil entweder Tschauner zur Stelle ist oder der entscheidende Pass schlicht zu bieder oder ungenau ist. "Was optisch sehr schön aussieht, zählt nicht, wenn man nicht den unbedingten Willen hat, zum Torerfolg zu kommen. Wir brauchen zwingend Tore der Mittelfeldspieler, wir brauchen die letzte Konsequenz von Meier und Köhler“, kritisiert Heribert Bruchhagen, während sich Gekas endlich einmal durchsetzen kann, aber der Torhüter erst seinen Schuss aus kurzer Distanz im Nachfassen und zwei Minuten später einen Drehschuss des Griechen parieren kann (59.).

Es bleibt dabei, das Tor ist für die Eintracht vernagelt. Meier passt zu Djakpa, der flankt an den langen Pfosten zu Idrissou, der mit dem Kopf auf Gekas ablegt. Der Stürmer köpft ins linke Toreck, Tschauner ist geschlagen, aber Morena kann auf der Linie klären (66.). “Das ist ja Belagerungszustand“, stöhnt der Fernsehkommentator, während Schwegler die nächste Ecke von der linken Seite tritt, die Boll abfängt und den Ball nach halbrechts zu Bartels spielt. Djakpa tritt ein Luftloch und Bartels rennt auf links mit freundlicher Begleitung des Ivorers bestimmt 60 Meter nach vorne, ohne angegriffen zu werden, während Kruse ebenfalls nach vorne sprintet. Während sich Kruse im Laufduell mit Anderson durchsetzt, passt Bartels kurz vor dem linken Strafraumeck flach in die Mitte, so das Kruse den Ball haargenau vor die Füße bekommt und ihn aus elf Metern zum 2:0 ins linke Toreck hämmert (68.). “Es kann doch nicht sein, dass aus unserem Eckball ein Nachteil wird“, ärgert sich Schwegler und auch Armin Veh meckert: “Wir waren 4 gegen 2 in Überzahl. Das darf nicht fallen, das müssen wir besser verteidigen.“

Die Eintracht bleibt weiter ratlos, so dass Armin Veh reagiert und Caio für den enttäuschenden Köhler bringt (75.). Doch zunächst kontert St. Pauli nach einem Ballverlust von Meier. Kruse sprintet die linke Außenbahn nach vorne und flankt in die Mitte, aber zum Glück verpasst der freistehende Ebbers den Ball (77.). Nachdem auch noch Friend für Djakpa als dritter Stürmer kommt und Idrissou auf die linke Seite rückt, probiert es Caio mit einem Schuss aus der Distanz, doch der flatternde Aufsetzer geht knapp am rechten Pfosten vorbei (83.). Auch Idrissou versucht es noch einmal aus dreizehn Metern, scheitert jedoch an Tschauner (86.), der sich Minuten später bei einem Zusammenprall mit Friend schwer verletzt. Der Torhüter kann zwar unter Schmerzen weiterspielen, zieht sich dabei jedoch einen doppelten Bänderriss sowie eine Schultereckgelenkssprengung zu.

Kurz darauf war es das dann mit dem Jahr 2011. Die Eintracht kassiert ihre zweite Saisonniederlage und rutscht auf Platz Drei mit den punktgleichen Mannschaften aus St. Pauli und Paderborn, während Düsseldorf als Tabellenführer vor Fürth überwintern kann. Am Tag darauf beginnt für die Profis der Urlaub, während Anderson am rechten Meniskus und Idrissou am linken Sprunggelenk operiert werden.


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: „Wir haben uns leider nicht belohnt. Über 90 Minuten waren wir die dominierende Mannschaft und hatten genügend Torchancen. Nur beim letzten Punkt waren wir nicht konsequent genug. Leider haben wir uns nicht belohnt für den Aufwand.“

Heribert Bruchhagen: “Wir haben nicht zwingend gespielt, hatten keinen Druck aus dem Mittelfeld in die Spitze. Wir müssen weitaus mehr investieren, sonst sterben wir an schönem Kombinationsfußball ohne Effizienz. Dennoch, dieser Kader ist wettbewerbsfähig und zu guten Ergebnissen fähig."

Helmut Schulte, Manager St. Pauli: "Von zehn dieser Spiele gewinnt neun Mal Eintracht Frankfurt und einmal St. Pauli."

Pirmin Schwegler: “Ich fand das Spiel heute nicht so schwer, weil wir fußballerisch besser waren. Aber wir haben 2:0 verloren. Es hat nicht die besser spielende Mannschaft gewonnen, sondern die, die besser zusammengestanden hat. Das sollte uns nachdenklich machen. Andere Teams sind als Mannschaft gefestigter, die wollen als Einheit ihr Ziel erreichen.“

Sebastian Rode: “Wenn du kein Tor schießt, kannst du das Spiel nicht gewinnen.“


Eintracht Frankfurt künftig ohne “Fraport“ auf der Brust

Einen Tag nach dem Börsengang des Flughafenbetreibers stellte die Eintracht im Juni 2001 die Fraport AG als neuen Hauptsponsor und Nachfolger von Viag Intercom/Genion vor, die seit der Saison 1998/99 ihre Werbung auf den Trikots präsentierten. 5 Millionen Euro in der Bundesliga und 3 Millionen in der Zweiten Liga ließ sich der Flughafenbetreiber sein Engagement kosten, doch zum Ende der Saison ist Schluss, auch wenn Fraport auch künftig sogenannter Premium-Partner bleiben will.

“Wir haben zunehmende Herausforderungen in der Region zu meistern und wollen daher unsere Sponsoring-Aktivitäten künftig stärker auf lokale Initiativen und Vereine in der Region ausrichten“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Stefan Schulte, während sich Heribert Bruchhagen bedankt: “Fraport war über ein Jahrzehnt ein toller Partner und hat entscheidend zur Konsolidierung unseres Vereins beigetragen.“ (tr)

 

 

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