Eintracht Frankfurt - Eintracht Braunschweig

2. Bundesliga 2011/2012 - 20. Spieltag

2:1 (2:1)

Termin: So 05.02.2012, 13:30 Uhr
Zuschauer: 36.200
Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim)
Tore: 0:1 Dennis Kruppke (5.), 1:1 Alexander Meier (11.), 2:1 Alexander Meier (22.)

 

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Eintracht Frankfurt
Eintracht Braunschweig

 


  • Daniel Davari
  • Jan Washausen
  • Ermin Bicakcic
  • Deniz Dogan
  • Mirko Boland
  • Norman Theuerkauf
  • Julius Pfitzner
  • Marc Reinhardt
  • Mathias Fetsch
  • Dennis Kruppke
  • Dominick Kumbela

 

Wechsel
Wechsel
  • Damir Vrancic für Julius Pfitzner (46.)
  • Randy Edwini-Bonsu für Mathias Fetsch (68.)
  • Raffael Korte für Marc Reinhardt (77.)
Trainer Trainer
  • Torsten Lieberknecht

 

 

Sieg in der Tiefkühltruhe

“Ein bisschen mehr Fieber und etwas mehr Aufbruchsstimmung würde ich mir für die Rückrunde wünschen. Ich werde der Mannschaft den Glauben an den Aufstieg vorleben.“ Es ist kaum zu überhören, nach sechs Wochen Winterpause geht es wieder los und Trainer Veh schwört sein Team auf die richtungweisenden Begegnungen ein, die mit dem Heimspiel gegen den auswärtsstarken Aufsteiger aus Braunschweig beginnen. Auch wenn es mit der Verkleinerung des Kaders nicht so gelaufen ist, wie erwartet – nur Gekas, Tzavellas und Bell verließen die Eintracht - geben sich die Verantwortlichen zuversichtlich, zumal mit Amedick und Butscher erfahrene Verteidiger verpflichtet wurden, die laut Armin Veh sofort einsetzbar sind und “lautstark dirigieren“ können. Und tatsächlich werden neben Jung und Schildenfeld auch die beiden Neuen in der Abwehr beginnen, so dass für Djakpa nur die Bank bleibt. Rode sowie Lehmann anstelle des noch verletzten Schwegler spielen vor der Abwehr und Matmour, Meier und Kittel sollen das offensive Mittelfeld hinter der einzigen Sturmspitze Hoffer bilden.

Doch kurz vor Spielbeginn muss der Trainer umdisponieren und poltert: “Das habe ich in 21 Jahren noch nicht erlebt, wie kann man so was vergessen? Das ist ein Unding.“ Sonny Kittel ist nicht spielberechtigt, meldet der elektronische Kadermeldebogen, den die Eintracht 90 Minuten vor Spielbeginn einreichen muss. Denn Lizenzspielerleiter Falkenhain hatte schlichtweg vergessen, die sportmedizinische Untersuchung, die vor der Saison verpflichtend war, auch für den 19-Jährigen nach dessen Genesung in der Winterpause nachzuholen. “Das habe ich versäumt. Dafür gibt es auch kaum eine Entschuldigung. Fehler ist Fehler. Punkt. Aus. Fertig“, meint der Gescholtene, so dass Frankfurts Allzweckwaffe kurz vor Anpfiff von Armin Veh die Anweisung erhält: “Hey, Benny, du spielst.“

Andere Sorgen haben hingegen die Verantwortlichen des Tabellensiebten aus Niedersachsen, denn mit Henn und Correia fallen dem Aufsteiger beide Innenverteidiger aus, so dass der Dogan und der Stuttgarter Neuzugang Bicakcic die Reihen schließen sollen. Nicht vergessen hat Trainer Lieberknecht die 0:3-Heimniederlage aus der Hinrunde: “Es war eine der wenigen Begegnungen, in der wir wirklich kaum eine Chance hatten zu gewinnen. Dies war sicherlich auch ein wenig der Unerfahrenheit geschuldet. Mittlerweile haben meine Jungs ein paar mehr Zweitligaspiele hinter sich und meine Mannschaft hat des Öfteren bewiesen, dass sie sich in der Außenseiterrolle durchaus wohl fühlt und gegen Topteams der Liga Nadelstiche setzen kann. Wir wollen in Frankfurt etwas Zählbares mitnehmen.“

Das präsentiert sich von seiner schönsten Seite mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein. Dafür herrscht seit Tagen eisige Kälte. Minus 14 Grad verkündet das Thermometer, als die heimische Eintracht von Beginn an die Initiative übernimmt und Braunschweig tief in die eigene Hälfte drängt und zur ersten Chance nach einer Kombination über Rode, Jung und Matmour auf der rechten Seite kommt. Beim Treffer von Hoffer steht Köhler jedoch im Abseits und behindert zudem Torhüter Davari, so dass das Tor zurecht nicht anerkannt wird (3.).

Aber sie legen sofort nach über Jung, der von der Mittellinie aus beherzt nach vorne sprintet und die Kugel nach einem Doppelpass mit Hoffer gefühlvoll vor den langen Pfosten schlenzt. Köhler steigt hoch, kommt aber ebenso wenig an den Ball wie Meier, der das Kopfballduell gegen Washausen im Fünfmeterraum verliert, der die Kugel sofort nach vorne spielt. Vorbei an der weit aufgerückten Frankfurter Abwehr stürmt Fetsch nach vorne und schlägt einen langen Pass auf die rechte Außenbahn zu Kumbela. Der lässt Amedick im Laufduell an der Seitenlinie einfach mal stehen, sprintet unter freundlicher Begleitung des 29-Jährigen in den Strafraum und schlenzt die Kugel quer auf den mitgelaufenen Kruppke, der sie aus drei Metern zur 1:0-Führung für die Gäste einköpft, während Nikolov und Rode entgeistert zuschauen (5.). “Ich wusste ja als ehemaliger Mitspieler, dass Martin sehr langsam ist“, grinst Trainer Lieberknecht während Armin Veh meint: “Da muss er sich jetzt durchbeißen.“

Der Rückstand beeindruckt die Hausherren zum Glück überhaupt nicht. Immer wieder geht es über die rechte Außenbahn mit dem emsigen Matmour oder über links über den stets aufrückenden Butscher direkt nach vorne. Diesmal ist es Jung, der den Ball an den Elfmeterpunkt zirkelt, doch ein Braunschweiger kann klären. Köhler kommt an die Kugel und spielt sie zurück zu Butscher, der vom linken Strafraumeck aus gefühlvoll zu Meier schlenzt, der sich nach vorne geschlichen hatte und das Leder nun gefühlvoll an Torhüter Davari vorbei zum 1:1 ins linke Toreck köpft (11.).


Torschütze Alex Meier und Matmour

Auch danach bestimmt die Eintracht das Spielgeschehen scheinbar nach Belieben. Eine Ecke der Gäste wird abgefangen und wieder geht es über Matmour und Butscher, der quer zu Rode spielt, schnell nach vorne. Aus gut 20 Metern zieht der 21-Jährige ab, doch das Leder streicht nur knapp über die Latte (17.). Es läuft die 22. Spielminute, nachdem eine Flanke von Butscher zur Ecke geklärt wird, schlenzt Köhler die Kugel vom rechten Eck hoch in die Mitte des Fünfmeterraums. Meier steigt höher als Fetsch und köpft den Ball erneut ins linke Eck zur 2:1-Führung. "Der Trainer hat gesagt, ich solle mehr Verantwortung übernehmen. Das habe ich gemacht", meint der zweifache Torschütze, der heute die Kapitänsbinde trägt, bescheiden, während der Braunschweiger Dogan anerkennend meint: “Der war gefühlt 2,50 Meter groß.“

Mit der Führung im Rücken spielt die heimische Eintracht jetzt sehr souverän und lässt dem Aufsteiger kaum Zeit, um selbst geordnet nach vorne zu spielen. Klasse, wie Butscher auf der linken Außenbahn immer wieder überlegt nach vorne geht, geschickt passt und überall zu finden ist, während Meier in der Mitte weiterhin für Aufsehen sorgt. So nimmt er einen abgeblockten Schuss von Matmour aus 18 Metern einfach volley, setzt das Leder aber knapp über die Latte (25.). Fünf Minuten später meldet sich auch einmal der Aufsteiger mit Reinhardt, der von der Strafraumgrenze aus abzieht, aber in Nikolov seinen Meister findet, der den strammen Schuss zur Seite faustet. Nachdem Braunschweig in der Schlussphase endlich einmal druckvoll spielt, aber weder Kumbela mit seinem Schuss zehn Metern (36.) noch Kruppke mit seinem Kopfball das nötige Zielwasser haben (40.), geht es mit der hochverdienten 2:1-Führung bei 74 Prozent Ballbesitz für die Frankfurter in die Pause.

Zur zweiten Halbzeit kommt bei Braunschweig Vrancic für Pfitzner, während es bei der Heimelf unverändert weitergeht. Mit viel Druck nach vorne, diesmal über Amedick, der Hoffer in Szene setzt. Doch dessen Knaller aus fünfzehn Metern fliegt weit über den Kasten (48.). Aber so bleibt es nicht, Frankfurt zieht sich jetzt ein wenig zurück und versucht den Ball sicher durch die eigenen Reihen laufen zu lassen, während den Niedersachsen dazu nichts einfallen will, obwohl es jetzt einige Stockfehler auf beiden Seiten gibt. “Wir sind nicht mehr so viel gelaufen“, meint Lehmann, während die Zuschauer sich auf das Frieren im Eisschrank konzentrieren können. Dies ändert sich erst nach gut einer Stunde, als Fetsch plötzlich in den Strafraum sprintet und verfolgt von Schildenfeld eine wunderschöne Schwalbe hinlegt, die zurecht mit Gelb bedacht wird.


Rode setzt sich durch

Nun legen auch die Frankfurter wieder einen Gang zu. Matmour setzt sich auf der rechten Seite durch, setzt einen Haken und flankt gefühlvoll vor den langen Pfosten, wo Köhler angerauscht kommt, den Aufsetzer aber im Grätschen aus acht Metern über den Kasten von Davari setzt (64.). Drei Minuten später spielt Meier einen tollen Pass zum heute enorm quirligen Jung, der fast bis zur Torauslinie sprintet, um die Kugel zurückzulegen. Meier ist zur Stelle, aber diesmal kann Torhüter Davari den Flachschuss mit einer schnellen Fußabwehr parieren. Danach ist es Bicakcic, der in höchster Not nach Flanke von Jung vor Hoffer im Fünfmeterraum klären muss, bevor das Spiel leider wieder ruhiger wird. Bei den Frankfurtern kommt zunächst Idrissou für Köhler, dem man seine Verletzungspause allerdings noch deutlich anmerkt und acht Minuten später ersetzt Korkmaz Hoffer, um zu zeigen, warum er momentan nicht die allererste Wahl auf der linken Seite ist (82.).

So verrinnen die Minuten und die Angst wächst ein wenig, dass sich irgendein abgefälschter Schuss der Niedersachsen doch noch im Kasten des beschäftigungslosen Nikolov verirren könnte. Denn tatsächlich setzt sich Braunschweig in den Schlussminuten noch einmal in der Hälfte der Frankfurter fest. Aber außer einem verdeckten Schuss von Boland aus zwanzig Metern, der knapp am rechten Pfosten vorbei geht, passiert nichts mehr. Die Frankfurter gewinnen ihr erstes Spiel im neuen Jahr und rutschen auf Rang zwei in der Tabelle mit einem Punkt Rückstand auf die Fortuna, nachdem Fürth überraschend in Dresden verliert und Düsseldorf gegen Ingolstadt nur einen Zähler holt. Es ist somit angerichtet für das Spitzenspiel am Montag bei den Rheinländern. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: “Ich bin glücklich über den Sieg und die Leistung, zumal man ja nie weiß, wie weit man nach der Vorbereitung ist. Zufrieden bin ich vor allem, weil wir uns nach dem Rückstand nicht haben beirren lassen. Heiko war richtig gut, er hat gute Flanken geschlagen und nach hinten gut gestanden.“ Dann legt der Trainer über den nächsten Gegner los, was medial mächtig für Aufregung sorgt: “Das geht mir langsam auf den Keks, so schnell wie die teilweise fallen, theatralischer geht’s nicht mehr. Das hat jetzt nichts mit anschwärzen zu tun, aber es sieht die ganze Liga so. Das ist bodenlos, das kann man einfach nicht so stehen lassen, das hat mit Fußball nichts zu tun. Am Montag brauchen wir einen guten Schiedsrichter.“

Heiko Butscher: “In der ersten Halbzeit haben wir richtig, richtig gut gespielt, später haben wir nicht mehr viel zugelassen.“ - aber das dritte Meier-Tor verpasst. Veh war vor allem zufrieden, „weil wir uns nach dem Rückstand nicht haben beirren lassen und gut Fußball gespielt haben“.

 

 

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