Fortuna Düsseldorf - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2011/2012 - 21. Spieltag

1:1 (0:0)

Termin: Mo 13.02.2012, 20:15 Uhr
Zuschauer: 41.213
Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)
Tore: 0:1 Benjamin Köhler (69.), 1:1 Jens Langeneke (90., Foulelfmeter)

 

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Fortuna Düsseldorf
Eintracht Frankfurt

  • Michael Ratajczak
  • Tobias Levels
  • Assani Lukimya
  • Jens Langeneke
  • Sascha Dum
  • Adam Bodzek
  • Adam Matuschyk
  • Maximilian Beister
  • Oliver Fink
  • Sascha Rösler (90.)
  • Thomas Bröker

 


 

Wechsel
  • Ken Ilsö für Adam Matuschyk (72.)
  • Ranisav Jovanovic für Thomas Bröker (81.)
  • Timo Furuholm für Adam Bodzek (82.)
Wechsel
Trainer
  • Norbert Meier
Trainer

 

 

Sieg für die Methode “Rösler“

“Das geht mir langsam auf den Keks, theatralischer geht’s nicht mehr. Das ist bodenlos, das kann man einfach nicht so stehen lassen, das hat mit Fußball nichts zu tun. Zehn Elfmeter an zwanzig Spieltagen sprechen für sich. So schnell, wie die teilweise fallen, brauchen wir einen wirklich guten Schiedsrichter“, erklärt Armin Veh unmittelbar nach dem Sieg gegen Braunschweig erbost über den nächsten Gegner, um sich wutschnaubend den Düsseldorfer Stürmer Rösler vorzuknöpfen: “Da gibt es einen Spieler, das ist ja nur Theatralik. Aber es färbt offenbar auf die anderen ab.“

Das hat gesessen, fortan geht es in der Presse nicht mehr um das kommende Spitzenspiel, sondern fast ausschließlich um die Fortuna, Sascha Rösler und die Rolle der Schiedsrichter. Selbstredend, dass Reaktionen der Gescholtenen kommen und man kann den hochroten Kopf von Fortuna-Manager Werner förmlich platzen sehen, als er reagiert: “Unabhängig von der sportlichen Unfairness Armin Vehs ist er sich offenbar nicht bewusst, welche Brisanz er in das Spiel bringt. Im Hinblick auf die Frankfurter Fanszene ist das äußerst verantwortungslos." Nachdem diese Steilvorlage vom Düsseldorfer Polizeisprecher dankbar aufgegriffen wird, ist Armin Veh erneut auf 180: “Auf so ein Gedankengut muss man erst mal kommen. Aber ich bin ja bekannt dafür, ein geschulter Hetzer zu sein.“ Rösler selbst bleibt ob der Vorwürfe gegen sich zumindest äußerlich gelassen: “Logisch, dass die in dieser Phase der Saison langsam anfangen, Giftpfeile herüberzuschießen. Ich werde meine Spielweise aber nicht ändern, das geht bei mir zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus."

Doch zurück zum Spitzenspiel, in dem das heimstärkste Team der Liga auf die zweitbeste Auswärtsmannschaft trifft. Entgegen aller Gedankenspiele lässt Armin Veh seine Offensivabteilung unverändert, so dass hinter Hoffer im Sturm Matmour, Meier und Köhler sowie Lehmann und Rode vor der Abwehr beginnen werden. Für Amedick, der an einer Zerrung laboriert, rückt der wieder genesene Andersen in die Innenverteidigung neben Jung, Schildenfeld und Butscher. Auch Trainer Meier muss seine Defensive umstellen, da van Bergh kurzfristig ausfällt und Kapitän Lambertz gelb-rot-gesperrt ist, so dass Dum als Linksverteidiger und der Kölner Neuzugang Matuschyk vor der Abwehr spielt. Im Sturm beim Tabellenführer stehen wie zuletzt Bröker und Rösler.

“Aufgrund des heute geschlossenen Dachs besteht Rauchverbot“, verkündet der Stadionsprecher noch pflichtschuldig, da qualmt es bereits mächtig im Frankfurter Fanblock, in dem bengalische Feuer und Feuerwerkskörper gezündet werden. Da der Rauch in der “Halle“ nicht entweichen kann, legt er sich kurzzeitig wie Morgennebel über das Spielfeld, so dass Schiedsrichter Dr. Brych die Partie erst mit fünf Minuten Verspätung anpfeift. Viel mehr ist auf dem Platz jetzt aber auch nicht los, denn die Eintracht ist sichtlich bemüht, Düsseldorf nicht zur Entfaltung kommen zu lassen, während den Gastgebern nicht viel einfällt. Nach ein paar Minuten des intensiven Abtastens nimmt Lehmann Rösler das Leder im Halbfeld kurzerhand ab und schickt urplötzlich den an der Mittellinie startenden Hoffer, der nach vorne sprintet und quer auf Meier passt. Mit einer kurzen Drehung lässt er Langeneke aussteigen, spielt aber nicht quer auf Matmour, sondern entscheidet sich für einen Schuss aus 16 Metern, der nur in den Armen von Torwart Ratajczak landet (6.).

Mehr passiert nicht, weiterhin regiert der Sicherheitspass, beide Mannschaften spielen defensiv konzentriert und engagiert bereits im Mittelfeld, so dass sich viel Geplänkel, aber wenig kreative Spielzüge entwickeln. Hierbei versucht es Düsseldorf meist mit Beister und Rösler über links, während bei der Eintracht die rechte Seite mit Jung und Matmour zwar gefällig spielt, aber noch nicht für Gefahr sorgen kann. So läuft bereits die 33. Spielminute, wieder ist es Lehmann, der im Zusammenspiel mit Butscher auf der linken Seite nach vorne geht und die Kugel scharf vor den Fünfmeterraum spielt. Meier ist zur Stelle, doch seinem Flugkopfball fehlt das Timing, so dass er den Ball verpasst, der zur Ecke geklärt werden kann. Diese rauscht scharf vor den Sechzehner, wo Köhler volley abzieht, die Kugel aber knapp neben den linken Pfosten setzt.


Oka Nikolov in Aktion

War dies der Weckruf? Plötzlich geht auch Düsseldorf mit Elan nach vorne. Rösler kämpft sich auf halbrechter Position gegen Rode durch und zieht aus knapp 25 Metern ab, doch Nikolov kann den Aufsetzer zur Seite klären. Die Fortuna bleibt am Ball, Dum zieht ihn flach in die Mitte, wo Beister das Duell gegen Anderson gewinnt, aber Nikolov kann den Schuss aus sechs Metern mit einer Fußabwehr zur Ecke klären (35.). Drei Minuten später versucht sich Matuschyk mit einem Hammer aus über 20 Metern, aber erneut ist der Torhüter zur Stelle. Es bleibt schnell, doch vor den Toren passiert nichts mehr, so dass es nach intensiven, aber ereignisarmen 45 Minuten mit dem 0:0 in die Pause geht.

Die zweite Halbzeit beginnt ohne Wechsel wieder mit dem altbekannten Mittelfeldgeplänkel, keiner will sich aus der Reserve locken lassen. Bis Hoffer einen langen Ball aus der eigenen Hälfte abblockt und zurück auf Meier legt, der ihn mit viel Übersicht direkt zu Köhler auf die linke Seite flankt. Der schlenzt die Kugel mit viel Effet vor den rechten Pfosten, wo Matmour heran gerauscht kommt und den Aufsetzer direkt nimmt, aber Torhüter Ratajczak, der blitzschnell die Fäuste hochreißt, nicht überwinden kann (49.). Die Eintracht spielt jetzt aggressiver, greift wesentlich früher an, was den Düsseldorfern zunächst so gar nicht schmeckt, so dass Rösler bei einem Zweikampf gegen Butscher im Strafraum einfach mal einen Elfmeter fordert, was Dr. Brych aber nicht aus der Ruhe bringt (55.).

Nach gut sechzig Minuten scheinen die Düsseldorfer dennoch langsam Oberwasser zu bekommen, aber die Eintracht hat plötzlich Platz und kontert über Jung, der Rode in den Strafraum schickt. Lukimya bedrängt ihn vor dem Fünfmeterraum und bringt ihn mit einem versteckten Tritt auf den Fuß zu Fall, doch der Schiedsrichter hat dies nicht gesehen, so dass es weitergeht und die Hausherren über links angreifen können. Jung blockt Brökers Flanke zur Ecke, die Rösler in den Strafraum schlenzt. Matmour klärt, köpft aber genau zu Matuschyk, dessen Knaller aus 18 Metern Nikolov im Nachfassen parieren kann (64.). Drei Minuten später wird es erneut brenzlig, als Fink das Leder genau zu Beister in den Strafraum köpft, der sich gegen Andersen und Schildenfeld durchsetzt und aus sechs Metern abzieht, aber wieder ist Nikolov ist zur Stelle. Sehr zum Kummer von Rösler, der sogleich im Sechzehner den sterbenden Schwan mimt, aber nur ein mitleidiges Kopfschütteln von Dr. Brych erntet.


Köhler

Während Trainer Meier noch erbost gestikuliert, fängt die Eintracht einen Angriff der Düsseldorfer ab und Schildenfeld schnickt die Kugel von der Mittellinie zu Meier im linken Halbfeld. Der behauptet das Leder gegen Levels, schaut kurz, während drei Rote auf ihn zu streben und spielt den Ball nicht nach links, sondern setzt einen Uwe-Bein-Gedächtnis-Pass genau vor den Elfmeterpunkt, wo Köhler sich hingeschlichen hat. Benny behält die Ruhe und schiebt die Kugel vor Torhüter Ratajczak eiskalt zur 1:0-Führung ins rechte Toreck (69.). Was für ein tolles Tor!

Die Fortuna reagiert sofort mit wütenden Angriffen und mit Ilso für Matuschyk kommt ein weiterer Stürmer in die Partie, während Rösler Schildenfeld in die Hacken tritt, um den am Boden liegenden anzupöbeln und dafür die gelbe Karte kassiert (75.). Aber Fußball können sie tatsächlich auch. Nach einem langen Pass setzt sich Bröker am rechten Strafraumrand erst gegen Meier und dann gegen Schildenfeld durch, um aus acht Metern abzuziehen. Aber irgendwie kann der Kroate die Kugel noch abfälschen, so dass sie vom rechten Pfosten ins Toraus fliegt (78.). Die Ecke fliegt vor den Fünfmeterraum, Fink köpft ins linke Toreck und will jubeln, doch Rode klärt auf der Linie und Nikolov kann den Ball bei der folgenden Flanke vor Lukimya mit einer spektakulären Fausteinlage abwehren.

Bei der Eintracht kommen jetzt Kittel für Köhler und Idrissou für Hoffer und auch Norbert Meier vollzieht einen “Harakiriwechsel“, in dem er mit Jovanovic sowie Furuholm zwei weitere Offensive bringt, während das Spiel immer härter wird, Düsseldorf aber noch die letzte Konsequenz fehlt. So auch bei Furuholm, als er einen langen Pass am linken Strafraumrand unter Kontrolle bekommt und abzieht, aber Nikolov den nicht allzu harten Schuss parieren kann (86.). Jetzt wirft die Fortuna wirklich alles nach vorne, aber die Uhr tickt für die Eintracht. Eigentlich…

Es läuft die 90. Spielminute, einen Pass aus der eigenen Hälfte bekommt Beister am rechten Strafraumrand unter Kontrolle und legt ihn zurück auf Ilso, der den Ball vor den langen Pfosten flankt. Furuholm und Andersen kämpfen und zerren, der Frankfurter klärt und Furuholm geht zu Boden. Während Dr. Brych sofort auf weiterspielen entscheidet, bestürmen die aufgebrachten Fortunen den Linienrichter, während die Gäste dem Treiben entgeistert zuschauen. Auch beim Schiedsrichter versammelt sich eine zeternde Traube, als der gut 35 Meter vom Tatort entfernt stehende Linienrichter Salver plötzlich seinen Chef überredet, auf Elfmeter zu entscheiden. Zum Entsetzen aller Frankfurter lässt sich Dr. Brych, der aufgrund einer Fehlentscheidung in der Vorwoche heftig in der Kritik stand, sofort überreden. “Das ist kein Elfmeter, tut mir leid. Wahnsinn, dass der Linienrichter so eingreift“, regt sich Bruno Hübner auf und noch Stunden später ist Heribert Bruchhagen außer sich: "Anstatt dass Oka Nikolov den Ball hinlegt und den Ball wieder ins Spiel bringt, gucken wir wie Schäfchen, was der Schiedsrichter macht. Die Fortunen bestürmen den Linienrichter und am Ende kommt genau das raus, was Veh immer wieder moniert hat. Genauso ist es gekommen.“

Langeneke schießt, Nikolov fliegt und kommt mit den Fingerspitzen noch dran, doch kann er nicht verhindern, dass der Ball zum elften Strafstoßtor für die Fortuna zum 1:1 im linken Toreck landet (91.). Kurz darauf ist Schluss und während die Roten feiern, treibt Rösler mal wieder Spielchen. “Der kommt wie ein Wahnsinniger angerannt und brüllt unserem Trainer Dinge ins Ohr. Das war ja nicht das erste Mal. So etwas gehört nicht in den Fußball“, erzählt Köhler, der nicht glauben kann, dass Rösler sich von hinten auf Armin Veh stürzte, ihm provozierend Schimpfworte zurief. Es gibt kurze Tumulte in der Coaching-Zone, Dr. Brych zeigt Rösler nur die Gelb-Rote Karte und schickt zudem den erregten Trainer auf die Tribüne. Auf die Frage, was Rösler denn gesagt habe, meint Armin Veh am nächsten Tag: "Soll ich so einem Rotzlöffel noch zuhören, wenn er mich beschimpft?“

Immerhin, früher ist diese Mannschaft nach solchen oder ähnlichen Nackenschlägen mit hängendem Kopf vom Feld geschlichen. Diesmal haben sie den einen aufrechten Gang und jede Menge Wut im Bauch, während sie sich von den eigenen Fans feiern lassen. Da Greuther Fürth gegen Paderborn überraschend deutlich mit 5:1 gewinnt, rutscht die Eintracht punktgleich hinter die Spielvereinigung auf Rang Drei mit einem Punkt Rückstand auf Tabellenführer Düsseldorf.


Stimmen zum Spiel

Armin Veh bleibt der offiziellen Pressekonferenz nach dem Spiel fern und wettert erst am nächsten Tag: "Ich fühle mich von Rösler betrogen, das der mit Gelb-Rot weggekommen ist, ist lächerlich. Jeder anständige Sportler wird mit Füßen getreten, wenn Rösler als Leader bezeichnet wird. Er ist kein Leader, er ist ein Schauspieler. Das ist unfair ohnegleichen, Rösler provoziert permanent, die ganze Saison über schon, und es wird nicht unterbunden. Das ist mir zu hoch. Aber er muss sich nicht ändern, weil es ja erfolgreich ist. Aber die, die es sanktionieren müssen, müssen was ändern."

Heribert Bruchhagen: "Es war ein gutes Spiel von uns, aber wir sind um die Früchte unserer Arbeit gebracht worden. Die Entscheidung des Schiedsrichters hat eindrucksvoll das bestätigt, was Armin Veh zuvor gesagt hat, das hat Methode. Norbert Meier hat permanent auf den Linienrichter eingeredet. Das geht nicht, das ist nicht hinnehmbar, der Schiedsrichter ist doch auch nur ein Mensch… Ich gratuliere Fortuna Düsseldorf, dass am Ende jede Methode zum Erfolg führt. Man muss sie nur lange genug durchhalten. Wenn das so weiter geht werden die noch auf 21 Elfmeter kommen. Das ist nicht akzeptabel."

Bruno Hübner: “Was Armin Veh im Vorfeld mitmachen musste, nur weil er eine Tatsache ausgesprochen hat, da muss man sich dann nicht wundern, wenn es so ausgeht. Die Mannschaft hat phantastisch gespielt, hat die Vorgaben des Trainers gut umgesetzt. Wir müssen das 2:0 machen, dann gehen wir hier als verdienter Sieger vom Platz.“

Alexander Meier zu Aussagen, der Elfmeter sei berechtigt gewesen: “Ganz ehrlich, das ist doch lachhaft. Wenn das ein Elfmeter war, dann gibt es in jedem Spiel 25 Elfmeter, dann gibt es bei jeder Ecke einen Elfmeter. Nein, im ganzen Spiel gab es keine einzige Szene, die elfmeterwürdig war. Aber wer es anders sehen will, soll es halt anders sehen.“


Kollektiver Fanausschluss beim Auswärtsspiel in Berlin

Wenige Tage nach dem Fortuna-Spiel teilt der DFB-Kontrollausschuss mit, dass er aufgrund der “wiederholten pyrotechnischen Vergehen von Eintracht-Anhängern bei Auswärtsspielen“ einen kompletten Ausschluss der Fans bei einem Auswärtsspiel beantragen werde. Da die Eintracht diesem nicht zustimmt, entscheidet das DFB-Sportgericht zwei Wochen später – wie nicht anders zu erwarten – vollumfänglich im Sinne der Weisen des Kontrollausschusses und spricht eine Kollektivstrafe aus. Somit wird es beim Spiel gegen Union Berlin zumindest offiziell Eintrachtfans nicht gestattet sein, das Stadion “Alte Försterei“ zu betreten. Die Eintracht akzeptiert das Urteil, auch weil sich nach Sichtung der Fernsehbilder ergab, dass auch nach dem Abpfiff eine Rakete direkt neben dem Linienrichter explodierte, erklärt Heribert Bruchhagen: “Wir können und wollen es nicht riskieren, das Verfahren unnötig in die Länge zu ziehen und am Ende zu einem sportlich noch wichtigeren Zeitpunkt diese Strafe zu kassieren.“ (tr)

 

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