Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt

2. Bundesliga 2011/2012 - 22. Spieltag

6:1 (2:0)

Termin: Sa 18.02.2012, 13:00 Uhr
Zuschauer: 40.700
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)
Tore: 1:0 Karim Matmour (14.), 2:0 Karim Matmour (33.), 3:0 Alexander Meier (61.), 4:0 Sonny Kittel (67.), 4:1 Ilian Micanski (68.), 5:1 Erwin Hoffer (70.), 6:1 Karim Matmour (80.)


 

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Eintracht Frankfurt
FSV Frankfurt

 


  • Patric Klandt
  • Alexander Huber
  • Gledson
  • Björn Schlicke
  • Nils Teixeira
  • Chadlj Amri
  • Samil Cinaz
  • Marc Heitmeier
  • Marcel Gaus
  • Ju Tae Yun
  • Ilian Micanski

 

Wechsel
Wechsel
  • Yannick Stark für Marc Heitmeier (32.)
  • Zafer Yelen für Ju Tae Yun (62.)
  • Michael Görlitz für Marcel Gaus (75.)
Trainer Trainer
  • Benno Möhlmann

 

 

Den Frust von der Seele geschossen

Eigentlich ist es abgehakt, Düsseldorf, der ergaunerte Elfmeter, das Theater um Rösler sowie die Ausbrüche von Heribert Bruchhagen und Armin Veh. Doch trotz aller Bekenntnisse zur Konzentration auf das Lokalderby gegen den FSV kommt der Trotz hoch, so wie bei Heiko Butscher, der ankündigt: “Bei uns reißt nichts ein, wir lassen uns nicht runterreißen. Wir wollen willig, bissig und trotzig sein.“ Auch der Trainer meint, dass das Spiel keinen Knacks gegeben habe, im Gegenteil: “Es hatte eher positive Auswirkungen, da die Mannschaft dadurch mehr zusammengerückt ist“, warnt aber dennoch vor dem Tabellenfünfzehnten, der mit neuem Trainer bereits vier Punkte aus den ersten zwei Spielen holen konnte: "Der FSV ist gut aus den Startlöchern nach der Winterpause gekommen und brandgefährlich. Ich kenne den Benno bestens. Das ist ein alter Trainerfuchs. Wo der arbeitet, ist Ordnung angesagt." Die will auch Armin Veh erhalten und nimmt gegenüber dem 1:1 in Düsseldorf keine Veränderung vor, so dass Hoffer erneut als einzige Spitze vor Matmour, Meier und Köhler agiert und Rode sowie Lehmann vor der Abwehr mit Jung, Andersen, Schildenfeld und Butscher spielen werden.

"In diesem Spiel geht es mehr als nur um Punkte. Es geht schon darum, wie wir am Samstag auftreten, uns präsentieren und wie mutig wir agieren", gibt sich unterdessen Benno Möhlmann, der im Oktober noch als Trainer von Ingolstadt der Eintracht ein 1:1 abtrotzte und seit Ende Dezember als Nachfolger von Jürgen Boysen die Bornheimer trainiert, kämpferisch: "Wenn wir es schaffen, die Leistungen aus den letzten beiden Spielen noch zu steigern, haben wir durchaus eine Chance, einen Punkt zu holen oder sogar die Überraschung zu schaffen." Hierfür vertraut er wie schon beim Unentschieden in Ingolstadt auf Klandt im Tor, der in der Kindheit bei der Eintracht Libero spielte, um in der D1-Jugend zum Torwart umgeschult zu werden. Neben Gledson, der Konrad in der Innenverteidigung ablöst, spielt mit Huber ein weiterer Ex-Adler, der in der Saison 2004/05 sowie 2006/07 immerhin 10 Profieinsätze für die Eintracht hatte.

Wie vom Bornheimer Trainer angekündigt, spielt der FSV am Anfang tatsächlich erfreulich offensiv gegen die zögerlich wirkenden Riederwälder. Im Mittelfeld kompakt, doch bei Ballbesitz spielen sie direkt und schnell über ihre Außen Gaus und Amri nach vorne, ohne sich jedoch ernsthafte Torchancen zu erarbeiten. Umgekehrt schafft es die Eintracht nicht, die Räume in der Hälfte der Bornheimer zu finden, so dass der Querpass das Geschehen bestimmt. Erst nach einem öffnenden Pass von Lehmann auf der linken Seite wird es schnell. Matmour löst sich von Teixeira und sprintet in den Strafraum. Torhüter Klandt stürzt raus und hat den Ball, wird aber vom Algerier mit dem rechten Bein heftig getroffen, so dass er behandelt werden muss und Matmour zu Recht Gelb kassiert (12.).


Torschütze Matmour

Zwei Minuten später spielt Meier im Halbfeld quer zu Rode, der plötzlich Platz hat, Maß nimmt und aus 25 Metern abzieht. Rumms, die Kugel knallt gegen die Latte, springt zurück ins Feld und kann zunächst geklärt werden. Gaus will nach vorne spielen, trifft aber nur Jung, der den Ball zu Hoffer blockt und in den Strafraum sprintet, um die Kugel fast von der Torauslinie aus quer ans linke Fünfmeterraumeck zu legen. Matmour reagiert am schnellsten und schiebt sie an Klandt vorbei zum 1:0 ins Netz (14.). Die Blau-Schwarzen wirken geschockt, so dass die Eintracht jetzt das Spielgeschehen bestimmt. Dann aber hat Gledson am Mittelkreis sowohl die Idee als auch das Gefühl im Schlappen, um mit einem hohen Ball die gesamte Hintermannschaft der Eintracht zu überlisten. Micanski startet, bekommt das Leder vor dem Strafraum unter Kontrolle und schießt aus elf Metern, doch Nikolov hat den Winkel geschickt verkürzt und kann parieren (22.).

Sofort erwacht der FSV aus seiner Lethargie und drückt auf den Ausgleich, doch außer einer Ecke von Amri, die Schlicke und Gledson zum Glück knapp verpassen, springt nichts heraus (25.). So wechselt Benno Möhlmann bereits in der 32. Minute, um mit dem Ex-U23-Eintrachtler Stark für Heitmeier einen offensiven Mittelfeldmann zu bringen. Nur eine Minute später behauptet Meier auf der linken Außenbahn den Ball und spielt ihn zurück auf Lehmann, der im Halbfeld die Übersicht behält und die Kugel flach in die Gasse zu Köhler spielt, der sie quer auf Hoffer legt. Eine schnelle Drehung, ein Schuss aus 14 Metern, aber Torhüter Klandt kann den Ball mit den Fingerspitzen zur rechten Seite abwehren, wo Matmour heran spritzt und den Ball aus kurzer Distanz zum 2:0 unter die Latte zimmert (33.).

Wieder kommt der FSV ins Wanken, während die jetzt endlich sicher kombinierende Eintracht die Defensive der Bornheimer ordentlich ins Schwitzen bringt. So wie in der 39. Minute, als die Kugel über Lehmann, Hoffer, Rode und Meier an der Strafraumgrenze wieder bei Rode landet, der vom Elfmeterpunkt abzieht, aber seinen Meister in Klandt findet. Doch wie schon in der Anfangsphase ermöglicht ein Stellungsfehler von Schildenfeld kurz darauf fast den Anschlusstreffer. Micanski trickst den Kroaten locker aus und passt quer in den Strafraum auf Yun, der es jedoch freistehend schafft, die Kugel aus elf Metern fast ebenso viele Meter über die Latte zu dreschen (42.), so dass es mit dem 2:0 in die Pause geht.


Alex Meier

Die zweite Halbzeit beginnt schleppend ohne viele Aktionen auf beiden Seiten. Lediglich Matmour sorgt für Aufregung bei den Blau-Schwarzen, als er im Laufduell Cinaz mit dem Ellbogen im Gesicht trifft und der Kapitän benommen liegen bleibt, aber weiter spielen kann (48.). So läuft bereits die 61. Spielminute, als die Eintracht endlich wieder ihre Sahneseite zeigt. Erneut ist es Lehmann, der den Ball zu Hoffer auf der linken Außenbahn spielt, um selbst in den Strafraum zu sprinten und ihn vor dem linken Torraumeck wieder bekommt. Mit einer schnellen Drehung legt er die Kugel an Gledson vorbei und spielt sie hart und präzise quer zu Meier, der keine Mühe hat, den Ball volley zum 3:0 ins rechte Toreck zu setzen, seinem bereits elften Saisontreffer. “Matze wird immer besser. Er macht das Spiel schnell und spielt radikal nach vorne“, freut sich Armin Veh über Schwegler-Vertreter Lehmann und Bruno Hübner ergänzt: “Gerade gegen Mannschaften, die tief stehen, hast du nur eine Chance Unordnung zu schaffen, wenn du schnell spielst. Das machen wir im Moment.“

Kurz darauf darf Kittel für Köhler ran und feiert einen Einstand nach Maß. Denn nach Pass von Lehmann und der folgenden Flanke von Jung sprintet Matmour auf rechts fast bis zur Torauslinie, um den Ball zurück zu legen. Genau richtig für Kittel, der das Leder aus acht Metern zum 4:0 ins rechte Toreck hämmert (67.). Nur eine Minute später klingelt es erneut, diesmal aber im anderen Kasten. Über die rechte Seite sprintet Amri, ohne angegriffen zu werden, kann in den Strafraum ziehen und die Kugel auf Micanski zu spielen, der sie aus sieben Metern volley zum 1:4 ins Tor schießt (68.). “Wir wollten doch zu Null spielen“, schimpft Lehmann wild gestikulierend mit Schildenfeld, der aber von Bruno Hübner hinterher in Schutz genommen wird: “Da war Gordon durch den Wind, denn er erwartet praktisch stündlich Nachwuchs. Das Kind will aber einfach nicht raus.“


Jimmy Hoffer

Dennoch klasse, wie sich die Spieler anstacheln und sofort wieder nach vorne spielen. Und zwar als Mannschaft miteinander. Zunächst setzt Meier nach einem Fehler von Huber Hoffer ein, der Schlicke abhängen kann, mit seinem Schuss aus 18 Metern jedoch an Klandt scheitert (69.). Nur 60 Sekunden später macht er es besser. Nach einem Befreiungsschlag von Anderson verlängert Gledson die Kugel in Richtung eigenes Tor. Hoffer geht sofort dazwischen, lässt im Strafraum Gledson und Klandt mit einer Körpertäuschung aussteigen und schiebt den Ball mit dem rechten Außenrist zum 5:1 ins rechte Toreck, um kurz darauf gegen Idrissou ausgewechselt zu werden (71.).

Der Rest ist Formsache, die zu Beginn so stabile Deckung der Bornheimer hat sich in ihre Bestandteile aufgelöst und die Eintracht lässt die Kugel nun locker flockig kreisen. Um tatsächlich noch einmal nachzulegen. Über Jung und Kittel, der den Ball wieder auf die rechte Seite zu Rode spielt. Der flankt vor den Fünfmeterraum, Jung kann die Kugel heftig bedrängt irgendwie an den linken Pfosten verlängern, wo Matmour steht und zum dritten Mal trifft (79.). "Karim krempelt immer die Ärmel hoch. Da ist es schön, dass er sich und uns mit seinem Fleiß belohnt war. Er war Weltklasse", lobt Meier, während sich Matmour, der vom kicker-Sportmagazin die Note 1 kassiert, ausgelassen freut: “Drei Tore in einem Spiel, das ist ein guter Tag für jeden Spieler. Aber der Sieg war für die ganze Mannschaft wichtig nach dem 1:1 in Düsseldorf."

Das war es dann. Mit dem 6:1 hat die Mannschaft eine prächtige Reaktion nach den Geschehnissen von Düsseldorf gezeigt und wird völlig zu Recht von den Zuschauern gefeiert. Umso schöner, dass die Fortuna am nächsten Tag eine 1:2-Niederlage bei den Münchener Löwen kassiert, so dass die Eintracht jetzt Spitzenreiter mit einem Punkt Vorsprung vor St. Pauli ist. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: “Wir haben zeitweise richtig gut Fußball gespielt. Es war schön anzusehen, die Tore waren gut herausgespielt. Nach vorne war ich zufrieden, nach hinten nicht. Aber wenn ich mir das Klassement ansehe, dann denke ich immer, wir müssten eigentlich 48 Punkte haben, wenn alles regulär abgelaufen wäre. Natürlich hatte ich der Mannschaft gesagt, das Düsseldorf-Spiel sei abgehakt. Dabei hatte ich es selber noch nicht ganz abgehakt."

Matthias Lehmann: "Das war die richtige Reaktion, wir haben uns heute den Frust von der Seele geschossen.“

Benno Möhlmann, Trainer des FSV: "Fast alles ist nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir wollten mitspielen, konnten das aber nicht umsetzen, weil wir zu viele Fehler im Passspiel oder im Zweikampfverhalten hatten. Auch hätte ich der Mannschaft sagen sollen, dass Karim Matmour auch ein Stürmer ist."

Uwe Stöver, Geschäftsführer des FSV: “Unsere Bilanz gegen die Eintracht ist verbesserungswürdig.“

 

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