Eintracht Frankfurt - Energie Cottbus

2. Bundesliga 2011/2012 - 24. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: So 04.03.2012, 13:30 Uhr
Zuschauer: 33.900
Schiedsrichter: Thorsten Schriever (Otterndorf)
Tore: 1:0 Erwin Hoffer (69.)


 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt
Energie Cottbus

 


  • Thorsten Kirschbaum
  • Alexander Bittroff
  • Uwe Möhrle
  • Uwe Hünemeier
  • Daniel Ziebig
  • Roger
  • Marc-André Kruska
  • Leonardo Bittencourt
  • Dennis Sörensen
  • Daniel Adlung (79.)
  • Dimitar Rangelov

 

Wechsel
Wechsel
  • Christian Müller für Leonardo Bittencourt (58.)
  • Konstantin Engel für Daniel Ziebig (58.)
Trainer Trainer

 

 

Ein Sieg, der nicht nur den Trainer altern läßt

“Ich habe gedacht, dass uns solche Spiele nicht mehr passieren. Paderborn war das Aha-Erlebnis, wir dürfen jetzt keine Punkte mehr liegenlassen, wir dürfen uns nichts mehr erlauben“, verkündet Sportdirektor Hübner unter der Woche, die zunächst ganz im Zeichen der Aufarbeitung der bei den Ostwestfalen gezeigten Nicht-Leistung steht. Auch der Trainer hat das Spiel analysiert und seine Schlüsse vor allem für die wacklige Abwehr gezogen: “Es kommt immer darauf an, wie wir uns ins Spiel rein arbeiten. Bis zum Ende brauchst Du einfach gute Nerven. Aber ich werde jetzt nicht alles durcheinanderschmeißen. Aktionismus bringt überhaupt nichts.“ Gesagt, getan. Amedick rückt für Schildenfeld in die Abwehr, der aufgrund der nahenden Geburt seiner Tochter frei bekommen hat und Schwegler soll Lehmann vor der Abwehr ersetzen. Doch beim Aufwärmen zieht sich Matmour eine Adduktorenzerrung zu, so dass Armin Veh kurzfristig umdisponieren muss. So rückt Rode auf die rechte Außenbahn und Lehmann darf doch im defensiven Mittelfeld beginnen.

"Martin brennt. Er ist aber noch etwas unsicher, was das Timing betrifft. Erst wenn das okay ist und er bereit ist, spielt er", erklärt unterdessen Cottbus-Trainer Rudi Bommer, der den Eintrachtfans vor allem als Spieler und weniger als Co-Trainer von Stepanovic und kurzzeitiger Interimstrainer im Jahr 1996 noch in guter Erinnerung ist. So wird heute Martin Fenin, der erst seit 14 Tagen wieder trainiert und hoffentlich seine Suchtprobleme und die Depressionen weitgehend überwunden hat, nur symbolisch als 19. Mann auf der Bank Platz nehmen und auf der Waldbühne des Eintracht Museums zu Gast sein. Für das 500. Punktspiel des Tabellenelften wünscht sich der Trainer, dass “wir es der Eintracht so schwer wie möglich machen. Wir werden voll mitspielen und uns nicht verstecken.“ Und zwar mit Rangelov als einziger Spitze, der es schaffte, in seinen vier Spielen gegen die Eintracht sieben Tore für Cottbus zu erzielen.

Zu Beginn des Spiels trauen die Zuschauer ihren Augen nicht, denn es läuft “Paderborn reloaded“. Die Eintracht bemüht sich, die Partie zu kontrollieren, doch kaum ein Pass kommt an, erneut werden Bälle ins Seitenaus geschlagen, während die früh angreifenden Gäste fast jeden Zweikampf gewinnen und den Frankfurtern erst mal den kaum vorhandenen Schneid abkaufen. Nach vier Minuten wird es erstmals schnell, als Bittencourt einen langen Ball aus der eigenen Abwehr direkt in die Gasse spielt. Anderson klärt im Sechszehner, aber genau zu Sörensen, der das Leder zurück in den Strafraum befördert. Wieder ist Bittencourt zur Stelle, doch diesmal kann Anderson zur Ecke klären (4.).

Die Eintracht bleibt nervös, während Cottbus munter dagegen hält und auf Chancen lauert. Es läuft die 13. Minute, eine Ecke der Gäste kann rausgeschlagen werden, doch an der Mittellinie haut Bittroff den Ball einfach zurück in den Strafraum, wo Möhrle aus halbrechter Position direkt aufs kurze Toreck abzieht. Nikolov klärt reaktionsschnell zur Seite, wo Amedick den Nachschuss verhindern kann. Weiterhin versuchen die Frankfurter erfolglos, zu ersten eigenen Angriffen zu kommen. Vielleicht jetzt über Meier, der nach rechts zu Jung spielt. Ein toller Doppelpass mit Rode, Jung sprintet, doch dann liegt er. Köhlers Freistoß fliegt zu Amedick, der den Ball knapp neben das rechte Toreck köpft. Immerhin, es ist die erste Torchance der Eintracht (17.).

Es gelingt der Eintracht weiterhin nicht, Druck aufzubauen, nachzusetzen oder einem Angriffsversuch gleich den nächsten folgen zu lassen. Ein paar Einzelaktionen, mehr gibt es nicht zu bestaunen. Rode fehlt mit seiner Giftigkeit vor der Abwehr, denn weder Lehmann noch Schwegler oder gar einem der Abwehrspieler gelingt eine halbwegs vernünftige Spieleröffnung. Die Abwehr steht zwar nach anfänglichen Unsicherheiten zunehmend sicher. Aber sobald es über die Mittellinie geht, ist es vorbei. Stolperer und Pässe in die Beine des Gegners prägen das Geschehen. “Wir hatten anfangs keine Lösungen“, meint Butscher und auch Kapitän Schwegler zuckt nur die Schultern: “So eine erste Halbzeit wollten wir wirklich nicht spielen.“


Alex Meier

Nach einer halben Stunde steht es 6:0 für Cottbus, glücklicherweise nur nach Eckbällen. Aber dieser letzte bietet der Eintracht eine Konterchance, als Jung aus der eigenen Hälfte nach vorne sprintet, den Ball zu Köhler spielt, der ihn sofort auf Rode verlängert. Gegen drei Mann verliert der den Ball, doch Hoffer geht beherzt dazwischen und kann die Kugel wieder zu Rode grätschen, der aus acht Metern und spitzem Winkel abzieht, aber an Torhüter Kirschbaum scheitert (31.). Drei Minuten später wird es nach einer Ecke durch Kruska von der linken Seite im Frankfurter Strafraum brandgefährlich. Im Gestocher am Fünfmeterraum landet die Kugel plötzlich bei Möhrle, der mit der Spitze drauf hält, doch Rode und Nikolov können gemeinsam auf der Linie retten.

Es bleibt dabei, Schwegler spielt wenig effektiv, Jung kann sich nur selten zeigen und Butscher hat mit Bittencourt zu viel zu tun, um sich auch im Spiel nach vorne einzuschalten. Allein Meier sorgt vor Kirschsteins Kasten bisweilen für ein klein wenig Unruhe. So wie in der 43. Spielminute, als er einen langen Ball von Lehmann im Strafraum gekonnt annimmt, sich dreht, aber beim Schuss im letzten Moment abgeblockt wird. "Wir haben die Niederlage in Paderborn doch nicht so gut wegesteckt wie erhofft", meint Sportdirektor Hübner und auch der Trainer wirkt ein wenig ratlos: “Energie war in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft, da hatten wir keinen Zugriff aufs Spiel, ich war froh, dass wir mit einem 0:0 in die Pause gegangen sind.“ Doch er reagiert, bringt Djakpa und Idrissou für Amedick sowie Lehmann und stellt auf ein 4-4-2-System um.

Nicht nur das, auch neuen Mut hat der Trainer der Mannschaft scheinbar mitgegeben, die jetzt wesentlich energischer ran geht, während Schwegler viel weiter vor der Abwehr spielt und sich aktiv in den Spielaufbau einschaltet. So wird es nach einem Foul an Rode sofort gefährlich. Köhler schlenzt den Freistoß aus dem Halbfeld in den Strafraum, wo sie Anderson am linken Pfosten per Kopfballaufsetzer quer legt. Leider zu hoch für Hoffer, der das Leder nicht ins verwaiste Tor, sondern über die Latte köpft (47.). Weiter geht es nach vorne, plötzlich ist da Körperspannung, Willen und Einsatz. Aber auch die Gäste sind noch dabei. So versucht sich Adlung nach Flanke von Bittencourt mit einem Schlenzer aus 18 Metern, der jedoch über das linke Toreck segelt (52.). Jetzt schaltet sich auch Schiedsrichter Schriever aktiv ein und verteilt innerhalb von zwei Minuten Gelb an Ziebig, Adlung und Bittencourt. Rudi Bommer fackelt nicht lange und reagiert auf Spiel und Karten: Drei Minuten später müssen Ziebig und Bittencourt für Engel und Müller weichen (58.).


Hoffer mit dem entscheidenden Tor

Die Wechsel scheinen zu fruchten, denn das Spiel der Eintracht verliert kurzzeitig an Druck, der sich erst zehn Minuten später wieder erhöht. In der 68. Minute spielt Jung einen langen Pass in die Spitze, wo Meier Roger überlistet, doch sein Schuss – oder ist es eine Flanke? - aus spitzem Winkel missrät und geht am langen Pfosten über die Latte. Nur eine Minute sprintet Jung nach Pass von Köhler die rechte Außenbahn entlang und spielt die Kugel zu Rode, der sie am rechten Strafraumeck annimmt, aber nicht kontrollieren kann und deshalb an Möhrle vorbei legt, um hinterher zu rennen. Kurz vor der Torauslinie kommt Rode an den Ball und legt ihn präzise auf Hoffer zurück, der aus sieben Metern ebenso überlegt zum 1:0 vollstreckt (69.). “Das Tor hat er toll vorbereitet“, lobt Armin Veh den Vorbereiter, der bescheiden meint: “Man lernt doch schon in der Jugend, dass man den Ball von der Grundlinie zurückpassen muss und Jimmy weiß halt, wo er zu stehen hat.“

Doch als würden sie den Schalter umlegen. Schwegler lässt sich ebenso wie der Rest der Mannschaft wieder zurück fallen, um die Gäste kommen zu lassen, verliert dabei aber die gerade erst wieder gewonnene Kontrolle über die Partie. Dazu kommen Fehler Einzelner wie dem von Djakpa eine Viertelstunde vor dem Ende. Er verliert den Ball, Müller flankt flach ins Zentrum, wo Adlung einschussbereit ist, doch Anderson kann mit einer präzisen Grätsche klären. Vier Minuten später zieht Schiedsrichter Schriever erneut die gelbe Karte für den bereits verwarnten Adlung, der Rode umreißt, so dass Cottbus nun in Unterzahl spielt. Was die Eintracht jedoch wenig beeindruckt und gar zum Schwimmen bringt. So kann Möhrle nach Vorlage von Bittroff aus spitzem Winkel abziehen, doch Nikolov kann locker parieren (86.).


Sebastian Jung

Nach der neunten Ecke für Energie bietet sich endlich die Gelegenheit für einen Konter. Hoffer schickt am eigenen Strafraum Idrissou, der die linke Seite nach vorne rennt, dann aber ungenau nach innen passt. Jungs Schuss wird abgefälscht und Torhüter Kirschbaum kann ihn um den rechten Pfosten lenken (89.). Richtig ärgerlich wird es, als die Eintracht in der Schlussminute tatsächlich in einen Konter von Cottbus läuft, aber Anderson zum Glück hellwach ist und in letzter Not vor Bittroff zur Ecke klärt. Selbst Torhüter Keeper Kirschstein rennt nun in den Frankfurter Strafraum, doch der Ball wird von Meier geklärt und Hoffer in den Lauf gelegt, der aus der eigenen Hälfte nach vorne sprintet. Er hat nur noch einen Gegenspieler vor sich und das völlig verwaiste Tor, doch anstatt quer auf den mit laufenden Rode zu legen, bleibt er im gegnerischen Halbfeld hängen (90+1).

Die letzten Sekunden laufen, nach einem Einwurf von der rechten Seite fliegt der Ball noch einmal in hohen Bogen in den Frankfurter Strafraum. Vier Cottbusser, drei Abwehrspieler und Nikolov, der herausläuft, den Ball hat, fallen lässt, aber im Nachsetzen greifen kann und damit auch den knappen, aber so wichtigen Sieg festhält. Denn da Fürth, Düsseldorf und Paderborn ihre Spiele ebenfalls gewinnen, bleibt die Eintracht mit 49 Punkten und einem Zähler Rückstand auf Greuther Fürth Tabellenzweiter und damit voll im Aufstiegsrennen. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: "Jedes Spiel hier macht mich um fünf Jahre älter. Cottbus war in der ersten Halbzeit besser. Wir haben uns den Sieg dann hart erarbeitet, es war heute ein schmutziger Sieg. Aber solche Siege braucht man, um oben dabei zu bleiben.“

Heiko Butscher: “Es war ein Arbeitssieg und alles andere als ein schönes Spiel“.

Rudi Bommer: “Die Eintracht hat eine große Qualität. Das hat sie schamlos ausgenutzt.“

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg