Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2012/2013 - 7. Spieltag

2:0 (2:0)

Termin: 07.10.2012, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.193
Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)
Tore: 1:0 Juan Arango (8.), 2:0 Luuk de Jong (24.)

 

 

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Borussia Mönchengladbach
Eintracht Frankfurt

  • Marc Andre ter Stegen
  • Tony Jantschke
  • Martin Stranzl
  • Alvaro Dominguez
  • Filip Daems
  • Havard Nordtveit
  • Thorben Marx
  • Lukas Rupp
  • Juan Arango
  • Granit Xhaka
  • Luuk de Jong

 


 

Wechsel
  • Branimir Hrgota für Granit Xhaka (70.)
  • Igor de Camargo für Luuk de Jong (81.)
  • Roel Brouwers für Lukas Rupp (90.)
Wechsel
Trainer
  • Lucien Favre
Trainer

 

 

Zu viel Beton für Punkte

Der Hype in den Medien geht weiter, selbst Bundestrainer Löw sieht sich genötigt, die Auftritte der Eintracht in der noch jungen Saison zu loben: "Die Frankfurter haben eine unglaubliche Dynamik in ihrem Spiel, das von der Grundausrichtung sehr offensiv angelegt ist. Auch ihr Wille ist vorbildlich, man spürt ihren unbändigen Willen und dass sie jedes Spiel gewinnen wollen." Ein Extralob bekommt Rode von ihm, der, glaubt man der Presse, inzwischen fast von der halben Bundesliga umworben wird.

"Was soll ich dazu sagen, das interessiert mich auch wirklich nicht. Heribert Bruchhagen ist wie ein Stier, und wenn er sagt, dass Rode bleibt, dann ist es auch so, dass er bis 2014 bleibt. Ich hoffe natürlich auch, dass er hier verlängert", beendet Armin Veh die Spekulationen um den 19-Jährigen, um sich auf das nächste Spiel beim Tabellendreizehnten zu fokussieren, der bislang erst eines seiner drei Heimspiele gewinnen konnte: “Klar ist auf jeden Fall, dass wir nicht als Favorit in dieses Spiel gehen, das wäre zu viel. Die Gladbacher waren nicht umsonst Vierter in der letzten Saison. Sie haben zwar gute Spieler abgegeben, aber auch viel Qualität eingekauft. Wir werden versuchen, unser Spiel durchzubringen, müssen aber auch vermeiden, in Konter zu laufen." Hierfür muss der Trainer die Innenverteidigung umstellen, denn Anderson fällt mit Grippe aus, so dass Demidov sein Bundesligadebüt feiern wird. Zudem spielt anstelle von Hoffer der wieder genesene Occéan im Sturm.

27,5 Millionen Euro haben sie am Niederrhein investiert, nachdem Dante, Neustädter und Reus verkauft wurden. Dennoch warnt Trainer Lucien Favre bereits vor Saisonbeginn eindringlich vor zu hohen Erwartungen: “Wir haben unser Rückgrat verloren, das ist so, als würde Barcelona auf einmal Messi, Xavi und Piqué verlieren.“ Und tatsächlich konnten die Neuverpflichtungen de Jong, Xhaka und Dominguez bislang ebenso wenig wie die verbliebenen Spieler des Vorjahresvierten überzeugen. Nach dem Auftaktsieg gegen Hoffenheim folgten fünf sieglose Spiele, in denen sie elf Gegentore kassierten, um nach einem 0:5 gegen Dortmund unter der Woche mit der 2:4-Heimniederlage gegen Fenerbace Istanbul noch einen drauf zu setzen. “Eine schlimme Klatsche, sie haben gespielt wie Junioren. Einige glauben, dass sie nicht die Pflicht haben, auch mal zu verteidigen“, polterte Trainer Favre, um zu ergänzen: “Frankfurt hat einen Riesen-Lauf im Moment, den wir das aus der vergangenen Saison kennen. Wenn man so einen Lauf hat, hat man in gewissen Momenten auch das nötige Glück, das wir uns erst wieder erarbeiten müssen. Dafür ist die Defensive sehr wichtig.“

Genau dies scheint er seinen Spielern immer und immer wieder eingetrichtert zu haben, denn von Beginn an stehen die Gastgeber mit zwei Viererketten in der eigenen Hälfte, um den Spielfluss der Eintracht bereits im Keim zu ersticken. Sie können sich das Spielgerät zwar fast nach Belieben im Mittelfeld zuspielen, doch die Räume nach vorne sind eng, weder Meier noch Occéan haben einen Zentimeter Raum und auch auf den Außenpositionen rücken meist zwei Gladbacher den ballführenden Aigner und Inui zu Leibe. Dafür beschränken sich die Hausherren fast ausschließlich auf lange Bälle in Richtung Xhaka oder de Jong, die von den weit aufgerückten Zambrano und Demidov jedoch souverän abgefangen werden können.

Es läuft die 8. Spielminute, Rode verlängert einen langen Ball von Oczipka mit dem Kopf zu Occéan, der ihn noch in der eigenen Hälfte direkt zu Schwegler weiterleiten will. Doch oh Graus, er spielt die Kugel in den Rücken des ebenso wie Rode nach vorne laufenden Kapitäns, so dass Arango dazwischen gehen kann und nun Platz hat. Der Gladbacher Kapitän läuft ein paar Meter und zieht aus 31 Metern plötzlich wuchtig und mit so viel Effet ab, dass das Leder in hohem Bogen über Torhüter Trapp fliegt, sich wie ein Stein senkt und von der Unterkante der Latte zum 1:0 ins linke Toreck rauscht. “Hut ab, solch ein Tor schießt nicht jeder. Aber Arango, der kann das“, schüttelt Armin Veh den Kopf und orakelt: "Das hat der Borussia in die Karten gespielt."

Das vierte Mal in dieser Saison ein Rückstand, der die Eintracht erneut nicht sonderlich schockt. Doch was nützt dies, denn die Hausherren stellen ihre Abwehrketten jetzt noch konsequenter auf, so dass das Kurzpassspiel der Frankfurter im Mittelfeld zwar nett anzusehen, aber wenig effektiv ist. Stets bleiben die Schnittstellen vor dem Strafraum versperrt und so versuchen sie sich ein ums andere Mal mit weiten Flanken, die der Borussen Riegel jedoch stets abfangen kann. “Wir haben das Spiel zwar kontrolliert, aber vorn war wenig drin“, erklärt Rode, der im Mittelfeld zwar engagiert doch ebenso wie Schwegler ohne Esprit agiert. Es fehlen die Ideen und auch der Mut für ein Dribbling, um einmal eine Lücke zu reißen.

Das schafft Thorben Marx in der 17. Spielminute bei einem Konter, doch seinen flachen Pass in den Strafraum verpassen de Jong und Arango, so dass die Eintracht sofort zum Gegenangriff bläst. Diesmal über Schwegler, der einen hohen Pass in den Strafraum schlägt. Ter Stegen will an das Leder, verschätzt sich aber gewaltig, so dass Occéan es mit der Brust annehmen und den Torhüter aussteigen lassen kann, um aus halbrechter Position abzuziehen. Leider ist es ein gebrauchter Tag für den Stürmer, die Kugel trudelt am kurzen Pfosten vorbei ins Toraus. Dann die 24. Minute, nachdem sich ter Stegen erneut selbst in Bedrängnis bringt, aber vor dem nachsetzenden Occéan im Nachfassen rettet und den Ball nach vorne passt, wird es plötzlich schnell. Denn Nordtveit schlägt die Kugel weit in die Frankfurter Hälfte, während de Jong startet. Zambrano könnte resolut klären, dackelt stattdessen jedoch neben dem Stürmer her, während sich Trapp scheinbar auf seinen Verteidiger verlässt. Und verlassen wird, denn nachdem der Ball elf Meter vor dem Kasten das zweite Mal aufprallt, befördert ihn de Jong per Dropkick zum 2:0 ins rechte Toreck (24.).

Weiter geht das Spiel, dass Meier treffend beschreibt: "Wir haben wunderbar drum herum gespielt." Um den Strafraum, der fest verriegelt ist. Denn es bleibt dabei, die Eintracht hat 63% Ballbesitz, aber nach wie vor keine Ideen. Zudem hat Inui einen rabenschwarzen Tag erwischt hat und verzichtet nach einigen misslungenen Ballannahmen fast komplett auf Dribblings, um das erfolglose Flanken jetzt Oczipka zu überlassen. Keine Torchance für die Eintracht, während bei Mönchengladbachs dritter Chance der Ball erneut im Netz zappelt (37.). Doch bei diesem Konter stand Rupp beim Zuspiel knapp im Abseits, so dass es mit dem 2:0 in die Pause geht.

“Wir haben Frankfurt das Spiel überlassen, weil wir es zurzeit spielerisch noch nicht können, deshalb hat das Spiel phasenweise natürlich nicht attraktiv ausgesehen“, meint Innenverteidiger Martin Stranzl und recht hat er. Im zweiten Abschnitt zeigt sich die Eintracht zwar engagierter und aggressiver, doch nach wie vor brotlos bei ihren Bemühungen, Torhüter ter Stegen zu prüfen. Dies übernimmt dafür Nordtveit, der einen Ball als Bogenlampe zurück zu seinem Keeper spielt, so dass dieser mit Kragen und Kopf zur Ecke klären muss (49.). Nach dem Eckball kommt Gladbach zu einem Konter, doch in Überzahl vergibt Marx vergibt die gute Gelegenheit durch eine ungenaue Hereingabe in die Mitte. Genauer macht es da Oczipka mit seinem Freistoß von der linken Seite, den Aigner per Kopf an die Latte haut, doch gezählt hätte der Treffer nicht, da der 25-Jährige im Abseits stand (56.).

Eine Minute später ist Schluss für den völlig indisponierten Inui und Matmour soll für neuen Schwung sorgen. Tatsächlich kann dieser kurz darauf über halblinks in den Strafraum eindringen, doch sein Flachschüsschen stellt den nach wie vor unsicher wirkenden ter Stegen nicht vor Probleme (65.). Ansonsten lässt die Eintracht, die im zweiten Abschnitt sage und schreibe 73% Ballbesitz hat, den Ball weiter schnell um den Strafraum der Borussia zirkulieren. “In der zweiten Halbzeit war das mehr ein Handball- als ein Fußballspiel. Das habe ich selten gesehen, dass wir auswärts eine Mannschaft so sehr hinten reindrängen“, meint Armin Veh, während mal wieder eine der insgesamt 28 Flanken aus dem Borussen-Sechszehner geschlagen wird. Auch Occéan bleibt das Pech treu, nachdem ihm Schwegler den Ball von der rechten Seite serviert. Sein sehenswerter Scherenschlag saust knapp über den rechten Torwinkel (76.).

So verrinnen die Minuten mit absoluter Frankfurter Überlegenheit. Und nachdem ter Stegen einen Freistoß von Meier aus dem linken Toreck faustet kann, bleibt Armin Veh nur ein letzter Fluch: “So spielen die Fußball - mit zehn Mann hinten drin.“ Um der Eintracht im siebten Saisonspiel die erste Niederlage beizubringen. Dennoch bleiben die Frankfurter mit 16 Zählern auf Rang Zwei. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: “Abgesehen von Takashi Inui, der diesmal keinen guten Tag hatte, kann ich meinem Team keinen Vorwurf machen. Wir haben ordentlich Fußball gespielt und gezeigt, dass wir kicken können. Wir haben nur dumme Gegentore bekommen und aus unserer Überlegenheit nichts gemacht. Aber es gibt eben solche Tage. Wir kommen hierher als Aufsteiger gegen den Vorjahres-Vierten und die spielen im eigenen Stadion mit zehn Mann hinten drin. Aber wenn du gewinnst, hast du alles richtig gemacht."

Pirmin Schwegler: “Das war absolut nicht nötig und völlig überflüssig. Wir haben immer wieder mit langen Bällen versucht, in die Schnittstellen der Gladbacher Defensive zu kommen. Vielleicht war dies nicht die richtige Taktik. Aber auch Niederlagen gehören zum Sport dazu. Dennoch sind wir auf dem richtigen Weg, wenn ein Gegner, der in der vergangenen Saison Vierter wurde, gegen uns nur noch verteidigt.“

Sebastian Rode zur ersten Niederlage: “Beschissen fühlt sich das an.“

 

 


 

 

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