VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2012/2013 - 9. Spieltag

2:1 (1:0)

Termin: 28.10.2012, 15:30 Uhr
Zuschauer: 54.840
Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen)
Tore: 1:0 Christian Gentner (6.), 1:1 Alexander Meier (67.), 2:1 Vevad Ibisevic (84.)

 

 

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VfB Stuttgart
Eintracht Frankfurt

  • Sven Ulreich
  • Gotoku Sakai
  • Serdar Tasci
  • Georg Niedermeier
  • Cristian Molinaro
  • William Kvist
  • Christian Gentner
  • Raphael Holzhauser
  • Martin Harnik
  • Ibrahima Traoré
  • Vedad Ibisevic

 


 

Wechsel
  • Shinji Okazaki für Raphael Holzhauser (80.)
  • Maza für Ibrahima Traoré (90.)
Wechsel
Trainer
  • Bruno Labbadia
Trainer

 

 

Dank Linienrichter kein Unentschieden

Alle Mann an Bord, die Punkte und die Leistung stimmen, aber auch sonst scheint alles in Butter zu sein, so dass in Medien aus lauter Langeweile darüber spekuliert wird, welcher Verein denn an Rode, Jung und sogar an Zambrano Interesse haben könnte. So ist es naheliegend, dass auch der Trainer gefragt wird, wann er seinen Vertrag zu verlängern gedenkt. Die Antwort ist enttäuschend, zumindest für die Freunde der Gerüchteküche. “Wir haben wie im letzten Jahr am Anfang der Saison eine klare Regelung getroffen. Wir werden dann sprechen, wenn wir unser Ziel Klassenerhalt erreicht haben“ erklärt Armin Veh, um auf den kommenden Gegner einzugehen, mit dem er als Trainer im Jahr 2007 deutscher Meister wurde: “Es ist kein normales Spiel für mich, ich habe dort eine wunderschöne Zeit mit Titel und vielen Emotionen erlebt.“

Aktuell weiß er jedoch nicht so Recht, was er vom Tabellenzwölften zu halten hat: "Wenn man bedenkt, dass sich das Team gegenüber der vergangenen Rückrunde kaum verändert hat, dann glaube ich schon, dass der VfB das Potential hat, um die internationalen Plätze mitzuspielen. Bisher haben sie allerdings zwei Gesichter gezeigt.“ Zwei Gesichter muss der Trainer allerdings in der Startelf ändern, nachdem Schwegler, der bereits seit Tagen Adduktorenprobleme hat, kurz vor Spielbeginn absagen muss. “Unser Vorteil ist es ja, dass sich Pirmin und Seppl blind verstehen und die Abläufe automatisiert sind“, ärgert sich Armin Veh über den Ausfall und lässt Lanig anstelle des Kapitäns vor der Abwehr beginnen. Im Sturm ist es Occéan, der nach auskurierter Grippe für Matmour starten wird.

Auf ein anderes Gesicht hoffen ebenfalls bei den Schwaben, die am Donnerstag in der Europa-League über ein enttäuschendes 0:0 gegen den FC Kopenhagen nicht hinauskamen und zuhause mit zwei Unentschieden aus vier Spielen in der Liga nicht eben Bäume ausgerissen haben. "Wir brauchen gegen Frankfurt eine ähnlich gute Leistung wie gegen die Werkself, aber noch mehr Aufmerksamkeit, um solche Gegentore wie beim vergangenen Heimspiel zu vermeiden", meint daher Trainer Labbadia, um zu ergänzen: “Frankfurt ist neben den Bayern die Mannschaft der Stunde, die einen faszinierenden Offensivfußball spielt und auch enge Spiele gewinnt. Es wird schwierig.“ Zumal dem Trainer neben Cacau, Hoogland und Boka auch Torun fehlt, der sich einen Muskelfaserriss zugezogen hat. Für den ersten Heimsieg und gegen die Eintracht setzt er daher auf Molinaro und auf Kvist als einzigem Sechser, vor dem Gentner und Holzhauser spielen werden.

Mit gewetzten Messern gehen die Stuttgarter in die Partie und bestimmen die Anfangsphase mit giftigem Pressing, dem die Eintracht zunächst wenig entgegen zu setzen hat. Ständig ist ein Schwabe zur Stelle, Sakai und Molinaro setzen die Frankfurter Außen unter Druck und Meier erfreut sich in der Vorwärtsbewegung der Bewachung durch Kvist. So sind die Räume eng und als Rode im Mittelfeld einen Querpass in die Füße von Harnik spielt, wird es auch noch zu schnell. Denn der passt sofort auf die rechte Seite, wo der Ball von Traoré zu Sakai kommt, der sofort in den Strafraum flankt. Anderson kann mit einer Grätsche klären, doch während Inui nur zuschaut, kann Traoré das Leder hoch in die Mitte schlenzen. Anderson gewinnt zwar das Kopfballduell gegen Ibisevic, verlängert den Ball aber unglücklich zu Gentner, der von Jung nicht gestört wird. So kann der 28-jährige Bosnier die Kugel vom linken Fünfmeterraumeck Trapp durch die Hosenträger zum 1:0 schießen (6.). “Das hat dem VfB in die Karten gespielt, da konnten sie sich etwas zurückziehen und wir hatten weniger Räume“, ärgert sich Armin Veh über den frühen Rückstand.

Tatsächlich beeindruckt das Tor die Gäste jedoch wenig, die sofort nach vorne zu spielen versuchen, aber kein geeignetes Mittel gegen die engmaschig und sehr bissig verteidigenden Schwaben finden. Zumal es Schiedsrichter Gagelmann nach einem rüden Foul an Rode bei einer Ermahnung belässt, was die Hausherren als Anreiz verstehen, genau so weiterzumachen. Den anschließenden Freistoß von Oczipka kann Torhüter Ulreich aus der Gefahrenzone boxen (10.). Es bleibt dabei, von Aigner ist wenig zu sehen, Inui gewinnt keinen Zweikampf gegen seinen Landsmann Sakai und auch Lanig kann Schwegler kaum ersetzen. "Egal, wer da reinkommt, er wird manchmal dumm aussehen, weil er natürlich nicht so gut mit Rode harmonieren kann“, nimmt der Trainer den 25-Jährigen in Schutz.

Auch ein anderer Spieler springt nicht in die Bresche, so dass sie es jetzt weniger mit Übersicht als vielmehr mit langen Bällen in die Spitze probieren. Occéan wird allerdings von Niedermeier und Tasci effektiv in die Zange genommen, zudem fehlen ihm die nachrückenden Anspielstationen, so dass Chancen mehr als Mangelware bleiben. Immerhin dribbelt sich nun Oczipka nach einem Pass von Inui auf links bis fast zur Grundlinie durch und flankt auf den in der Mitte lauernden Meier, der von Tasci und Niedermeier angegangen wird und so den Ball nur über die Latte köpfen kann (25.). Ansonsten bleibt es ruppig. “Sie haben versucht, uns mit übertriebener Härte aus dem Spiel zu nehmen, gerade Rode haben sie mehrfach rasiert“, schüttelt Armin Veh den Kopf.

Immerhin wird der Schiedsrichter in der 34. Spielminute tätig, als sich Traoré einen Ball von Rode in der Frankfurter Hälfte erkämpft, in die Mitte flankt und Harnik einnetzt. Sofort entscheidet er auf Abseits, um nur eine Minute später wieder die Übersicht zu verlieren. Denn als Molinaro im linken Strafraumeck eine Flanke von Oczipka mit dem Ellbogen abblockt, hätte er auf den Elfmeterpunkt zeigen sollen. Nicht die Übersicht, dafür aber einen Schneidezahn verliert hingegen Niedermeier kurz darauf bei einem Kopfballduell mit Meier, der nach Zuspiel von Aigner die nächste Chance hat, sich die Kugel bei einem Haken am rechten Strafraumeck aber zu weit vorlegt, so dass Tasci klären kann (44.). “Man merkt, dass Pirmin fehlt, uns fehlt die Ballsicherheit. Der lange Ball von hinten ist gar nicht unser Spiel“, resümiert Bruno Hübner in der Halbzeit, während der Trainer reagiert und Matmour für den schwachen Inui bringt.

Sofort im Rhythmus ist allerdings der VfB zu Beginn der zweiten Halbzeit mit Gentner, der den Ball zentimetergenau auf Harnik vor den Strafraum setzt. Der 25-Jährige setzt sich mit einem Haken locker gegen Oczipka durch und zieht ab, trifft zum Glück aber nur den linken Pfosten (46). Die Eintracht verstärkt unterdessen den Druck, doch noch immer gibt es kaum ein Durchkommen, so dass sie es mit Schüssen aus der Distanz probieren. In der 54. Minute kann ein Dropkick-Schuss von Jung aus 18 Metern geblockt werden und drei Minuten später muss Torhüter Ulreich eine Glanzparade zeigen, als Aigner aus gut 25 Metern Maß nimmt. Kurz darauf kommt Celozzi für Lanig ins Spiel, der auf die rechte Abwehrseite geht, während Jung nun zentral vor der Abwehr agiert und Aigner sich erneut mit einem Schuss von der Strafraumgrenze zeigt, den Ulreich aber mühelos parieren kann.

Dann die 62. Spielminute, Kvist flankt eine kurz ausgeführte Ecke von links in den Strafraum. Weder Zambrano noch Celozzi können klären, so dass die Kugel bei Tasci landet, der aus elf Metern sofort abzieht. Mit einer Blitzreaktion kann Trapp jedoch parieren und die Eintracht im Spiel halten. Die nach einer kurzen Druckphase der Schwaben endlich zeigt, wie es geht. Nachdem Rode Aigner anspielt, der auf halblinker Position keine Anspielstation findet, dreht er sich und passt flach vor das linke Strafraumeck. Dort lauert Meier, stoppt den Ball, schaut kurz und zirkelt das Leder mit viel Gefühl ins lange Eck zum Ausgleich (67.). Wunderschön, selbst Bruno Labbadia nennt den Treffer “ein Sensationstor“, während seine Mannen nun mit wütenden, aber überhasteten Angriffen antworten, die die Frankfurter nicht vor allzu große Probleme stellt.

Zumindest bis zur 82. Minute, als Okazaki nach einer Ecke von der linken Seite köpft und Ibisevic den Ball aus kurzer Distanz, aber zum Glück im Abseits stehend, ins Netz verlängert (82.). Nur Sekunden später bleibt Zambrano nach einem fiesen Pressschlag von Molinaro mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen und muss ausgewechselt werden. Eine Fußzehe ist gebrochen, so dass er mindestens vier Wochen pausieren wird. Da Rode in ähnlicher Situation Minuten zuvor eine Zehenprellung erlitten hat, ist Armin Veh sehr erbost, zumal Schiedsrichter Gagelmann in beiden Situationen kein Foul gepfiffen hat: “Das hat ja für das Schiedsrichter-Gespann gepasst, X-mal hat Molinaro den Schlappen drüber gehalten, auch Aigner hat er in der ersten Viertelstunde nur von hinten getreten, einmal sogar im Liegen. So etwas muss er unterbinden, wollen wir Fußball spielen oder eine Klopperei sehen?“ Während Demidov für Zambrano auf dem Platz kommt und sie nach einem abgefangenen Angriff ihre Positionen suchen, ist es auch schon passiert. Traoré hat im Mittelfeld allen Platz der Welt, da er von den bereits gelbverwarnten Meier und Rode nur halbherzig angegangen wird, so dass er nach halblinks zu Harnik passen kann. Der flankt in die Mitte und findet den freistehenden Ibisevic, der das Leder aus acht Metern zum 2:1 ins linke Toreck köpft.

Die Eintracht setzt sofort nach und vier Minuten später klingelt es tatsächlich im Kasten der Stuttgarter, nachdem Occéan einen weiten Ball von Demidov mit dem Kopf quer auf Matmour ablegt, der ihn aus sechs Metern ins Netz köpft (88.). Aber Assistent Anklam wedelt beifallsheischend mit der Fahne, er hat eine Abseitsstellung gesehen. Nur er, wohlgemerkt, denn Harnik hat das Abseits aufgehoben. Doch Schiedsrichter Gagelmann hört auf seinen Assistenten. “Ich habe noch auf dem Feld mit dem Schiri gewettet, dass es kein Abseits war“, meint Alexander Meier, während Armin Veh immer wütender wird: "Da gibt es keine zwei Meinungen, das war nie und nimmer Abseits."

So läuft bereits die letzte Minute der Nachspielzeit und die Frankfurter weiterhin dem Ausgleich hinterher. Diesmal mit Oczipka, der den Ball hoch in den Strafraum flankt. Wieder ist Matmour zur Stelle und köpft, Torhüter Ulreich taucht blitzschnell ins linke Toreck, lenkt den Ball um den Pfosten und schenkt somit den Schwaben den ersten Heimsieg. Damit rutscht die Eintracht auf Rang Drei in der Tabelle mit einem Zähler Rückstand auf den neuen Tabellenzweiten Schalke und vier Punkten Vorsprung auf Dortmund. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: "Es war ein sehr intensives Spiel von beiden Mannschaften. Was uns nicht gut zu Gesicht gestanden hat, war, dass der VfB so früh in Führung ging. Dadurch konnten sie sich ein bisschen fallen lassen, und dass sie gut kontern können, ist ja bekannt. Nach dem Ausgleich durch das sensationelle Tor von Alex Meier hätten beide Mannschaften das Spiel gewinnen können. Wenn der Linienrichter nicht gewesen wäre, wäre es auch unentschieden ausgegangen, was auch gerecht gewesen wäre. Mit der Niederlage geht die Welt aber nicht unter."

Heribert Bruchhagen: "Wir haben nicht gut gespielt, die Präzision hatte gefehlt. Dass die Klarheit nicht da war, hängt damit zusammen, dass Schwegler nicht da war.“

Alexander Meier: "Wir hätten einen Punkt verdient gehabt. Die erste Hälfte war nicht so gut, nach der Pause sind wir besser ins Spiel gekommen. Wenn es zehn Minuten vor Schluss unentschieden steht, müssen wir einen Punkt mitnehmen."

 

 


 

 

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