Eintracht Frankfurt - SpVgg Greuther Fürth

Bundesliga 2012/2013 - 10. Spieltag

1:1 (1:0)

Termin: 02.11.2012, 20:30 Uhr
Zuschauer: 47.400
Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)
Tore: 1:0 Alexander Meier (1.), 1:1 Zoltan Stieber (53.)

 

 

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Eintracht Frankfurt
SpVgg Greuther Fürth

 


  • Max Grün
  • Bernd Nehrig
  • Thomas Kleine
  • Mergim Mavraj
  • Heinrich Schmidtgal
  • Stephan Fürstner
  • Milorad Pekovic
  • Sercan Sararer
  • Edgar Prib
  • Zoltan Stieber
  • Gerald Asamoah

 

Wechsel
Wechsel
  • Edu für Gerald Asamoah (89.)
  • Tobias Mikkelsen für Sercan Sararer (90.)
Trainer Trainer
  • Michael Büskens

 

 

Ein Spiel wie das Wetter

Grau, kalt und regnerisch ist es, der November hält Einzug in Frankfurt. Passend zu dieser Tristesse fehlt es nicht an mahnenden Worten nach der Niederlage in Stuttgart. “Das ist eines der wichtigsten Spiele der Saison“, warnt Heribert Bruchhagen vor dem Spiel gegen Greuther Fürth, das als Schlusslicht der Bundesliga immerhin fünf seiner sechs Punkte auswärts geholt hat und auch Armin Veh verkündet: “Es wäre richtig geil, wenn wir gewinnen würden, dann hätten wir einen Riesenschritt gemacht. Wie jedes Spiel wird das auch ein sehr enges Spiel für uns werden. Ich glaube aber nicht, dass sie sich hinten reinstellen werden. Die Fürther leben von ihrer Aggressivität, sie greifen früh an, ziehen sich aber zwischendurch auch mal zurück.“

Auf die nötige Kampfkraft hofft der Trainer auch bei seiner Mannschaft, in der die unter der Woche noch angeschlagenen Schwegler und Rode von Beginn an spielen können, so dass Lanig, der zuletzt den Kapitän ersetzte, wieder auf die Bank rutscht. Umgestellt werden muss hingegen die Abwehr, nachdem Zambrano aufgrund seines in Stuttgart erlittenen Zehenbruchs wohl vier Wochen pausieren wird. So rutscht Anderson nach halbrechts, während Demidov die linke Position in der Innenverteidigung einnimmt. Im Sturm spielt wieder Occéan, der in der vergangenen Saison mit seinen 17 Treffern einiges zum ersten Bundesligaaufstieg der SpVgg beigetragen hat.

Und schmerzlich beim Zweitligameister vermisst wird, denn Nachfolger Asamoah hat bislang noch nicht getroffen. Aber in Fürth setzen sie weiter auf ihn und die mannschaftliche Geschlossenheit. “Wir müssen immer einen großen Aufwand betreiben. Der Klassenerhalt wird ein Kampf bis zum letzten Spieltag, den wir annehmen“, erklärt Trainer Mike Büskens und Manager Hack ergänzt: “Wenn wir über Frankfurt reden, ist ganz klar, dass das eine Bundesliga-Mannschaft ist, während die erste Liga für uns komplettes Neuland darstellt. Bei der Eintracht ist der Abstieg ein Betriebsunfall gewesen, sie haben sieben oder acht Millionen Euro investiert, um die besten Spieler aus der zweiten Liga zu kaufen. Für uns ist das nicht machbar.“ Machbar sein sollen dafür die nächsten Auswärtspunkte, für die der Trainer seine Elf auf ein defensiveres System umstellt, in dem Asamoah als einzige Spitze agiert und Edu für Petkovic als zweitem Abräumer vor der Abwehr auf die Bank weichen muss.

Kaum haben die Sitzschalenbesucher bei heftigem Schmuddelwetter Platz genommen, da springen sie auch schon wieder begeistert auf. Denn unmittelbar nach dem Anstoß schlenzt Anderson einen langen Ball nach vorne, den Meier mit dem Kopf auf Rode weiterleitet, der sofort von der rechten Seite in den Strafraum sprintet und aus spitzem Winkel abzieht. Torhüter Grün klärt vor Occéan, aber das Leder springt zurück in die Mitte, wo Fürstner wegrutscht, während Meier Standfestigkeit beweist. Gegen drei Fürther setzt er sich mit zwei schnellen Schritten durch und schießt die Kugel nach einer schnellen Drehung aus 13 Metern ins linke Toreck zur 1:0-Führung für die Eintracht nach 24 Sekunden.

Was für ein Auftakt, der Sicherheit zu geben scheint, während Fürth zwar engagiert dagegen hält, es aber an der nötigen Präzision im Spiel nach vorne missen lässt. Bei den Frankfurtern läuft es hingegen über die linke Seite mit Meier und Oczipka, der von Pekovic allerdings von den Beinen geholt wird. Schwegler flankt den fälligen Freistoß in die Mitte, aber Fürstner kann vor Occéan klären (7.). Langsam schleichen sich jedoch kleine Unsicherheiten in das Spiel der Gastgeber ein. Die Konzentration und der letzte Biss gehen ob der vielleicht zu frühen Führung und der konsequent harten Gangart der Gäste immer mehr verloren, auch wenn es nach einem Doppelpass zwischen Rode und Meier, der Inui den Ball in den Lauf spielt, noch einmal schnell wird. Inui läuft in den Strafraum und will ins rechte Toreck schlenzen, doch Grün kann den zu ungenauen Schuss parieren (12.).

"Ich kenne meine Jungs, sah nach einer Viertelstunde, dass heute die Frische etwas fehlt", meint Armin Veh und Recht hat er leider. Denn vorbei ist es mit der Herrlichkeit, tumb wird der Ball quer gespielt oder einfach weit nach vorne geschlagen. Schwegler, der meist in Manndeckung genommen wird, kann die Aktionen kaum strukturieren, während sich die Abspielfehler häufen und die rechte Seite mit Aigner und Jung so gar nicht in das Offensivspiel eingebunden ist. Greuther Fürth findet hingegen besser ins Spiel und kommt zur nächsten Ecke, die geklärt werden kann. Schmidtgal kommt im Halbfeld an den Ball und schlenzt ihn auf links in den Lauf von Sararer, der abzieht, aber Trapp ist zur Stelle (22.). Passend zum Wetter wird es jetzt vollends fahrig, Jung spielt einen schlampigen Rückpass zu seinem Torhüter, Asamoah startet, aber Trapp ist schnell draußen und kann den Ball rechtzeitig wegschlagen (24.). Kurz darauf macht es Inui seinem Kollegen mit einem viel zu kurzen Rückpass auf Rode erfolgreich nach. Diesmal kommt Asamoah an das Leder und stürmt mutterseelenallein in den Strafraum. Doch vor dem Frankfurter Keeper verzettelt er sich zum Glück (27.).

Nach 35. Spielminuten zeigt sich endlich auch mal wieder die Eintracht, natürlich über Meier, der neben Trapp als einziger seine Normalform zu haben scheint. Diesmal verlängert er einen weiten Abschlag des Torhüters mit dem Kopf in den Lauf von Occéan, der leider mehr stolpert als rennt, so dass Nehrig die Kugel wegschlagen kann. Aigner legt mit einer scharfen Flanke vor den Fünfer nach, die Torhüter Grün in die Mitte lenken kann. Meier zieht ab, der Ball wird geblockt und landet bei Rode, der direkt auf Occéan passt. Der Kanadier schießt sofort aus halblinker Position, doch Grün kann das Leder über die Latte lenken (35.). Soviel zur ersten Halbzeit, in der die Hausherren nach dem Blitzstart enttäuscht haben, wie nicht nur Bruno Hübner feststellt: “Wir sind sehr, sehr gut ins Spiel gekommen. Aber wir kriegen keinen Zugriff. Wir müssen uns künftig darauf einstellen, dass der Gegner gegen uns eine harte Gangart wählt."

Pünktlich zu Beginn der zweiten Halbzeit öffnet der Himmel noch einmal seine Schleusen, während die Gäste weit bissiger beginnen, als im ersten Abschnitt. So gerät die Eintracht auf dem rutschigen Geläuf immer mehr ins Schwimmen. So muss Oczipka Nehring nach einem Ballverlust weggrätschen, um den drohenden Konter zu unterbinden. Prib zieht den Freistoß von der rechten Außenbahn mit viel Effet aufs lange Eck, aber erneut ist Trapp zur Stelle (49.). Doch seine Ruhe und Souveränität steckt seine Mitspieler nicht an, wie es Occéan bei einem Konter eindrucksvoll demonstriert. Wie von der Tarantel gestochen sucht er den Weg in den Strafraum, läuft sich allerdings an drei Fürthern fest, statt einen Mitspieler zu suchen. Noch schlimmer ist, dass die Gäste jetzt zeigen, wie Kontern geht. Sofort wird der Ball an den Mittelkreis gespielt, wo Rode ins Leere grätscht und Sararer Demidov narrt, um das Leder durch die Gasse der aufgerückten Restabwehr genau auf Stieber zu legen. Von der Strafraumgrenze aus überwindet der 24-jährige Ungar den ihm entgegen kommenden Trapp mit einem gefühlvollen Heber, der zum Ausgleich im Netz landet (53.).

Kurz darauf reagiert Armin Veh das erste Mal und bringt Matmour für den völlig indisponierten Inui. Aber es wird nicht besser, im Gegenteil. Auch Anderson unterläuft ein schwerer Fehler, als er sich nach einem weiten Abschlag von Grün heftig verschätzt. Statt zu klären, lässt er sich vom hochspringenden Ball übertölpeln, so dass Asamoah freie Bahn hat. Aus 15 Metern schießt der 34-Jährige, findet allerdings erneut seinen Meister in Trapp, der das Leder mit einer Faust über die Latte lenken kann (58.). “Ich habe versucht, einen Lupfer zu machen. Aber heute war ich vorne vollblind. Wenn du als Stürmer solche Geschenke bekommst, dann musst du eines annehmen“, ärgert sich Asamoah, während der Trainer kurze Worte des Lobs findet: "Unser Torwart ist einfach gut.“

Es ist ein zerfahrenes Spiel mit Haken, Ösen und vielen kleinen Fouls, für die Jung und Schwegler innerhalb von fünf Minuten die Gelbe Karte sehen, während bei den Gästen fast gleichzeitig nur Torhüter Grün verwarnt wird, obwohl Fürth im ersten Abschnitt alles andere als zimperlich zu Werke ging. Trotz des Gerumpels hat dafür Rode endlich einmal eine Chance, als der bislang bärenstarke Fürstner eine weite Flanke von Oczipka nach schönem Pass von Schwegler genau vor seine Füße klärt. Von der Strafraumkante zieht der 22-Jährige ab, aber die Kugel rast um Zentimeter über das linke Toreck (65.). Kleine Teile des Publikums überbieten nun das Niveau auf dem Platz auch noch spielend, in dem sie Occéan auspfeifen. "Diese Pfiffe helfen ihm natürlich unheimlich, man darf doch nicht vergessen, dass er aus der Zweiten Liga kommt und nach seinen Länderspielreisen und Verletzungen seinen Rhythmus noch nicht haben kann, dass die Bindung etwas fehlt", schüttelt der Trainer den Kopf während Sararer bei einem Konter Jung vernascht, beim Schuss aber an seinen eigenen Füßen scheitert.

Eine Minute später macht es Fürstner besser, als er vor dem Strafraumgetümmel nach einer abgewehrten Ecke einfach abzieht, aber mit einer Glanzparade kann Trapp den Flachschuss Richtung linkes Toreck parieren (75.). Nun kommt Köhler für Aigner, der inzwischen völlig untergetaucht war, während Oczipka sich endlich wieder im Zusammenspiel mit Rode auf links durchsetzen und halbhoch in die Mitte flanken kann. Matmour rauscht vorbei und auch Occéan, wie soll es heute anders sein, verpasst den Ball am rechten Fünfmetereck um Stollenbreite (77.). Danach plätschert das Spiel ebenso wie der Regen vor sich hin, Fürth kommt noch einmal über Asamoah und Nehrig, der Sararer am linken Strafraumrand in Szene setzt. Aus neun Metern zieht der 22-jährige Türke aus spitzem Winkel ab, Trapp reißt die Fäuste hoch und pariert, während Sararer den Nachschuss in die Wolken setzt (86.).

Nach dem letzten Pfiff des Schiedsrichters zeigen manche Zuschauer, dass sie wohl eher ungeeignet für Freiluftveranstaltungen sind und pfeifen munter mit, während zum Glück ein Großteil der Zuschauer den Spielern wenigstens verhaltenen Beifall spendet. Denn noch immer sind sie zuhause ungeschlagen und holen nach einer insgesamt schwachen Leistung ihren zwanzigsten Saisonpunkt, gleichzeitig den zweitausendsten Zähler ihrer Bundesligageschichte und bleiben nach 10 Spieltagen auf Rang Drei in der Tabelle hinter den punktgleichen Schalkern und dem nächsten Gegner, dem souveränen Tabellenführer aus München. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: "Das war heute keiner unserer besseren Tage, ich bin froh, dass wir heute einen Punkt da behalten haben. So haben wir die Fürther auf Distanz gehalten. Wir hatten heute nicht die Laufstärke, die wir für unser Spiel brauchen. Wir waren immer einen Meter hintendran. So etwas gibt es ganz einfach, das kann man auch nicht immer erklären.“

Mike Büskens: “Wenn ich heim komme, stelle ich mich vor den Spiegel und schaue, ob ich graue Haare bekommen habe. Schlechter kann man nicht in ein Spiel kommen als wir heute. Aber dann haben wir ein Auswärtsspiel gemacht, das richtig gut war. Wir haben sehr engagiert gespielt, mit hoher Laufbereitschaft und Spielkultur. Das hätten heute zwei Punkte mehr sein können.“

Alexander Meier: “Greuther Fürth hat besser gespielt als wir und verdient den Punkt mitgenommen. Nach der guten Anfangsphase haben wir nicht mehr viel auf die Reihe bekommen und uns sehr schwer getan. Wir haben am Anfang der Saison super gespielt, aber es wird auch Phasen geben, in denen es mal nicht so läuft. Dass wir hier nicht durch die Liga marschieren würden und einen Punkt nach dem anderen holen, war sowieso klar. Unser Ziel ist und bleibt der Klassenerhalt.“

Pirmin Schwegler: "Wir haben unsere menschliche Seite gezeigt. Man kann eben nicht Woche für Woche am oder sogar über dem Limit spielen. Heute hat uns die Kraft gefehlt, um 90 Minuten zu powern. So war es kein tolles Spiel von uns."

 

 


 

 

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