FC Bayern München - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2012/2013 - 11. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: 10.11.2012, 15:30 Uhr
Zuschauer: 71.000
Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)
Tore: 1:0 Franck Ribery (44.), 2:0 David Alaba (77., Foulelfmeter)

 

 

>> Spielbericht <<

FC Bayern München
Eintracht Frankfurt

  • Manuel Neuer
  • Philipp Lahm
  • Jerome Boateng
  • Dante
  • David Alaba
  • Bastian Schweinsteiger
  • Javier Martinez
  • Arjen Robben
  • Toni Kroos
  • Franck Ribery
  • Claudio Pizarro

 


 

Wechsel
  • Daniel van Buyten für Jerome Boateng (32.)
  • Thomas Müller für Claudio Pizarro (58.)
  • Anatoliy Tymoshchuk für Toni Kroos (71.)
Wechsel
Trainer Trainer

 

 

“Mir hams eana schwer g’mocht“

Nach der eher mauen Vorstellung gegen Greuther Fürth machen in Frankfurt Gedankenspiele die Runde, ob die Mannschaft nicht einen “Plan B entwickeln“ müsse, wenn es mal nicht so läuft. Denn gerade auf die Defensive werde es beim Auswärtsspiel in München verstärkt ankommen. Doch Armin Veh, der von 1980 bis 1985 unter Trainer Heynckes bei Mönchengladbach gespielt hat, wiegelt ab: “Die Bayern spielen richtig gut und stehen derzeit einen Tick über der ganzen Liga. Was die da vorne wegzaubern, ist schon außergewöhnlich. Aber Düsseldorf hat sich hinten ‘reingestellt und 0:5 verloren, der HSV hat ohne Stürmer gespielt und 0:3 verloren. Das ist nicht unser Ansatz.“ So sieht er keine Notwendigkeit, die Mannschaft großartig umzustellen und vertraut weiter auf die zuletzt schwachen Inui und Aigner auf den Außenbahnen. Eine Pause bekommt allerdings Olivier Occéan, der auch vom Trainer kritisiert wird, so dass Matmour zu seinem zweiten Einsatz von Beginn an kommen wird.

Ungewohnte leise Töne kommen unterdessen vom souveränen Tabellenführer, der neun der bisherigen zehn Spiele gewinnen konnte. “Wir haben Respekt vor Eintracht Frankfurt. Die spielen eine wunderbare, erstklassige Saison“, meint Karl-Heinz Rummenigge und selbst Präsident Hoeneß mahnt nach dem lockerflockigen 6:1-Sieg in der Champions League gegen Lille: “Wir sind gut beraten, sie nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.“ Dies sieht auch Trainer Heynckes so, der Pizarro für den grippegeschwächten Mandzukic im Sturm beginnen lässt und im Mittelfeld auf die Flügelzange mit Robben und Ribéry sowie im offensiven Mittelfeld auf Kroos statt Müller setzt.

Viel Stress um zwei Zelte …

Absolut im Gegensatz zu den moderaten Tönen im Vorfeld stehen die zwei Zelte, die der FC Bayern trotz der Interventionen von Eintracht-Vorstand Hellmann und Frankfurter Sicherheitsbeauftragten in Absprache mit der Polizei vor den Gästeeingängen aufbauen lässt, um “in Einzelfällen Ganzkörperkontrollen“ durchzuführen. Der Aufschrei ist groß, trotzdem boykottieren nur ca. 400 Frankfurter Fans diese Maßnahme und weilen während des Spiels vor den Stadiontoren, während nach offiziellen Angaben “30 bis 40“ der insgesamt 6655 Anhänger “gründlich durchsucht“ wurden, wobei sich dies auf eine Taschen- und Jackenkontrolle beschränkte.

Soweit, so schlecht. Doch nachdem es in den Medien ausschließlich kritische Töne zu dieser Art der Kontrollen gibt, sieht sich der deutsche Vorzeigeverein genötigt, eine mehr als missverständliche Mitteilung zu veröffentlichen, die für den Boulevard und leider auch die Presseagenturen ein gefundenes Fressen darstellt. “Bei den Kontrollen am Samstag wurden im Übrigen von der Polizei und dem Ordnungsdienst u.a. 20 Messer, 2 Schlagstöcke, 1 Schlagring, 1 Sturmhaube, Pfefferspray und Kokain sichergestellt“, heißt es in der Mitteilung, die suggeriert, dass dies alles bei den Zeltkontrollen der Eintracht-Fans gefunden wurde und zu den üblichen Schlagzeilen führt. Erst auf Nachfrage einer Frankfurter Zeitung stellt sich heraus, dass diese Gegenstände bei sämtlichen Kontrollen im und um das Stadion herum, die auch die Heimfans einschlossen, sichergestellt wurden und dass sich diese Anzahl absolut “im normalen Rahmen“ bewege. Dies wiederum ist medial weniger interessant… Zurück zum Spiel:

Viel Tempo in der Arena …

Wie nicht anders zu erwarten, legen die Bayern vom Anpfiff weg ein hohes Tempo vor, dem sich die Eintracht mit viel Engagement und frühem Pressing entgegen stellt. Sogar Matmour hilft mit, in dem er immer wieder nach rechts ausweicht, um Dante frühzeitig den Schneid abzukaufen. Dies hat wohl auch Aigner vor, jedoch übertreibt er es nach einem misslungenen Querpass von Jung heftig, als er beim Versuch, das Leder zu erreichen, Lahm mit gestreckten Beinen von den selbigen holt und dafür mit der dunkelgelben Karte bedacht wird (4.). Weiter geht es in Richtung des Frankfurter Strafraums, doch angesichts der bislang konsequenten Abwehrarbeit Demidov bislang erfolglos. So stellt sich ein erstes Raunen erst in der 9. Minute ein, als sich Kroos nach einem schnellen Gegenstoß über Alaba und Ribéry auf links durchsetzt und flach vor das rechte Fünfmeterraumeck passt. Robben rauscht grätschend heran, trifft aber nur das Außennetz.

Das war es allerdings mit der bajuwarischen Anfangsherrlichkeit, denn die Eintracht versteht es, die Räume geschickt eng zu machen, um von Minute zu Minute immer mutiger und leichtfüßiger zu agieren. Inui nimmt dies gar wörtlich, als er nach einem Kopfball von Rode in den Strafraum dringt, von Boateng bedrängt wird und sich statt für einen Pass für eine dämliche Schwalbe entscheidet, für die Schiedsrichter Fritz nur die gelbe Karte übrig hat (13.). Sogleich versuchen sie es über Meier wieder mit Fußball. Der “Schlaks“ flankt in den Strafraum, doch Matmour kommt nur mit den Haarspitzen an die Kugel, so dass Torhüter Neuer parieren kann. Kurz darauf setzt sich Jung nach Diagonalpass von Oczipka auf der rechten Seite durch, doch beim Schuss rutscht ihm das Leder über den Spann, so dass es weit am Tor vorbei segelt (17.). Wieder kommt die Eintracht mit Rode und Oczipka, der die Kugel hoch in den Strafraum schlägt. Aigner kommt völlig freistehend zum Kopfball, setzt ihn jedoch über die Latte, um sich hinterher zu ärgern: “Den Ball muss ich mehr drücken“ (18.).

Und der Spitzenreiter? Außer einem Freistoß von Alaba, den Trapp pariert, zeigen sie wenig. Mit konzentriertem Pressing lassen die Gäste den gefürchteten Spielfluss der Hausherren gar nicht erst aufkommen, um selbst weiter nach vorne zu spielen. Diesmal über die rechte Seite mit Matmour, Rode und Jung, der in den Strafraum flankt, doch der Kopfball von Rode ist zu ungenau und segelt am linken Pfosten vorbei (22.). Klasse, wie offensiv die Frankfurter spielen, aber dies bringt auch Lücken mit sich. So kontern die Bayern jetzt im eigenen Stadion über Pizarro, der Demidov vernascht und Kroos, der nach links zum sich frei laufenden Ribéry passt. Aus sieben Metern zieht der Franzose ab, doch mit einer tollen Fußabwehr kann Trapp zur Ecke klären (26.). Die Eintracht spielt, der Tabellenführer schaut entgeistert zu und wechselt nach 32 Minuten erstmals, da sich Boateng im Laufduell mit Meier einen Muskelfaserriss zugezogen hat. Van Buyten muss nun für ihn verteidigen und zuschauen, wie Oczipka auf Meier flankt, dessen Kopfball aus elf Metern leider neben dem rechten Pfosten landet (35.).

Nachdem das Heimpublikum die eigene Mannschaft bereits auspfeift, legt diese tatsächlich zwei Zähne zu und setzt sich in der Frankfurter Hälfte fest. Kurz darauf zappelt der Ball nach einem Freistoß von Kroos im Netz, doch zu Recht hat der Linienrichter die Fahne oben, als van Buyten zum Kopfball ansetzt (42.). Noch einmal legt die Eintracht nach und holt eine Ecke heraus, die jedoch von Neuer abgefangen und sofort auf den startenden Alaba geworfen wird. Der zieht auf der rechten Seite an und versetzt Oczipka sowie Rode, um einen Pass in die Gasse zum startenden Martinez zu setzen, der damit die Abseitsfalle aushebelt. Frei vor Trapp spielt der den Ball quer auf Ribéry, der keine Mühe hatte, den Ball aus drei Metern zum 1:0 ins leere Tor zu schieben (44.).

"Dass wir aus einer Standardsituation in einen Konter laufen, ärgert mich maßlos, das war ein dummes Gegentor“, hadert Armin Veh, während die Eintracht kurz den Faden verliert. So kann Ribéry Sekunden später Demidov an der Torauslinie austänzeln und nach innen zu Kroos passen, dessen Schuss Trapp ebenso klasse hält wie den Kopfball von Ribéry nur Sekunden später (45.). So geht es mit dem unglücklichen Rückstand in die Halbzeit, in der es keine Wechsel gibt.

Zu Beginn des zweiten Abschnitts versuchen die Bayern, sofort Druck auszuüben, aber erneut hält die Eintracht dagegen. Und wie. Nach einem Foul von Schweinsteiger an Schwegler schlenzt der Kapitän die Kugel aus dem Halbfeld in den Strafraum, wo sie Meier mit dem Kopf quer zu Anderson verlängert, dessen wuchtiger Kopfstoß aus fünf Metern gegen die Latte kracht, um in den Armen von Neuer zu landen (50.). So ein Pech, “hier kriegst du nicht so viele Chancen, die wenigen musst du nutzen“, ärgert sich nicht nur Bruno Hübner, während Matmour den Torhüter mit einem Distanzschuss prüft und im Gegenzug Trapp aus dem Kasten rast, um Pizarro erfolgreich am Torschuss zu hindern (56.).

Zwei Minuten später ersetzt Müller bei den Bayern den Mittelstürmer und Occéan kommt für Matmour bei den Frankfurtern in die Partie, denen nach gut einer Stunde der Dampf ein wenig auszugehen scheint. So gewinnen die Bayern wieder die Oberhand, Ribéry scheitert einmal mehr an Trapp (62.) und Martinez (65.) sowie van Buyten an ihrer Zielgenauigkeit beim Kopfball (68.). Die Frankfurter versuchen es weiter mit Nadelstichen, diesmal über Oczipka und Inui auf der linken Seite, der prima zu Rode spielt. Doch statt im linken Strafraumeck selbst zu schießen, entscheidet sich der 22-Jährige für einen Pass ins Abseits (69.). Kurz darauf setzt Schwegler eine tolle Flanke vor den Fünfmeterraum, die Meier jedoch um einen Schritt verpasst (74.).

Das Anrennen gegen den Rückstand kostet Kraft und Konzentration. Nachdem Occéan im Strafraum der Bayern den Ball und damit einen viel versprechenden Angriff verdattelt, schlägt Neuer das Leder weit nach vorne. Anderson will klären, köpft es aber viel zu kurz nach vorne, so dass Ribéry sich die Kugel am Mittelkreis krallt und nach einem kurzem Sprint auf die linke Seite zu Schweinsteiger passt, der in den Strafraum läuft und von Demidov gestellt wird. Er versucht dennoch zu schießen, Demidov bedrängt ihn ungeschickt mit dem Arm und der bereits auf dem nassen Geläuf rutschende Schweinsteiger nimmt dankend an, in dem er fällt. “Ich bekomme eine Hand gegen die Brust, man muss ihn nicht geben“, meint der am Boden liegende zwar hinterher, während Schiedsrichter Fritz übereifrig sofort auf den Punkt zeigt. Alaba vollendet hart, flach und platziert ins rechte Toreck, obwohl Trapp die Ecke ahnte (77.).

Noch geben sie sich nicht auf, doch mit dem 2:0 im Rücken spielen die Bayern souverän auf. So verlädt Ribéry links im Strafraum Anderson, um aus kurzer Distanz abzuziehen, aber erneut seinen Meister in Trapp findet (80.). Nur zwei Minuten später kann sich der Schlussmann wieder mit einer tollen Reaktion auszeichnen, als Robben nach Zuspiel von Müller am Elfmeterpunkt freistehend abzieht (82.). “Ich sehe Kevin Trapp klar von Rene Adler“, kommentiert Armin Veh die tolle Leistung von Trapp, während er nun Lanig für Schwegler bringt, der über seine Auswechslung nicht erfreut zu sein scheint (83.). Sei es drum, nachdem Trapp noch einen Freistoß von Robben pariert und in der Nachspielzeit einen Knaller von Alaba abwehrt, ist die Niederlage perfekt.

Dank der tollen Auftaktserie bleibt die Eintracht auch nach den letzten drei Spielen, in denen sie nur einen Zähler ergattern konnte, hinter München und Schalke auf Rang drei mit einem Punkt Vorsprung vor Dortmund und zwei Zählern vor Leverkusen.(tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: “Es war ein intensives Spiel, ein schnelles Spiel. Entschieden hat's der Elfmeter, der keiner war. Das hat uns ein bisschen das Genick gebrochen. Leider sind wir für unsere Leistung nicht belohnt worden. Dennoch bliebt das unser Stil, den werden wir auch beibehalten, auch wenn so Phasen kommen, und das ist jetzt eine Phase, in der wir uns schwerer tun.“

Jupp Heynckes (Bayern München): “Es war ein hart umkämpfter Sieg. Wir hätten sicher auch in Rückstand geraten können. Es ist nicht immer leicht, den Schalter von der Champions League auf die Bundesliga umzulegen. Wenn es mal nicht so frei von der Leber weg funktioniert, dann muss man clever und intelligent spielen. Das haben wir getan.“

Kevin Trapp: “Wir hatten hier heute eine Chance. Wir haben gut gespielt und Bayern das Leben schwer gemacht. Mit ein bisschen Glück machen wir ein Tor. Heute war mehr drin.“

Stefan Aigner: “Mir hams eana schwer g’mocht.“

Heribert Bruchhagen im “Doppelpass“: “Unser Ziel ist es, in den nächsten zwei, drei Jahren den internationalen Wettbewerb zu erreichen. Ich bin überzeugt, dass es auch so kommt.“ Und zu einem Wechsel von Rode: “Selbst wenn am Saisonende ein ambitioniertes Angebot kommt, werden wir nicht darauf eingehen. Er wird definitiv nicht abgegeben.“

 

 


 

 

Fotos von www.eintracht.de:








 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg