Fortuna Düsseldorf - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2012/2013 - 15. Spieltag

4:0 (2:0)

Termin: 30.11.2012, 20:30 Uhr
Zuschauer: 51.345
Schiedsrichter: Michael Weiner (Giesen)
Tore: 1:0 Stefan Reisinger (38.), 2:0 Oliver Fink (42.), 3:0 Nando Rafael (58.), 4:0 Axel Bellinghausen (85.)

 

 

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Fortuna Düsseldorf Eintracht Frankfurt

  • Fabian Giefer
  • Leon Balogun
  • Adam Bodzek
  • Juanan
  • Johannes van den Bergh
  • Oliver Fink
  • Andreas Lambertz
  • Stefan Reisinger
  • Ken Ilsö
  • Axel Bellinghausen
  • Nando Rafael

 


 

Wechsel
  • Dani Schahin für Nando Rafael (71.)
  • Du-Ri Cha für Leon Balogun (74.)
  • Ronny Garbuschewski für Stefan Reisinger (84.)
Wechsel
Trainer
  • Norbert Meier
Trainer

 

 

Willkommen im Einbruch …

Seit Saisonbeginn wurde er nicht müde, vor einem Einbruch seiner jungen Mannschaft zu warnen und immer wieder das Ziel “Klassenerhalt“ zu betonen. Nach dem schwachen Auftritt gegen Mainz scheint es fast so, als hätten sich die Mahnungen des Trainers im tristen November erfüllt. Zumal neben der anhaltenden Formkrise von Stürmer Occéan die Abwehr ohne den operierten Anderson heftig zu wackeln scheint und zu allem Ungemach in Düsseldorf Schwegler und Zambrano gelbrot-gesperrt sind. “Für uns ist das unheimlich bitter, ich habe nicht die Wahnsinnsalternativen. Bei uns ist das Ganze auf Kante genäht“, klagt daher Armin Veh, um zu ergänzen: "Mit Anderson und Zambrano gemeinsam auf dem Platz haben wir kein einziges Spiel verloren." Verzagen gilt nicht und so werden heute Matmour für den nicht einmal im Kader stehenden Occéan im Sturm, Lanig vor der Abwehr sowie erneut der 17-jährige Kempf zusammen mit Demidov dafür sorgen, dass es für Kevin Trapp ein ruhiger Abend wird. "Natürlich habe ich Vertrauen in die beiden. Das Hauptproblem ist, das sie noch nie zusammen gespielt haben", meint der Trainer, der durch die Blume ankündigt, dass man vielleicht Düsseldorf das “Spiel machen“ lasse.

Was Trainer Norbert Meier nicht wirklich behagen sollte, der sich über die Düsseldorfer Kritik an der Spielweise seiner Mannschaft sehr ärgert: “Was erwarten die Leute denn? Sicherlich würde ich auch gerne wie der FC Barcelona spielen und hätte 80 Prozent Ballbesitz. Aber es bringt ja nichts, wenn wir schön mitspielen und dann acht Stück bekommen.“ Gegen die Eintracht will dies der Tabellenviertzehnte, der bislang erst ein Heimspiel gewinnen konnte, jedenfalls nicht versuchen, denn “sie sind mit guten Einzelspielern ausgestattet und wir müssen wieder das abrufen, was uns stark macht.“ Kampf also, den sie auch beim 1:1 in Dortmund gezeigt haben, so dass der Trainer der ebenfalls ersatzgeschwächten Hausherren erneut der Abwehr mit Mittelfeldspieler Bodzek in der Innenverteidigung vertraut, vor der der wieder genesene Fink anstelle von Kruse und Lambertz als Abräumer agieren sollen. Im Sturm spielt Rafael, so dass 6-Tore-Mann Reisinger den rechten Flügel besetzt.

Verkehrschaos im Rheinland, dazu gibt es intensive Kontrollen der Polizei, so dass das Spiel erst mit zehn Minuten Verspätung beginnen kann. Hätte er es doch gelassen mit dem Anpfiff, auch wenn es am Anfang gar nicht schlecht aussieht. Die Fortuna versucht das Spiel zu machen, während die Eintracht ungewohnt defensiv agiert und dank der konsequenten Abwehrarbeit, an der sich sogar Matmour beteiligt, dem wenig gefährlichen Treiben erst einmal zuschauen kann. Genau wie die 12 Minuten und 12 Sekunden zum Protest gegen das DFL-Konzept “sicheres Stadionerlebnis“ schweigenden Zuschauer, die der Düsseldorfer Suche nach einer Torchance ein gespenstisches Ambiente verleihen.

Ein erstes Raunen gibt es nach 8. Minuten, als sich bei einem der wenigen Gegenstöße Rode im Zusammenspiel mit Jung auf rechts durchsetzt und den Ball in den Rücken der Abwehr spielt. Der Pass scheint geklärt, doch aus dem Hintergrund kommt Jung, der nach einem schönen Haken leider zu schwach abzieht, um Torhüter Giefer vor Probleme zu stellen. Im direkten Gegenzug grätscht Kempf dafür mit genau dem richtigen Drive, um den nach Zuspiel von Vandenberg durchgebrochenen Raffael im Strafraum fair vom Ball zu trennen (9.).

Danach entwickelt sich wieder ein zähes Ringen um die Lücke und Erleuchtung, die im Frankfurter Block auf sehr eigene und nicht eben schlaue Weise beantwortet wird. Denn unmittelbar nach Ablauf der Schweigefrist flammen ein paar bengalische Feuer auf, so dass sich Schiedsrichter Weiner genötigt sieht, dass Spiel für knapp eine Minute zu unterbrechen. Weitere sechs Minuten Mittelfeldgeplänkel später gibt es Ecke für Düsseldorf von der rechten Seite, die Ilsö ausführt. Balogun verpasst um Kurzhaarlänge, so dass der Ball bei Fink landet, der aus spitzem Winkel abzieht, allerdings seinen Meister in Trapp findet (19.). Kurz darauf setzt sich Balogun im Sprintduell mit Oczipka durch und flankt das Leder an das rechte Fünfmeterraumeck, wo Lambertz schneller als Demidov reagiert, das Leder bei seiner Direktabnahme aber neben den linken Pfosten setzt (21.).

Nach diesen Aufregern dümpelt das Spiel wieder vor sich hin. Während die Fortuna es vor allem über die rechte Seite versucht, ist bei der Eintracht in der Offensive nichts zu sehen von der Leichtigkeit und Schnelligkeit, die sie in der ersten Hälfte der Hinrunde auszeichnete. Lanig arbeitet als Defensivkraft zwar konsequent, im Aufbauspiel zeigt er sich allerdings ideenlos und wählt meist den sicheren Querpass. Aber auch der wie Jung und Oczipka weit hinten agierende Meier hat ebenso wie der ohne Schwegler hektisch wirkende Rode sein Kreativspiel in Frankfurt vergessen und weder Inui noch Aigner können für Akzente sorgen. Unterdessen übertreibt es der einsame Matmour in der Spitze beim Versuch, einen Ball im Sechzehner zu erlaufen und holt dabei Bodzek unsanft von den Beinen. Schiedsrichter Weiner ist gnadenlos und zeigt ihm Gelb (26.).

Auch die nächsten Szenen gehören dem Frankfurter Angreifer. Zunächst kann Torhüter Giefer einen Kopfball des 27-jährigen Algeriers nach Freistoß von Oczipka mühelos parieren und sechs Minuten später probiert sich Matmour als Abfangjäger. Nach seinem Stockfehler im Düsseldorfer Halbfeld rennt er Reisinger gut 40 Meter hinterher, greift ihm an die Schulter und bringt ihn so zum Straucheln. Wieder ist Weiner zur Stelle und zeigt ihm für dieses taktische Foul übereifrig die gelbrote Karte, die er bereits vor sechs Tagen auf Schalke sah. Eine harte Entscheidung, die die Verantwortlichen in Rage bringt. “Total überzogen“, schimpft Heribert Bruchhagen und Armin Veh flucht: “Fußball ist ein Zweikampfsport, das ist nicht Bezirksliga hier, wo kommen wir denn dahin, wenn es für jedes Foul eine Gelbe Karte gibt? Er beeinflusst und entscheidet die Partie, aber das juckt den gar nicht. Der geht heim und gut ist. Und wir haben das auszulöffeln.“

In Unterzahl agieren die Frankfurter in der Folge noch passiver und defensiver, was sich schnell rächen soll. Düsseldorf lässt sich Zeit mit dem Spielaufbau und legt sich die Eintracht zurecht. Bodzek rückt auf und beschäftigt Inui, Balogun tänzelt vor Lanig und der ballführende Fink spielt vom Mittelkreis aus einen einfachen Flachpass durch die Lücke zu Reisinger. Der 31-Jährige, der in den letzten beiden Spielen jeweils ein Tor erzielte, sieht, dass Rafael im Abseits steht und versucht es nach einer schnellen Drehung alleine. Kempf grätscht nur halbherzig dazwischen und der schläfrige Demidov löffelt Reisinger die Kugel, die er sich eigentlich zu weit vorgelegt hatte, wieder vor die Füße. Zum Dank schlenzt er das Leder aus zwölf Metern an Torhüter Trapp vorbei zum 1:0 ins Netz (38.).

Düsseldorf greift weiter an, während die Eintracht nur noch reagiert. Dies auch noch unglücklich, als sich Reisinger auf der rechten Seite locker gegen Oczipka durchsetzt und in die Mitte flankt. Kempf klärt per Kopf, doch die Kugel landet genau bei Fink vor dem Sechzehner. Der düpiert Rode mit der Hacke, dreht sich und haut die Kugel aus zwanzig Metern über den ein wenig weit vor seinem Kasten stehenden Trapp zum 2:0 ins linke Toreck (42.). Mit hängenden Schultern schlurfen die dezimierten Frankfurter kurz darauf in die Kabine, in der Armin Veh nach einigen hoffentlich passenden Worten reagiert und Celozzi für Lanig bringt. Während Celozzi jetzt auf rechts verteidigen soll, rückt Jung vor die Abwehr und Meier auf die halblinke Seite, um den nun als Spitze agierenden Inui gegen die sich zurückziehenden Gastgeber zu unterstützen.

Immerhin lassen sie sich nicht hängen, aber es ist jetzt sehr eng in der Mitte, während die Fortuna konsequent auf Konter lauert. Van der Bergh ist es, der nach einem Stockfehler von Jung auf der linken Seite nach vorne sprintet und das Leder scharf nach innen zieht, wo Kempf vor Ilsö in letzter Sekunde klären kann (48.). Ein weiteres Tor wäre die Entscheidung, dennoch verstärkt die Eintracht den Druck, wenn auch umständlich und wenig abgestimmt. Nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist da das Zusammenspiel zwischen Inui und Oczipka, der den Ball fast von der Torauslinie scharf vor den Elfmeterpunkt flankt. Nicht Meier, sondern Aigner ist es, dessen Kopfball allerdings um Zentimeter am rechten Pfosten vorbei geht (54.).

Vier Minuten später zeigen die Hausherren, wie es mit Leichtigkeit geht. Nachdem ein Querpass von Meier in den Beinen von Bellinghausen landet, sprintet der auf der linken Seite sofort nach vorne. Über Rafael und Fink landet das Leder Ball bei Balogun auf rechts, der alle Zeit hat und es hoch vor den Fünfmeterraum schlägt. Fink und Demidov behaken sich im Luftkampf, so dass der Frankfurter Verteidiger unglücklich ans linke Fünfereck verlängert. Dort verliert Celozzi Rafael aus den Augen, der den Ball zwar nicht richtig trifft. Aber immer noch gut genug, um ihn in hohen Bogen zum 3:0 ins Netz zu befördern (58.).

Noch einmal probieren es die Frankfurter mit dem Mut der Verzweiflung, aber gegen die geordnete Defensive und das provozierende Quergeschiebe bei Ballbesitz gibt es heute einfach kein Durchkommen, so dass sich langsam Frust bei den Gästen breit macht. Dies bekommt Ilsö zu spüren, als er von Meier umgesenst wird, der dafür zu Recht Gelb kassiert (70.). Nachdem bei der Eintracht Kouemaha für Inui in die Partie kommt, reagiert auch Fortuna-Trainer Meyer und bringt erst Schahin für Rafael und dann den Ex-Frankfurter Du-Ri Cha für Balogun, während Fink aus zwölf Metern eine Direktabnahme nur um Zentimeter neben den linken Torwinkel setzt (76.).

Noch immer hat das unschöne Treiben für die Frankfurter kein Ende, die zusehends vorgeführt werden. Ein langer Ball aus der eigenen Hälfte landet bei Garbuschewski vor dem Strafraum, der nach links ausweicht und in die Mitte flankt. Eigentlich kein Problem für die Abwehr, doch Oczipka stoppt die Flanke ungeschickt mit dem linken Oberschenkel und legt sie so genau in den Lauf von Bellinghausen, der die Kugel aus neun Metern zum 4:0 in die Maschen zimmert (85.). Es ist bereits das 26ste Gegentor, das die Eintracht in dieser Saison kassiert. Dabei bleibt es dann auch. Trotz der zweiten Niederlage in Folge rangiert die Eintracht weiterhin auf Rang fünf, doch der Punktevorsprung auf die dahinter lauernden Mannschaften aus Mainz, Stuttgart und Mönchengladbach fiel dem November zum Opfer.


Das Wort zum Spiel

Armin Veh: “Wir haben 0:4 verloren. Fertig. Aus. Ende.“


Die Kosten des Abstiegs – Bilanzpressekonferenz der Eintracht

Am Morgen vor dem Spiel in Düsseldorf lädt die Eintracht zu einer Pressekonferenz in der Stadionloge ein, um die Zahlen für das Kalenderjahr 2011, die zurückliegende und die aktuelle Saison durch Finanzvorstand Hellmann und Oliver Frankenbach zu präsentieren. Die finanzielle Situation sei “nicht komfortabel, aber solide“, erklärt Hellmann, der für die vergangene Zweitliga-Saison einen Verlust von 11,1 Millionen Euro präsentieren muss, aufgrund dessen das Eigenkapital der Fußball AG von 15,9 auf 4,8 Millionen Euro geschmolzen ist. "Wir haben unser Geld samt und sonders gebraucht. Mit 20 Millionen Euro hatten wir den höchsten Lizenzspieleretat, der jemals in eine Zweitliga-Mannschaft gesteckt wurde. Aber es war die einzig richtige Entscheidung. Wenn wir den Aufstieg nicht geschafft hätten, wäre die Rückkehr in die Erste Liga sehr, sehr schwer und steinig geworden“, betont der Finanzvorstand.

Für die aktuelle Saison wird mit einem Umsatz von knapp 72 Millionen Euro, einem Lizenzspieleretat von 35,6 Millionen und einem Zuschauerschnitt von 47.000 geplant, der am Ende sportlich für Platz 10 und finanziell dank der höheren Fernseheinnahmen mit einem geringen Verlust oder einem “ausgeglichenen Ergebnis“ enden sollte. Um jedoch gegenüber anderen Vereinen aufzuholen und um neue Geldquellen zu erschließen, müsse es längerfristig auch darum gehen, “Spieler zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Denn herausragende Spieler sind hier nicht zu halten. Dauerhaft auf die Plätze fünf bis neun der Liga vorzudringen, geht nur über die Fernsehtabelle.“ (tr)

 

 


 

 

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