Hamburger SV - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2016/2017 - 8. Spieltag

0:3 (0:1)

Termin: 21.10.2016, 20:30 Uhr
Zuschauer: 52.258
Schiedsrichter: Günter Perl (Pullach)
Tore: 0:1 Lewis Holtby (35., Eigentor), 0:2 Shani Tarashaj (60.), 0:3 Haris Seferovic (69.)

 

 

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Hamburger SV
Eintracht Frankfurt

  • René Adler
  • Dennis Diekmeier (57.)
  • Albin Ekdal
  • Emir Spahic
  • Douglas Santos
  • Gideon Jung
  • Lewis Holtby
  • Nicolai Müller
  • Alen Halilovic
  • Filip Kostic
  • Pierre-Michel Lasogga

 


 

Wechsel
  • Bobby Wood für Alen Halilovic (46.)
  • Luca Waldschmidt für Emir Spahic (55.)
  • Gotoku Sakai für Filip Kostic (72.)
Wechsel
Trainer
  • Markus Gisdol
Trainer

 

 

Bericht und Fotos von www.eintracht.de



Eiskalte Eintracht lässt dem HSV keine Chance

Nach einer starken und abgeklärten Vorstellung gewinnt die SGE souverän und deutlich gegen den Hamburger SV. Die unglücklichen Hausherren mussten dabei nicht nur ein Eigentor, sondern auch einen Platzverweis hinnehmen.

Zum Auftakt des achten Spieltags kam es zum Aufeinandertreffen der großen Traditionsvereine: Die SGE gastierte beim bis dato noch sieglosen Hamburger SV und wollte unbedingt die tolle Vorstellung gegen den Rekordmeister aus München vom vergangenen Wochenende bestätigen. Dabei wurden die Eintracht und ihre Fans vom - Achtung: Klischee - typisch hanseatischen Schietwetter begrüßt. Temperaturen um die 10°C, leichter Wind und ein bisschen Regen - gemütlich geht anders. Aber Niko Kovac und seine Männer waren ja auch gekommen, um ein Fußballspiel möglichst positiv zu gestalten und nicht, um sich einen schönen Abend zu machen.

Dass der Abend dennoch schön wird, dabei konnten Szabolcs Huszti (Gelb-Rot-Sperre) und Ante Rebic (Bänderverletzung) leider nicht mithelfen, während auch bei den Hamburgern mit Cleber Reis (Rot-Sperre) und Kapitän Johan Djourou (Muskelfaserriss) zwei potentielle Stammkräfte zum Zusehen verdammt waren. Die jüngere Vergangenheit gab jedenfalls durchaus Anlass für Optimismus: So zogen die Frankfurter auf die gesamte Bundesliga-Historie bezogen zwar öfter den Kürzeren gegen die Rothosen, aber in den vergangenen acht Partien blieb die SGE gegen die Norddeutschen ungeschlagen (4 Siege, 4 Remis). Mit anderen Worten: Seit dem Wiederaufstieg 2012 wartet man in Hamburg auf einen Sieg gegen die Eintracht, eine Serie, die gerne noch etwas länger halten dürfte. Im Interesse der Zuschauer konnte man sich allerdings wünschen, dass sich die beiden Mannschaften treffsicherer präsentieren als in der Vorsaison - da nämlich endeten beide Begegnungen 0:0.

1. Halbzeit: Eintracht dominant, aber noch ohne Zug zum Tor

Zuletzt hatten sich beide Mannschaften mental und kämpferisch stark präsentiert: Während die Hessen mit einem Mann weniger noch den Ausgleich gegen die Bayern erzielen und einen Punkt retten konnten, hat der HSV trotz 60-minütiger Unterzahl ein 0:0 in Mönchengladbach gehalten. Aufgrund der hohen Schlagzahl in den kommenden Tagen (Dienstag im Pokal zu Hause gegen Ingolstadt, am Freitag schon wieder in Gladbach) hatte Trainer Kovac seiner Ankündigung Taten folgen lassen und in der Offensive rotiert: Kapitän Alex Meier nahm erst einmal auf der Bank Platz, für ihn stürmte Branimir Hrgota. Auch die Flügelzange erstrahlte in neuem Glanz, nämlich mit Mijat Gacinovic und Shani Tarashaj, der erstmals in der Startelf zu finden war.

Einen Debütanten schickte auch Markus Gisdol ins Rennen, nämlich das hoffnungsvolle kroatische Talent Alen Halilovic, vor der Saison vom großen FC Barcelona gekommen. Nachdem die SGE in Form des heutigen Kapitäns Abraham die Platzwahl gewonnen und die Seiten hatte tauschen lassen, zeigten sich beide Mannschaften bereits in den ersten Minuten gewillt, möglichst schnell umzuschalten und auf diese Weise zu Torchancen zu kommen. Jedoch fehlte es den ersten Angriffsversuchen auf beiden Seiten zu Beginn noch an der letzten Präzision, so mussten die Zuschauer erst einmal auf wirklich gefährliche Abschlüsse verzichten.

In der 11. Minute wurde Gacinovic dann wenige Meter vor dem Strafraum regelwidrig zu Fall gebracht, den daraus resultierenden Fabián-Freistoß konnte die Hamburger Mauer aber abblocken. Kurz darauf profitierte Gacinovic von einem frühen Fehlpass der HSV-Defensive im Spielaufbau, doch seine folgende Hereingabe kam zu scharf für Tarashaj. Nun erhöhte die Eintracht zusehends ihre Ballbesitzanteile und ließ keine Chancen der Hanseaten zu, konnte allerdings auch selbst nicht wirklich gefährlich für das Tor von Rene Adler werden.

Doppelfehler von Holtby bringt die Gästeführung

Für das erste echte Ausrufezeichen sorgte dann Fabián von halb rechts, dessen guter Distanzschuss nur knapp über den Kasten ging (32.). Die Belohnung für ihr Engagement erhielt die Kovac-Elf in der 35. Minute: Nach einem Ballverlust von Holtby zogen die Adlerträger sofort mit schnellen Pässen in Richtung Tor, wo Hrgota von rechts in den Strafraum eindringen konnte. Sein Querpass sollte eigentlich auf Gacinovic kommen, doch der bereits Sekunden zuvor unglückliche Holtby versuchte das Leder abzublocken und lenkte es dabei ins eigene Tor.

In der 37. Minute fast die direkte Antwort des HSV: Halilovic zog mit viel Tempo in Richtung des Gehäuses von Lukas Hradecky, doch Vallejo konnte als letzter Verteidiger am Kroaten dran bleiben und ihn erst nach außen abdrängen und das Spielgerät dann klären. Kurz vor der Halbzeit dann wieder Alarm im Strafraum der Gastgeber: Nachdem die Eintracht sich schnell in den 16er kombiniert hatte, suchte Chandler mit einer Flanke einen Mitspieler am Fünfmeterraum, doch die Abwehr des HSV konnte den Kopfball dort ebenso abwehren wie die Nachschussversuche von Mascarell und Gacinovic. So ging es mit einem nicht unverdienten 1:0 für die Frankfurter in die Pause.

2. Halbzeit: Hamburg will stürmen, Frankfurt trifft

In der Halbzeit reagierte Gisdol und nahm den unglücklich agierenden Halilovic vom Platz, für ihn kam Bobby Wood in die Partie. Durch die Einwechslung des US-Nationalstürmers verschoben die Hamburger ihr Spielsystem auf zwei Spitzen. Auf Seiten der heute kurzfristig in gelb spielenden Frankfurter gab es erstmal keine Wechsel, man stärkte lieber mit dem bereits vorhandenen Personal die Defensive und zog Hasebe bei Ballbesitz des Gegners etwas weiter zurück. Dadurch überließ man den Rothosen auch mehr Spielanteile, denen es zuletzt allerdings nicht allzu gut lag, das Spiel selbst zu machen. Da die erste Maßnahme des HSV nicht wirklich fruchtete, und weil die SGE die Räume weiterhin sehr gut eng machte, kam in der 55. Minute mit Luca Waldschmidt ein weiterer Stürmer und ehemaliger Frankfurter.

Während sich die Hausherren noch sortierten, kam plötzlich Tarashaj im Strafraum in aussichtsreicher Position nicht zum Abschluss, dafür aber zu Fall, doch Schiedsrichter Perl entschied auf Schwalbe und Freistoß für die Heimmannschaft. Nur Augenblicke später waren die Norddeutschen plötzlich ein Mann weniger: Diekmeier, bereits verwarnt, sah nach wiederholtem Foul die Ampelkarte. Nur drei Minuten später nutzten die Adlerträger die Überzahl in Person von Tarashaj, der sich im Strafraum mit seiner Wendigkeit toll gegen mehrere Gegenspieler durchsetzte und mit sattem Abschluss auf 2:0 erhöhte. Augenblicke vorher hatte auf der anderen Seite noch Waldschmidt seinen ersten Torschuss abgegeben.

Die SGE eiskalt gegen verunsicherte Hausherren

Nach dieser sehr ordentlichen Duftmarke durfte sich Tarashaj seinen verdienten Sonderapplaus der Gästefans abholen, für ihn kam Haris Seferovic. Und der Schweizer hatte gleich eine richtig gute Aktion: Über den linken Flügel setzte er sich gut durch und hatte das Auge für den in der Mitte frei stehenden Fabián. Der Mexikaner versuchte es mit einem überlegten Flachschuss ins lange Eck, doch der Ball ging um Zentimeter am Pfosten vorbei.

Der HSV öffnete der Eintracht jetzt immer mehr Räume und wirkte zunehmend verunsichert, die folgenden Abschlüsse von Hrgota und Seferovic konnten von Keeper Adler aber noch pariert werden. Zumindest bis zur 69. Spielminute, als es wieder eine Kontersituation für die SGE gab und Fabián mit einem schönen Flachpass in die Schnittstelle Seferovic in Szene setzte, der sich frei vor dem Kasten nicht zwei mal bitten ließ und das Leder zum 3:0 aus Frankfurter Sicht in die Maschen donnerte.

Nun spielten endgültig nur noch die Hessen und hielten den Ball sicher in den eigenen Reihen - längst hatte man Spiel und Gegner unter Kontrolle. Eine weitere gute Gelegenheit sollte Gacinovic in der 77. Minute haben, den der kurz zuvor in die Partie gekommene Alexander Meier gut bedient hatte. Erst hatte sich der junge Serbe technisch bärenstark um mehrere Verteidiger herum gedribbelt, doch dann kein Fortüne mehr im Torabschluss gehabt. Während der Gästeblock bereits in Feierlaune war, kam der HSV nur noch einmal durch Lasogga zu einer Gelegenheit, doch der bullige Angreifer schoss den Ball klar über das Tor von Hradecky.

In den Schlussminuten dann wieder das gewohnte Bild: Die Gäste ließen Ball und Gegner souverän laufen und spekulierten hier und da auf weitere Möglichkeiten. Nach einer Ecke war das Spielgerät dann abermals hinter der Linie, doch der Treffer von Gacinovic wurde wegen Abseitsstellung zu recht nicht gegeben. Also spielten die Frankfurter die letzten Minuten ohne weiteren Treffer zu Ende und siegten letztlich hochverdient und deutlich beim Hamburger SV, der weiter auf den ersten Dreier wartet.

Stimmen zum Spiel

Niko Kovac … üer das Spiel und die Leistung der Mannschaft: „Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht und wussten, dass der HSV brutal unter Druck steht. Trotzdem wollten wir das Spiel nicht an uns reißen, sondern abwarten und auf Konter spielen, was am Ende auch aufgegangen ist. Wir wollten den Kampf annehmen, haben aber auch genug Spieler, die den Ball haben wollen und auch halten können, wodurch wir fast immer gut nachrücken konnten. Der Ball wurden insgesamt gut gesichert und wir waren balltechnisch sehr versiert. Dadurch konnten wir auch für Entlastung sorgen, denn ich habe mir schon gedacht, dass der HSV angreifen wird. Da wollten wir erst mal die Luft raus nehmen und dann über Kompaktheit ins Spiel kommen. Das ist uns heute sehr gut gelungen.“

… über die vielen Nationalitäten im Kader: „Erstmal sind das alles sehr gute Fußballer und auch gute Charaktere. Wenn viele verschiedene Kulturen dabei sind, dann lernt der Eine vom Anderen. Meine Jungs schauen dann auch mal was die Spanier, Kroaten oder Serben machen und dabei kommt dann eine gute Mischung heraus. Da wächst etwas zusammen und wir leben diesen Teamgeist im Trainer-Team auch vor, der gesamte Verein tut das. Die Jungs sehen, dass wir ehrlich arbeiten und ehrlich mit ihnen umgehen und das Gleiche machen sie dann auch auf dem Platz. Alles ist ein Geben und ein Nehmen und ich glaube, dass wir uns untereinander respektieren und akzeptieren und das ist im Moment für uns der Schlüssel zum Erfolg.“

… über die Rückkehr von Marco Russ auf die Trainerbank bei den Spielen gegen Bayern und den HSV: „Marco ist unser Talisman und wir sind alle glücklich, dass er jetzt wieder gesund ist und wieder angreifen kann. Das zeigt wie verbunden er mit der Eintracht und der Mannschaft ist und auch umgekehrt wie die Mannschaft mit ihm verbunden ist. So muss es auch laufen: Wir sind keine Mannschaft von Superstars, aber wir haben auch gute Spieler und müssen über das Kollektiv kommen - nicht nur auf dem Platz, sondern auch neben dem Platz.“

Shani Tarashaj: „Ich denke, wir hatten das Spiel unter Kontrolle. Wir haben zum richtigen Zeitpunkt unsere Tore gemacht und waren effizient und kompakt, es war eine super Teamleistung. Meinem Tor ging eine super Vorarbeit von Fabián voraus. Dann ziehe ich nach innen und nach außen und haue ihn unter die Latte. Ich freue mich für mich selbst und für das Team.“

Bastian Oczipka: „Der Hamburger SV hat aggressiv begonnen und wollte uns den Schneid abkaufen. Es war anfangs ein kampfbetontes Spiel und nicht schön anzusehen. Der Treffer für uns vor dem Pausenpfiff war wichtig und hinten raus konnten wir das Ergebnis dann deutlich gestalten. Der Trainer lässt die Leine einfach nicht locker und hat uns wieder gut auf den Gegner eingestellt.“

René Adler (HSV): „Mir fehlen die Worte: Wir verlieren 0:3 und lassen uns abschlachten – das geht nicht und das können wir als Bundesligamannschaft nicht machen. Spätestens nach dem Platzverweis war das Spiel entschieden. Danach wirkten wir noch ängstlicher und verunsicherter. Ich habe trotzdem die Hoffnung, dass wir die Kurve kriegen.“

 

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