Eintracht Frankfurt - FC Ingolstadt 04

DFB-Pokal 2016/2017 - 2. Hauptrunde

4:1 n.E. (0:0, 0:0)

Termin: 25.10.2016, 20:30 Uhr
Zuschauer: 6.300
Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)
Tore: ./.
Elfmeterschießen: 1:0 Szabolcs Huszti, 1:1 Almog Cohen, 2:1 Bastian Oczipka, Romain Bregerie verschießt, 3:1 Omar Mascarell, Moritz Hartmann verschießt, 4:1 Makoto Hasebe

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt
FC Ingolstadt 04

 


  • Martin Hansen
  • Tobias Levels
  • Marvin Matip
  • Romain Brégerie
  • Anthony Jung
  • Stefan Lex
  • Pascal Groß
  • Almog Cohen
  • Max Christiansen
  • Mathew Leckie
  • Dario Lezcano

 

Wechsel
Wechsel
  • Moritz Hartmann für Dario Lezcano (58.)
  • Sonny Kittel für Stefan Lex (81.)
  • Markus Suttner für Mathew Leckie (120.)
Trainer Trainer
  • Markus Kauczinski

 

 

Bericht und Fotos von www.eintracht.de

 

Nach Elfmeterschießen: Eintracht überwintert im DFB-Pokal

Trister Abend im Frankfurter Stadtwald: Vor nur 6.300 Zuschauern fehlt der Eintracht eine zündende Idee und den Gästen aus Ingolstadt der Mut und die Mittel. Das Spiel geht mit 0:0 in die Verlängerung und das Drama nimmt seinen Lauf. Nach 120 ereignisarmen Minuten fällt die Entscheidung vom Punkt, wo die SGE ohne Fehlschuss bleibt und in die nächste Runde einzieht.

Am Dienstagabend traf die Eintracht bereits zum zweiten Mal in dieser Saison auf den FC Ingolstadt. Vor wenigen Wochen hatten die Adlerträger noch einen 2:0 Auswärtssieg im Audi-Sportpark gefeiert, jetzt gab es in der heimischen Commerzbank Arena bereits das nächste Aufeinandertreffen. Beide Mannschaften hatten dabei Grund, selbstbewusst in die Partie zu gehen: Während die SGE einen nie gefährdeten 3:0 Erfolg beim verunsicherten Hamburger SV einfahren konnte, gelangen den Schanzern vor heimischer Kulisse drei Treffer gegen Borussia Dortmund. Kleiner Wermutstropfen: Trotz zwischenzeitlicher 2:0 und 3:1 Führung reichte es am Ende "nur" zu einem 3:3 Unentschieden.

Angesichts der dabei gezeigten Leistung war unsere Mannschaft natürlich trotzdem vor der Elf von Markus Kauczinski gewarnt, die sich in der ersten Pokalrunde nach Elfmeterschießen in Aue durchsetzen konnte. Einem Gegner übrigens, den man am Main in ziemlich schlechter Erinnerung hat, denn im Erzgebirge war sowohl 2015 als auch 2012 schon frühzeitig Schluss mit etwaigen Pokal-Ambitionen. Gegen den FCI sollte hingegen ein Sieg her, schließlich wollte man unbedingt im DFB-Pokal überwintern.

Trainer Niko Kovac setzte dabei weiterhin auf die bereits vor dem HSV-Spiel ausgerufene Rotation in dieser knackigen englischen Woche. Dass allerdings Kapitän Alexander Meier gar nicht erst im Kader stand, war nicht geplant - der "Lange" musste kurzfristig mit einer Zerrung des Gesäßmuskels passen. Doch auch sonst tat sich einiges in der ersten Elf: So kam Rechtsverteidiger Yanni Regäsel zu seinem Startelf-Debüt in dieser Saison und gleichzeitig zu seinem ersten Einsatz überhaupt, während auf der anderen Seite Taleb Tawatha für Dauerbrenner Bastian Oczipka beginnen durfte.

Nach abgesessener Sperre durfte auch Routinier Huszti wieder mittun und an vorderster Front ließ Niko Kovac unsere Nr. 9 Haris Seferovic auf Torejagd gehen, der in Hamburg vor wenigen Tagen seinen ersten Treffer der Saison erzielt hatte. Kaderdebüt außerdem für Nachwuchstalent Aymane Barkok, der erst kürzlich seinen ersten Profivertrag bis 2020 unterzeichnet hatte. Apropos Eigengewächse: Bei den Schanzern stand Ex-Adler Anthony Jung in der Anfangsformation, der vor der Saison nach Ingolstadt gewechselte Sonny Kittel nahm vorerst auf der Bank Platz und wurde später eingewechselt.

1. Halbzeit: Eintracht bemüht gegen Ingolstädter Beton

Mit Spannung wurde vor allem erwartet, wie die Atmosphäre im Stadion ausfallen würde, nachdem die Partie unter Teilausschluss der Heimfans stattfinden musste und sich nur etwas mehr als 6.000 Zuschauer im weiten Rund wiederfanden. Während sich die verbleibenden SGE-Anhänger zum Großteil in der Mitte der Gegentribüne zusammenfanden und von dort aus ihre Mannschaft nach Kräften unterstützten, hatte der FCI die erste kleinere Chance, doch der Distanzschuss von Lezcano ging klar am Tor vorbei.

Wenige Minuten später dann drei Ecken am Stück für die Eintracht, wobei Gacinovic nach der dritten mit einem sehenswerten Schlenzer abschloss, der allerdings knapp neben das Gehäuse ging. Beide Teams fanden zügig ins Spiel, die nächste echte Chance gehörte aber wieder den Hausherren, als Seferovic in der 10. Minute mit dem schwächeren rechten Fuß FCI-Keeper Hansen prüfte.

Die Rollenverteilung wurde unterdessen schnell deutlich: Die Eintracht versuchte als Heimmannschaft das Spiel zu machen, hatte mehr vom Spiel und gewann zudem viele Zweikämpfe, die Ingolstädter hingegen versuchten den Hausherren das Leben schwer zu machen und auf ihre Chance zu warten. Nach einer Viertelstunde ging das anfänglich gute Tempo erst mal ein wenig verloren und die SGE nahm den Fuß vom Gas, blieb dabei aber spielbestimmend. In der 25. Minute mal wieder ein offensiver Akzent der in rot-weiß gekleideten Gäste, doch der Kopfball von Leckie brachte keine Gefahr für das Tor von Lukas Hradecky. Auf der anderen Seite suchten die Kovac-Kicker kontinuierlich nach einer Lücke in der Ingolstädter Deckung, die es den Hessen allerdings schwer machten und zeitweise hinten mit sieben Spielern auf einer Linie verteidigten.

In Spielminute 35 kombinierte sich die Eintracht nach einem Ballgewinn dann mal schnell und sicher über Seferovic und Huszti aus der eigenen Hälfte, doch im Strafraum fand der gut gedachte Pass von Tarashaj leider nicht den gewünschten Abnehmer. Bis zum überpünktlichen Halbzeitpfiff sollten keine großen Torraumszenen mehr hinzukommen, auch weil beide Seiten defensiv sicher standen.

2. Halbzeit: Die Partie verflacht, Fabián sieht gelb-rot

Die zweite Spielhälfte begann dann ohne Wechsel auf beiden Seiten und mit einer Kontergelegenheit für die Schanzer, doch im 16er konnte Mascarell einen Pass ablaufen und klären. In der 49. Minute prüfte Lex dann erstmals Hradecky, der Finne war jedoch auf seinem Posten und hielt den Flachschuss fest. Dennoch wurde da bereits deutlich, dass der FCI entschlossener und mit etwas mehr Mut zur Offensive vom Pausentee kam. Doch auch die Eintracht sendete kurz darauf ein erstes Lebenszeichen, als Tarashaj einen Querschläger der Ingolstädter Hintermannschaft mit vollem Risiko direkt aus der Luft nahm, aber nicht direkt aufs Tor bringen konnte.

Die SGE-Fans merkten jetzt, dass ihre Mannschaft Hilfe von außen gut gebrauchen könnte und drehten am Stimmungsrad, was wie auf Bestellung zur nächsten Gelegenheit führte. So setzte Huszti mit gutem Auge den auffälligen Tarashaj an der Strafraumgrenze in Szene, der nach kurzer Körpertäuschung erneut zum Abschluss kam. In der 64. Minute kam dann Fabián in die Partie, um für neue kreative Impulse zu sorgen. Für ihn musste Gacinovic weichen, der stark und mit viel Spielfreude begonnen hatte, inzwischen allerdings gelb-rot gefährdet war.

Das Spiel sollte erst einmal zäh bleiben, da keine Mannschaft zu hohes Risiko gehen und dem Gegner zu viel anbieten wollte. Dass Lezcano auf Seiten der Gäste inzwischen verletzungsbedingt das Spielfeld verlassen hatte, schwächte einerseits die Durchschlagskraft der Schanzer, ließ sie andererseits aber auch noch tiefer in die eigene Hälfte fallen. Innerhalb weniger Augenblicke kamen in der 77. Minute dann beide Teams zu einer guten Chance: Erst versuchte es Mascarell mit einem Gewaltschuss aus der zweiten Reihe, den Hansen abwehren konnte, im Gegenzug setzte Moritz Hartmann einen Flachschuss knapp einen Meter neben das Tor.

Während das Spiel vor sich hin dämmerte, gab es in der 89. Minute doch noch mal einen echten Aufreger: Für ein Foul auf Höhe der Mittellinie zeigte der nicht immer glückliche Schiedsrichter Harm Osmers dem Mexikaner Fabián die Ampelkarte - eine harte Entscheidung, die das Regelwerk aber grundsätzlich hergab. Niko Kovac reagierte und brachte mit Chandler einen zusätzlichen Verteidiger, für ihn musste Tarashaj weichen. Mehr nennenswertes hatten die insgesamt mauen 90 Minuten nicht zu bieten, es ging folgerichtig in die Verlängerung.

Seferovic trifft in der Verlängerung die Latte, die SGE eiskalt vom Punkt

Wir schreiben die 93. Minute, als Ingolstadt in Person von Pascal Groß zur ersten Gelegenheit der Verlängerung kommt, doch auch das sollte keine Initialzündung für die Bayern sein, die auch durch die Überzahl keinen Grund sahen ihre sichere Defensive aufzugeben. Mut zum Risiko sieht anders aus, dem entsprechend sollte es tatsächlich die einzige Chance innerhalb der ersten 15 Minuten der Verlängerung bleiben. Nach 110 Minuten dann die erste 100%-Chance für die Schanzer: Leckie wurde steil geschickt, kam am weit heraus geeilten Hradecky zwar vorbei, schaffte es dann aber nicht den Ball auf das Tor zu bringen und traf nur das Außennetz.

Doch auch die Eintracht hatte noch mal eine gute, wenn nicht die besten Torgelegenheit des gesamten Spiels und damit das Siegtor auf dem Fuß. Besser gesagt auf dem Kopf, denn nach einem Huszti-Freistoß wuchtet Seferovic einen Kopfball an die Latte. Hansen hätte den wohl nicht mehr bekommen, dafür schnappte sich der Däne den zweiten Versuch des Schweizers, hatte aber auch Glück, dass Mascarell aus kurzer Distanz den Kopf nicht mehr dazwischen bekam. Jetzt waren beide Teams plötzlich hellwach und dem FCI gelang nach einem Konter fast doch noch das 1:0, zum Glück für die SGE stand Hartmann allerdings im Abseits.

Dabei blieb es, das Spiel wurde also im Elfmeterschießen entschieden. Geschossen wurde auf die gähnend leere Westkurve, wo Brégerie und Hartmann hintereinander die Nerven versagten, die das Leder jeweils in den Frankfurter Nachthimmel jagten. Die Eintracht zeigte hingegen Nervenstärke und traf alle vier nötigen Elfmeter (Huszti, Oczipka, Mascarell, Hasebe). Damit stehen die Adlerträger nach zähen 120 Minuten in der nächsten Runde und überwintern im DFB Pokal.

Stimmen zum Spiel

Markus Kauczinski, FCI-Trainer: „Es ist natürlich traurig und bitter, wenn man im Elfmeterschießen verliert – zumal wir die Gelegenheit gehabt haben, den Deckel drauf zu machen. Ich glaube, am Ende hat man beiden Mannschaften angemerkt, dass sie nur kurze Zeit hatten, sich zu erholen. Ich habe viele positive Dinge gesehen. Wir haben 120 Minuten zu null gespielt. Das ist in der Vergangenheit nicht oft passiert. Ich erkenne da absolut einen Fortschritt. Wir hatten auch Möglichkeiten, das Spiel zu gewinnen.“

Niko Kovac, Eintracht-Coach: „Wir sind der glückliche Sieger. Ich bin froh, dass wir eine Runde weitergekommen sind. Elfmeterschießen ist Roulette, das hätte auch andersrum laufen können. Es war kein ansehnliches Spiel. Markus hat es gesagt, die Zeit zur Erholung war doch relativ kurz und das hat man gemerkt. Beide Mannschaften waren durchgemixt. Bei uns kam nicht so der Spielfluss auf. Ich muss aber auch sagen, dass Ingolstadt defensiv sehr gut gearbeitet hat. Wir haben da keine Mittel gefunden.“

Lukas Hradecky, SGE-Torwart: „Ich weiß nicht, wer mich zum ‚Man of the Match‘ gewählt hat, ich habe gar keine Bälle gehalten heute. (lacht) Das Spiel war nicht gut, hatte keine hohe Qualität. Wir haben Probleme gegen Mannschaften, die tief verteidigen. Daran müssen wir arbeiten. Ich hoffe, dass wir in der nächsten Pokalrunde ein Heimspiel kriegen.“

Bruno Hübner, SGE-Sportdirektor: „Das Spiel hatte kein hohes Niveau, aber wir sind eine Runde weiter. Alles andere zählt nicht. Wie die Elfmeter geschossen wurden, das spricht für eine hohe Selbstsicherheit. Ich denke, dass die Mannschaft an sich geglaubt hat.“

Timothy Chandler, SGE: „Ich bin einfach nur froh, dass wir eine Runde weiter sind. Ein Wunschlos für die nächste Runde gibt es nicht. Jeder Gegner ist schwer.“

 

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