Eintracht Frankfurt - Inter Mailand

UEFA Europa League 2018/2019 - Achtelfinale, Hinspiel

0:0

Termin: 07.03.2019, 18:55 Uhr
Zuschauer: 48.000
Schiedsrichter: William Collum (Schottland)
Tore: ./.

 

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Eintracht Frankfurt
Inter Mailand

  • Trapp
  • Da Costa
  • Hinteregger
  • Hasebe
  • Ndicka
  • Kostic
  • Rode
  • Fernandes
  • Gacinovic
  • Haller
  • Jovic

 


  • S. Handanovic
  • d'Ambrosio
  • de Vrij
  • Skriniar
  • Asamoah
  • Vecino
  • Brozovic
  • Politano
  • Borja Valero
  • Perisic
  • L. Martinez

 

Wechsel
  • Willems für Rode (77.)
  • Paciencia für Haller (80.)
Wechsel
  • Candreva für Perisic (58.)
  • Cedric für Borja Valero (79.)
Trainer Trainer
  • Luciano Spalletti

 

 

Teilerfolg

Die Eintracht bleibt beim 0:0 gegen den FC Internazionale Milano wie vorgenommen ohne Gegentor und hält sich für das Rückspiel alle Möglichkeiten offen. Angesichts eines deutlichen Chancenplus in der zweiten Halbzeit wäre sogar ein Sieg möglich gewesen. Auf der anderen Seite hatte die SGE vor dem Seitenwechsel durchaus ihre Probleme und Glück, nicht in Rückstand geraten zu sein. Kevin Trapp parierte einen Foulelfmeter gegen Marcelo Brozovic (22.).

Ausgangssituation: K.o.-Modus at its best

Der Konstellation bedurfte keiner weiteren Fragen. Der Fünfte der deutschen Bundesliga empfing den Vierten der italienischen Serie A zum Hinspiel im Achtelfinale der UEFA Europa League. Hieß: Losgelöst vom Formhoch der 2019 in neun Spielen ungeschlagenen Adler und dem kleinen Ergebnistief der Gäste standen die Uhren wieder bei Null.
Personal: Keine Überraschungen

Im Vergleich zum finale furioso gegen Hoffenheim tauschte Cheftrainer Adi Hütter auf zwei Positionen. Für den verletzten Ante Rebic begann der schon am Wochenende für den Kroaten eingewechselte Luka Jovic. Außerdem kehrte der wieder gesunde Gelson Fernandes zurück ins defensive Mittelfeld und übernahm auch gleich die Kapitänsbinde von Makoto Hasebe, der von der Sechs zurück in die zentrale Innenverteidigung rutschte. Den Platz des in der UEFA Europa League nicht spielberechtigten Almamy Toure als rechter Innenverteidiger nahm Martin Hinteregger ein.

Nervöser Beginn, famoser Trapp

Die Gäste erwischten den schwungvolleren Beginn und untermauerten die Vorteilhaftigkeit eines Auswärtstores, das die Eintracht unbedingt zu verhindern gedachte. Erste Vorstöße über die Außenbahnen konnten die Hausherren aber meist im letzten Moment noch entschärfen – und sei es durch ein taktisches Foul, das schon in der vierten Minute die erste Gelbe Karte gegen Filip Kostic nach sich zog.

Nach einer Viertelstunde bekamen die Hessen besser Zugriff auf das Spiel, verwickelten die Nerazzurri effektiver in Zweikämpfe und eroberten daraufhin das Leder tiefer in der gegnerischen Hälfte und nicht mehr erst am eigenen Strafraum. Ein erster Teilerfolg dieser Entwicklung mündete in einer verheißungsvollen Abschlusssituation für Luka Jovic, der aus etwa 20 Metern knapp verzog (15.).

Doch wie in dieser Situation ging den einsatzfreudigen Frankfurter in vielen Aktionen die gewohnte Selbstverständlichkeit ab, sodass die Lombarden zu weiteren gefährlichen Umschaltaktionen kamen. So wie nach 20 Minuten, als sich die in Weiß gekleideten Schwarz-Blauen technisch ansehnlich aus der Bedrängnis befreiten, sich in den Strafraum kombinierten, wo Lautaro Martinez nach einer leichten Berührung durch Fernandes zu Fall kam (21.). Zum Punkt trat Marcelo Brozovic an, zielte ins rechte untere Eck, doch Kevin Trapp hatte die richtige Ecke gerochen und parierte reaktionsstark zur Ecke (22.). Auch bei der folgenden Hereingabe war der Schlussmann zur Stelle (22.). Die Rettungstat kam genau zur richtigen Zeit, denn fortan ließ sich die Eintracht nicht mehr überspielen und fing die Bälle wieder früher ab, wie Mijat Gacinovic, der auf Filip Kostic durchsteckte, welcher zurücklegte auf den aus der Drehung abschließenden Jovic. Doch ein gegnerischer Rettungsblock ließ den serbischen Dreiklang im letzten Moment verstummen (30.).

Frankfurter Dauerfeuer

Kaum wieder die Kabinen verlassen präsentierte sich Eintracht wie verwandelt. Die fahrigen Momente des ersten Durchgangs wichen schnörkellosen Angriffszügen, sodass bald Durchbrüche im buchstäblichen Minutentakt auf den Kasten von Samir Handanovic zurollten. Der Torwartroutinier war aber weder ruhenden Bällen wie den Kopfbällen von Martin Hinteregger (49.) und Danny Da Costa (61.) zu überwinden, noch vom Kopfball Jovics nach Halbfeldflanke Evan Ndickas (55.). Als Sébastien Haller das Leder über die Linie spitzelte, hob der Linienrichter die Fahne (51.). Auch der defensiv umsichtige Hinteregger platzierte die Kugel nach einer Flanke von Kostic freistehend neben das Gehäuse (70.), dann fand der Österreicher aus dem Hinterhalt in Handanovic seinen Meister (72.). Genauso wie Jovic aus halbrechter Position (87.) und Gacinovic aus der Distanz (88.)

Fazit: Respekt abgelegt, Teilerfolg das Mindeste

In der ersten Halbzeit war den Frankfurter Jungs der Respekt vor Gegner und Rampenlicht in einigen Situationen noch anzusehen, indem insgesamt die gewohnte Leichtigkeit fehlte. Die nichtsdestotrotz jederzeit beherzt auftretenden Adlerträger konnten sich bei Torwart Trapp bedanken, nicht spätestens mit dem Elfmeter in Rückstand geraten zu sein. Mit dem Seitenwechsel präsentierten die Hausherren ihr gewohnt freches Gesicht, kauften dem Favoriten mit Wille und Verstand den Schneid ab, verpassten es aber, aus den sich häufenden Einschussgelegenheiten Kapital zu schlagen, sodass das Minimalziel, zuhause ohne Gegentor zu bleiben, für das Rückspiel in einer Woche alle Möglichkeiten offen lässt.

Stimmen zum Spiel

Cheftrainer Adi Hütter: Ich bin nicht unzufrieden. Die Ausgangsposition, kein Gegentor zu kassieren, haben wir erreicht. In der ersten Halbzeit war Inter die bessere Mannschaft, wir zu mutlos und nicht kompakt genug. Deswegen sind wir unter Druck gekommen. In der zweiten Halbzeit waren wir deutlich verbessert, haben etwas umgestellt und waren mutiger. Damit war ich zufrieden. Der Elfmeter hat mich gestört, weil wir dann auch in der zweiten Halbzeit einen erhalten müssen. Die Art und Weise meiner Reaktion tut mir Leid. Trotz alledem hat die Mannschaft gezeigt, dass sie anders auftreten kann als in der ersten Halbzeit. Das Rückspiel wird interessant. Gegen eine solche Mannschaft im zehnten Spiel ungeschlagen zu bleiben, ist ebenso bemerkenswert. Trotzdem ist es schade, dass wir nicht gewinnen konnten.

Gelson Fernandes: In der zweiten Halbzeit haben wir gezeigt, dass wir eine gute Mannschaft haben. Wir hatten deutlich mehr Torschüsse als Inter. In der ersten Halbzeit hatte der Gegner zu viele Räume. Nach der Pause war schon eher unser Fußball, wir können fast nicht anders. Darauf müssen wir in Mailand aufbauen. Vor dem Elfmeter gab es einen Kontakt. Aber wenn er das pfeift, muss er auch für uns einen Elfmeter geben, die Situationen sind vergleichbar, es gibt aber nicht die eine Wahrheit bei den Entscheidungen. Es war ein überragendes Gefühl, als wir beim Betreten des Rasens die unglaubliche Choreografie gesehen haben.

Makoto Hasebe: Wichtig ist, dass wir kein Gegentor zugelassen haben. Natürlich hätten wir heute gerne gewonnen. Wenn Inter den Elfmeter in der ersten Halbzeit zugesprochen bekommt, müssen wir den in der zweiten Halbzeit auch kriegen. Aber okay, so ist Fußball. In der zweiten Halbzeit haben wir mutiger und mehr nach vorne gespielt, aber leider kein Tor geschossen.

Kevin Trapp: Vor allem die zweite Halbzeit war aufregend. Wir sind jetzt im zehnten Spiel 2019 ungeschlagen geblieben. Gegen solch eine große Mannschaft ohne Gegentor zu bleiben, ist auch eine tolle Leistung. In der zweiten Halbzeit haben wir uns mehr zugetraut, sind daraufhin zu mehr Chancen gekommen und haben nichts mehr zugelassen. Inter war etwas müde und wir konnten weiter Druck machen. Das spricht für uns. 0:0 gegen Mailand ist absolut okay. Einen Elfmeter zu halten, ist immer etwas Besonderes. Ich freue mich, damit der Mannschaft helfen zu können. Die Entscheidung für eine Ecke ist auch ein Stück weit Intuition. Nächste Woche wird interessant. Mailand muss kommen, aber auch wir sollten treffen. Es ist eine gute Situation zu wissen, dass wir einfach nicht verlieren dürfen. Wir spielen auf Sieg, alles andere können und wollen wir nicht.

Martin Hinteregger: Wir gehen aufgrund der zweiten Halbzeit mit einem guten Gefühl ins Rückspiel. Wir wollten die Null halten, das ist uns gelungen, wozu natürlich Kevin Trapp einen großen Anteil geleistet hat. Ein Tor muss ich machen, keine Frage. In einem Moment war ich zu überrascht, hatte zwei Gedanken auf einmal. In der zweiten Halbzeit haben wir viel mutiger gespielt, haben offensiver gepresst und bis zum Ende auf Sieg gespielt. Das hat uns in der ersten Halbzeit gefehlt und wurde vom Trainer exakt richtig angesprochen.

Sebastian Rode: Wir fahren mit einem guten Gefühl und 13.500 Fans nach Mailand. Dort ist alles drin.

Luciano Spalletti (Trainer FC Internazionale Milano): In der ersten Halbzeit haben wir das Spiel kontrolliert, in der zweiten Hälfte hatten wir gegen eine starke Eintracht große Probleme. Wir müssen uns fragen, warum wir zwei solch unterschiedliche Auftritte gezeigt haben. Wir sind zunächst super ins Spiel gekommen, haben die Kugel gut laufen lassen und die Freiräume genutzt. Nach dem Seitenwechsel hat der Spielaufbau dann nicht mehr so gut funktioniert, weil die Eintracht sehr druckvoll agiert hat. Frankfurt hat bewiesen, dass man in der Europa League körperbetont auftreten muss. Sie waren sehr gefährlich in der Offensive, insbesondere über die Flügel. Dennoch war es in meinen Augen insgesamt eine überzeugende Leistung meiner Mannschaft. Wir haben Teamgeist bewiesen. Was uns dieses Hinspielergebnis bringt, sehen wir in der kommenden Woche. Es wird im Rückspiel wichtig sein, gut zu verteidigen und kein Tor zu kassieren. Die heutige Partie hat gezeigt, dass die Chancen aufs Weiterkommen bei 50:50 liegen.

Und es geht schon wieder los

Die Eintracht bleibt im zehnten Spiel hintereinander ungeschlagen. Erinnerungen an die Elferserie in der Hinrunde werden wach. Zu der Parallele gibt es einen entscheidenden Unterschied.

Es liegt ein paar Monate zurück und war damals nicht der Rede wert, findet aber dieser Tage eine verstärkte Aufmerksamkeit: Nacheinander besiegte die Eintracht im Herbst Hannover (4:1), S.S. Lazio (4:1), Hoffenheim (2:1) und Fortuna Düsseldorf (7:1) auf überwiegend dominante Weise. Der gemeinsame Nenner, immer ein Gegentor kassiert zu haben, fiel damals scheinbar nicht weiter ins Gewicht, trieb aber nicht zuletzt Kevin Trapp regelmäßig zur Weißglut. Im Frühjahr 2019 wiederholten so ziemlich alle Beteiligten vor und nach dem Aufeinandertreffen mit dem FC Internazionale Milano gebetsmühlenartig die Wichtigkeit, zu Null zu spielen. Von Cheftrainer Adi Hütter über die Ersatzkapitäne Gelson Fernandes und Makoto Hasebe bis zu Trapp selbst, der mit einem gehaltenen Elfmeter gegen Marcelo Brozovic entscheidenden Anteil an der elementaren weißen Weste hatte. Der folgende Jubelschrei des ausverkauften Hexenkessels war lauter als bei so manchem Torjubel.

Die Strafstoßthematik sollte in der zweiten Halbzeit nicht abebben, als Sébastien Haller sogar energischer als zuvor Lautaro Martinez zu Fall gebracht wurde, ein Pfiff aber ausblieb. Die Ursache für Hütters Ärgers war menschlich nachvollziehbar, für die Art und Weise des Frustabbaus entschuldigte sich der auf die Tribüne verwiesene Österreicher hinterher aufrichtig: „Das war unprofessionell von mir.“ Der durch seine dritte Gelbe Karte im Rückspiel gesperrte Fernandes brachte den Interpretationsspielraum von Schiedsrichter William Collum auf den Punkt: „Bei den Szenen gibt es nicht die eine Wahrheit, aber wenn er den ersten Elfmeter gibt, muss er den zweiten auch geben.“

Krallen ausgefahren

Doch auch ohne den verwehrten Versuch vom Punkt hatte die in der ersten Halbzeit ungewohnt zurückhaltende Eintracht nach dem Seitenwechsel zahlreiche Gelegenheiten, um in Führung zu gehen. Die Statistiker zählten für den zweiten Durchgang 12:2 Torschüsse, 64 Prozent Ballbesitz und 3:0 Ecken für die Eintracht. Nicht nur bei den Standards fanden die Adler, die nach dem Seitenwechsel wieder sichtbar ihre Krallen ausgefahren hatten, in Samir Handanovic ihren Meister. Der Torhüter und Spielführer wehrte sechs Einschüsse ab, während sein Gegenüber Trapp komplett beschäftigungslos blieb. Ein untrügliches Zeichen, wie kompromisslos die Hessen in der Pause ihre fast schüchterne Gangart abgelegt und zu ihrem Jagdinstinkt zurückgefunden haben. Mit dem Wiederanpfiff rollte eine schwarze Angriffswelle nach der anderen auf die Gerade der Fans zu, die mit ihren Anfeuerungsrufen und einmaligen kollektiven Choreografie das Offensivfeuer weiter beschleunigten.

Weshalb nach den ersten 90 Minuten Gästetrainer Luciano Spalletti, im fünften Spiel an seinem Geburtstag ohne Sieg, fast wortgetreu nachsprach, was Kollege Hütter einen Tag zuvor gefordert hatte: „Es wird im Rückspiel wichtig sein, gut zu verteidigen und kein Tor zu kassieren.“ Umgekehrt wusste Trapp, dessen Defensivpenetranz im richtigen Moment Anklang gefunden hat, „dass wir einfach nicht verlieren dürfen. Wir spielen auf Sieg, alles andere können und wollen wir nicht.“ Es wäre die Schleife auf dem Geburtstagsgeschenk, das sich die Eintracht mit dem nächsten elektrisierenden Europokalabend selbst gemacht hat.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de






 

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