FC Schalke 04 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2018/2019 - 28. Spieltag

1:2 (1:1)

Termin: 06.04.2019, 15:30 Uhr
Zuschauer: 61.842
Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel)
Tore: 0:1 Rebic (13.), 1:1 Serdar (21.), 1:2 Jovic (90., Handelfmeter)

 

 

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FC Schalke 04 Eintracht Frankfurt

  • Nübel
  • Bruma
  • Stambouli
  • Nastasic
  • Mascarell
  • Caligiuri
  • Oczipka
  • S. Serdar (90.)
  • Boujellab
  • Burgstaller
  • Embolo

 


  • Trapp
  • Kostic
  • Hinteregger
  • Hasebe
  • Abraham
  • Da Costa
  • Willems
  • de Guzman
  • Fernandes
  • Jovic
  • Rebic

 

Wechsel
  • Kutucu für Embolo (66.)
  • Rudy für Boujellab (79.)
Wechsel
  • Ndicka für Hinteregger (37.)
  • Paciencia für de Guzman (46.)
Trainer
  • Huub Stevens
Trainer

 

 

Sieg im Herzschlagfinale

Tief in der Nachspielzeit verwandelt Luka Jovic den Elfmeter zum 2:1 (1:1)-Sieg der Eintracht beim FC Schalke 04, mit dem die Hütter-Elf den sechsten Erfolg in Serie feiert.

Die Eintracht festigte damit Platz vier mit 52 Punkten und ist seit 15 Spielen ungeschlagen. Vor ausverkauftem Haus in der Veltins-Arena traf Ante Rebic zur frühen Führung, die Suat Serdar nur kurze Zeit später ausglich. In der Schlussphase hatten sich beide Teams mit dem Remis abgefunden und es lief bereits die letzte Minute der angezeigten Nachspielzeit, als Schiedsrichter Stegemann auf Handspiel von Caligiuri im Strafraum entschied und Luka Jovic mit dem spätesten Tor der Eintracht seit Beginn der genauen Datenerfassung die Weichen auf Sieg stellte.

Ausgangssituation: Verkehrte Welt

Trafen Schalke und die SGE in den vergangenen Jahren aufeinander, war immer mal wieder vom Duell Champions League-Anwärter gegen Kellerkind die Rede. Das funktioniert auch diesmal, allerdings mit vertauschten Rollen. Während die 2019 noch ungeschlagenen Adler als Tabellenvierter mit zuletzt fünf Ligasiegen hintereinander ordentlich Rückwind unter den Flügeln hatten, befinden sich die bergbauerfahrenen Knappen in deutlich tieferen Regionen, als ihnen lieb ist. Auf Platz 14 ist man mit 26 Zählern vor der Partie nur sechs Punkte vor dem Relegationsplatz - eine ungewohnte Situation für S04 und gleichzeitig ein eindeutiges Indiz dafür, dass es für beide Kontrahenten in diesem Spiel um viel geht.

Personal: Rückkehrer Abraham und Torró

Während die Hausherren unter anderem auf Weston McKennie, Alessandro Schöpf und Mark Uth verzichten mussten, fehlte auch Salif Sané kurzfristig wegen muskulärer Probleme. SGE-Coach Adi Hütter vermisste ebenfalls die eine oder andere potenzielle Stammkraft. So verkündete der Frankfurter Cheftrainer bereits am Freitag, dass neben den bereits bekannten Ausfällen auch Sébastien Haller, Mijat Gacinovic und Sebastian Rode auf Schalke fehlen würden. Dafür kehrten David Abraham (Startelf) und Lucas Torró (Bank) nach Verletzungen zurück ins Team.

Eintracht dominant, Schalke glücklich

Unter der Woche hatte Schalke noch im Pokal gegen Bremen gespielt und mit 0:2 verloren. Im zweiten Heimspiel binnen weniger Tage wollten die Königsblauen also Wiedergutmachung betreiben. Zu Beginn gelang dies allerdings nicht, denn die Frankfurter spielten mit breiter Brust nach vorne und hatten durch Jovic (3.) und Rebic (7.) die ersten guten Chancen. Kurz drauf war es dann so weit und der Ball zappelte im Netz. Vorangegangen war ein Ballgewinn in der eigenen Hälfte durch Martin Hinteregger, bevor die SGE blitzschnell umschaltete. Kostic machte auf Links erst ein paar Meter und steckte dann durch auf Rebic, der die Ruhe bewahrte, den Keeper noch aussteigen ließ und dann locker einschob (13.). Nur eine Minute später fiel beinahe das zweite Tor für die Elf von Adi Hütter, nachdem es Hinteregger gegen den weit vor seinem Tor stehenden Nübel einfach mal aus 50 Metern versucht hatte. Der Keeper eilte jedoch schnell genug zurück und verhinderte so das potenzielle „Tor des Monats“. In der 21. Minute kamen die Knappen dann wie aus dem Nichts nach einem Freistoß zum Ausgleich durch Serdar, der einen Abpraller aus kurzer Distanz zum 1:1 über die Linie drückte. Danach brauchten die Hessen ein paar Minuten, um wieder in die Spur zu finden und hätten nach einer knappen halben Stunde wohl einen Elfmeter bekommen müssen, der jedoch trotz Videobeweis verwehrt blieb. So blieb es bis zur Pause beim 1:1, nachdem die Begegnung zunehmend an Spielfluss einbüßte.

Wenige Torszenen nach der Pause

Die Eintracht kam mit Schwung und einem dritten Stürmer Goncalo Paciencia aus der Kabine. Paciencia prüfte per Kopf Nübel (52.), der ebenso bravourös hielt wie den von Caligiuri abgefälschten Eckball von Willems (53.). Nach einer etwas ruhigeren Phase mit ein paar harmlosen Abschlüssen von Paciencia kam auf der anderen Seite Serdar etwas zufällig an den Ball und zog aus kurzer Distanz ab, Trapp war zur Stelle (69.). Bei der Eintracht fehlte in dieser Phase die Präzision, um sich im Strafraum einen Abschluss zu erarbeiten. In der Schlussphase wurde die Partie eher zerfahrener als strukturierter, sodass keines der beiden Teams entscheidende Akzente setzen konnte. In der vierten Minute der Nachspielzeit sah Serdar nach einem Foul gegen Kostic die Gelb-Rote Karte, es gab noch einmal Freistoß für die SGE. Einige Male konnte Schalke abwehren, dann zog Kostic aus der Ferne ab und Caligiuri hatte die Hand im Strafraum dazwischen. Die Partie lief zunächst weiter, dann bekam Stegemann ein Zeichen und es gab Videobeweis. Der Schiedsrichter entschied auf Elfmeter, den Luka Jovic in der 99. (!) Minute humorlos verwandelte und die Gästefans ausgelassen jubeln ließ.

Fazit: Glücklicher Sieg

Beide Teams hätten den einen Punkt verdient gehabt, mit dem es in die letzte Minute der Nachspielzeit ging. Doch weil Luka Jovic spät einen Handelfmeter verwandelte, sicherte sich das Team von Adi Hütter einen etwas glücklichen Sieg. Über weite Strecken war die Partie ausgeglichen und von beiden Seiten kein Leckerbissen. Die Eintracht brachte nicht alle vorhandenen PS auf den Rasen, war nicht immer aggressiv genug und erarbeitete sich vergleichsweise wenige gute Möglichkeiten. Dass es zum Sieg reichte, verdankte sie einmal mehr Luka Jovic, der sein 17. Saisontor mit dem spätesten Elfmeter der Bundesliga-Geschichte erzielte.

Stimmen zum Spiel

Adi Hütter (Eintracht-Trainer): "Ich habe die Situation vor dem 2:1 noch nicht gesehen, habe aber gehört, dass es ein klarer Elfmeter war. Es gab auch in der ersten Halbzeit schon einen klaren Elfmeter an Ante Rebic. Dass wir in der allerletzen Situation noch den 2:1-Sieg mitnehmen, ist sicherlich glücklich. Insgesamt war es über 90 Minuten nicht ganz unverdient, auch wenn wir heute nicht so ein gutes Spiel gemacht haben. Wir waren in den ersten 20 Minuten klar die bessere Mannschaft, haben dann aber die Struktur verloren und nicht mehr unser Spiel durchgezogen. Ich wollte in der Halbzeit nochmal reagieren und mit Paciencia einen weiteren Stürmer bringen. Wir hatten aber zu wenige Lösungen vorne, weil Schalke gut gestanden hat. Auch Luka Jovic hat nicht sein bestes Spiel im Dress von Eintracht Frankfurt gemacht, aber wenn du ein Goalgetter bist, lässt du dir diese Chance vom Elfmeterpunkt nicht nehmen. Es war nicht einfach mit der langen Wartezeit bis zum Elfmeter. Diesen Ball musst du unter die Latte zimmern, um die drei Punkte festzumachen."

Kevin Trapp (Eintracht-Torwart): "Ich habe den Elfmeter nicht gesehen. Ich habe mich weggedreht. Aber ich habe gehört, dass er – genau oben rein – das Netz fast kaputt geschossen hat. Das zeigt auch die Entschlossenheit, die Luka hat. In so einem Moment, wo wir alle wissen, wenn er ihn reinschießt, gewinnen wir und wenn nicht, gehen wir mit hängenden Köpfen runter. Das zeigt die Mentalität von Luka. So ein Spiel zu gewinnen – das ist fast noch schöner als ein 3:0, 4:0. Die ersten zwanzig Minuten waren gut. Danach haben wir kein gutes Spiel mehr gemacht. Wenn du oben stehst, dann gewinnst du die Spiele auch. Wir nehmen die drei wichtigen Punkte gern mit."

Luka Jovic: "Ich war vor dem Elfmeter voll konzentriert und war mir sicher, dass ich ihn verwandeln werde. Wir haben sicher nicht unser bestes Spiel gezeigt, aber entscheidend ist, dass wir hungrig geblieben sind und bis zum Schluss den Sieg wollten. Ich denke, wir haben unter dem Strich verdient gewonnen."

Huub Stevens (Schalke-Trainer): "Daniel Caligiuri wird vor dem Handspiel geschubst und kriegt den Ball an den Ellenbogen und dann erst an die Hand. Er wird aus der Balance gebracht. Ich muss aufpassen, was ich jetzt sage. Wir haben bravourös gekämpft und alles gegeben. Frankfurt war die frischere Mannschaft, weil sie unter der Woche nicht gespielt haben.

Guido Burgstaller (Schalke-Stürmer): "Wir waren heute stärker als Frankfurt. Wenn du da unten drin steckst, hast du aber das Pech, das wir zurzeit haben. Dann wird so ein Spiel eben durch so eine Entscheidung in der Nachspielzeit entschieden."

Hinteregger gibt vorsichtig Entwarnung

Abwehrrecke Martin Hinteregger hat beim Spiel auf Schalke mächtig was abbekommen. Zunächst verletzte sich der Österreicher offenbar bei einem Zweikampf mit seinem Gegenspieler Breel Embolo an der Hand. Was sich einen Tag später als ein Mittelhandbruch herausgestellt hat. "So richtig gemerkt habe ich das gar nicht", erklärte er beim Auslaufen am Sonntag. Schlimmer war dann aber ein Zusammenprall, der im Nachhinein als Kehl- und Brustkorbprellung diagnostiziert wurde. "Ich habe schlecht Luft bekommen und mir war schwindelig. Außerdem wusste ich, dass wir mit Evan Ndicka einen mindestens gleichwertigen Ersatz auf der Bank hatten. Deswegen musste ich raus. Heute gehts mir aber wieder gut und ich denke, dass bis Donnerstag alles wieder in Ordnung ist."

Wenn’s läuft, dann läuft‘s

Die Eintracht hat das Glück auf ihrer Seite und feiert in Gelsenkirchen einen historischen Sieg, denn einen „Sechserpack“ gab es in der Bundesliga noch nie.

Luka Jovics Blick ist entschlossen. Der 21-Jährige steht bereit zum Elfmeter, wartet auf den Pfiff des Schiedsrichters. Über 98 Minuten Spielzeit zeigt die Uhr, offiziell ist es die 90. + 9. Spielminute. Jovics Gegenüber: Alexander Nübel, der Schalker Torhüter, der zuvor mit einigen Glanzparaden seine Mannschaft im Spiel gehalten hatte. 1:1 steht es in der Veltins-Arena. Ein Ergebnis, das sich die Gastgeber aufgrund ihrer Einstellung und Leidenschaft verdient hatten. Doch das zählt jetzt nicht. Jovic hat aus elf Metern die Chance, auf Sieg für die Eintracht zu stellen. Noch nie hatte es seit Beginn der Datenerfassung einen späteren Elfmeter in der Bundesliga gegeben, noch nie hatte die Eintracht so spät ein Tor erzielt. All das wird dem Serben gerade nicht durch den Kopf gehen. Er ist fokussiert, läuft an - und hämmert das Leder mit rechts unter die Latte. Nübel hat keine Abwehrchance beim Geschoss von Jovic, das Leder streift noch den Querbalken. 2:1 für Eintracht Frankfurt!

Dass die Schalker Nerven nach diesem Last-Minute-K.o. ein wenig blank lagen, ist verständlich. Der Revierclub hatte bravourös gekämpft, die Fans hatten kurz zuvor ihre Mannschaft gefeiert, waren mit der Leistung ihrer Mannschaft zufrieden. Auch Huub Stevens, der (Jahrhundert-) Trainer der Gelsenkirchener, sollte später die Einstellung seiner Spieler loben und viel Positives aus der Partie herausziehen.

Gute erste 20 Minuten

Sein Gegenüber Adi Hütter wusste dagegen, dass die Eintracht auch etwas Dusel hatte, um diese drei Punkte einzufahren. "Das Zustandekommen des Sieges war am Ende sicherlich glücklich. Aber wenn man wie wir in Fahrt ist und einen Lauf hat, dann hat man meistens das Glück auf seiner Seite", bilanzierte er, was man auch getreu einer Fußballerweisheit so zusammenfassen kann: Wenn man oben steht, hat man manchmal das Glück, dass man nicht hat, wenn man unten in der Tabelle verortet ist.

Die ersten 20 Minuten hatten die Adlerträger sehr guten Fußball gezeigt, dann aber etwas die Aggressivität in den Zweikämpfen und die Genauigkeit in den Aktionen verloren. Suat Serdar konnte die Führung der Gäste ausgleichen, und die zweite Halbzeit war wahrlich kein Leckerbissen für die Zuschauer in der ausverkauften Veltins-Arena. Aber, und das erkannte Gelson Fernandes richtig: "Man kann nicht jede Woche ein Topspiel abliefern." So war es eine recht zähe Angelegenheit bis in die Schlussphase hinein, es gab kaum nennenswerte Tormöglichkeiten auf beiden Seiten. Bis Suat Serdar Filip Kostic in der vierten Minute der Nachspielzeit foulte, die Eintracht einen Freistoß erhielt, und Kostic den quer gelegten Ball einfach mal auf das Tor drosch. Caligiuri war mit der Hand im Strafraum dazwischen, was erst über den Videobeweis seine 100-prozentige Klärung fand. Und so war es schließlich Luka Jovic, der mit seinem bereits 17. Saisontor den sechsten Dreier in Serie ermöglichte. 52 Zähler nach 28 Spielen - die Eintracht steht punktemäßig so gut da wie noch nie zu diesem Zeitpunkt einer Bundesliga-Saison seit Einführung der Drei-Punkte-Regel. Nie zuvor waren in einer Spielzeit sechs Bundesliga-Siege in Serie gelungen. Und ganz nebenbei war es das 15. Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage (11 Bundesliga, 4 Europa League).

Selbstvertrauen getankt

Welche Aussagekraft hat die Partie und das Ergebnis auf Schalke nun für die UEFA Europa League-Partie am Donnerstag bei SL Benfica, dem Viertelfinal-Hinspiel? "Benfica spielt einen anderen Fußball als Schalke 04", meint Adi Hütter, der seine Mannschaft in den nächsten Tag sicherlich bestmöglich auf den portugiesischen Spitzenklub einstellen wird. Die Gastgeber vom Donnerstag sind in der Liga erst am heutigen Sonntag beim Tabellenletzten in Feirense gefordert und wollen mit einem Sieg wieder zum FC Porto aufschließen. Selbstvertrauen hat die Eintracht auf jeden Fall getankt vor dem Europa League-Kracher, denn drei Punkte helfen dafür immer. Das weiß auch Luka Jovic, der den Elfmeter in Gelsenkirchen eiskalt verwandelte und nun bereit ist für das Duell mit dem Klub, von dem er nach Frankfurt (mit Kaufoption, versteht sich) verliehen ist.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de






 

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