Benfica Lissabon - Eintracht
Frankfurt |
UEFA Europa League 2018/2019 - Viertelfinale, Hinspiel
4:2 (2:1)
Termin: 11.04.2019, 21:00 Uhr
Zuschauer: 54.175
Schiedsrichter: Anthony Taylor (England)
Tore: 1:0 Joao Félix (21., Foulelfmeter), 1:1 Jovic (40.), 2:1 Joao Félix (43.), 3:1 Rúben Dias (50.), 4:1 Joao Félix (53.), 4:2 Paciencia (72.)
Benfica Lissabon |
Eintracht Frankfurt |
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Leidenschaft in Unterzahl Die Eintracht hält trotz 70-minütiger Unterzahl bei einem starken SL Benfica bravourös dagegen, unterliegt jedoch im Viertelfinal-Hinspiel der UEFA Europa League mit 2:4. Eine Schlüsselszene vor knapp 55.000 Zuschauern war sicherlich die Rote Karte gegen Evan Ndicka nach 21 Minuten nach einer Notbremse im Strafraum, die die Taktik von Cheftrainer Adi Hütter schon früh über den Haufen warf und mit dem folgenden 0:1 per Elfmeter indirekt den Rückstand brachte. Jovic erzielte nach 40 Minuten das zwischenzeitliche 1:1 für die Eintracht. Benfica drehte rund um die Pause mit drei Treffern binnen zehn Minuten auf, Goncalo Paciencia verkürzte auf 2:4. Matchwinner für die Gastgeber war der hochtalentierte 19-jährige Joao Félix, bereits ein absoluter Leistungsträger. Das Talent war an allen vier Treffern beteiligt. Für die Eintracht war es die erste Niederlage im 16. Pflichtspiel des Jahres. Hasebe erst Abräumer, dann in der Kette Im Vergleich zum 2:1-Auswärtssieg auf Schalke nahm Adi Hütter zwei Veränderungen in seiner Startelf vor. Evan Ndicka und der wiedergenesene Sebastian Rode rückten neu ins Team, dafür rotierten Jonathan de Guzman und Jetro Willems auf die Bank. Sébastien Haller fehlte aufgrund seiner Bauchmuskelprobleme dagegen weiterhin und war nicht im Kader. Taktisch bedeutete dies, dass Hasebe als Abräumer vor der Dreierkette fungierte, Rode und Gelson Fernandes agierten eine Linie davor. Nach der Roten Karte musste Hasebe den Platz von Ndicka in der Dreierkette einnehmen. Ndicka sieht früh Rot, Jovic gleicht aus Die Eintracht versteckte sich bei den heimstarken Portugiesen keineswegs und kontrollierte das Geschehen in der Anfangsphase, durch frühes Stören zwang sie Benfica immer wieder zu Fehlern im Spielaufbau. Fast hätte Luka Jovic für die frühe Führung gesorgt, als Jardel einen langen Ball unterlief und der Serbe alleine auf weiter Flur war. Grimaldo konnte im letzten Moment noch eingreifen (5.). Doch in der 21. Minute änderten sich die Kräfteverhältnisse grundlegend. Ndicka schubste den durchgebrochenen Gedson im Strafraum von hinten, Elfmeter und Rote Karte für den Franzosen waren die Folge. Joao Félix verwandelte den Strafstoß eiskalt, er hatte zuvor Gedson mit feinem Fuß bedient. Nach dem 1:0 übernahm Benfica mehr und mehr das Kommando, auch wenn die Eintracht mit viel Leidenschaft konzentriert verteidigte und zur Halbzeit eine positive Zweikampfquote aufwies. Das führte zumindest dazu, dass die großen Gelegenheiten für die Gastgeber lange ausblieben, auf der anderen Seite kam die Eintracht-Offensive jedoch kaum zur Geltung. Kaum, denn zwei Nadelstiche setzte das Team von Adi Hütter. Beim ersten Versuch wurde Rebics Schuss abgeblockt (38.), dann bediente der Kroate bei einem mustergültigen Konter Luka Jovic. Der Toptorjäger der Gäste hatte keine Mühe, gegen den geschlagenen Torwart Vlachodimos unter der Latte einzuschieben (40.). Benfica antwortete prompt. Der erst 19-jährige Félix traf aus 20 Metern zum 2:1 (43.), Trapp riss gegen Cervi gerade noch die Arme hoch (44.), und wiederum Cervi schoss drüber (45.+1). Kostics Abseitstor nach einer Rode-Freistoßablage fand zurecht keine Anerkennung (45.+3) – zeigte aber, dass die Eintracht auch in Unterzahl zu Chancen kam. Joker-Kombination zum Anschlusstreffer Die zweite Hälfte begann denkbar schlecht für die SGE. Felix verlängerte eine Ecke am kurzen Pfosten mit dem Rücken, Rúben Dias köpfte hinten freistehend ein (50.). Nur drei Minuten später war Joao Felix wieder zur Stelle, nach einem Umschaltspiel aus dem Lehrbuch. Grimaldo war bis zur Grundlinie durchgesprintet und legte ab auf Félix, der am Elfmeterpunkt den Fuß hinhielt und Trapp tunnelte (53.). Hütter reagierte und stärkte mit de Guzman für Jovic das Mittelfeld. Sein zweiter Wechsel brachte auf der Anzeigetafel umgehend Ertrag, und die zwei Joker waren beteiligt. Fünf Minuten war Goncalo Paciencia auf dem Platz, als er eine Ecke von de Guzman aus zehn Metern platziert ins Eck köpfte (72.) - in bester Dirk Nowitzki-Manier: im Rückwärtslaufen "geschossen". Kurz davor hätte der ebenfalls als Einwechselspieler aufgebotene Haris Seferovic ebenso fast direkt eingenetzt, er zwang Trapp zu einer Glanzparade (70.). Fazit: Eintracht wehrt sich Benfica zeigte seine ganze Klasse und kam zu einem verdienten Erfolg. Joao Félix war nicht zu bremsen, schon gar nicht in Unterzahl. Die Eintracht stemmte sich in der ersten Halbzeit vehement gegen die offensive Qualität der Gastgeber, konnte aber den Doppelpack kurz nach der Pause für Benfica nicht verhindern. Der Anschlusstreffer von Goncalo Paciencia erhöhte die Hoffnung, im Stadtwald in einer Woche noch die Wende zu schaffen. Die Fans unterstützten die tapfer kämpfenden Adlerträger pausenlos und werden auch im Rückspiel eine tragende Rolle spielen. Stimmen zum Spiel Adi Hütter: Die frühe Rote Karte hat es uns natürlich schwer gemacht. Es gab Phasen, in denen wir uns nicht gut angestellt haben, insbesondere in den ersten Minuten nach der Pause. Aber insgesamt war es eine tolle Leistung meiner Mannschaft. In Unterzahl haben wir hier 70 Minuten lang ein richtig gutes Spiel gemacht, sodass wir uns noch alle Chancen für das Rückspiel gewahrt haben. Was mir dabei besonders imponiert hat, war die Mentalität des Teams. Nach einem 1:4 noch mal so nach vorne zu spielen und zurückzukommen, war beeindruckend. Ich erwarte nun nächste Woche einen heißen Tanz in Frankfurt. Wir brauchen zu Hause ein perfektes Spiel. Aber ich bin überzeugt davon, dass wir Benfica schlagen können. Gelson Fernandes: Das ist kein schlechtes Ergebnis. Wir haben mit zehn Mann zwei Tore gemacht, gekämpft und alles gegeben. Es wird sehr schwer im Rückspiel, aber wir sind bereit. Wir müssen ein Tor schießen und dann werden wir sehen, wie Benfica reagiert. Wir sind Eintracht. Wir müssen positiv bleiben. Natürlich haben wir jetzt alle drei Tage ein Spiel, aber das ist egal. Am Sonntag wird Augsburg alles geben, aber wir werden weiter kämpfen. Danny Da Costa: Gerade ist ein bisschen Enttäuschung da. Die zwei Gegentore nach der Pause waren bitter. Die Partie wäre offen gewesen mit elf Mann. Gegen eine Mannschaft mit dieser Qualität in Unterzahl zu bestehen, ist enorm schwierig. Aber wir haben es gut gemacht, sind noch am Leben und haben die Chance auf das Weiterkommen. Wir müssen dran glauben, dann können wir mit dem Fans im Rücken ein Riesenspiel machen. Am Sonntag geht’s gegen Augsburg. Mannschaften, die gerade den Trainer gewechselt haben, sind immer gefährlich. Eine sehr harte Aufgabe, Augsburg steht unter Druck und will unbedingt punkten. Goncalo Paciencia: Mein Tor war wichtig. Ich war in der richtigen Position. Wichtig ist nun mit zwei Toren Unterschied zu gewinnen im Rückspiel. Unsere zwei Tore heute waren wichtig. Wir haben natürlich noch Chancen aufs Weiterkommen. Wir brauchen unsere Fans, das ist unser zwölfter Mann. Wir müssen dran glauben. Wir sind stärker als Benfica, das haben wir schon gezeigt. Sebastian Rode: Die Tür ist noch offen. Wir müssen im Rückspiel kratzen und beißen. Das zweite Tor hält uns am Leben. Mal wieder zu verlieren ist ungewohnt, die vier Gegentore tun uns weh. Kevin Trapp: Die Niederlage tut weh. Das Ergebnis spiegelt das Spiel nicht wider. Es ist zu hoch ausgefallen. Wir müssen positiv bleiben, wir haben ein gutes Spiel gemacht mit einem Mann weniger. Jeder kann sich auf Donnerstag freuen, denn wir können es noch schaffen und es wird jede Menge los sein. Wir sind zuhause eine Macht. Ich war froh, dass ich gegen Haris gehalten habe, denn vorher war gefühlt jeder Ball drin. Wir haben die Qualität, es zu schaffen. Es ist machbar! Ich bin enttäuscht heute, weil mehr drin gewesen wäre. Wir können mithalten, das haben wir bewiesen. Wir waren auch mit zehn Mann gefährlich. Darauf müssen wir aufbauen. Bruno Hübner: Wir können aus der Leistung und dem Ergebnis Hoffnung schöpfen. Wir haben eine Riesenmoral gezeigt. Ndicka für ein Spiel gesperrt Wenn die Eintracht in der kommenden Woche das Team von SL Benfica im Frankfurter Stadtwald empfängt und um den Einzug ins Halbfinale der UEFA Europa League kämpft, muss sie dabei auf Evan Ndicka verzichten. Die UEFA hat den französischen Innenverteidiger für eine Partie gesperrt. Beim Hinspiel in Portugal am gestrigen Donnerstag ist der 19-Jährige nach 21 Minuten wegen einer Notbremse vom Platz gestellt worden. In einem möglichen Halbfinale wäre Ndicka wieder spielberechtigt. Geschlagen, aber nicht besiegt Die erste Niederlage im Fußballjahr 2019 tut weh. 2:4 lautet das Ergebnis im Hinspiel des Europa League-Viertelfinals bei SL Benfica. Trotzdem macht die gezeigte Leistung Mut. Dass diese unheimliche Serie von 15 ungeschlagenen Partien in Folge irgendwann reißen wird, war allen Beteiligten wie Verantwortlichen klar. Irgendwann kommt dieses eine schwache Spiel, wo einfach mal nicht viel zusammenpasst, wo immer ein Bein des Gegners dazwischen ist oder wo vielleicht Fortuna an dem besagten Nachmittag oder Abend einem einfach nicht hold sein will. Doch genau so eine Art Spiel war die 2:4-Niederlage in Lissabon nicht. Im Gegenteil. Die tapfer kämpfenden Adlerträger machten an einem lauwarmen Frühlingsabend in Lissabon eigentlich viel richtig und wurden trotzdem geschlagen. Aber warum? Eine Liste voller Gründe Das hatte viele Gründe. Keine Frage, dass der frühe Platzverweis von Evan Ndicka nach nur 21 gespielten Minuten die Kräfteverhältnisse klar Richtung Gastgeber verschob. Cheftrainer Adi Hütter musste sein Team nicht nur taktisch neu ausrichten, sondern auch personell, als er Makoto Hasebe sofort in die Dreierkette zurückzog und das Mittelfeld damit einen Taktgeber verlor. Die Rote Karte war zwar der schwerwiegendste Grund, aber nicht der einzige für die Niederlage. Da wäre zum Beispiel noch der Gegner SL Benfica, der nicht umsonst schon 77 Tore in der portugiesischen Liga erzielt hat. Eine wieselflinke Armada an temporeichen und dribbelstarken Fußball-Ästheten bot Trainer Bruno Lage auf, die jederzeit in der Vorwärtsbewegung mächtig Zug entwickeln konnte. Allen voran der dreifache Torschütze Joao Félix, der 19-jährige Überflieger, vor dem Trainer Hütter nicht umsonst mit der Bezeichnung "Jahrhundertalent" gewarnt hatte. Und dann wäre noch die schwachen zehn Minuten nach der Pause, als man zunächst bei einem Eckball nicht wachsam war und nur wenige Minuten später beim dritten Treffer des überragenden Félix nicht griffig genug agierte. Schlussendlich noch das fehlende Quäntchen Glück, als das Tor zum 2:2 von Filip Kostic wegen einer Zentimeter-Entscheidung (Abseits) nicht gegeben wurde. Goldenes Händchen Doch trotz dieser vielen Nackenschläge gaben die gebeutelten zehn Hütter-Schützlinge nicht auf. Weder nach dem 0:1, als zunächst Luka Jovic noch egalisieren konnte, noch beim 1:4, als nur noch wenig für die Eintracht sprach. Sie kämpften, liefen, bissen. Und das ist ihnen hoch anzurechnen. Aber auch Cheftrainer Hütter bewies in der schwierigen Situation ein richtiges Näschen, als er mit Jonathan de Guzman und Goncalo Paciencia für Ante Rebic und Luka Jovic eigentlich defensiver wechselte, damit aber wieder mehr Stabilität und Kompaktheit im Mittelfeld ins Team brachte. Dass diese beiden wenig später auch noch hauptverantwortlich für das zweite Auswärtstor waren, kann gut und gerne als goldenes Händchen bezeichnet werden. Paciencia nickte nämlich im Rückwärtsfallen wie Basketballer Dirk Nowitzki die Kugel nach einer de Guzman-Ecke rein und verkürzte somit auf 2:4. Beinahe wäre sogar noch der Anschluss gelungen, doch Filip Kostic zielte etwas zu hoch. Die Eintracht nach 15 Pflichtspielen ohne Niederlage also mal wieder geschlagen. Doch besiegt sind die Adlerträger deswegen noch lange nicht. In sechs Tagen, wenn SL Benfica zum Rückspiel nach Frankfurt kommt, wird sich die Commerzbank-Arena in einen Hexenkessel verwandeln. Dann wird die Eintracht ein Mann mehr sein. Dann heißt es mit den Fans im Rücken Zwölf gegen Elf.
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Bericht und Fotos von www.eintracht.de
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