Eintracht Frankfurt - FC Augsburg

Bundesliga 2018/2019 - 29. Spieltag

1:3 (1:2)

Termin: 14.04.2019, 18:00 Uhr
Zuschauer: 51.000
Schiedsrichter: Bastian Dankert (Rostock)
Tore: 1:0 Paciencia (14.), 1:1 Richter (31.), 1:2 Richter (45.), 1:3 Gregoritsch (84.)

 

 

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Eintracht Frankfurt FC Augsburg

  • Trapp
  • Toure
  • Hasebe
  • Hinteregger
  • Da Costa
  • Kostic
  • Fernandes (47.)
  • Rode
  • Rebic
  • Paciencia
  • Jovic

 


  • Kobel
  • Schmid
  • Gouweleeuw
  • Khedira
  • Stafylidis
  • Baier
  • Gregoritsch
  • Koo
  • Hahn
  • M. Richter
  • Finnbogason

 

Wechsel
  • Ndicka für Hinteregger (25.)
  • Gacinovic für Paciencia (54.)
  • de Guzman für Rode (66.)
Wechsel
  • Luthe für Kobel (39.)
  • Schieber für Finnbogason (83.)
  • Janker für Koo (90.)
Trainer Trainer
  • Martin Schmidt

 

 

Heimniederlage mit zehn Mann

Nach dem Führungstreffer durch Paciencia verliert die Eintracht mit 1:3 (1:2) gegen den FC Augsburg. Es war die erste Bundesliga-Niederlage seit dem 0:3 gegen den FC Bayern München vor Weihnachten.

Die Gäste drehten dabei die Partie, denn Goncalo Paciencia hatte per Kopf die Eintracht in Führung gebracht (14.). Noch vor der Pause traf Marco Richter doppelt (31./45.+4). Michael Gregoritsch sorgte für das Endergebnis nach 84 Minuten. Die Eintracht stand zu diesem Zeitpunkt nur noch mit zehn Spielern auf dem Platz, nachdem Gelson Fernandes Gelb-Rot gesehen hatte (47.). 51.000 Zuschauer sahen die Partie, sodass wettbewerbsübergreifend über eine Million Besucher seit Saisonbeginn in die Commerzbank-Arena kamen.

Personal: Ndicka erst draußen, dann früh im Spiel

Cheftrainer Adi Hütter wechselte im Vergleich zur Partie in Lissabon zwei Mal: Almamy Toure und Goncalo Paciencia kamen neu ins Team, dafür rotierten Evan Ndicka (kam jedoch nach 25 Minuten für den verletzten Hinteregger) und Kapitän David Abraham auf die Bank. Damit stürmten erstmals Ante Rebic, Luka Jovic und Goncalo Paciencia zusammen von Beginn an.

Paciencia mit Köpfchen

Die Partie begann mit viel Schwung, es gab sofort gefährliche Szenen in beiden Strafräumen. Zwingender war aber die Eintracht, die auch bis etwa zur 30. Minute dominant auftreten und spielerisch Akzente setzen sollte. Jovic köpfte nach einer Da Costa-Flanke drüber (4.), die Direktabnahme des Serben zwei Minuten später entschärfte Kobel ohne Probleme. Nach 14 Minuten nutzte die Eintracht die nächste Chance zur Führung. Nach einer abgewehrten Ecke hatte Kostic viel Zeit zum Flanken, er fand Goncalo Paciencia – und der Portugiese köpfte ein. Es war der fünfte Kopfballtreffer Paciencias für die Eintracht im zwölften Einsatz. Die Eintracht blieb am Drücker, leistete sich aber zu viele unnötige Fehlpässe gegen kämpferisch überzeugende Augsburger, die zudem einen Elfmeter forderten, als Toure Richter im Strafraum auf den Fuß gestiegen war. Und die SGE passte einmal nicht auf. Gregoritsch steckte durch auf Marco Richter, der zwei Verteidiger ins Leere laufen ließ und im Fallen den Ausgleich markierte (31.). Bis zur Halbzeit wurde die Partie zerfahrener. Es gab einige Unterbrechungen und Gelbe Karten, Augsburg musste verletzungsbedingt den Torwart wechseln (39.), die Zahl der Ungenauigkeiten war auf beiden Seiten hoch. Die Gastgeber hatten nur eine Passquote von 66 Prozent im ersten Durchgang. Es gab vier Minuten Nachspielzeit, die Augsburg zur ersten guten Szene nach langer Zeit und damit zur Führung nutzte. Marco Richter zog aus 20 Metern in halblinker Position einfach mal ab, das Leder schlug im langen Eck zur FCA-Führung ein (45.+4).

Schlussoffensive nicht belohnt

Schlechter hätte die zweite Halbzeit kaum beginnen können: Gelson Fernandes erhielt nach einem Foul die Gelb-Rote Karte (47.). Hütter reagierte und verstärkte mit Gacinovic wieder das Mittelfeld. Zwar hatte Jovic nach Kostic-Hereingaben zweimal die Chance zum Ausgleich (56./60.) und Rebics Schuss wurde in letzter Sekunde geblockt (70.), Ungenauigkeiten im Spielaufbau und die numerische Unterzahl ermöglichten Augsburg aber immer wieder schnelles Umschaltspiel und damit auch gefährliche Szenen. Hasebe musste Finnbogasons Kopfball auf der Linie klären (58.), Richter hätte fast den Dreierpack geschnürt (68./vorbei). Die Fans peitschten ihre Mannschaft weiter durchgehend nach vorne, und die Eintracht setzte nach 70 Minuten zur Schlussoffensive an. Der Funke sprang über, die Eintracht drückte, erarbeitete sich Ballbesitz und einige Eckbälle. Allerdings sorgte Michael Gregoritsch nach einem Konter für die Entscheidung zugunsten der Gäste (84.).

Fazit: Verdiente Niederlage

Es war nicht der Abend der Eintracht, die nach etwa 25 Minuten ihre Linie verlor. Viele Ungenauigkeiten prägten das Spiel des weiter Tabellen-Vierten, sodass auch Kampf und Einsatzwillen das nicht kompensieren konnten. Augsburg war aggressiv und effektiv, nutzte vor der Pause zwei Möglichkeiten zu Toren und machte in der Schlussoffensive der Gastgeber den Deckel drauf. Es war ein verdienter Erfolg der Gäste, die kaltschnäuziger waren und freilich auch vom Platzverweis gegen Fernandes profitierten. Die Fans der Eintracht feierten ihr Team dennoch und geben damit den Spielern Mut mit, am Donnerstag gegen Benfica die Hinspiel-Hypothek zu drehen.

Ausnahmezustand

Die erste Niederlage im zwölften Rückrundenspiel kam eher unerwartet. Zumal sie einige vermeintliche Gesetzmäßigkeiten außer Kraft setzte.

Zum zweigleisigen Erfolgsgeheimnis in der Saison gehört nicht nur, dass die Adlerträger auf europäischer Ebene gefühlten Königsklasseteams alles abverlangen, sondern auch zuverlässig ihrem Brot-und-Butter-Geschäft Bundesliga zuverlässig nachgehen. Die Eintracht verlor gegen kein Team, das zum Zeitpunkt des Aufeinandertreffens in der unteren Tabellenhälfte gestanden hatte – bis am Sonntagabend der FC Augsburg im Stadtwald aufschlug.

Dass die Hessen mit derlei „Sandwich“-Spielen zwischen zwei aufeinanderfolgenden internationalen Festtagen gut zurechtkommen, hatten sie erst im Vormonat in Düsseldorf bewiesen, als dem pflichtgemäßen 3:0 die Kür in San Siro folgte. Dennoch war es beispielsweise nicht von der Hand zu weisen, dass die Truppe aufgrund höherer Mächte in Lissabon erst gegen Freitagabend nach Frankfurt zurückgekehrt war und effektiv einen Tag Pause hatte. Es war der Anfang einer Pleite, die zwar mit Pech und Pannen, aber auch Selbstverschulden zu tun hatte, wie Adi Hütter hinterher anmerkte: „Wir haben es zu Beginn verpasst, in Führung zu gehen beziehungsweise nach dem 1:0 direkt das 2:0 nachzulegen. Augsburg hat dann zweimal eiskalt zugeschlagen“, brach der Cheftrainer den Auftritt auf die Quintessenz des Spiels, das Toreschießen, herunter. Tatsächlich schienen die Hausherren vor 51.000 Zuschauern zunächst vieles im Griff zu haben. Die Gäste präsentierten sich alles andere als sattelfest, erste Chancen ließen nicht lange auf sich warten. Allein Luka Jovic sollte am Ende acht Torschüsse verzeichnen, von denen aber keiner den Weg ins Ziel fand. Im Gegensatz zu den Gästen, die mit dem allersten Abschluss nach einer halben Stunde zum 1:1 kamen, als Marco Richter im Strafraum zu wenig Gegenwehr erfuhr und die Führung durch Goncalo Paciencia nach einer Viertelstunde egalisierte.

Millionenpublikum und Wundertüte

Der Portugiese war neben Almamy Toure einer von zwei Neuen in der Startelf und verwertete, natürlich, eine maßgeschneiderte Flanke von Filip Kostic per Kopf. Das sollte an diesem Tag aber eines der wenigen vertrauten Gefühle bleiben. Abgesehen natürlich von dem einer einmal mehr nahezu ausverkauften Commerzbank-Arena, sodass die Eintracht in dieser Saison schon jetzt wettbewerbsübergreifend über eine Million Besucher begrüßen durfte.

Die Anziehungskraft des Traditionsverein war Martin Schmidt noch bestens bekannt. „Es war ein sehr schönes Zurückkommen ins Rhein-Main-Gebiet für mich, in dem ich fast neun Jahre gelebt habe“, tat der Gästetrainer kund. Schmidt hatte erst am Dienstag die Nachfolge von Manuel Baum angetreten, weshalb die Fuggerstädter als eine Art Wundertüte gleichkamen, was sicher auch zur Geschichte des gestrigen Spiels gehört. Nach zwei verletzungsbedingten Auswechslungen, darunter Martin Hinteregger, der gegen seinen Stammverein beim Stand von 1:0 mit Oberschenkelproblemen nicht weitermachen konnte, gab es in der ersten Halbzeit vier Minuten Nachspielzeit, die Augsburgs Richter mit bis zum 1:2 ausreizte. Es war der dritte Torschuss der Fuggerstädter in Durchgang eins.

Schreckgespenst Schmidt

Dennoch war eine Niederlage statistisch weiter eigentlich undenkbar. Erstens, weil keines der vorangegangenen 36 Bundesligaspiele, in denen das Team zwischenzeitlich in Führung gelegen hatte, verloren gegangenen war, was letztmals im Mai 2017 gegen den 1. FSV Mainz 05 passierte – gegen Martin Schmidt, der mit dem FSV ein 0:2 in ein 4:2 drehte. Zweitens, weil die Adler von den vorangegangenen elf Bundesligaspielen gegen Mannschaften, die zuvor den Trainer gewechselt hatten nur eine verloren – im Februar 2015 gegen Martin Schmidt 1:3…

Unabhängig von derlei Aberglauben weiß Trainerkollege Hütter auch, dass „der Platzverweis uns den Zahn gezogen hat, weil wir schon am Donnerstag lange in Unterzahl agieren mussten und das natürlich Kraft gekostet hat.“ Nach der Gelb-Roten Karte gegen Gelson Fernandes mussten die Hessen nahezu eine Halbzeit lang mit einem Mann weniger auskommen. In Addition zu Donnerstag hieß das: Knapp 115 von 180 Minuten in Unterzahl! Dass mit einem Kraftverlust zwangsläufig auch die Konzentration nachlässt, spiegelte sich nicht nur beim Torabschluss, sondern auch in einer ausbaubaren Passquote von 66 Prozent wider. Kontergelegenheiten für die bayerischen Schwaben waren die logische Folge, das 1:3 durch Michael Gregoritsch kurz in der Schlussphase am Ende nicht mehr zu verhindern. Noch in der Hinrunde hatten die Adler mit 3:1 die Oberhand behalten.

So bleibt neben der Erkenntnis, zwar wenig zustande gebracht, aber alles versucht zu haben, auch die Tatsache haften, dass die Eintracht weiter von Platz vier grüßt und am Donnerstag mehr als nur theoretische Chancen aufs Weiterkommen besitzt. Zwei Niederlagen am Stück hatte es auch in der Hinrunde gegen Wolfsburg und Hertha gesetzt, danach folgte ein 2:1-Sieg bei S.S. Lazio.

Stimmen zum Spiel

Fredi Bobic: Es lag an vielen Faktoren. In der ersten Halbzeit haben wir ganz schön was liegenlassen an Chancen. Wir müssen vor dem Ausgleich höher führen. Dann gab es einige Genickschläge für die Jungs. In erster Linie waren das die Gegentore, aber vor allem die Gelb-Rote Karte. Interessant war, wie wir uns nochmal herangefightet haben, alles gegeben und versucht haben. Die Jungs wollten das 2:2 mit aller Macht. Augsburg macht aus ganz wenigen Chancen Tore. Die Niederlage müssen wir akzeptieren, abhaken, gut regenerieren und neu angreifen.

Danny Da Costa: Wir haben uns schwer getan, es war ein schweres Spiel. Eigentlich haben wir gut begonnen und sind verdient in Führung gegangen, waren aggressiv und haben gut Fußball gespielt. Nach dem 1:1 waren wir nicht mehr so dominant und etwas verunsichert, haben unseren Matchplan verloren. Trotzdem haben wir gekämpft, sind aber nicht mehr richtig rangekommen. Wir sind weite Wege gegangen, haben Druck gemacht. Aber es geht um Nuancen. Da reicht es, wenn du einmal einen Schritt zu spät bist. Zweimal in vier Tagen einen Platzverweis zu kassieren tut natürlich weh. Das aufzufangen, ist doppelt schwer. Wir haben trotzdem den Kopf oben behalten. Wir wollten, waren aber zu fehlerbehaftet. Am Donnerstag müssen wir deutlich besser spielen, und das werden wir auch.

Sebastian Rode: Wir sind sehr gut gestartet und in Führung gegangen. Dann haben wir den Faden verloren trotz der Chance zum 2:0. Wir hatten viele Situationen, in denen wir einen Schritt zu spät gekommen sind oder in 50:50-Zweikämpfen Pech hatten. Es war nicht unser Tag. Die Fans haben dennoch unseren Kampfgeist honoriert und uns auch nach der Niederlage unterstützt. Wir müssen den Kopf jetzt hochnehmen und uns konzentriert auf Donnerstag vorbereiten.

Makoto Hasebe: Das war eine sehr bittere Niederlage. Bis zur letzten Minute haben wir alles gegeben. Zwei Spiele mit langer Unterzahl kosten viel Kraft. Wir müssen nach vorne schauen und positiv bleiben, den Kopf frei machen und am Donnerstag frisch sein. Bisher haben wir trotzdem eine super Saison gespielt, deswegen können wir weiter Kopf oben behalten.

Adi Hütter: Es war eine sehr unnötige Niederlage. Wir haben es zu Beginn verpasst, in Führung zu gehen beziehungsweise nach dem 1:0 direkt das 2:0 nachzulegen. Augsburg hat dann zweimal eiskalt zugeschlagen, wir nach dem Seitenwechsel eine unnötige Gelb-Rote Karte kassiert und dann wurde es schwer. Der Platzverweis hat uns den Zahn gezogen, weil wir schon am Donnerstag lange in Unterzahl agieren mussten und das natürlich Kraft gekostet hat. Wir haben trotzdem danach viel Mentalität und Wille gezeigt und hatten auch Chancen, um nochmal ran zu kommen. Letztlich hat uns aber die Klarheit in den Aktionen gefehlt, sodass es am Ende nicht gereicht hat. Die Niederlage tut weh. Zu Martin Hinteregger können wir noch nichts Genaueres sagen. Er hatte Probleme am Oberschenkel und konnte nicht mehr sprinten. Wir hoffen, dass es sich nur um eine Verhärtung handelt, aber Weiteres müssen wir abwarten.

Martin Schmidt (Trainer FC Augsburg): Es war ein sehr schönes Zurückkommen ins Rhein-Main-Gebiet für mich, in dem ich fast neun Jahre gelebt habe. Meine Freude ist auch deshalb sehr groß. Aber das habe ich auch meiner Mannschaft und auch meinem Vorgänger Manuel Baum zu verdanken, die sehr gute Arbeit geleistet haben. Wir wollten dieses Spiel unbedingt gewinnen, was uns gelungen ist. Trotzdem nehmen wir auch viel Arbeit aus diesem Duell mit, in dem wir in der Defensive zeitweise einige Probleme hatten. Wir werden uns im Bus nach Hause sicherlich freuen. Aber ab morgen werden wir uns wieder auf das nächste Spiel wieder vorbereiten, denn als nächstes haben wir gegen Stuttgart ein echtes Endspiel. Ich möchte die Chance aber auch nutzen, um der Eintracht und Trainer Adi Hütter ein großes Kompliment auszusprechen. Hier wird großartige Arbeit geleistet.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de




 

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