Eintracht Frankfurt - FC Flora Tallinn

EuropaLeague 2019/2020 - Qualifikation, 2. Runde, Rückspiel

2:1 (1:1)

Termin: 01.08.2019, 20:30 Uhr
Zuschauer: 48.000
Schiedsrichter: Jörgen Burchardt (Dänemark)
Tore: 1:0 Paciencia (37.), 1:1 Sinyavskiy (40.), 2:1 Paciencia (54., Handelfmeter)

 

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Eintracht Frankfurt
FC Flora Tallinn

  • Wiedwald
  • Toure
  • Hasebe
  • Ndicka
  • Kohr
  • Torró
  • da Costa
  • Kostic
  • Kamada
  • Joveljic
  • Paciencia

 


  • Igonen
  • Kams
  • Pürg
  • Kuusk
  • Järvelaid
  • Ainsalu
  • Kreida
  • Liivak
  • Vassiljev
  • Sinyavskiy
  • Sorga

 

Wechsel
  • Gacinovic für Joveljic (67.)
  • Fernandes für Kohr (75.)
  • Durm für da Costa (85.)
Wechsel
  • Alliku für Liivak (60.)
  • Lepik für Sorga (70.)
  • Poom für Kreida (78.)
Trainer Trainer
  • Jürgen Henn

 

 

Paciencia-Doppelpack sichert Weiterkommen

Die Eintracht erreicht in der Qualifikation zur Europa League die dritte Runde. Goncalo Paciencia erzielt beim 2:1 (1:1) gegen den FC Flora Tallinn beide Tore.

Für Geburtstagskind Goncalo Paciencia war es dabei in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Abend. Beim 2:1 (1:1) der Eintracht gegen den FC Flora Tallinn in der zweiten Qualifikations-Runde zur UEFA Europa League gelang dem Portugiesen ein Doppelpack, wobei er erstmals in einem Pflichtspiel für die Adlerträger mit dem Fuß traf. Zunächst brachte er per Kopf die SGE in Führung (37.), Tallinn glich dann überraschend durch Vlasiy Sinyavskiy aus (40.). Kurz nach der Pause verwandelte Paciencia einen Handelfmeter zum Endstand (54.). Für eine tolle Stimmung sorgten 48.000 Zuschauer im Waldstadion, die am Ende beide (!) Teams feierten.

Gegner in der dritten Qualifikationsrunde ist am kommenden Donnerstag (8. August) ab 20.30 Uhr der FC Vaduz, der zunächst Heimrecht genießt. Eine Woche später fällt in Frankfurt ab 20.30 Uhr die Entscheidung, wer in die Playoffs (22./29. August) einzieht. Vaduz setzte sich am Abend mit 2:0 nach Verlängerung gegen den Fehérvár FC aus Ungarn durch (Hinspiel 0:1).

Personal: Hütter setzt auf Doppelspitze

Im Vergleich zur Vorwoche kamen Kamada, Toure und Joveljic neu in die erste Elf, dafür rotierten Abraham und Gacinovic auf die Bank. Ante Rebic war nicht rechtzeitig fit geworden und deshalb nicht im Kader. Sein Pflichtspieldebüt für die Adlerträger feierte Joker Erik Durm.

Überraschender Ausgleich kurz vor der Pause

Schon in der ersten Halbzeit war es eine einseitige Partie, wobei die Adlerträger mit zunehmender Spieldauer entschlossener wirkten. Matvei Igonen musste jedoch nur selten eingreifen, die meisten Versuche der Adlerträger gingen am Kasten vorbei. Am knappsten war es bei Joveljics Kopfball aus der 25. Minute. Eingreifen musste Igonen, nachdem Paciencia über das ganze Feld gespurtet war und zu zentral abschloss. Besser machte er es nach 37 Minuten, mal wieder per Kopf. Da Costa hatte mustergültig von der rechten Seite auf den ersten Pfosten geflankt, das Geburtstagskind streichelte das Leder und setzte es neben den zweiten Pfosten. Es war sein sechster Pflichtspieltreffer für die SGE, alle erzielte er per Kopf. Überraschend glich Tallinn kurz darauf aus. Vlasiy Sinyavskiy ließ Toure aussteigen und setzte einen Schlenzer aus 16 Metern ins lange Eck; Wiedwald war ohne Chance.

Paciencia schnürt den Doppelpack

Die Eintracht machte nach der Pause dort weiter, wo sie aufgehört hatte – mit Druck auf das Gehäuse der Esten. Dieses Mal belohnten sie sich schneller. Da Costas Schussversuch prallt an Järvelaids nicht vollständig angelegten Ellbogen, der Schiedsrichter wertete dies als Handspiel. Goncalo Paciencia ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen und verwandelte sicher flach ins rechte Eck (54.). Die Eintracht blieb am Drücker, versuchte es auch mal technisch anspruchsvoll (Paciencias Fallrückzieher/62.) und kombinierte sich das eine oder andere Mal insbesondere über die rechte Angriffsseite (Toure/da Costa) gut durch den estnischen Abwehrriegel. Dabei verpassten es die Gastgeber, endgültig den Deckel draufzumachen. Die Esten verteidigten leidenschaftlich, stemmten sich gegen das Ausscheiden, konnten aber offensiv gegen die Eintracht-Abwehr bis auf einige Eckbälle keine Akzente setzen.

Fazit: Verdientes Weiterkommen

Das Remis zur Halbzeit schmeichelte den Gästen, die sich weitgehend auf die Defensive beschränkt hatten. Die Eintracht war unterdessen noch nicht genau genug, bis auf Paciencias Kopfball. Die Führung hätte schon höher sein können, ehe der überraschende Ausgleich fiel. Die erneute Führung fiel folgerichtig und früh nach der Pause. Danach kontrollierte die Elf von Adi Hütter weiterhin das Geschehen und sicherte sich verdient das Weiterkommen, das die Eintracht-Fans wie gewohnt stimmungsvoll besangen - und sogar lautstark den Gegner nach dem Schlusspfiff feierten, der eine kleine Ehrenrunde drehte und den Abend genoss. Henri Järvelaid klatschte in der Frankfurter Kurve ab und ließ sein Trikot unter tosendem Beifall dort.

Stimmen zum Spiel

Adi Hütter: Wir freuen uns, dass wir weitergekommen sind. Das war unser erklärtes Ziel. Am Ende haben wir dieses souverän und verdient erreicht. Kompliment aber auch an den FC Flora Tallinn. Sie haben bewiesen, dass sie im Saft stehen und gut Fußball spielen können. Insgesamt habe ich eine Steigerung meines Teams gegenüber zur Vorwoche gesehen. Wir haben defensiv nicht so viel zugelassen und offensiv immer wieder etwas versucht und Chancen herausgearbeitet. Natürlich funktioniert noch nicht alles. Aber das war auch nicht zu erwarten, weshalb wir in Windischgarsten noch hart arbeiten. Großes Kompliment an unsere Zuschauer. Es war toll, was die Fans hier wieder abgeliefert haben. Aber wie die Fans selbst die Spieler von Tallinn nach so einer kämpferisch tollen Leistung abfeiern, ist außergewöhnlich. Das hat mich sehr berührt. Ich freue mich nun sehr auf den FC Vaduz, deren Weiterkommen mich durchaus ein wenig überrascht hat. Ich kenne das Team aus meiner Zeit in der Schweiz sehr gut, zumal die Stadt nur etwa eine halbe Stunde von meiner Heimat entfernt ist. Das wird ein interessantes Duell.

Jürgen Henn (Trainer FC Flora Tallinn): Die Fans der Eintracht waren großartig. Wir sind nach dem Spiel in die Kurve gegangen, um uns zu bedanken, weil das für uns die beste Atmosphäre war, die wir je erlebt haben.

Almamy Toure: Wir sind die Aufgabe sehr ernsthaft angegangen. Das mussten wir, um heute weiterzukommen. Wir haben den Druck immer hoch halten und sind geduldig geblieben, auch wenn wir leider den Sack nicht zugemacht haben. Wir werden versuchen, in den nächsten Spielen torgefährlicher zu sein. Der Trainer hat uns gut eingestellt. Wir nehmen Fahrt auf, verbessern uns von Spiel zu Spiel und nehmen den Rhythmus auf.

Goncalo Paciencia: Ich habe zum zweiten Mal an meinem Geburtstag gespielt und zum zweiten Mal getroffen. Eine schöne Sache! Wichtig war, dass wir in die nächste Runde kommen. Das haben wir geschafft, wir haben uns den Sieg verdient. Der FC Vaduz wird ähnlich agieren, wird kämpfen, kämpfen, kämpfen. Das war heute ein Schritt in die richtige Richtung.

Erik Durm: Wir sind weiter, das war das primäre Ziel. Wir wollten nach vorne spielen, das haben wir gemacht und uns viele Chancen herausgespielt. Die Stimmung war sehr gut, die Fans haben es wieder super gemacht. Ein perfekter Abend. Das war eine Steigerung gegenüber dem Hinspiel. Für uns ist es gut, dass wir so früh schon Pflichtspiele haben. So kommen wir früher in den Rhythmus.

Keine Geschenke

Sowohl Eintracht Frankfurt, als auch Flora Tallinn behalten das Rückspiel in guter persönlicher Erinnerung.

Angefangen bei Goncalo Paciencia, der, mit seinem Doppelpack das Weiterkommen sicherte und sich sowie die Eintracht an seinem 25. Geburtstag gewissermaßen selbst beschenkte. Präsente gab es in gewissen Maße auch den Umstehenden: Erstens die maßgeschneiderte Flanke von Danny da Costa zum 1:0, zweitens der zum 2:1 verwandelte Handelfmeter, der in die Kategorie „Kann man geben, muss man aber nicht“ fiel. „Ich habe zum zweiten Mal an meinem Geburtstag gespielt und zum zweiten Mal getroffen. Eine schöne Sache!“, freute sich der Matchwinner hinterher, zumal der Mittelstürmer nach einer schwierigen Premierensaison mit Verletzungen und Teilzeiteinsätzen derzeit als gesetzt gilt. Ein Geschenk war der nächste Startelfeinsatz sicher nicht. Selbst beim Test gegen den FC Wels am vergangenen Sonntag hatte der Portugiese als einziger im Hinspiel beanspruchter Akteur in der Startformation gestanden und just in der ersten Halbzeit einen Dreierpack geschnürt.

In diesem Zusammenhang erscheinen auch die weiteren Änderungen im Vergleich zum Hinspiel mehr als Belohnung denn als Experiment. So erhielten im ersten Heimspiel der Saison in der mit 48.000 ausverkauften Commerzbank-Arena auch Dejan Joveljic und Daichi Kamada die Chance, sich zu zeigen. In Oberösterreich hatte der Japaner dem Serben nach dem Seitenwechsel zwei Mal mustergültig zu den einzigen beiden Treffern in der zweiten Halbzeit aufgelegt. Das Neuzugang- beziehungsweise Rückkehrer-Duo hatte bereits nach einer Stunde in Tallinn sichtbar für Belebung gesorgt, der 19-jährige Joveljic gar das Siegtor geköpft. Damit einher ging wie zuvor eine Systemvariierung des Dreiermittelfelds, weg vom Trapez, hin zur Doppelsechs, sodass sich Kamada auf seiner Paradeposition hinter der Doppelspitze entfalten konnte.

Flora-Fraktion als Fans der Frankfurter Fans

Losgelöst von der personellen Besetzung sprach Cheftrainer Adi Hütter im Nachgang davon, „defensiv nicht so viel zugelassen, offensiv immer wieder etwas versucht und Chancen herausgearbeitet“ zu haben. Oder anders gedrückt: dem Gegner keine Geschenke bereitet zu haben. Was wiederum auf Gegenseitig beruhte: „Kompliment aber auch an den FC Flora Tallinn. Sie haben bewiesen, dass sie im Saft stehen und gut Fußball spielen können“, lobte der Österreicher die Gäste.

Die am Ende über das Aus weniger traurig als über das Erlebnis im Stadtwald begeistert schienen. „Die Fans der Eintracht waren großartig. Wir sind nach dem Spiel in die Kurve gegangen, um uns zu bedanken, weil das für uns die beste Atmosphäre war, die wir je erlebt haben“, war FC-Coach Jürgen Henn so euphorisiert wie seine Spieler, die sich im Anschluss sogar in die Nordwestkurve begaben und ein Trikot in die Menge warfen – es war dann doch das einzig greifbarere Geschenk.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de






 

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