FC Augsburg - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2019/2020 - 4. Spieltag

2:1 (2:0)

Termin: 14.09.2019, 15:30 Uhr
Zuschauer: 28.513
Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)
Tore: 1:0 Richter (35.), 2:0 Niederlechner (43.), 2:1 Paciencia (73.)

 

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FC Augsburg
Eintracht Frankfurt

  • Koubek
  • Framberger
  • Jedvaj
  • Uduokhai
  • Max
  • Moravek
  • Khedira
  • M. Richte
  • Vargas
  • Niederlechner
  • Finnbogason

 


  • Trapp
  • Abraham
  • Hasebe
  • Hinteregger
  • da Costa
  • Sow
  • Rode
  • Chandler
  • Kamada
  • Silva
  • Paciencia

 

Wechsel
  • Oxford für Moravek (67.)
  • Hahn für Vargas (74.)
  • Teigl für Richter (79.)
Wechsel
  • Kohr für Sow (46.)
  • Dost für Rode (65.)
Trainer
  • Martin Schmidt
Trainer

 

 

Anschlusstreffer in Augsburg zu spät

Die Eintracht kommt nicht an die Leistungsgrenze und muss sich Augsburg 1:2 geschlagen geben. Paciencia sorgt nach Pausenrückstand nochmal für Spannung (73.).

Ausgangssituation: Für und Wider

Der Trend vor der Länderspielpause sprach klar für die Hessen, die wettbewerbsübergreifend acht der ersten zehn Spiele für sich hatten entscheiden können, während der FC Augsburg im Spieljahr 2019/20 weder in der Bundesliga, noch im DFB-Pokal hatte gewinnen können. Nichtsdestotrotz war allen Beteiligten die Schwere der Aufgabe bewusst, immerhin gestaltete sich die Gesamtbilanz gegen die Fuggerstädter historisch überschaubar.

Personal: Zweieinhalb Debüts

Nach der Länderspielpause hieß automatisch auch nach der Sommertransferperiode, weshalb Adi Hütter theoretisch erstmals auf den finalen Kader zurückgreifen konnte. Aber neben den drei verletzten Jonathan de Guzman, Mijat Gacinovic und Marco Russ hatte sich kurzfristig auch Filip Kostic krankheitsbedingt abgemeldet. Den linken Flügelspieler ersetzte Timothy Chandler, der damit nach Abschluss seines neuen Vertrages zum ersten Startelfeinsatz seit April 2018 sowie zu seinem 100sten Bundesligaspiel für die Eintracht kam. Außerdem durften die Neuzugänge Djibril Sow und André Silva erstmals von Beginn an ran. Der Schweizer anstelle Dominik Kohrs im defensiven Mittelfeld, der Portugiese in der Doppelspitze für Dejan Joveljic.

Pfosten Paciencia, Rückstand Richter

Nachdem Florian Niederlechner nur wenige Sekunden nach dem Anpfiff nach einem Konter allein an Kevin Trapp gescheitert war (1.), übernahmen die Gäste zunächst die Spielkontrolle, während Augsburg eher abwartend auf Gegenstöße spekulierte. Doch die zeitweise zwei Drittel Ballbesitz schlugen sich selten in Torchancen wie von Gonacalo Paciencia nieder, der die Kugel nach einer Viertelstunde an der Strafraumkante behauptete und an den linken Außenpfosten setzte (14.). Der Portugiese war es auch, der Daichi Kamada in Szene setzte, der unnachahmlich von der linken Seite nach innen zog und aufs lange Eck zielte, wo Augsburgs Torwart Tomas Koubek noch mit den Fingerspitzen zur Ecke klärte (27.). Auf der anderen Seite brachte sich Martin Hinteregger zunächst nach einem Stellungsfehler selbst in die Bredouille, konnte den Nachschuss von Alfred Finnbogason aber selbst vor der Linie abwehren (33.). Doch wenige Augenblicke später spiegelte sich der nach einer halben Stunde schwindende Frankfurter Zugriff im Ergebnis nieder, als Finnbogason einen langen Ball auf Marco Richter ablegte, der die Hausherren per Direktabnahme in Front brachte (35.). Noch vor der Pause schweißte Niederlechner einen zuvor abgefangenen Einwurf aus der Distanz zum 2:0-Pausenstand für den FCA in den rechten Giebel (43.).

Eintracht kämpft sich zurück

Gegenteilig zum ersten Durchgang gehörte der erste Abschluss den Adlern, als Silva aus 20 Metern halbrechter Position das Außennetz traf (47.). Ansonsten bot sich den Zuschauern das gewohnte Bild, mit engagierten, aber in Tornähe uninspirierten Frankfurtern sowie auf Fehler lauernden Augsburgern. Die nächste größere Gelegenheit bot sich erst Mitte der zweiten Halbzeit, als Silva eine Hereingabe von da Costa artistisch über den Kasten beförderte (68.). Kurz zuvor war Bas Dost für Sebastian Rode ins Spiel gekommen, das eindeutige Signal zur Schlussoffensive. Eingeläutet von Paciencia, der auf Vorlage Kohrs im Strafraum flach zum 2:1-Anschlusstreffer einschob (73.). Zu mehr sollte es trotz permanten Vorwärtsdrangs aber nicht mehr reichen, auch wenn insbesondere Kamada kurz vor Schluss mehrfach für Alarm sorgte.

Fazit: Insgesamt zu wenig

Auch wenn die Eintracht nicht enttäuschte, fehlte es in manchen Phasen, ob vor dem eigenen oder gegnerischen Gehäuse, an der letzten Konsequenz. Die daraus resultierende Hypothek eines 0:2-Rückstandes erwies sich letztlich als zu hoch. Die nach dem Seitenwechsel bewiesene Moral stimmt dennoch zuversichtlich.


Stimmen zum Spiel

Cheftrainer Adi Hütter: Die erste Halbzeit haben wir weitgehend verschlafen und sind deshalb verdient mit 0:2 in die Pause gegangen. Auch wenn wir mit dem Pfostenschuss von Goncalo Paciencia und dem Schuss von Daichi Kamada gute Möglichkeiten hatten, haben wir uns vor den Gegentoren und insgesamt im defensiven Umschaltverhalten nicht gut angestellt. Es passiert uns eigentlich selten, dass wir so naiv auftreten wie in der ersten Halbzeit. Dafür hat mir die Reaktion nach der Pause gefallen. In der zweiten Halbzeit haben wir ein ganz anderes Bild abgegeben, waren wesentlich dominanter. Insgesamt ist es ärgerlich, ohne Punkte nach Hause zu fahren. Ich bin sicher, dass wir am Donnerstag ein ganz anderes Spiel sehen werden.

Dominik Kohr: Wenn Augsburg den Ball erobert hat, haben sie direkt hinter die Kette gespielt und uns mit ihren schnellen Spielern überlaufen. Das hat man vor allem in den ersten Minuten gesehen, als sie sich direkt eine Chance herausgespielt haben und wir Glück hatten, dass uns Kevin Trapp zu diesem Zeitpunkt im Spiel gehalten hat.

Martin Schmidt (Trainer FC Augsburg): Wir haben zwei grundsätzlich verschiedene Hälften gesehen. Unser Matchplan ist vor allem in der ersten Halbzeit aufgegangen, in der zweiten Halbzeit dann weniger. Wir sind dennoch kompakt geblieben und über den Sieg sehr glücklich.

Noch nicht wie zuhause

Das 1:2 in Augsburg war die dritte Auswärtsniederlage hintereinander. Obwohl die Eintracht nach der Pause fast wie eine Heimmacht auftrat.

Nach der Ergebnisflaute auf der Zielgeraden der vergangen Saison hat Frankfurt als frühester in die neue Spielzeit gestarteter Bundesligist längst wieder in die Spur gefunden, vor allem international und vor heimischer Kulisse. Auf Bundesligaebene stehen nach vier Spieltagen zwei Heimsiegen zwei Auswärtsniederlagen gegenüber. Der letzte Sieg in der Fremde innerhalb Deutschlands datiert somit weiter vom 6. April, als tief in der Nachspielzeit auf Schalke das 2:1 gelang – eine Woche später entführte der gestrige Gegner FC Augsburg ein 3:1 aus der Commerzbank-Arena. Dabei darf natürlich das spektakuläre 5:3 bei Waldhof Mannheim in der ersten Runde des DFB-Pokals nicht unberücksichtigt bleiben, das die nationalen Reiseschmerzen etwas lindert. In diesem Zusammenhang fällt aber auch ins Auge, dass die Hessen während der vergangenen vier Gastauftritte – Straßburg inbegriffen – fünf Mal in Rückstand gerieten.

Nichtsdestoweniger ist die Einschätzung von Adi Hütter nachvollziehbar, wenn der Cheftrainer sagt: „Insgesamt ist es ärgerlich, ohne Punkte nach Hause zu fahren.“ Weil die Gäste zwar in der ersten Halbzeit zu wenig investierten und letztlich eine ihrer großen Stärken nicht zur Geltung brachten: Während die Adler in der Vorsaison mit 8.386 so viele Sprints anzogen wie kein anderer Bundesligist, waren sie in der Fuggerstadt nicht nur im übertragenen Sinne oftmals einen Schritt zu spät. Die Frankfurter liefen insgesamt sieben Kilometer weniger, im Schnitt 0,4 Km/h langsamer und blieben in sämtlichen anderen vergleichbaren Statistiken zweiter Sieger. Der kurzfristige Ausfall Filip Kostics dient dabei sicher als einzelner Anhaltspunkt, aber nicht als kollektive Ausrede.

Aus Tradition fleißig

Dafür feierte Timothy Chandler wenige Tage nach Unterzeichnung seines neuen Vertrages bis 2022 seinen ersten Startelfeinsatz seit dem 18. April 2018 und zugleich sein 100stes Bundesligaspiel für seinen Heimatverein, der wiederum zum 1.700sten Mal im deutschen Fußballoberhaus antrat. In schöner Tradition gingen am Samstagnachmittag auch die hessischen Hereingaben in der Augsburger Hälfte darnieder, am Ende verzeichneten die Adlerträger ein Flankenverhältnis von 32:1! Überhaupt sammelten die Frankfurter nach dem Seitenwechsel zahlreiche Fleißkärtchen, was auch Hütter honorierte: „Die Reaktion nach der Pause hat mir gefallen.“ Weil die Eintracht endlich ihr Schicksal in die eigenen Hände nahm und gegen sich zurückziehende Hausherren ein Gesamtbild schuf, das sich üblicherweise beim nur 80 Kilometer weiter östlich beheimateten Branchenprimus FC Bayern bietet: 77 Prozent Ballbesitz und zwölf zu – Achtung – null Torschüsse wiesen die Werte in der zweiten Halbzeit aus. Letzteres war den Hessen auswärts seit Beginn der Datenerfassung in der Bundesliga 2004 noch nie gelungen. „Unser Matchplan ist vor allem in der ersten Halbzeit aufgegangen, in der zweiten Halbzeit dann weniger“, gestalteten sich die zweiten 45 Minuten denn nicht unbedingt im Sinne von FCA-Coach Martin Schmidt.

Mehr Masse als Klasse

Als dessen Truppe nach einer Stunde noch immer 2:0 im Front lag, opferte sein Trainerpendant Hütter einen von zwei Abräumern zugunsten eines dritten Angreifers und beorderte Bas Dost für Sebastian Rode auf den Rasen. Damit stand mit dem bei seinem Ex-Verein zur zweiten Halbzeit eingewechselten Dominik Kohr neben den zwei Flügelspielern, drei Stürmern und Spielmacher Daichi Kamada nur noch eine nominelle Absicherung auf dem Feld – die wiederum für die Schlussviertelstunde mit einer beherzten Einzelaktion die Entstehung des Anschlusstreffers erzwang. Torschütze Goncalo Paciencia gilt somit bei sechs Toren und zwei Vorlagen in elf Pflichtspielen als alleiniger Topscorer der Eintracht. Der Portugiese war auch im bayerischen Schwaben einer der Aktivposten, schoss sechs Mal aufs Tor, scheiterte in der Anfangsphase zudem am Aluminium. Landsmann André Silva versuchte es gar sieben Mal, gewann sogar die meisten Zweikämpfe (15) hinter Danny da Costa (16), blieb aber letztlich glücklos. Zum Vergleich: Der schussfreudigste Augsburger Florian Niederlechner versuchte es nur halb so oft – dafür ein Mal sehenswert mit Erfolg.

Dass bei aller nomineller Offensivgewalt am Ende der ganz große Durchbruch und ein Punktgewinn ausblieb, lag auch daran, dass es der Masse manchmal an Klasse fehlte. Zum Teil der Wahrheit der gewaltigen Spielanteile gehört nämlich auch, dass sich viele Ballbesitzphasen im hintersten Mannschaftsteil abspielten: Die mit Abstand meisten Ballkontakte verbuchten die Innenverteidiger Makoto Hasebe (109), David Abraham (102) und Martin Hinteregger (90). Zähler gab es somit keine, aber sicher einige Erkenntnisse. Ohnehin prognostiziert Hütter: „Ich bin sicher, dass wir am Donnerstag ein ganz anderes Spiel sehen werden.“ Wenn nach dem FCA der AFC aus London wartet. In der UEFA Europa League. Zuhause.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de




 

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