Eintracht Frankfurt - VfL Wolfsburg

Bundesliga 2020/2021 - 28. Spieltag

4:3 (2:1)

Termin: 10.04.2021, 15:30 Uhr
Zuschauer: ./.
Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)
Tore: 0:1 Baku (6.), 1:1 Kamada (8.), 2:1 Jovic (27.), 2:2 Weghorst (46.), 3:2 Silva (54.), 4:2 Durm (61.), 4:3 Tuta (85., Eigentor)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt
VfL Wolfsburg

  • Trapp
  • Tuta
  • Ilsanker
  • Ndicka
  • Sow
  • Rode
  • Durm
  • Kamada
  • Kostic
  • Silva
  • Jovic

 


  • Casteels
  • Mbabu
  • Lacroix
  • Brooks
  • Roussillon
  • X. Schlager
  • Arnold
  • R. Baku
  • Gerhardt
  • Brekalo
  • Weghorst

 

Wechsel
  • Younes für Jovic (83.)
  • Chandler für Durm (89.)
  • Hasebe für Rode (89.)
  • Zuber für Kamada (90.)
Wechsel
  • Bialek für Gerhardt (66.)
  • Pongracic für Lacroix (66.)
  • Philipp für Brekalo (72.)
  • Ginczek für X. Schlager (89.)
Trainer Trainer
  • Oliver Glasner

 

 

Wilder Ritt mit Happy End

4:3 (2:1) im Topspiel Frankfurt gegen Wolfsburg! Die Eintracht wehrt sich gegen unnachgiebige Wölfe bis zum Schluss und behauptet eindrucksvoll ihre Position.

Eintracht Frankfurt behauptet nach dem 4:3 gegen den VfL Wolfsburg Platz vier. Zu Beginn beider Halbzeiten zeigen sich die Adler kurz unaufmerksam und lassen Ridle Baku (6.) sowie Wout Weghorst (46.) vor den Treffern zum 0:1 und 2:2 gewähren. Doch dank unbändiger Willenskraft, Effizienz und Unbeirrbarkeit fügen die Hessen dem Tabellendritten durch Daichi Kamada (8.), Luka Jovic (27.), André Silva (54.) und Erik Durm (61.) so viele Gegentore zu wie dieser in der kompletten Rückrunde nicht zugelassen hatte. Erst ein von Maximilian Philipp erzwungenes Eigentor durch Tuta (85.) sorgt in der Schlussphase nochmal für Spannung.

Eintracht-Trainer Adi Hütter entschied sich im Vergleich zum 2:1-Erfolg in Dortmund für eine Änderung in seiner Startaufstellung: Für Amin Younes, der unter der Woche verletzungsbedingt später ins Mannschaftstraining eingestiegen war, begann Daichi Kamada. Ansonsten führte Sebastian Rode als Kapitän die gleiche Mannschaft wie in der Vorwoche aufs Feld. Auch Makoto Hasebe stand nach seiner Gelbsperre wieder im Aufgebot.

Vom Anstoß weg entwickelte sich ein offener Schlagabtausch beider Mannschaften, mit dem schwungvolleren Beginn für die Wölfe. Wout Weghorst legte ein Zuspiel von Maximilian Arnold am Sechszehner ab, Ridle Baku schlenzte den Ball gekonnt an Kevin Trapp vorbei ins linke Eck (6.). Die Adlerträger zeigten sich vom frühen Rückstand allerdings nicht geschockt und antworteten prompt. Und wie: Nach einer Seitenverlagerung von Filip Kostic legte Erik Durm in den Rückraum ab, Rode ließ den Ball geistesgegenwärtig durch und Kamada schloss mustergültig flach ins linke Eck zum 1:1 ab (8.).

Beide Teams investierten weiterhin extrem viel, Luka Jovic setzte einen Kopfball an die Latte, stand jedoch zuvor im Abseits (13.). Doch auch Baku und Weghorst hatten auf der Gegenseite Möglichkeiten (20.). Das Spiel ging hin und her, ehe die Eintracht zum zweiten Mal zuschlug. André Silva setzte sich gegen VfL-Verteidiger Maxence Lacroix durch, kratzte den Ball noch vor der Grundlinie zu Jovic, der sich die Gelegenheit nicht nehmen ließ und aus kurzer Distanz trocken ins kurze Eck abschloss (27.). Das vierte Saisontor des Serben sollte auch die letzte ernstzunehmende Torannäherung in der ersten Halbzeit sein, auch wenn Wolfsburg sich zumindest optisch ein Übergewicht erarbeitete. Zwei Schüsse aufs Tor – zwei Treffer. Mit dieser effizienten Ausbeute ging es für den Gastgeber in die Kabine.

Die Eintracht-Führung sollte in Halbzeit zwei jedoch nur von sehr kurzer Dauer sein. Einen zu ungenauen Querpass von Djibril Sow fing Wolfsburg ab und nutzte ihn in Person von Weghorst, dessen Abschluss nach Zuspiel von Baku durch Stefan Ilsanker noch abgefälscht wurde und an Trapp vorbei zum 2:2 im Tor einschlug (46.). Die Gäste waren nun drauf und dran, das Spiel komplett zu drehen, als sich Kamada mit starkem Einsatz gegen Josip Brekalo den Ball erkämpfte und zu Silva durchsteckte. Der Topscorer der SGE legte sich den Ball einmal vor und überwand Koen Casteels per platziertem Flachschuss (54.) – das 23. Saisontor des Portugiesen.

Kam die erneute Eintracht-Führung gewissermaßen aus dem Nichts, sorgte das 3:2 indes für neu entfachten Offensivmut bei den Hausherren. Nach einem Zuspiel von Kostic setzte Silva seinen Schuss noch an den Pfosten, doch Durm schaltete am schnellsten und verwertete den Abpraller im Fallen zum 4:2 (61.).

Wolfsburg gab sich trotzdem nicht auf, lief immer wieder an. Die Angriffe der Wölfe verteidigten die Adlerträger allerdings diszipliniert und waren selbst durch Konter immer wieder gefährlich – Silva (74.) und Jovic (79.) hatten die Vorentscheidung auf dem Fuß respektive Kopf. So blieb es in diesem verrückten Fußballspiel weiterhin spannend – und es wurde noch spannender! Einen weiten Ball aus der VfL-Defensive pflückte der eingewechselte Maximilian Philipp herunter, Tuta versuchte im letzten Moment zu klären, spitzelte dabei aber das Spielgerät unglücklich an Trapp vorbei ins eigene Tor zum 4:3 (85.). Die Eintracht stemmte sich nun mit allen Mitteln gegen den späten Ausgleich und brachte den knappen Sieg schlussendlich über die Zeit.

Stimmen zum Spiel

Sportvorstand Fredi Bobic: Wir waren sicherlich etwas effizienter als der VfL Wolfsburg, insgesamt war es ein Spiel mit einer unfassbaren Intensität über 90 Minuten. Schon nach 25 Minuten habe ich gedacht, dass beide Mannschaften bei diesem Tempo irgendwann umfallen müssen. Hier möchte ich explizit beide Teams hervorheben. Was die Spieler auf dem Platz geleistet haben, war sensationell. Das Spiel hätte auch 5:5, 5:6 oder 6:3 ausgehen können. Bei dieser Fülle der Torchancen wären viele Ergebnisse möglich gewesen. Die Mannschaften haben einen begeisternden Fußball gezeigt und ich mag mir nicht ausmalen, was hier los gewesen wäre, wenn das Stadion voll gewesen wäre. Das war Werbung für den Fußball. Dass wir am Ende als Sieger dastehen, macht uns natürlich glücklich. Man darf nicht vergessen, dass Wolfsburg in der gesamten Rückrunde erst drei Gegentreffer hat hinnehmen müssen. Das zeigt auch unsere offensive Qualität. Wir haben immer gesagt, dass Luka Jovic uns hinten raus richtig helfen wird. Er hat die Herausforderung komplett angenommen, extrem hart an sich gearbeitet. Nun kommt mit der nötigen Fitness auch die Lockerheit in sein Spiel. Gegen Dortmund war das schon sehr gut und heute hat er sich mit einem typischen Luka-Jovic-Tor und einer top Leistung belohnt. Aber auch jeder einzelne Mitspieler hat einen überragenden Job gemacht, es war wieder eine tolle Leistung der gesamten Mannschaft.

Cheftrainer Adi Hütter: Es war ein absolutes Topspiel, Spektakel pur! Die Leistungen beider Teams waren hervorragend. Beide stehen nicht umsonst dort, wo sie stehen. Insgesamt sieben Tore wären für mich nicht vorstellbar gewesen, weil Wolfsburg zuvor in elf Spielen drei Gegentreffer zugelassen hat. Doch diesmal hätte es auch 5:5, 5:3 oder 5:6 ausgehen können. Es ist schön, am Ende des Tages als Sieger im eigenen Stadion vom Platz zu gehen. Das Spiel hätte ein ausverkauftes Haus verdient gehabt. Ich glaube, die Jungs sind platt, weil sie viel investiert haben. Wir mussten an unsere Grenzen gehen und das Spiel in dieser Form annehmen. Es freut mich, dass wir diesen Husarenritt für uns entscheiden konnten, zumal wir zuvor gegen Wolfsburg viermal verloren hatten. Es war ein kampfbetontes Spiel, in dem es um viel ging, beide Mannschaften sind physisch in guter Verfassung. Doch auch spielerisch war es gut. Daichi Kamada war für mich der beste Mann auf dem Platz, nicht nur wegen seines Tores. Er hat das 3:2 mit seiner Balleroberung eingeleitet. Ich bin mit seiner Leistung, mit und ohne Ball, sowie seiner Laufbereitschaft 100-prozentig zufrieden. Ebenso freut es mich für Luka Jovic, dass er nach seiner Durststrecke getroffen hat – wie man ihn kennt: ansatzlos. Wenn er die Bälle bekommt, macht er sie rein. Erik Durms Treffer zum 4:2 war sehr wichtig und ein Schlüssel zum Sieg. Er hat über die rechte Seite sehr viel Dampf gemacht, die Leistung hat mir gefallen. Die Fans vor dem Stadion waren nicht zu überhören. Ich habe gehört, alle waren mit Maske unterwegs, das ist das Wichtigste. Die Unterstützung hat mich wahnsinnig gefreut und hat den Jungs einen zusätzlichen Schub gegeben.

Sebastian Rode: Es spricht für uns, dass wir gegen eine solche Mannschaft so viele Chancen und Tore herausgespielt haben. Nach dem 0:1 sind wir schnell zurückgekommen, was unglaublich wichtig war. Wir sind froh, in einem absoluten Spitzenspiel wieder drei Punkte geholt zu haben. Wir sind in einem Flow und konzentrieren uns nur auf das, was wir auch selbst beeinflussen könne: Im Training und im Spiel Gas zu geben. Man sieht, dass jeder in der Mannschaft heiß ist, diese Leistung kommt nicht von ungefähr. Dass wir Nackenschläge wie das 2:2 kurz nach der Pause wegstecken, zeichnet uns schon die gesamte Saison aus. Den Ausgleich schenken wir quasi her, wir haben aber schnell zu unserer Linie zurückgefunden und Großchancen kreiert, die die Jungs vorne genutzt haben. Daher kann man insgesamt von einem verdienten Sieg sprechen.

Erik Durm: Ausschlaggebend für den Sieg war, dass wir das Spiel und den Kampf von der ersten Sekunde an angenommen haben. Wir wussten, dass Wolfsburg eine der physisch stärksten Mannschaften in der Liga ist mit extrem harten Zweikämpfen, gutem taktischen Spiel und der besten Defensive der Liga. Ich kann mich an kein Spiel erinnern, in dem es so oft auf und ab ging. Wir haben mit vier Toren eindrucksvoll bewiesen, dass wir sehr gut drauf sind und hätten vielleicht sogar noch ein oder zwei Tore mehr machen können. Für den neutralen Zuschauer war es sicherlich ein extrem interessantes Spiel. Wir möchten den Schwung mit in die nächsten Partien nehmen. Wir zeigen immer wieder, dass der Fokus nach vorne ausgerichtet ist und wir nie den Kopf in den Sand stecken. Schon gegen Union Berlin sind wir nach einem 1:2 zurückgekommen, das zeigt die Mentalität eines jeden Einzelnen in unserem Team. Über meinen eigenen Treffer habe ich mich natürlich gefreut, alles andere wäre gelogen. Viel wichtiger ist aber der Sieg, für den hätte ich auch auf mein Tor verzichtet.

Oliver Glasner (Trainer VfL Wolfsburg): Unmittelbar nach dem Spiel bin ich über die Niederlage enttäuscht, weil sie nicht hätte sein müssen. Wir haben nach vorne vieles richtig gemacht. Wenn man drei Tore schießt, geht man normalerweise als Sieger vom Platz. Aber wir haben zu viele Fehler gemacht, es ist alles zusammengekommen. Frankfurt war sehr effizient und hat jede Chance verwertet. Das zeigt auch das Torschussverhältnis von 8:20 und spricht für ihre Qualität in der Offensive. Fußball ist nicht berechenbar, deswegen lieben wir ihn. Doch die Leistung stimmt mich zuversichtlich, dass uns das nicht umwerfen wird. Wir werden uns schütteln und ab nächster Woche auf die restlichen Spiele vorbereiten. Es war ein tolles Spiel für die Fans und wäre ein noch größeres Highlight gewesen, wenn das Stadion voll gewesen wäre. Auch wenn ich mich nach der Niederlage nicht wirklich für ihn freuen kann, macht Adi Hütter einen großartigen Job. Man erkennt seine Handschrift daran, wie schnell seine Mannschaft nach vorne spielt. Wenn ich es mir wünschen dürfte, dann, dass wir beiden österreichischen Trainer in die Champions League einziehen. Wer nach 34 Spieltagen auf diesen Plätzen steht, hat am Ende verdient, den deutschen Fußball in der Champions League zu vertreten. Das bekommst du nicht geschenkt, wie man heute gesehen hat. Die Teams, die oben stehen, haben sich das hart erarbeitet. Frankfurt und wir hätten es sich verdient.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de

 

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