27.05.2006


7. Mai 1980: Und wir holen den UEFA-Cup – Teil 1

Es ist ein Mittwoch, ungefähr gegen 19:55 Uhr. Ein kleiner Junge, gerade mal 11 Jahre alt, sitzt im heimischen Wohnzimmer vorm TV und fiebert dem größten Spiel "seiner" Eintracht seit 20 Jahren entgegen. Die Limo und die Chips griffbereit auf dem Couchtisch. Der Schlafanzug ist schon an, denn am nächsten Tag ist ja wieder früh Schule und eine Englischarbeit steht an. Um 20:00 Uhr geht es dann los: Das Hinspiel um den UEFA-Pokal. Borussia Mönchengladbach vs. Eintracht Frankfurt.

Die Gladbacher spielen mit folgender Aufstellung: Kneib, Schäfer, Hannes, Schäffer, Ringels, Matthäus, Kulik, Nielsen (Thychosen), Del`Haye (Böderker), Nickel, Lienen

Die Eintracht schickt folgende Elf auf den Rasen: Pahl, Neuberger, Pezzey, Körbel, Ehrmanntraut, Lorant, Borchers, Nicke, Hölzenbein, (Nachtweih), Karger (Trapp), Cha

Die Eintracht startet gut. Bereits nach 2 Minuten trifft Bernd Nickel die Latte. Auch im weiteren Verlauf kontrolliert die Eintracht das Spiel. So kommen die Gladbacher erst nach einer Viertelstunde zu den ersten Chancen, doch Jürgen Pahl hat einen seiner besseren Tage erwischt und kann in höchster Not klären. Das Spiel wogt hin und her. Chancen auf beiden Seiten. In der 37. Minute ist es dann soweit: Eckball durch Bernd Nickel, Kopfball durch Harald "Schädel-Harry" Karger. TOOOR! 1:0 für die Eintracht. Die Limo fällt um, die Chips liegen am Boden. Egal, die Eintracht führt! Kurz danach fast das 2:0. Hannes köpft den Ball nach einer Ecke an die Latte des eigenen Tores. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte dann der Ausgleich. Matthäus schießt, Pahl kann noch abwehren, doch Kulik vollendet aus ca. 18 Metern.

In der zweiten Halbzeit das gleiche Bild. Torchancen hüben und drüben. Pahl kann gegen Lienen und Kulik klären, Kneib gegen Karger und Borchers. In der 71. Minute flankt jener Borchers dann von der linken Seite genau auf den "Holz". Flugkopfball. TOOOR! 2:1 für uns. Diesmal landet das Bier vom Papa auf dem Teppich. (Was soll´s, er kann ja ein neues holen). Doch bereits 5 Minuten später fällt der Ausgleich. Matthäus schießt von der Strafraumgrenze aus der Drehung ins Tor. Ausgerechnet der (der hat doch das Eintracht-Idol Jürgen Grabowski so schwer verletzt). Aber es kommt noch schlimmer. In der 81. Minute verletzt sich der Schädel-Harry so schwer am Knie, dass er gegen Trapp ausgewechselt werden muss. Danach hat nur noch Gladbach Chancen. So köpft Thychosen in der 85. Minute kurzer Entfernung über das Tor. Dann die 88. Minute. Wieder Thychosen. Flanke auf Kulik. Tor! 3:2 für Gladbach. Im Gegenzug dann nochmal die Eintracht. Doch Kneip kann den Schuss von Neuberger gerade noch über die Latte lenken. Kurz darauf ist Schluss. Der kleine Junge kämpft mit den Tränen. Leider haben diese gewonnen. Doch Trost kommt vom Papa, denn er sagt: Kopf hoch! Im Rückspiel reicht ein 1:0!.

Übrigens die Englischarbeit am nächsten Tag ging natürlich auch noch in die Hose: Eine glatte 5. Und das hatte erhebliche Auswirkungen für das Rückspiel...

P. S. Kann es sein, dass dies auch das letzte Spiel vom Schädel-Harry für die Eintracht war? Wenn ja, hätten diese nicht nur den Grabi "auf dem Gewissen"!

'janaage01', vielen auch als 'Speedy' bekannt, wohnt in Sinn (Lahn-Dill-Kreis) und ist seit 1975 Eintrachtfan.

 

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