25.03.2007

Meine Eintrachtgeschichte oder der Weg zur Dauerkarte

Ich wurde 1990 in Bad Homburg geboren. Mein Vater ging ab und zu mit Bekannten ins Stadion. So auch am 31.08.1993. Das Spiel, in dem Jay-Jay Okocha sein Jahrhunderttor gegen die gesamte Karlsruher Abwehr schoss. Wenn mein Vater das Tor heute im Fernsehen sieht, sagt er immer stolz: "Ich war dabei." So auch, wenn er das Plakat von Grabis Abschiedsspiel sieht. Oder das Bukarestspiel 1979. Er saß jedoch nie auf der Haupttribüne. Ich glaube, das hängt ihm ein bisschen nach.

Im Jahr 1995 war ich fünf Jahre alt. In Frankfurt wurden damals gerade die „Uhren umgestellt“. Ich kannte schon erste Vereinsnamen: Eintracht Frankfurt, Bayern München, Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund. Ich kann mich an einen Satz von meinem Vater erinnern, als die Eintracht in Turin spielte: Dieses UEFA-Cup Spiel war das letzte für mindestens 10 Jahre. Leider sollte er recht behalten.

1996 ging mein Vater mit meiner Schwester zu dem Spiel Frankfurt gegen Rostock. Inzwischen war ich sechs und kannte schon alle Vereine aus der Bundesliga - nur im Stadion war ich noch nicht.

Das Spiel ging mit 1:3 verloren, meine Schwester brachte aber eine Tröte mit. Da das Spiel den ersten Abstieg aus der 1. Liga so gut wie perfekt machte, nenne ich diese Tröte Abstiegströte. Übrigens lag ich damals mit 40 Grad Fieber krank im Bett.

Also, in die 2. Liga. Als erstes musste ich neue Namen lernen: Mannheim, Jena, Unterhaching, Meppen usw. Nachdem ich von Rostock ´92 gehört hatte, dachte ich mir: Vor 4 Jahren waren wir fast Meister, also wird die Eintracht doch mit links aufsteigen.

Die Saison begann gut. Nach wenigen Spieltagen war die Eintracht Tabellenführer. Doch dann kam der Einbruch. Er gipfelte in der 1:6-Pleite beim SV Meppen und der 2:3-Pleite gegen Oldenburg.

Durch diese Niederlagen sank in der Rückrunde mein Interesse an der Eintracht. Aber zur Saison 97/98 war ich wieder dabei. Mit inzwischen sieben Jahren hatte ich noch kein Eintrachtspiel gesehen oder von einer Dauerkarte gehört.

Eine gute Vorrunde und ich war wieder Feuer und Flamme. Erstmals kannte ich die aktuellen Eintracht-Spieler: Mit „Urs auf Bundesliga-Kurs“, Zampach, Schur, Zico Bindewald und Thomas Epp.

Ironischerweise war es am 25. Mai, als ich erstmals auf DSF ein Eintrachtspiel live in voller Länge sehen konnte. Es war das Spiel Frankfurt gegen Mainz. Die Begegnung ging 2:2 aus. Aufstieg. Platzsturm.

Die Saison 98/99 war die erste, die ich richtig miterlebt habe. Ich hörte an fast allen Spieltagen mit meinem Vater die Bundesligakonferenz im Radio. Meine Eltern haben mir damals mein erstes Trikot gekauft.

Im Dezember 1998 war es dann soweit. Gegen den SV Werder Bremen sah ich mein erstes Bundesligaspiel im Waldstadion. Die Eintracht verlor 0:2. Vom Spiel selbst habe ich nichts mehr im Kopf, ich weiß aber, dass es arschkalt war. Es war das drittletzte Punktspiel von Horst Ehrmantraut als Eintracht-Trainer.

Nach neun Spielen Folter unter Ehrmantrauts Nachfolger Reinhold Fanz wurde Jörg Berger neuer Eintracht Trainer und ich wusste, wir schaffen das.

Den 33. Spieltag erlebte ich mit meinem Vater im Garten. Nach wenigen Minuten stand es 2:0 für Schalke. Die Hoffnung schwand, doch die Eintracht kämpfte und gewann 3:2.

Das Wunder gegen Kaiserslautern erlebte ich vorm Radio, weil ich an diesem Tag ein Klassentreffen mit Theatervorstellung hatte. Ich spulte schnell meinen Text ab und ging sofort zum Radio. So erlebte ich das 5:1 gegen Kaiserslautern.

Im Sommer kamen dann neue Spieler. Einen meiner "Lieblingsspieler" war Erol "Error" Bulut. Er hat heute übrigens eine eigene Website und kickt in Piräus. Jedenfalls gab es ein Freundschaftsspiel gegen den FC Bayern München. Meine Familie und ich gingen hin. Die Bayern gingen mit 1:0 in Führung. Kurz darauf bekam ich einen Nervenzusammenbruch. Der Grund dafür war das erste Eintracht-Tor, das ich live miterlebt habe. Nachdem die Tränen getrocknet waren wurde mir erklärt, dass es immer so laut ist, wenn ein Tor für die Eintracht fällt. Beim 2:1 habe ich dann schon mitgejubelt.

Die Saison begann verheißungsvoll. Die Eintracht startete gut und ich sah die Spiele auf Premiere. Doch zur Winterpause verlor die Eintracht Spiel um Spiel. Jörg Berger wurde also entlassen und Felix Magath geholt. Ich mochte Magath damals, weil seine Brille lustig aussah. Das letzte Spiel im alten Jahrtausend ging in Ulm mit 0:3 verloren. Ich wusste mit meinen 9 Jahren nicht mal, wo Ulm liegt. Ein Nachbar fuhr jedoch zum Spiel nach Ulm und kam mit der Meinung zurück, dass die Eintracht in dieser Form nicht einmal fünf Punkte in der Rückrunde holen würde. Er irrte sich.

Die Eintracht spielte eine geile Rückrunde und auf der Personalebene kam endlich auch mal frischer Wind auf. Oder anders gesagt: Leben da, Geld weg.

Inzwischen sah ich auf Premiere die Rettung gegen Ulm. Ich habe vor dem Fernseher gelitten und möchte nicht wissen, wie es den Leuten im Stadion erging.

Die Klasse gesichert, frisches Geld dank Octagon da, nach dem Sieg gegen die Bayern Mitte November 5. in der Tabelle: Fußballherz, was willst du mehr?

1 1/2 Jahre später sah das so aus: Pleite gerade abgewendet, kaum Spieler im Kader

In dieser Saison gewann mein Heimatverein 6 mal 25 Freikarten für die Eintracht. Also war ich sechs Mal im Stadion und zwar gegen Fürth, Burghausen, das Windspiel gegen Ahlen. (Tsoumou-Madza schoss ein Tor aus 40 Meter Entfernung!), Mainz, Oberhausen (das letzte Spiel auf der alten Gegengeraden) und gegen Union Berlin. Das Spiel gegen Reutlingen sah ich rechnend im Klubheim. Da war was los...

2003/04 sah ich wie immer die Spiele auf Premiere. So langsam kam bei mir die Idee mit der Dauerkarte auf. Aber ich habe sie aus unerfindlichen Gründen nicht weiter verfolgt.

Meine Eltern und ich fuhren damals am letzten Spieltag nach Hamburg. Wir stiegen ab, doch es machte mich stolz, dass 12.000 Frankfurter ihr Team selbst nach dem Abpfiff aufmunterten.

Zur Aufstiegs- und Klassenerhaltssaison spielte ich wieder mit den Gedanken an eine Dauerkarte, weil ich kein Spiel auf Premiere verpasste. Im Januar 2006 kam dann die Meldung, dass Arena die Rechte der Bundesliga bekommt. Da stand für mich fest: jetzt oder nie!

Heute sitze ich mit meinem Vater bei jedem Spiel auf der Gegengeraden und kriege keinen Nervenzusammenbruch mehr, wenn die Eintracht ein Tor schießt.

Autor “Veni-vidi-vici“ ist Dennis Bender aus Bad Homburg und Eintrachtfan seit seiner Geburt.

 

 

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