1. FC Nürnberg - Frankfurter Fußball-Verein

Süddeutsche Meisterschaft, Nordgruppe 1919/20 - 1. Spiel

4:0 (2:0)

Termin: 14.03.1920
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Rossi (Stuttgart)
Tore: 1:0 Schaffer (38.), 2:0 Peter Szabo (40.), 3:0 Fritz Becker (65., Eigentor), 4:0 Popp

>> Spielbericht <<

1. FC Nürnberg Eintracht Frankfurt



 

 

Sport- Nachrichten.

Die süddeutsche Meisterschaft.

1 F.-Kl. Nürnberg gegen Frankf. Fußballverein 4:0 (2:0).

Das erste Spiel des Frankfurter Fußballvereins in der Vorschlußrunde der süddeutschen Meisterschaft mußte der Vertreter des Nordmainkreises bereits gegen seinen stärksten Gegner begehen, den 1. F.-Kl. Nürnberg, der von neuem seine verblüffende Ueberlegenheit bewies, wenn auch Frankfurt viele Glanzleistungen aufzuweisen hatte, die beim Publikum stets reichen Beifall und viel Anerkennung fanden. Besonders Gmelin und die beiden Verteidiger Pfeiffer und Klemm waren ausgezeichnet, auch Jockel war sehr gut, während der Frankfurter Sturm den rechten Schwung vermissen ließ und offenbar noch nicht zur Genüge eingespielt war. Ueber das Spiel selbst geht uns folgender Drahtbericht zu:

Vor einer Zuschauermenge von 12.000 Menschen stellten sich dem Schiedsrichter Rossi-Stuttgart folgende Mannschaften:

Nürnberg:

Stuhlfaut
Bark      Kugler
Grünewald      Kalb      Riegel
Strebel      Popp      Schaffer      Träg      Szabo

Knörzer      Imke      Dornbusch      Hohmann      Brandt
Schneider      Jockel      Becker
Pfeiffer      Klemm
Gmelin

Frankfurt:

Nürnberg hatte den Anstoß und es entfaltete sich bereits in der ersten Minute ein sehr scharfer Kampf. Nach 38 Minuten fiel das erste Tor aus einer Flanke von rechts durch den internationalen Spieler Schaffer, der einschieben konnte. 2 Minuten später gelang es dem linken Flankenläufer Szabo nach einem Durchbruch durch flaches Zuspielen von Träg das zweite Tor unhaltbar einzusenden. Mit 2:0 wurden die Seiten gewechselt. Mit dem Anstoß Frankfurts entfaltete sich der Kampf von neuem und in der ersten Zeit war es ein Hin- und Hertoben. Vereinzelte Durchbrüche der Frankfurter scheiterten an der Verteidigung Nürnbergs oder die Bälle wurden zu weit vorgelegt und wurden dadurch eine Beute des Torwarts. Zeitweise versagten auch die Frankfurter Flankenläufer. Die Ueberlegenheit Nürnbergs machte sich immer stärker bemerkbar. Der größte Teil des Kampfes spielte sich in der Frankfurter Hälfte ab. Das Tor wurde sozusagen bombardiert, aber der Frankfurter Torwart rettete großartig. In der 20. Minute der zweiten Spielhälfte fiel durch Abprallen ein Selbsttor Beckers. Kurz nach Wiederanspielen belagerte Nürnberg das Frankfurter Tor und durch einen gut getretenen Eckball, der von Popp eingeköpft wurde, fiel das vierte Tor. Einzelne Angriffe und Durchbrüche Frankfurts scheiterten an der sicheren Arbeit des Nürnberger Torwarts. Leider war es Frankfurt nicht vergönnt, das wirklich verdiente Ehrentor zu erzielen. Hervorzuheben ist vor allem die großartige Frankfurter Verteidigung. Der Sturm hat zeitweise etwas versagt. Der Torwart war seiner Aufgabe vollständig gewachsen und die Leistungen Frankfurts fanden viel Beifall.

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Am nächsten Sonntag wird die Nürnberger Elf zum Rückspiel in Frankfurt antreten, ein Massenbesuch dürfte dem Sportplatz an der Roseggerstraße heute schon sicher sein.

Da größerer Andrang zu erwarten ist, werden in den verschiedenen Stadtbezirken Vorverkaufsstellen errichtet, die in den nächsten Tagen bekanntgegeben werden. ('Frankfurter Nachrichten' vom 15.03.1920)

 

 


 

 

NÜRNBERG GEGEN FRANKFURT.

1. F.C-NÜRNBERG SCHLÄGT DEN FRANKFURTER F.V. MIT 4:0.

Wir beginnen mit dem Bericht unseres ständigen Mitarbeiters:

Der Meister vom Nordmain ist vielleicht etwas spielstärker als die Offenbacher; aber der Klub zeigte auch heute wieder das durchdachte, überlegene Können, das in der Mannschaft als Ganzes steckt und bei dem eben die Tore schon von Anfang an in der Luft liegen, und in sicherer Voraussicht kommen und fallen müssen.

Unter der guten Leitung von Rossi-Stuttgart sah man ein schnelles, fair durchgeführtes Spiel (ich glaube, es gab keine drei Strafstöße), das in der Hauptsache ein Kampf zwischen dem in guter Form befindlichen Nürnberger Sturm gegen die brillant arbeitende Frankfurter Verteidigung war. Die Gästehintermannschaft rechtfertigte ihren Ruf aufs beste, während der Sturm eigentlich etwas enttäuschte. Man sah von diesem nicht viel von Zusammenspiel, das gegenseitige Verständnis zwischen den technisch nicht schlechten Stürmern scheint zu fehlen und auch die Entschlossenheit zur richtigen Zeit mangelte. Meist fanden die Frankfurter Angriffe ihre Erledigung schon durch die einheimische Läuferreihe oder die sicheren Verteidiger, während Stuhlfaut das wenige noch Durchgekommene sicher hielt.

Im Nürnberger Sturm war Schaffer wieder Schaffer; Popp glänzend, besonders in der zweiten Halbzeit; Träg, energisch und eifrig, vergaß nur manchmal, den Ball abzugeben und konnte mit einzelnen seiner Bombenschüsse nur die Latte finden; Szabo und Strobel trugen ihr redlich Teil bei zum schönen Erfolg. In der Läuferreihe Riegel und Kalb auf der Höhe; letzterer stand nach Halbzeit seinem Visavis, Jockel, nichts nach. Bark und Steinlein, die bekannt sichere Verteidigung. Es klappte heute beim Klub in allen Teilen, und durch dieses Spiel wurde auch die tüchtige Hintermannschaft der Gäste bezwungen und der glatte Sieg mit 4:0 Toren errungen.

Große Arbeit schafften heute Klemm und Pfeiffer im Verein mit Gmelin, denn der Nürnberger Sturm heizte ihnen tüchtig ein; die Tore waren nicht zu verhindern, selbst das gefallene Eigentor zeugte von keiner Schwäche. Nicht ganz auf gleicher Höhe waren die Außenläufer. Sie waren ja nicht gerade schwach, aber sie vernachlässigten etwas ihre Flügel. Gut war Jockel, aber Schaffer, Popp und Träg zu stören, heißt Überarbeit leisten. Im Sturm klappte es nicht recht, es fehlte der Pol in der Mitte; Hohmann und Imke, wohl schnell, fanden nicht genügend Unterstützung, um erfolgreich aufzukommen. Alles in allem sahen die ca. 8000 Zuschauer ihren Favoriten in großer Form im Kampf gegen einen tüchtigen Gegner, dessen guten Leistungen in gleicher Weise der Beifall galt und der sich durch sein gutes, faires Spiel die Sympathien erworben hat. Beide Mannschaften zeigten, daß auch ein wichtiges Verbandsspiel unter guter Leitung in angenehmen sportlichen Grenzen gehalten und ohne Aufregung in- und außerhalb des Spielfeldes durchgeführt werden kann, und das dürfte eines der erfreulichsten Momente des Kampfes gewesen sein und die beste Antwort auf die von einzelnen Stellen ausgehenden Anwürfe und Nachreden, wie man solche auch wieder von Offenbach beliebt. Ich glaube nur, auch dort werden keine Puppen Fußball spielen, wenigstens brachte Kugler einen nicht angenehmen Denkzettel von dort mit. Die hiesige Spielweise ist sicher nicht schlimmer als anderswo, und meist beruht die Sache auf Gegenseitigkeit. Ein Spieler, der ob seiner Gefährlichkeit vorm Tor in besondere Obhut genommen wird, muß sich eben schon mit größerer Energie durchzusetzen versuchen.

Auch noch ein anderes Unding glaubt ein Offenbacher Berichterstatter gefunden zu haben: das Mitwirken von Ausländern in Spielen um die deutsche Meisterschaft. Vereinbart sich dieses nicht mit seinen nationalen Gefühlen oder spricht die Mißgunst, auf jeden Fall verkennt er den Zweck des Sports. Die Ausländer brachten den Fußballsport nach Deutschland, und seit dieser Zeit finden wir in allen Gauen Ausländer in unsern Mannschaften aktiv und passiv, als Spieler und Trainer; ja selbst deutsche Meisterschaften wurden schon gewonnen von Mannschaften, in denen Ausländer hervorragend tätig waren. Ich glaube auch nicht, daß der Herr dafür einträte, in Offenbacher Mannschaften keine Ausländer einzustellen, wenn hiezu Gelegenheit bestünde. Was hat der Sport mit Politik und Nation zu tun? Nehmen und lernen wir doch das Gute, wo wir es finden. Der nationale Sport äußert sich in Repräsentativ- und Länderspielen, aber sonst ist der Sport international und dem ist gut so.      HL

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Herr X. Siegörtner schreibt: Der vergangene Sonntag brachte uns hier die Begegnung des Frankfurter Fußball-Verein und 1. F.C.-Nürnberg. Ersterer als Meister des Nordmainkreises, Nürnberg, Meister von Nordbayern. Herrliches Fußballwetter hatte wohl an 10—12000 Zuschauer auf dem Sportplatz des 1. F.C.-Nürnberg versammelt. Der Platz in ausgezeichneter Verfassung und Herr Rossi aus Stuttgart Schiedsrichter, der auch in diesem Spiel seinen guten Ruf aufs beste bestätigte. Spielverlauf: Frankfurt hat Anstoß, mit der Sonne im Rücken. Dieser gelingt, sie kommen gut in Tornähe, doch Bark befördert das Leder mit weitem Schlag dorthin, wohin es seiner Ansicht nach gehört. Nürnbergs Stürmer nehmen den Ball auf, ziehen vor Frankfurts Heiligtum, doch Frkt. Verteidiger im Verein mit Torwart beweisen glänzendes Können. Das Spiel bleibt weiter offen. Bei einem Vorstoß Nürnb. verwirkt Frkf. Strafstoß. Schaffer schießt scharf, jedoch an die Querlatte. Ein Schuß von Träg geht knapp darüber, einen weiteren hält Gmehlin hervorragend. Frankfurt macht sich wieder frei. Seine Stürmer tragen den Bali gut vor, doch was nicht schon Bark und Steinlein unterbinden, hält Stuhlfauth mit Bravour. Nach wechselseitigen Angriffen gelingt es Schaffer, auf eine gute Flanke des flinken Strobel, wenn auch hartbedrängt, das erste Tor zu erzielen. Kurz darauf sorgt Szabo durch unhaltbaren Schuß für ein zweites Tor. Wenige Minuten noch, dann Halbzeit.

Nach Wiederbeginn ist Nürnberg stark im Vorteil, doch seine Stürmer haben mit ihren zahlreichen Schüssen kein Glück. Ein gutes Dutzend wird darüber oder an die Latte gejagt, was noch aufs Tor kommt, hat Gmehlin sicher. Nürnberg drängt weiter. Frankfurts Verteidiger und Läufer arbeiten großartig. Doch hat der rechte davon das Unglück, durch fehlerhafte Abwehr, Nürnberg ein billiges drittes Tor zu verschaffen. Bald darauf ist Popp auf eine Vorlage von Schaffer zum yiertenmal für seine Farben erfolgreich. Dann macht Frankfurt wieder Luft, seine beiden Flügel leiten Angriffe ein, doch bleibt ihnen ein verdientes Ehrentor auch dann versagt. Und beim Stande 4:0 für Nürnberg ist ein schönes spannendes Spiel zu Ende und Nürnbergs Mannschaft verläßt unter dem Jubel seiner Anhänger, als glücklicher Sieger das Feld.

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Zum gleichen Spiel schreibt Hans Stoll:

10000 bis 12000 Zuschauer mögen es gewesen sein, als,sich am Sonntag bei herrlichstem Wetter beide Meister trafen. Herr Rossi-Stuttgart leitete als Unparteiischer das Spiel korrekt und einwandsfrei. Wie er mit seiner behäbigen Ruhe seine Befehle genau und bestimmt diktiert, das ist bewundernswert. Seine Autorität wirkt auf Spieler und Zuschauer, und wir sind froh, daß wir Herrn Rossi in Süddeutschland besitzen.

Nun zum Spiel selbst. Frankfurt komplett, Nürnberg ohne Kugler, der aber gut ersetzt war. Es läßt sich eigentlich über das Spiel nicht viel schreiben. Es stand meistens unter der Überlegenheit Nürnbergs. In der ersten Halbzeit kam Frankfurt noch etwas mit, und konnte auch manchmal gefährlich werden, aber im zweiten Teil wurde es teilweise vollständig eingeschnürt. Was Nürnbergs Stürmer an die Latten oder drüber weg schossen —, das Resultat hätte leicht 6 oder 8:0 heißen können. Nürnbergs Sturm unter Schaffers Regie führte sein gewohntes Spiel vor. Die Läuferreihe war glänzend und die Verteidiger Bark und Steinlein sorgten dafür, daß Stuhlfauth nicht zu oft eingreifen mußte. Die Frankfurter Mannschaft hat sehr enttäuscht. Sie wird kaum stärker sein als Offenbacher Kickers. Jockel als Mittelläufer ist gut und eifrig, aber in Punkto Kopfspiel, Technik und Ausdauer, da fällt er gegen den brillanten Nürnberger Mittelläufer Kalb ab. Die Hintermannschaft mit Gmehlin im Tor hervorragend; in der zweiten Halbzeit aber waren sie bald mit ihrer Kraft fertig; den Ball konnten sie nicht mehr recht wegbringen. Am meisten hat der Sturm enttäuscht, jeder Angriff war im Nu erstickt; mir machte die Mannschaft einen ermüdeten Eindruck; unbequeme Bahnfahrt mag ja viel dazu beitragen; ich kann nicht recht glauben, daß der Unterschied in der Spielstärke der beiden Meister so groß sein sollte. Der 1. F.C-Nürnberg hat mit diesem Spiel wieder einen Sprung weiter zur Meisterschaft gemacht. Hoffen und wünschen wir, daß er seine jetzige Form weiter behält.

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FRANKFURTER SPAZIERGÄNGE.

INMITTEN GROSSER EREIGNISSE.

Trotz Revolution und der Gefahr des unterwegs Sitzenbleibens hat sich der F.F.V. nach Nürnberg zum 1. F.C. begeben, um das fällige Kreisspiel auszutragen. In banger Erwartung verbrachten nicht nur die Anhänger des F.F.V., sondern auch alle die anderen Sportsleute den Sonntagnachmittag, um gegen Abend endlich von der Spannung befreit zu werden. Lange warteten die Sensationsgierigen in der Stehbierhalle "Zum Fußball", wo um halb 7 Uhr das Spielresultat ankam. Mit 4:0 (2:0) hat sich der Nordmainkreismeister von dem überlegen spielenden; 1. F.C. Nürnberg geschlagen bekennen müssen.[...]   Am kommenden Sonntag findet das Spiel Süd- gegen Mitteldeutschland statt, das beweisen soll, daß auch Frankfurt a. M. große Zuschauermengen aufbringen kann. Dem großen Interesse kann auch nicht der Umstand Abbruch tun, daß ,man im allgemeinen die süddeutsche Mannschaft für nicht richtig zusammengestellt hält. Die aufgestellten Spieler kennen sich kaum in ihrer Spielweise. Es mag bei dieser Ansicht allerdings der gekränkte Ehrgeiz des Frankfurter Publikums eine gewichtige Rolle spielen. Man glaubte sicher, daß bei der Aufstellung zwei bis drei Frankfurter in Betracht kämen, wie Schnürle, Pfeiffer. Nun, der 28. März mag beweisen, ob die augenblickliche Mannschaft verfehlt ist oder nicht.      Block (aus dem 'Fußball' vom 24.03.1920)

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