Hannover 96 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1985/1986 - 32. Spieltag

0:0

Termin: Do 17.04.1986, 20:00 Uhr
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Manfred Uhlig (Dortmund)
Tore: ./.

 

>> Spielbericht <<

Hannover 96 Eintracht Frankfurt

 


 

Wechsel
  • Karsten Surmann für Siegfried Reich (46.)
Wechsel
Trainer
  • Helmut Kalthoff
Trainer

 

Trostlos und torlos

Eigentlich war dieses Spiel nicht der Rede wert. 0:0 trennten sich Absteiger Hannover 96 und die damit wohl endgültig vor dem Abstieg gerettete Frankfurter Eintracht in einem zwar flotten, aber fußballerisch niveaulosen Spiel. Gerade 3500 Zuschauer verloren sich im riesigen Niedersachsenstadion, eine Kulisse, die der Leistung beider Mannschaften angepaßt war. Die Eintracht muß sich letztlich bei Torwart Hansi Gundelach bedanken, daß sie trotz überlegen geführter erster Hälfte zum Punktgewinn kam. Denn nach dem Wechsel machte Hannover Druck, hatte ein halbes Dutzend dicker Möglichkeiten, scheiterte aber immer wieder am Frankfurter Schlußmann. Besonders die beiden Stürmer der Niedersachsen Gue und der Ex-Frankfurter Schaub, wußten selbst mit den besten Gelegenheiten nichts anzufangen. Neben Gundelach überzeugte wenigstens eine Halbzeit lang Thomas Berthold. Der Rest bewegte sich im Mittelmaß oder darunter. Insgesamt eine trostlose Angelegenheit.

Dietrich Weise schüttelte schon vor dem Anpfiff den Kopf. „Das gefällt mir hier alles gar nicht. Hier können wir ja nur verlieren.“ Was dem Trainer mißfiel, war das ganze Drumherum der Partie. Die trostlose Kulisse im riesigen Niedersachsenstadion, die deprimierende Atmosphäre, die Erwartungen an einen klaren Sieg beim Absteiger.

Weises Befürchtungen bewahrheiteten sich bald, die Eintracht paßte sich dem wirklich niveaulosen Gekicke der 96er an. Es war ein holpriges Spiel auf einem holprigen Rasen. Uninteressant war die Partie allerdings nicht, dafür sorgten die Nachlässigkeiten in beiden Abwehrreihen. So gab es Chancen auf beiden Seiten, aber in den ersten 45 Minuten keine Tore.

Die Mehrzahl der Möglichkeiten hatte die Eintracht, die besseren die Niedersachsen. Frankfurts Spitzen Jan Svensson und Holger Friz, der den Vorzug vor dem leicht angeschlagenen Dave Mitchell erhalten hatte (Dietrich Weise: „Ich brauche Mitchell unbedingt im Helmspiel gegen Saarbrücken.“), hatten in der 3. Minute schon das 1:0 auf dem Fuß. Doch Friz verpaßte, und schon hier zeigte sich das große Manko der Frankfurter — vor dem Tor des ehemaligen Eintracht-Keepers Ralf Raps fehlte Konzentration und Konsequenz.

Josef Sarroca verfehlte mit einem Volleyschuß in der 4. Minute und nach der besten Kombination mit Holger Friz in der 37. Minute. Jan Svensson verdribbelte nach 20 Minuten eine Chance, Holger Friz flog in der 16. Minute nach einer Flanke knapp am Ball vorbei. Auch auf der Gegenseite war es ein „Frankfurter“, der vor dem Tor versagte. Fred Schaub, Schütze des goldenen Eintracht-Tores beim denkwürdigen UEFA-Cup-Sieg 1980 gegen Borussia Mönchengladbach, stand zweimal völlig frei vor Hansi Gundelach (7. und 38. Minute), brachte den Ball aber nicht am Frankfurter Torhüter vorbei.

Diese beiden Möglichkeiten schmälerten etwas die ansonsten hervorragende Leistung des Frankfurter Nationalspielers Thomas Berthold. Er war einer der wenigen, der mit Energie und Engagement zur Sache ging, der einige hervorragende technische Leistungen brachte und zwei der vielen Möglichkeiten auch vorbereitete. Nach einer halben Stunde aber nahm Berthold die Deckungsaufgabe gegen Fred Schaub nicht mehr ganz so ernst. Enttäuschend dagegen einmal mehr Ralf Falkenmayer. Innerlich hat der kleine Frankfurter mit - der Nummer zehn seine Mexiko-Chance wohl bereits abgeschrieben. Nur so ist seine schwache Leistung zu erklären.

Bei Hannover 96 konzentrierten sich die Zuschauer vor allem auf Pfeifkonzerte gegen den ungeliebten Mittelstürmer Sigi Reich und auf Schmähungen des Präsidenten Henze. In Hannover sind die Lichter bereits ausgegangen. Hannovers Mittelstürmer Sigi Reich wurde in der Pause ausgewechselt, Surmann kam aufs Feld, Linksaußen Fred Schaub rückte in die Mitte. Und dort hätte Schaub die Eintracht bereits in den ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte „erschießen“ können.

Doch zum Glück für die Frankfurter, vielleicht auch aus alter Verbundenheit, tat er's nicht. In der 50. Minute stolperte Karl-Heinz Körbel über den Ball, Schaub nahm ihn auf, zog davon, vergaß aber selbst zu schießen. Dafür kam ein unkontrolliertes Abspiel zu Gue. Gundelach hatte keine Münhe dazwischenzugehen. Zwei Minuten später eine Flanke von Schaub, ein Kopfball von Gue und eine Blitzreaktion von Gundelach. In den letzten zehn Minuten noch einmal riesige Möglichkeit für Schaub, ein Schuß aus der Drehung, wieder hielt Gundelach. Und sechs Minuten vor dem Ende mußte einfach das Tor für Hannover fallen, aber es fiel nicht. Giesel flankte, Gue stand frei, den Kopfball wehrte Gundelach ab, den Abpraller hatte Schaub auf dem Fuß. Aber das alte Lied: der ehemalige Frankfurter schoß weit übers Tor.

Die Eintracht hatte in der völlig konfusen zweiten Halbzeit nur noch eine ganz dicke Möglichkeit. 12 Minuten vor dem Ende flankte der fleißige Ralf Sievers nach innen, Holger Friz stand völlig frei, köpfte den Ball aber unkonzentriert Torwart Raps in die Arme. Eine typische Szene fürs ganze Spiel.

Trainerstimme

Dietrich Weise (Frankfurt): „Unser fester Vorsatz war, keine vier Punkte gegen Hannover abzugeben. Nach der ersten Halbzeit konnte ich mit meiner Mannschaft zufrieden sein. Dagegen stand die zweite Hälfte ganz im Zeichen von Hannover. Die Punkteteilung geht in Ordnung.“ (Abendpost-Nachtausgabe vom 18.04.1986)


 

 

>> Spieldaten <<





© text, artwork & code by fg