Bayer 05 Uerdingen - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1985/1986 - 23. Spieltag
1:0 (1:0)
Termin: Do 24.04.1986, 20:00 Uhr
Zuschauer: 8.500
Schiedsrichter: Werner Föckler (Weisenheim)
Tore: 1:0 Larus Gudmundsson (6.)
Bayer 05 Uerdingen | Eintracht Frankfurt |
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Trainer | Trainer |
Die Eintracht muss weiter zittern Die Eintracht muß bis zum letzten Spieltag der Bundesliga um den Klassenerhalt zittern. Nach der 0:1-Niederlage im Nachholspiel gegen Bayer Uerdingen beträgt der Vorsprung auf Borussia Dortmund (Platz 16) zwei Punkte und sechs Tore. Sollte die Eintracht am Samstag beim HSV 0:3 verlieren und Dortmund in Hannover 3:0 gewinnen, muß sie ins Relegationsspiel gegen den Dritten der Zweiten Bundesliga. Daß sich diese erhöhte Nervenanspannung am Samstag noch negativer auf die Leistung der Eintracht auswirken könnte, ist nicht zu erwarten. Was die Frankfurter gegen Uerdingen boten — darunter geht nicht mehr viel. Eine einzige hochkarätige Torchance hatten sie in den 90 Minuten. Elf Minuten vor dem Abpfiff scheiterte Svensson mit einem Aufsetzer an Uerdingens Torwart Vollack. Nach der frühen Führung der Uerdinger durch Gudmundsson in der 5. Minute waren die meisten Eintrachtspieler nicht mehr Herr ihrer Nerven. Anders sind die unzähligen Ballverluste und Abspielfehler nicht zu erklären. Ohne Selbstvertrauen konnte die Eintracht auch in der zweiten Halbzeit kein Kapital aus der Uerdinger Schwäche schlagen, die ihrem Horrorprogramm (fünf Spiele in acht Tagen) kräftemäßig Tribut zahlen mußten. Einzig Hansi Gundelach war es zu verdanken, daß es bei der knappen 0:1-Niederlage blieb. Eintracht-Vizepräsident Mank kommentierte: „Es klingt wie Ironie, aber man muß mit der knappen Niederlage noch zufrieden sein — trotz der schwachen Leistung.“ Außer Gundelach erreichten nur Theiss, Körbel und Berthold Normalform. „Schlechter als Krämer und Mitchell kann er es gar nicht machen.“ Eintracht-Trainer Dietrich Weise fand vor dem Spiel keine einfache Begründung, warum er den erst 19jährigen Amateur Thomas Reubold gegen Uerdingen sein Bundesliga-Debüt machen ließ. Von den Schußversuchen seiner etablierten Stürmer hatte Weise dermaßen genug, daß er Mitchell und Krämer erst, gar nicht mit nach Krefeld nahm und Friz zunächst auf die Ersatzbank verbannte. Bevor Reubold, der in der Oberliga 13 Tore in dieser Saison schoß, seine Stärke — Schnelligkeit und gute Ballbehandlung — aber das erste Mal aufblitzen lassen konnte, stand es schon 1:0 für Uerdingen. In der 5. Minute wollte Körbel Gudmundsson abseits stellen, indem er einen Schritt nach vorne ging. Aber weder der Linienrichter noch der Schiedsrichter reagierten. Die Fahne blieb unten, Gudmundsson ruhig, nahm den Paß von Feilzer auf und schoß über den herausstürzenden Gundelach — aus zehn Metern — ins Tor. Damit war es schon um alle taktischen Überlegungen von Dietrich Weise geschehen. Wie in Stuttgart geriet die Eintracht nach dem frühen Rückstand außer Fassung — ihr Glück, daß Uerdingen an diesem Abend nicht ganz so stark war wie die Schwaben vor zwei Wochen. Die linke Deckungsseite mit Caspary und Kitzmann wirkte wie gelähmt, die rechte mit Sievers und Sarroca war beweglicher, spielte aber die abgewehrten Bälle den Uerdingern immer wieder in die Füße. In der Mitte stand die Eintracht mit Theiss, Körbel und Berthold (den Weise wegen der Kopfballstärke Friedhelm Funkels und Edvaldssons in die Mitte beordert hatte) gut, nur wenn es ans Laufen ging, gab es Schwächen. Das geschah, wenn die quirligen Uerdinger Spitzen Gudmundsson und Feilzer steil geschickt wurden — das geschah aber selten, und dann war Gundelach auf der Hut. Einmal warf er sich Bommer (wieder hatte Kitzmann geschlafen) vor die Füße und einmal Feilzer, die allein vor ihm aufgetaucht waren. Einziger Fehler Gundelachs in der ersten Halbzeit: bedrängt von Bommer, ließ er den Ball fallen und hatte Glück, daß der Uerdinger nur die Latte traf. Und die Eintracht? Nichts als Schweigen. Mit sieben Mann im und am eigenen Strafraum, mit einem ganz schwachen Ralf Falkenmayer im Mittelfeld und mit zwei von allen Mitspielern verlassenen Spitzen Svensson und Reubold spielte die Eintracht in der ersten Halbzeit nicht eine Torchance heraus, zwei Elfmeter-verdächtige Szenen (Schiedsrichter Föckler ließ die Pfeife stecken) waren alles. Völlig verunsichert, konnte die Mannschaft aus den Fehlpässen der Uerdinger kein Kapital schlagen. Halbzeit-Kommentar von Eintracht-Vizepräsident Klaus Mank: „Wir können froh sein, daß wir nicht höher im Rückstand liegen.“ Auch die zweite Auswechslung brachte der Eintracht nichts mehr ein. In der 70. Minute schickte Trainer Weise Stürmer Friz für den enttäuschenden Kitzmann aufs Feld. Friz fügte sich sofort nahtlos ins schwache Eintracht-Spiel ein: In seiner ersten Aktion stolperte er über die eigenen Füße. Obwohl die Uerdinger am Ende ihrer Kräfte waren, hatten sie auch in der zweiten Halbzeit die besseren Tormöglichkeiten. Zweimal Edvaldsson und einmal Dämgen scheiterten mit Kopfbällen am besten Eintracht-Spieler, an Torwart Gundelach. In der zweiten Halbzeit hatte die Eintracht wenigstens eine große Torchance den Uerdinger Möglichkeiten entgegenzusetzen. Svensson schoß aus 18 Metern mit der Spitze, der Ball setzte gefährlich vor Vollack auf, der aber in letzter Sekunde die Faust noch hochreißen konnte und zur Ecke abwehrte. Das war in der 79. Minute und gleichzeitig die letzte Möglichkeit der Frankfurter. Es blieb bis zum Schlußpfiff beim enttäuschenden 0:1. Trainerstimmen Karl-Heinz Feldkamp (Uerdingen): „Wir hatten vor, den dritten Platz zu erspielen und ich habe mich gewundert, daß es uns so leicht gemacht wurde. Ich bin wahnsinnig enttäuscht über das Verhalten einiger Nationalspieler, die uns in Mexiko vertreten sollen. Wenn sie nur singen können, dann war das das Letzte.“ Dietrich Weise (Frankfurt): „Wir wollten nicht
verlieren und wenn, dann nur recht knapp, weil wir noch das bessere Torverhältnis
gegenüber Dortmund haben. Das 2:6 der Nürnberger in der letzten
Woche bei Uerdingen hatte uns gewarnt. Die Angst in der Mannschaft haben
wir uns eingehandelt bei den Heimniederlagen gegen die Absteiger Hannover
und Saarbrücken.“ (Abendpost-Nachtausgabe vom 25.04.1986)
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