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Eintracht Frankfurt - 1. FC
Nürnberg |
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Bundesliga 1986/1987 - 3. Spieltag
1:0 (0:0)
Termin: Fr 22.08.1986, 20:00 Uhr
Zuschauer: 30.000
Schiedsrichter: Bernd Kruse (Beckum)
Tore: 1:0 Thomas Berthold (52.)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Nürnberg |
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Wechsel |
Wechsel
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Trainer | Trainer
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Berthold trifft entscheidend Durch einen verdienten 1:0-(0:0-)Sieg gegen den 1. FC Nürnberg hat Eintracht Frankfurt mit 5:1 Punkten — zumindest bis heute — die Bundesligaspitze zurückerobert. Das entscheidende Tor gelang Nationalspieler Thomas Berthold, der „Club“-Schlußmann Andreas Köpke in der 52. Minute mit einem 18-Meter-Freistoß, der vom Polen Smolarek nur kurz angetippt wurde, keine Abwehrmöglichkeit ließ. Vor 30.000 Zuschauern mußten die Eintrachtfans bei zeitweise starkem Regen allerdings eine Halbzeit lang warten, ehe das Spiel der Hausherren ins Rollen kam. Bis zur Pause wirkten die weiterhin sieglosen Nürnberger (1:5 Punkte) spielerisch stärker. Doch auch der agile Eckstein konnte die beste Chance (21.) nicht nutzen, so daß Frankfurt in dieser Saison weiter ohne Gegentor ist. „Das Tempo war sehr hoch, aber auf dem rutschigen Boden fielen die Kombinationen schwer“, äußerte Teamchef Beckenbauer, wie DFB-Trainer Vogts „Spion“ auf der Tribüne des Waldstadions. Das Duo erlebte nach dem Wechsel ein verbessertes Gastgeber-Team, das mit weiteren Chancen von Andreas Möller in der 59. und 71. Minute sowie Dieter Kitzmann an dem sicheren Köpke scheiterte. (Abendpost-Nachtausgabe vom 23.08.1986)
Drei Spiele ohne Niederlage, drei Spiele ohne Gegentor (5:1 Punkte/6:0 Tore), zum zweiten Mal zumindest vorübergehend Tabellenführer der Fußball-Bundesliga — die Frankfurter Eintracht schwebt auf einer rosaroten Wolke des Erfolgs und der Begeisterung. „Wie im Märchen“, sagte Wolfgang Kraus wenige Minuten nach dem Abpfiff des Spiels gegen den 1. FC Nürnberg noch ganz unter dem Eindruck der Ovationen der knapp 30.000 Zuschauer. Thomas Bertholds „goldener Schuß“ zum 1:0-Sieg war die Krönung eines tollen Kampfspiels, das selbst die kritische Prominenz begeisterte. „Eine sehr starke Partie“, lobte Teamchef Franz Beckenbauer. Und DFB-Trainer Berti Vogts setzte noch eins drauf. „Wenn die Eintracht immer so spielt", ist Vogts überzeugt, „kommt sie in den UEFA-Pokal.“ Der Grundstein des Erfolgs wird immer in der Abwehr gelegt, so auch bei der Eintracht Während die Nürnberger bei ebenfalls sechs geschossenen Toren, aber neun Gegentreffern mit 1:5 Punkten schon mit dem Rücken zur Wand stehen, können sich die Frankfurter über 270 Minuten ohne Gegentor und einen Spitzenplatz freuen. Mit Libero Thomas Berthold und den beiden „Manndeckern“ Karl-Heinz Körbel und Armin Kraaz hat Trainer Dietrich Weise eine ideale Besetzung gefunden. Besonders Thomas Berthold, der als letzter Mann eigentlich nur eine Notlösung war, nur Platzhalter für den verletzten Klaus Theiss spielen sollte, wird immer mehr zum Volltreffer. „Das war Thomas' bisher bestes Spiel“, stellte Kapitän Körbel fest, „und nicht nur wegen des Tores...“ Berthold spielte ohne Schnörkel, geradlinig, einsatzfreudig, mit Übersicht. Auch die Leichtsinnsfehler der ersten Spiele gegen Düsseldorf und Köln unterblieben diesmal. „Echt stark“, schwärmte Armin Kraaz über seinen Kollegen, „da fühlt man sich richtig sicher.“ Berthold seinerseits konnte sich auch sicher fühlen, denn Körbel und Kraaz stellten sich ebenfalls in prächtiger Form vor. Von Andersen (gegen Körbel) war nichts zu sehen, von Eckstein (gegen Kraaz) drohte nur eine halbe Stunde lang Gefahr. „Nachher“, freute sich Armin Kraaz, „hat er aufgesteckt.“ Vielleicht waren die Nürnberger aber auch müde nach ihrem Blitzstart mit dem höllischen Anfangstempo. Wolfgang Kraus, der 33jährige Routinier im Frankfurter Mittelfeld, hatte den Einbruch der Gäste erwartet. „Wie die am Anfang gerannt sind, so kann man nicht lange spielen“, wußte Kraus aus Erfahrung. Gemeinsam mit Andy Möller nahm Kraus zwischenzeitlich
das Tempo aus dem Spiel, brachte den Club damit von der Rolle, während
die eigene Mannschaft den Rhythmus fand. Die Mischung aus jugendlicher
Begeisterung (Möller, auch Binz), Zweikampfstärke (Körbel,
Kraaz, Sievers), Cleverneß (Smolarek), Übersicht (Kraus,
Berthold) und Einsatzfreude (Mitchell) ist es, die die Frankfurter
Eintracht im Moment so stark macht. Und daß sie stark sind,
wissen die Spieler spätestens nach dem Sieg über Nürnberg.
„Der Club war gut, teilweise sogar sehr gut, viel besser jedenfalls
als Düsseldorf und Köln“, analysierte Karl-Heinz
Körbel, „und trotzdem haben wir gewonnen. Wir haben dagegen
gehalten, über bedingungslosen Kampf zum Spiel gefunden.“
(Abendpost-Nachtausgabe vom 24.08.1986)
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