![]() |
Hamburger SV - Eintracht Frankfurt |
![]() |
Bundesliga 1986/1987 - 4. Spieltag
2:0 (1:0)
Termin: Di 02.09.1986, 20:00 Uhr
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Karl-Josef Assenmacher (Hürth)
Tore: 1:0 Heinz Gründel (33.), 2:0 Thomas von Heesen (85.)
Hamburger SV | Eintracht Frankfurt |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer
|
Trainer |
Eintracht überzeugt trotz Niederlage Höher und dennoch ehrenwerter verloren als in der letzten Saison. Das ist das bittere Fazit für die Frankfurter Eintracht nach ihrem 0:2 am Dienstag im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga beim Hamburger Sportverein im Volksparkstadion. Tore durch Gründel in der 34. Minute und von Heesen in der 85. Minute besiegelten die erste Saisonniederlage für die Frankfurter, die sich allerdings hervorragend präsentierten und selbst den 30.000 Zuschauern Respekt abnötigten. Es waren doch keine leeren Versprechungen der Eintracht, in Hamburg gewinnen zu wollen. Kein Vergleich mit der Vorstellung an gleicher Stätte Ende April gegen den gleichen Gegner, als die Niederlage mit dem 0:1 noch glimpflich ausfiel, nur nicht hoch verlieren an der Tagesordnung war. Als wollte Smolarek schon mal Maß nehmen, schob er bereits nach wenigen Minuten den Ball ins Tor, seine Abseitsstellung und den Pfiff des Schiedsrichters ignorierend. Wenig später hatte Smolarek fast HSV-Torhüter Stein überlistet, aber der war mit der Fußspitze eher am Ball als der Ball an der Torlinie. Die Frage „Wer hat den besseren Polen — die Hanseaten oder die Hessen?“ schien schon frühzeitig beantwortet, da machte Okonski Werbung in eigener Sache. Sein vehementer Schuß landete allerdings neben dem rechten Torpfosten. Sein Landsmann auf der Gegenseite antwortete auf seine Weise. Erst war es Mitchell, dann Smolarek, der Stein in Verlegenheit brachte. Wie es sich für die „neue Eintracht“ gehörte, spielte sie nicht nur mit, sondern gab über weite Strecken der ersten Hälfte sogar den Ton an. Der junge Beiersdorfer, vom Oberligisten Fürth an die Elbe gekommen, war gegen den routinierten Smolarek überfordert, handelte sich prompt eine gelbe Karte ein. Aber den ersten Treffer des Abends erzielten doch die Hamburger. Zum erstenmal in dieser Saison, nach 304 Minuten, mußte Gundelach in einem Punktspiel den Ball nach dem Torpfiff aus dem Tornetz holen. Nach einem Freistoß von Kaltz, verursacht durch Binz, war Gründel da, wo entweder Kraaz oder Körbel hätten sein müssen, und erzielte das 1:0. Schön anzusehen der Freistoß von Berthold kurz zuvor, aber die Anzeigetafel im Volksparkstadion wies den HSV als Halbzeitsieger aus. Nur der Schönheitspreis gebührte den Hessen. Natürlich wollte sich die Eintracht nicht damit bescheiden, hielt es Vorstopper Körbel kaum noch in den eigenen Reihen. Chancen und Risiken hielten sich die Waage, aber wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Dazu passend war Trainer Weises Entschluß, in der 60. Minute Möller, von dem wenige Impulse ausgingen, vom Rasen zu holen und Krämer in den Kampf zu schicken. Mit ihm, Mitchell und Smolarek hatten die Frankfurter fortan drei Sturmspitzen, aber leichter hatten es natürlich die Hamburger mit dem 1:0 im Kreuz, mit entsprechendem Platz für Konter. Die Eintracht wollte einen Ertrag für ihre Bemühungen und mit ihr gewann die Partie zusehends an Tempo sowie Klasse. Erst rettete Gundelach mit prächtiger Reaktion nach einem von-Heesen-Schuß, dann traf Mitchell fast im Gegenzug nur den Außenpfosten. Jetzt überschlugen sich die Ereignisse: Beiersdorfer
ging aus dem Spiel, für ihn kam Lux. Weise ging aufs Ganze,
indem er Theiss in der 76. Minute zu seinem Saisondebüt verhalf
und Libero Berthold in den Angriff beorderte. In den Eintracht-Abwehrreihen
war die Ordnung sporadisch dahin, aber die Parole hieß ja
Angriff. Solange der HSV seine Chancen (Gründel und Hinz) großzügig
vergab, war für die Eintracht noch alles möglich. Aber
fünf Minuten vor dem Ende machte von Heesen per Kopf nach Flanke
von Kaltz alle Hoffnungen auf einen Punktgewinn ein Ende. Der HSV
war eben über die gesamte Distanz eine Spur zupackender als
die Eintracht, die aber dennoch so auftrat, als wollte sie nicht
nur, sondern als könnte sie sogar zu den Sternen greifen. (Frankfurter
Allgemeine Zeitung vom 03.09.1986)
|