Werder Bremen - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 1987/1988 - Halbfinale

0:1 (0:1)

Termin: 13.04.1988
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Dieter Pauly (Rheydt)
Tore: 0:1 Frank Schulz (45.)

 

 

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Werder Bremen Eintracht Frankfurt

  • Oliver Reck
  • Gunnar Sauer
  • Rune Bratseth
  • Ulrich Borowka
  • Norbert Meier
  • Günter Hermann
  • Thomas Wolter
  • Mirko Votava
  • Frank Neubarth
  • Karlheinz Riedle
  • Frank Ordenewitz

 


 

Wechsel
  • Manfred Burgsmüller für Frank Ordenewitz (46.)
Wechsel
Trainer
  • Otto Rehhagel
Trainer

 

 

Schulz schoß, Stein rettete die Eintracht ins Finale

Werder Bremens erste Heimniederlage dieser Saison / Die Kämpfer um Körbel alle großartig

Eintracht Frankfurt steht im Pokal-Endspiel 1988. Welch' ein Triumph, was für eine Sensation! Der größte Erfolg der Eintracht seit dem Pokalsieg 1981 in Stuttgart (3:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern). 1:0 (1:0) besiegten die Schützlinge von Trainer Kalli Feldkamp vor 21.000 Zuschauern den Bundesliga-Spitzenreiter Werder Bremen. Nichts wurde es also mit dem norddeutschen Traumfinale HSV gegen Werder. Das Endspiel bestreiten nun am 28.Mai in Berlin die Außenseiter VfL Bochum und Eintracht Frankfurt. Das goldene Tor für die prachtvoll kämpfenden Frankfurter erzielte Frank Schulz in der 45. Minute unmittelbar vor dem Pausenpfiff. Held im Weserstadion aber war Uli Stein. Der Supermann im Eintracht-Tor zeigte eine absolute Weltklasseleistung, die schließlich auch vom fanatischen Bremer Publikum anerkannt werden mußte. Als einziger Frankfurter wurde Stein mit Beifall verabschiedet.

Die Rollen waren schnell verteilt in Bremen. Werder spielte den Jäger, die Eintracht war die Gejagte. Und die Aufgaben waren auch klar. Otto Rehhagel hatte seinen Kapitän Mirko Votava auf Lajos Detari angesetzt ließ Bratseth gegen Smolarek und Borowka gegen Balzis decken. Kalli Feldkamp stellte den schnellen Thomas Klepper gegen Bremens Schnellsten, Frank Ordenewitz, den erfahrenen Karl-Heinz Körbel gegen Bremens Elfmeterschinder Riedle und den langen Schlindwein gegen den längsten Bremer, Frank Neubarth.

Schon in der Anfangsphase schien die Überlegenheit des Bundesliga-Spitzenreiters erdrückend zu werden. Kaum einmal konnte sich die Eintracht lösen, dazu unterliefen einfach zu viele Fehlpässe. Lajos Detari, der wie schon gegen Bayern München mit seinen bunten Schuhen in den ungarischen Landesfarben antrat, kam nur selten dazu, weite Pässe zu schlagen. Das Spiel lief lange Zeit an dem Ungarn vorbei.

Bei Werder kurbelte Norbert Meier unermüdlich den Angriff an immer, wenn die Bremer hohe Flanken nach innen bringen konnten, brannte es vor dem Frankfurter Tor. Doch dort stand zwischen den Pfosten Uli Stein. Unglaublich, wie er in der 20. Minute einen Kopfball aus kurzer Distanz von Frank Neubarth noch über die Latte lenkte. Super seine Parade in der 44. Minute. Meier hatte volley geschossen, Stein flog ins bedrohte Eck, brachte die Hand noch an den Ball.

Die gute Eintracht-Defensive setzte sich nach vorne nicht fort. Ein Weitschuß von Schlindwein knapp übers Tor, eine bereits im Mittelfeld abgeblockte Konterchance, das war's - bis zur 45. Minute. Dann schlug die Eintracht überraschend zu. Ein weiter Paß von Schlindwein, ein kurzer Antritt von Schulz, ein harter Schuß flach aufs Tor und ins Tor. Am Körper von Reck vorbei rutschte der Ball ins Netz. Totenstille im Stadion. Erst nach einiger Zeit begriffen selbst die Frankfurter Fans, daß ihre Mannschaft in Führung lag. Die Bremer Anhänger waren verblüfft, ließen ihren Ärger mit lautstarken, aber ungerechten Pfiffen an Schiedsrichter Pauly aus. Ersatz-Torwart Dieter Burdenski: „Schulz war abseits.“

Bremens Trainer Otto Rehhagel setzte nach dem Wechsel alles auf eine Karte. Für den enttäuschenden Ordenewitz schickte er das Schlitzohr Burgsmüller ins Spiel. Die Marschroute der Bremer war damit klar: Angriff um jeden Preis. Die Frankfurter stemmten sich mit aller Macht und dem Mut der Verzweiflung gegen den Druck. Dabei wuchsen Libero Binz, Vorstopper Körbel, vor allem aber der Ex-Bremer Schlindwein über sich hinaus. Neubarth bekam kaum einen Stich im Strafraum, obwohl der Druck für die Frankfurter beängstigende Formen annahm.

Doch Werders sonst so probates Mittel, hohe Flanken in den Strafraum, fruchtete diesmal nicht. Stein zeigte einmal mehr, daß er nach wie vor die Nr. 1 der deutschen Torhüter ist, daß er und nicht Immel in die Nationalelf gehört. Was der ehemalige Hamburger in den letzten 20 Minuten hielt, brachte Bremen zur Verzweiflung. Aus 3 Metern scheiterte Meier, aus 4 Metern lenkte Stein einen Kopfball von Neubarth über die Latte, und schließlich brachte er einen Kopfball von Riedle, den die Zuschauer bereits im Tor gesehen hatten, doch noch von der Linie ins Seitenaus.

Richtig gefährlich für die Frankfurter wurde es immer dann, wenn Bremens Stürmer im Strafraum zu Schwalbenflügen ansetzten. Doch Schiedsrichter Pauly, die Nr. 1 in Deutschland, fiel nicht auf die Fallsucht herein. Er zog sich damit den Unwillen der Bremer Spieler, von Trainer Rehhagel und natürlich der Zuschauer zu. Als Burgsmüller ein Tor erzielte, erkannte es Pauly nicht an. Eine richtige Entscheidung: Burgsmüller hatte Klepper vor dem Torschuß umgestoßen.

Lediglich einmal sah es wirklich nach einem Elfmeter aus. Klepper hatte an der Strafraumgrenze Meier umgerannt, doch auch da blieb die Pfeife stumm. In den letzten fünf Minuten stürmte sogar Werder-Torhüter Reck mit. Doch das brachte nicht viel für die eigene Mannschaft, eher Chancen für die Eintracht. Detari hatte die Gelegenheit, als er an der Mittellinie den Ball zugespielt bekam, Reck noch mindestens 30 Meter vor seinem Kasten stand. Doch Detari, dem an diesem Tag nicht besonders viel gelang, entschied sich lieber den Ball zu halten, als ihn vielleicht leichtfertig wieder herzugeben. Wie sich zeigte, eine richtige Entscheidung.

Stimmen zum Spiel

Eintracht-Präsident Dr. Klaus Gramlich: „Ich bin überglücklich, mehr kann ich dazu nicht sagen.“

Vizepräsident Klaus Mank: „Ich kann es noch gar nicht glauben, daß dieser Traum wahr geworden ist. Ich bewundere Uli Stein.“

Lajos Detari: „Wir wußten um die Heimstärke der Bremer, sie sind heute aber an Uli Stein gescheitert. Er war Weltklasse. Ich würde nicht sagen, daß es ein glücklicher Sieg war. Wir haben uns mit einer Superleistung diesen Erfolg verdient.“

Dieter Schlindwein: „Das ist der größte Tag in meiner Fuball-Karriere. Daß ich es ausgerechnet den Bremer hier zeigen konnte, daß ich ausgerechnet die Vorlage zum Tor gegeben habe, macht mich überglücklich.“

Frank Schulz: „Ich freue mich riesig auf Berlin und auf den VfL Bochum, meinen ehemaligen Klub. Meine persönliche Leistung und das entscheidende Tor haben mir sehr gut getan, denn zuletzt war ich ja schlecht weggekommen, auch in der Kritik.“ (Abendpost-Nachtausgabe vom 14.04.1988)


 

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