Eintracht Frankfurt - Borussia Dortmund

Bundesliga 1989/1990 - 12. Spieltag

0:2 (0:1)

Termin: Sa 07.10.1989 15:30
Zuschauer: 30.000
Schiedsrichter: Hermann Albrecht (Kaufbeuren)
Tore: 0:1 Michael Zorc (3.), 0:2 Michael Zorc (90. Foulelfmeter)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Borussia Dortmund

 


  • Wolfgang de Beer
  • Murdo MacLeod
  • Thomas Kroth
  • Thomas Helmer
  • Günter Kutowski
  • Michael Lusch
  • Andreas Möller
  • Michael Zorc
  • Frank Mill
  • Michael Rummenigge
  • Jürgen Wegmann

 

Wechsel

Wechsel

  • Robert Nikolic für Günter Kutowski (77.)

Trainer

Trainer

 

Gründel wurde schmerzlich vermisst

Das Waldstadion in Frankfurt bot am Samstag die Bühne für ein Duell zweier Mannschaften, deren Saisonverläufe unterschiedlicher kaum sein könnten. Auf der einen Seite Eintracht Frankfurt, ein Team, das sich zu einer der Überraschungsmannschaften der Bundesliga entwickelt hat und in dieser Saison bereits die Tabellenspitze erklommen hatte. Auf der anderen Seite Borussia Dortmund, Pokalsieger und vor der Saison als Geheimfavorit gehandelt, jedoch in den letzten Wochen von internen Querelen und schwankenden Leistungen geplagt. Am Ende setzten sich die Gäste aus Dortmund mit 2:0 durch – verdient, wie selbst die unterlegenen Frankfurter Spieler anerkannten.

Schon in der dritten Minute wurde das Spiel aus Frankfurter Sicht denkbar disharmonisch eingeläutet: Nach einem unnötigen Foul von Eckstein an Andreas Möller führte der daraus resultierende Freistoß zum Führungstreffer der Dortmunder. Ein präziser Ball des Ex-Frankfurters Möller landete punktgenau bei Michael Zorc, der den Ball per Kopf ins Netz beförderte. Frankfurts Torhüter Uli Stein blieb regungslos, da ihm die Sicht durch Mitspieler Weber versperrt wurde, der erfolglos versucht hatte, Zorc am Kopfball zu hindern.

Die Eintracht schüttelte sich und nahm den Kampf an, aber die Frankfurter Offensivbemühungen wirkten von Beginn an fahrig und wenig durchschlagskräftig. Besonders auffällig war dabei das Fehlen von Heinz Gründel. Der 31-jährige Mittelfeldspieler, der sich nach anfänglicher Kritik in der Vorsaison als unverzichtbare Schaltzentrale etabliert hatte, pausiert unfreiwillig aufgrund einer Bänderverletzung. Ohne Gründel fehlte der Eintracht die spielerische Klasse, um Struktur und Übersicht ins Angriffsspiel zu bringen. Seine Fähigkeit, als Ruhepol und Ballverteiler zu agieren, wurde schmerzlich vermisst. Stattdessen arbeiteten die Frankfurter hektisch und oft unkoordiniert, was dazu führte, dass klare Torchancen Mangelware blieben.

Einzelaktionen boten dennoch hin und wieder Hoffnung: So setzte Uwe Bein Turowski in Szene, der in der 28. Minute eine der wenigen klaren Gelegenheiten für die Gastgeber hatte. Sein trockener Schuss wurde jedoch vom Dortmunder Keeper de Beer im letzten Moment abgewehrt. Es blieb bei Ansätzen, die jedoch nie konsequent zu Ende gespielt wurden.

Borussia Dortmund konnte sich nach der frühen Führung zunächst auf die Defensive konzentrieren und ließ die Eintracht immer wieder an der stabilen Abwehrreihe abprallen. Mit zunehmender Spieldauer zeigten die Gäste jedoch auch ihre Klasse im Mittelfeld, wo Michael Rummenigge besonders überzeugte. Die Dortmunder Mannschaft agierte als Einheit – gut abgestimmt, defensiv sicher und variantenreich im Spielaufbau. Andreas Möller, der nach seinem Wechsel von Frankfurt nach Dortmund im Fokus stand, spielte stark, ohne jedoch die spektakulären Momente zu liefern, die ihn sonst auszeichnen.

Die Eintracht hingegen suchte mit wachsender Verzweiflung den Weg zum Dortmunder Tor. Spieler wie Bein, Falkenmayer, Turowski und Eckstein versuchten immer wieder, durch die Defensive der Borussia zu brechen, doch klare Chancen blieben die Ausnahme. Ein Freistoß von Binz in der 65. Minute ging knapp über das Tor, und ein weiterer Versuch von Bein in der 81. Minute verfehlte das Ziel nur knapp. Die zunehmende Verkrampfung der Frankfurter führte dazu, dass sie ihre spielerische Linie komplett verloren.

Die endgültige Entscheidung fiel schließlich in der letzten. Minute, als Körbel den Dortmunder Mill im Strafraum foulte. Michael Zorc trat zum fälligen Elfmeter an und verwandelte sicher zum 2:0-Endstand. Damit mussten die Frankfurter ihre erste Heimniederlage der Saison hinnehmen.

Selbst aus den Reihen der Frankfurter gab es anerkennende Worte für die Leistung der Gäste. Torhüter Uli Stein lobte: „Die Dortmunder waren immer einen Tick schneller am Ball. Sie haben bewiesen, dass sie wirklich eine gute Mannschaft sind.“ In Sachen Eintracht bleibt die Erkenntnis, dass sie, so stark sie in dieser Saison auch aufgetreten ist, noch nicht mit den Topteams der Liga mithalten kann. Der Ausfall von Gründel und die fehlende Effizienz vor dem Tor offenbarten Defizite, die es zu beheben gilt. Aufgabe für Trainer und Team wird es sein, die Lehren aus diesem Spiel zu ziehen und sich weiter zu verbessern – sowohl in der Defensive als auch im Spielaufbau.


Neues von Heintje und dem Schwarzen Abt

Erstmals seit seinem Wechsel zu Borussia Dortmund trat Andreas Möller als Gast im Waldstadion auf. Beim ersten Besuch der Dortmunder in Frankfurt nach seinem Wechsel musste er aufgrund einer Gelbsperre noch zusehen, doch diesmal stand er auf dem Platz – trotz einer Blessur am linken Schienbein, die er sich beim Länderspiel zugezogen hatte. „Es war zwar ein eigenartiges Gefühl, aber es hat Spaß gemacht“, sagte Möller nach dem Schlusspfiff sichtlich zufrieden. Kein Wunder: Erst erzielte er am Mittwoch seine ersten Tore im Nationaltrikot, und jetzt gelang ausgerechnet bei der Eintracht der erste Bundesliga-Auswärtssieg der Saison für den BVB.

Trotz des Erfolgs gab der Dortmunder Star zu, sich „irgendwie schlapp und müde“ zu fühlen – was angesichts von vier aufeinanderfolgenden „englischen Wochen“ nachvollziehbar ist. Statt seine Eltern in Bad Vilbel zu besuchen, wie ursprünglich geplant, entschied sich Möller für die direkte Rückkehr mit der Mannschaft. Die Fragen zu seiner Zukunft in der Bundesliga beantwortete er gewohnt unkonkret: „Ich werde mich im Winter entscheiden. Ein Wechsel innerhalb der Bundesliga ist eher unwahrscheinlich.“

Während Möller auf dem Platz überzeugte, zog ein anderer Akteur abseits des Spielfelds Aufmerksamkeit auf sich: Klaus Gerster, der ehemalige sportliche Leiter der Dortmunder, verfolgte das Spiel abseits der prominenten Plätze auf der Tribüne. Die Verhandlungen zwischen Gerster und der Eintracht um die Besetzung des Manager-Postens sind ins Stocken geraten. Gerster hat das Präsidium nach der ersten Verhandlungsrunde um eine unbefristete Bedenkzeit gebeten, was bedeutet, dass die bevorstehende Sitzung des Eintracht-Verwaltungsrats keine abschließende Entscheidung bringen wird.

„Mein Zögern hat nichts mit der Zukunft von Andreas Möller zu tun. Es sind rein persönliche Gründe, die mich dazu veranlassen“, erklärte Gerster, ohne allzu viele Details preiszugeben. Auch Eintracht-Präsident Matthias Ohms hielt sich bedeckt: „Es gibt viele mögliche Gründe, warum er zögert – vielleicht liegen sie in den Finanzen oder den Kompetenzen, die ihm angeboten wurden.“

 

>> Spieldaten <<





© text, artwork & code by fg