Eintracht Frankfurt - Werder Bremen |
Bundesliga 1989/1990 - 28. Spieltag
1:0 (0:0)
Termin: Sa 07.04.1990 15:30
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Hans-Jürgen Weber (Essen)
Tore: 1:0 Jörn Andersen (57.)
Eintracht Frankfurt | Werder Bremen |
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Sippel bringt Farbe ins Spiel Nach der Pause sollte ein bis zu diesem Zeitpunkt schwaches Bundesligaspiel Fahrt aufnehmen: Mit der Einwechslung von Lothar Sippel für den erneut enttäuschenden Dieter Eckstein brachte Eintracht-Trainer Jörg Berger eine Portion Dynamik und Wendigkeit in die Partie – und die Wende kam prompt. Sippel, erst zu Beginn der Saison von Hessen Kassel verpflichtet, sorgte mit seinem ersten Ballkontakt gleich für Aufregung. Bremens Kapitän Mirko Votava sah sich gezwungen, den flinken Angreifer mit einem groben Foul zu stoppen. Das hatte für den Norddeutschen Konsequenzen: Die siebte Gelbe Karte bedeutet eine Sperre im kommenden Spiel gegen Bochum. Nur zwei Minuten später folgte die spielentscheidende Szene. Nach einem Gerangel wälzte sich Sippel am Boden, und Bremens Jonny Otten wurde des Feldes verwiesen. Was genau geschah, blieb umstritten. Sippel beteuerte, er sei „an Ohr und Wange“ getroffen worden, während Otten jegliche Schuld abstritt und betonte: „Der ist danach wieder fröhlich rumgerannt.“ Doch der Linienrichter Klaus Plettenberg meldete dem Schiedsrichter eine Tätlichkeit: „Otten hat mit der Faust auf den Kopf des Eintracht-Spielers geschlagen.“ Daraufhin zückte Schiedsrichter Hans-Jürgen Weber die Rote Karte. Bremens Manager Willi Lemke zeigte sich nach dem Spiel sichtlich verärgert und kündigte an, vor dem Sportgericht des DFB eine milde Strafe für Otten erreichen zu wollen. Doch für den Spielverlauf war die Entscheidung unumkehrbar: Der Platzverweis in der 49. Minute stellte das Spiel auf den Kopf. In Überzahl nutzten die Frankfurter die sich bietenden Räume geschickt aus. Nur vier Minuten nach dem Platzverweis spielte Ralf Weber einen millimetergenauen Pass in den Lauf von Jørn Andersen. Der Norweger, unnachahmlich cool, lief allein auf Bremens Torhüter Oliver Reck zu und schob zum 1:0 ein. Damit nicht genug: Andersen übernahm mit diesem Treffer nicht nur die alleinige Führung in der Torjägerliste, sondern erhöhte auch seinen Marktwert im Poker um einen neuen Vertrag bei der Eintracht. „Das letzte Angebot der Eintracht war kaum höher als das alte – das lohnt nicht einmal die Diskussion“, kommentierte der selbstbewusste Stürmer, der bis Monatsende eine Entscheidung anstrebt. Die 25.000 Zuschauer im Waldstadion mussten sich ansonsten mit einem über weite Strecken ereignisarmen Spiel begnügen. Vieles blieb Stückwerk, gelungene Szenen waren rar. Einzige Lichtblicke: Sippels Direktabnahme, die das Tor knapp verfehlte, nach einer Stunde, Bindewalds Pfostentreffer in der Schlussminute und Eilts’ Großchance, die Torhüter Uli Stein vereitelte. Das Spiel, so Jörg Berger, war „in der ersten Halbzeit zum Vergessen.“ Bremens Trainer Otto Rehhagel nannte die Spielweise seines Teams dagegen „kontrolliert“, räumte aber ein: „Wir haben uns selbst geschlagen.“ Frankfurts hochgelobtes Mittelfeld blieb an diesem Nachmittag unter seinen Möglichkeiten. Uwe Bein konnte sich gegen den erfahrenen Mirko Votava kaum entfalten, Ralf Falkenmayer leistete sich ungewohnte Fehler, und Heinz Gründel mühte sich redlich, ohne entscheidende Impulse zu setzen. Vieles wurde von Bremens intensiver Manndeckung und aggressivem Forechecking im Ansatz erstickt. Ein Lichtblick bei der Eintracht war die Rückkehr von Ralf Weber nach mehrmonatiger Verletzungspause. Weber glänzte mit Übersicht und Präzision, bereitete nicht nur Andersens Treffer vor, sondern bewies auch defensiv seine Stärken, indem er Frank Neubarth und später Marco Bode erfolgreich neutralisierte. Mit diesem mühsamen, aber letztlich verdienten Sieg rückte die Eintracht ihrem Saisonziel, einem UEFA-Cup-Platz, näher. Berger zeigte sich erleichtert: „Das war ein großer Schritt, auch wenn wir noch zittern mussten.“ Es war der erste Erfolg der Frankfurter seit dem 5:1 gegen Stuttgart im Februar und der erste Sieg gegen Bremen seit November 1981.
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