![]() |
FSV Frankfurt - SG Praunheim |
![]() |
Bundesliga, Staffel Süd - 3. Spieltag
3:3 (0:1)
Termin: 16.09.1990
Zuschauer: 800
Schiedsrichter: Brückner (Darmstadt)
Tore: 0:1 E. Metz (38.), 0:2 Henninger (43.), 1:2 Heinrich (48.), 2:2 König (52.), 3:2 Pohlmann (62.), 3:3 Heck (64.)
FSV Frankfurt | SG Praunheim |
|
|
Trainer
|
Trainer
|
Torreiches Spiel am Hang Die Erwartungen, die an ein Lokalderby und Spitzenspiel geknüpft werden, erfüllen sich nicht immer. Doch diesmal übertrafen beide Teams die Erwartungen auf eine interessante und abwechslungsreiche Partie mit Klasse, Kampf und Dramatik. Die Spielerinnen tauchten Trainer und Zuschauer dank ihrer sechs Treffer in ein Wechselbad der Gefühle, das beim Publikum Begeisterung auslöste. Weniger Begeisterung als vielmehr Unzufriedenheit rief bei FSV-Trainerin Monika Koch-Emsermann die mangelnde Chancenauswertung ihrer Spielerinnen in der ersten Hälfte hervor. Obwohl der FSV das Spiel sicher beherrschte und die SG sogar zeitweilig mit aggressivem Forechecking und flüssigen Ballpassagen in deren Hälfte einschnürte, gab es zunächst keinen Erfolg, zumal Stefanie Jones einen Kopfball neben das leere SG-Gehäuse setzte, nachdem SG-Torhüterin Sandra Metz einen Eckball unterlaufen hatte. Ein Mißgeschick, das sie des öfteren ereilte. Der Gast glich die spieltechnische Unterlegenheit durch seinen unbändigen kämpferischen Einsatzwillen aus. Die SG verteidigte aufopferungsvoll mit „Frau und Maus“ ihren Strafraum und warf sich dabei immer wieder erfolgreich in die Schüsse der FSV-Spielerinnen. Offensives Mittelfeld und Angriff brachten der SG-Abwehr so gut wie keine Entlastung. Daniela Stumpf beherrschte die Gäste-Stürmerin Anita Henninger sicher. Und doch stellte Elke Metz das Spielgeschehen mit ihrem Führungstreffer kurz vor der Pause auf den Kopf. Ein eigentlich von ihr als Verlängerung gedachter Kopfball senkte sich nach einem Freistoß von Christiane Wegener über Mary Harvey hinweg ins Tor. Nach dem Seitenwechsel überschlugen sich die Ereignisse. Die Partie verlief nun ausgeglichener. Dramatik und Spannung kehrten auf dem Spielfeld ein. Die Gäste verwerteten ihre Torchancen weiterhin konsequent. So baute Anita Henninger die Führung der Gäste mittels eines haltbaren Kopfballs aus, nachdem Anja Dörner zuvor nur die Latte getroffen hatte. Der Elan des Gastgebers jedoch brach nicht, er nahm stattdessen zu. Eine Trotzreaktion machte sich breit. Wenig später erzielten Andrea Heinrich mit einem 16-m-Schuß ins rechte untere Toreck und Gabi König, die in eine Flanke von Andrea Heinrich eingrätschte, den Gleichstand. Für den viel um jubelten Führungstreffer zeigte sich die zuvor eingewechselte Dagmar Pohlmann verantwortlich, die einen Eckball von Daniela Stumpf über die Linie schob. Nicht minder umjubelt wurde zwei Minuten später der Kopfballtreffer von Vera Heck, die den Endstand in einer Partie herstellte, die keinen Verlierer verdient gehabt hätte. Den einzigen Wermutstropfen bildete für SG-Trainer Dieter Hochgesand neben einer verspielten 2:0-Führung die schwere Verletzung von Ingrid Zimmermann, die entweder eine Bänderdehnung oder einen Bänderriß erlitt. Für FSV-Trainerin Monika Koch-Emsermann gab es nach Spielende weitaus Erfreulicheres zu berichten: Die Damenmannschaft fand aus der Immobilienbranche einen neuen Sponsor. (FR vom 17.09.1990)
Im Frankfurter Derby gibt es sechs Tore und keinen Sieger Monika Koch-Emsermann geht es nicht mehr alleine darum, für den Frauenfußball zu werben. Die kämpferische Trainerin des FSV Frankfurt will einfach nur noch gewinnen. Das Frankfurter Derby zwischen dem FSV und der SG Praunheim begann zehn Minuten später, weil viele Zuschauer beim geplanten Anpfiff noch am Kassenhäuschen Schlange standen. Das Gewinnen fällt dem FSV in der in dieser Saison gegründeten Bundesliga schwer genug. Gegen den Nachbarn, Aufsteiger und Tabellenführer reichte es für den FSV nur zu einem 3:3. Die Überraschungsmannschaft aus Praunheim bleibt nach diesem Punktgewinn weiterhin in der Gruppe Süd in Führung. Auch ohne Topzuschlag erlebten die 800 Zuschauer ein Spitzenspiel. Der FSV, technisch und spielerisch überlegen, verstand es in der ersten Halbzeit nicht, seine Angriffe ebenso erfolgreich abzuschließen. Stephanie Jones, Martina Walter und Katja Bornschein verschluderten die besten Möglichkeiten. Praunheim wußte seine wenigen Chancen zu schätzen. Die erste nutzte Elke Metz, die früher beim FSV spielte, mit einem geschickten Kopfball über Torfrau Mary Harvey hinweg zum 1:0. Die zweite führte durch Anita Henninger zum 2:0. Der Mannschaft von Hochgesand fehlte nach der überraschenden und deutlichen Führung nicht nur Cleverneß, um das Spiel zu gewinnen. Dem enormen Druck des FSV konnte die Mannschaft nicht standhalten, zu Kontern war sie nur sehr selten fähig. Innerhalb von nur vierzehn Minuten ging der FSV in Führung. Andrea Heinrich (48. Minute), Gabi König (52.) und Dagmar Pohlmann (62.) mit einem Kopfball demonstrierten nun auch Entschlossenheit vor dem Tor. Nach einem Eckstoß gelang der eingewechselten Vera Heck mit einem sehenswerten Kopfball nur drei Minuten später der Ausgleich. „Meine Mannschaft ist geistig noch nicht da, wo ich es mir vorstelle“, sagte die FSV-Trainerin. Was heißen soll: Der FSV nimmt die Bundesliga noch nicht ernst genug. Die Mannschaft, jahrelang erst in der Endrunde gefordert, unterschätzt in den Punktspielen den Gegner. Auf den Gedanken, die Sache zu leicht zu nehmen, kommt die SG Praunheim auch nach dem hervorragenden Start mit 5:1 Punkten nicht. Trainer Hochgesand zählt seine kampfstarke Mannschaft nun zwar zusammen mit dem 1. FC Saarbrücken, Bayern München, Niederkirchen und dem FSV zu den Führungskräften der Südgruppe. Aber die Sorgen des Trainers sind nach dem Derby-Erfolg größer als zuvor. Ingrid Zimmermann, die beste Spielerin des Aufsteigers, verletzte sich schwer. Die Mittelfeldspielerin hat sich eine Bänderverletzung zugezogen. Sie wird lange fehlen, gleichwertigen Ersatz gibt es nicht. Der Verlust wiegt besonders schwer, weil auch die hocheingeschätzte Monika Stab wegen einer Verletzung in dieser Saison noch nicht eingesetzt werden konnte. Am nächsten Sonntag erwartet Praunheim Bayern München zum Spitzenspiel. Da will der Aufsteiger wieder etwas für den guten Ruf der Damen tun. „Der Frauen-Fußball hat noch nicht die Akzeptanz, wie man sich das wünscht“, sagt Hochgesand. Daß solch spannende und gute Spiele das Interesse am Frauen-Fußball fördern, steht außer Frage. Anerkennung gab es nicht nur branchenintern. Auch die männlichen Kollegen wie Gert Trinklein, Manger von Rot-Weiss Frankfurt, und der ehemalige Bundesliga-Trainer, Abteilung Männer, Dietrich Weise waren angetan. Wenn man Mädchen früh an den Fußball heranführe, seien sie auch zu beachtlichen Leistungen fähig, sagte Weise; Auch Werner Schleich, jahrelang Förderer der Oberligamannschaft des FSV und nun Sponsor der Damen, zeigte sich erfreut: „Wann bin ich in einem Spiel schon einmal von meinem Sitz hoch?“ sinnierte der Immobilienmakler. Bei den Herren des FSV vermutlich schon lange nicht mehr. (FAZ vom 17.09.1990)
|